Reitkunst - Quo Vadis?

Rund um die klassische Reitkunst

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Medusa888
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Re: Reitkunst - Quo Vadis?

Beitrag von Medusa888 »

Also, ich bin noch nie in die Verlegenheit gekommen zu sagen, ich würde "klassisch" reiten. Ich würde allerdings auch nie sagen, ich reite "englisch" oder "FN".

Ich würde auch heute nicht sagen, dass ich "klassisch" reite. Denn viele Menschen assoziieren mit dieser Sparte Reiterei oft Pferde egal welcher Rasse und schwitzende Menschen in Samtkostümchen oben drauf. Oder eben auch Reiter die "in Schönheit sterben" und in Zeitlupe Seitengänge schlurfen, aber keinen korrekten Mitteltrab reiten können.
Reiten ist für mich immer "vorwärts" denken, mit Leichtigkeit, Gelassenheit und immer Mensch und Reiter in Einheit.

Ich lese gerne, nutze jede Möglichkeit ein gutes Buch zu lesen und ziehe hier Bücher über Reitkunst auch anderen Schmökern vor. Aber ich bin hier nicht so fanatisch und kaufe mir die Bücher im Original, weil ich den Übersetzungen nicht traue.

Ach so.... beim Redopp müßte ich beispielsweise passen.

Klassisches Reiten ist vielleicht insofern eine Lebenseinstellung, weil die Betonung auf dem partnerschaftlichen Umgang mit dem Pferd liegt.
Das die Diskussionen in allen Foren ähnlich verlaufen kann ich schon verstehen, denn wie Steffen schon geschrieben hat: es gibt eben nur "richtiges" Reiten.

Und ich glaube nicht, dass ich in unserem Stall "in"bin, weil ich vor dem Reiten Bodenarbeit mit den Pferden mache. Da wird man eher schräg angeguckt, weil man eventuell den Hufschlag blockiert.
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Excalibur hat geschrieben:Ich finde den Begriff Reitkunst im Kontrast Reitsport schon sehr wichtig.
das finde ich auch... während Kunst immer eine gewisse Individualität impliziert, muss es im Sport klare Normen geben, damit man vergleichen und einen Gewinner ermitteln kann.

Trotzdem bin ich nicht der Meinung, dass etwas schon als Kunst bezeichnet werden kann, nur weil es ganz niedlich :twisted: ist (Beispiel: "Kinderbild"). Kunst sollte schon etwas sein, das beeindruckt.

Mich persönlich beeindruckt beim Reiten allerdings vor allem solche Dressur, die Ästetik ausstrahlt, meistens wird dies durch Perfektion erreicht ("Durch gutes Reiten wird ein Pferd schön")

Kunst hat aber auch immer etwas mit künstlich zu tun, d.h. das Natürliche wird verändert, auch wenn die Natur die Basis ist, so ist Kunst immer die Übersteigerung dessen, was die Natur bietet. Nun ist es aber schon sehr schwer, das Pferd unter dem Reiter überhaupt annähernd wieder zu der Eleganz zu verhelfen, wie es sie ohne Reiter hat. Dieses dann noch über die natürliche Bewegung hinaus zur Kunst zu erheben, erfordert unglaublich viel Erfahrung, Wissen und Talent.
Wir hatten ja einen Beitrag aus Österreich..., was ich in Wien gesehen habe, trifft meine persönliche Definition von Reitkunst ziemlich genau.

Harmonie mit dem Pferd ist etwas wundervolles und ich denke auch, dass es immer unser Ziel sein sollte, Harmonie anzustreben. Höchst problematisch ist allerdings, dass man bei der Ausbildung des Pferdes, die im wesentlich darauf beruht, es durch Gymnastizierung umzuformen, leider auch einmal Widerstände überwinden muss, damit sich das Pferd weiter entwickelt. Gymnastizierung bedeutet Dehnung und Veränderung der Muskulatur. Jeder, der selbst Sport macht weiß, dass sich das nicht nur immer angenehm anfühlt. Der Ausbilder muss sein Pferd motivieren, diese Anstrengung, die für das Pferd ja zunächst natürlich nicht einleuchtend ist, auf sich zu nehmen. Da ist das mit der Harmonie manchmal sehr schwierig.

Harmonie und Kunst sind daher für mich sehr unterschiedliche Ansprüche, wenn auch beide positiv belegt. So wird man auf dem Wege der Ausbildung nicht immer die vollkommene Harmonie beibehalten können. In der Perfektion darf es dann natürlich keine Kunst geben, der nicht auch Harmonie innewohnt. Aber da muss man erst mal hin ... :roll:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Für mich war/ist Reitkunst wirklich erst, wenn ein gewisses Niveau erreicht ist, wo eben nicht jeder hinkommt. Aber vielleicht stoße ich mich auch persönlich zu sehr an dem Begriff Künstler.. Ich habe da eigentlich immer nur weltfremde Exemplare kennengelernt, egal aus welcher Sparte. Die waren immer etwas "special" :wink:

Um nochmal der Thema Erhaltung und Traditionspflege anzusprechen.
Spannend in dem Zusammenhang sind für mich die ganzen alten Reitfiguren, die heutzutage keiner mehr reitet bzw. auch kaum einer mehr interpretieren kann, was die denn damals alles geritten sind. Als Bsp. fällt mir jetzt leider nur die Passagetraversale ein. Aber bei einem Vortrag vom Barockverband Süd aus hatte der Vortragende verschieden Bilder von Hufschlagfiguren mit, was die damals alles geritten sind. Hauptsächlich auf der Quadratvolte und das konnte man nur sehr schwer interpretieren, geschweige denn nachreiten.
@Susanne und FoxOnTheRun
Könnt Ihr Euch da noch erinnern? Ihr wart doch auch dabei :wink:

LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
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Meg
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Beitrag von Meg »

Steffen hat geschrieben: Harmonie mit dem Pferd ist etwas wundervolles und ich denke auch, dass es immer unser Ziel sein sollte, Harmonie anzustreben. Höchst problematisch ist allerdings, dass man bei der Ausbildung des Pferdes, die im wesentlich darauf beruht, es durch Gymnastizierung umzuformen, leider auch einmal Widerstände überwinden muss, damit sich das Pferd weiter entwickelt. Gymnastizierung bedeutet Dehnung und Veränderung der Muskulatur. Jeder, der selbst Sport macht weiß, dass sich das nicht nur immer angenehm anfühlt. Der Ausbilder muss sein Pferd motivieren, diese Anstrengung, die für das Pferd ja zunächst natürlich nicht einleuchtend ist, auf sich zu nehmen. Da ist das mit der Harmonie manchmal sehr schwierig.

Harmonie und Kunst sind daher für mich sehr unterschiedliche Ansprüche, wenn auch beide positiv belegt. So wird man auf dem Wege der Ausbildung nicht immer die vollkommene Harmonie beibehalten können. In der Perfektion darf es dann natürlich keine Kunst geben, der nicht auch Harmonie innewohnt. Aber da muss man erst mal hin ... :roll:
Super Steffen, genauso isses doch. Ich glaube nicht mehr daran, dass man mit einer "Friede-Freude-Eierkuchen, das Pferd muss freiwillig mitmachen, sonst ist es nicht harmonisch" Einstellung weit kommt. Wie auch immer man weit definiert. Besonders, weil eben diese Umstellung des Körpers auch mal unangenehm ist. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich vorletztes Jahr total untrainiert angefangen habe mit Joggen. Uh, was hab ich mich gequält. Aber mit mehr und mehr Fitness kam auch die Freude an der Bewegung. NUR, ich weiss, warum ich mich quäle, ein Pferd nicht. So muss ich einen gesunden Mittelweg finden, das unangenehme so angenehm zu machen und die Motivation kommt dann auch mit der Beweglichkeit und Kraft.

LG
Meg
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Josatianma hat geschrieben: Ist Reitkunst für euch "nur" das Reiten von Seitengängen? Wer beschäftigt sich mit den ganzen alten Meistern und hat diese vielleicht auch gelesen? Wer kann ohne Nachzuschauen erklären, was ein Redopp ist (nur als Beispiel). Worin seht ihr die falsche Entwicklung der klassischen Reitkunst. Welche Literatur bildet die Grundlage für die Reitkunst?Ist das Beschäftigen mit der Reitkunst bei euch eine Lebenseinstellung oder einfach nur weil es "In" ist?
Ja das ist eine Einstellung zum Pferd die einen von der Masse abtrennt, aber man ist weißgott nicht einzigartig unter all den Reitweisen.

Nein, ich kann nicht sagen was Redopp ist und ich kenne nicht jedes klassische Werk – vielleicht schaffe ich es mal zu mehr Theorie aber derzeit lastet mich die Praxis zu sehr aus ;-)

Und darüber sollte man sich auch nicht definieren und auch öfters mal an den Teppich denken anstatt „theoretische Höhenflüge“ zu haben und praktisch nur zu murksen (möchte ich so manchem „Barockreiter“ an den Dreispitz pinnen!)

Also auch ich bin durch verschiedene Stadien gegangen bis ich heute einem ähnlichen Standpunkt wie Alix habe. Manchmal ist es Zeit vom hohen Ross zu steigen :oops: Die Erkenntnis war bitter, zunächst enttäuschend dann auch wieder etwas beruhigend dann beängstigend. Erst dachte ich „meinen Hafen“ gefunden zu haben – „Ich reite klassich!“ Und dann immer die Frage was IST klassisch. So richtig findet man keine Beschreibung ohne andere Reitweise abzuwerten :roll: Ich reite nun auch „pro Pferd“ - für mich und mein Pferd. Nicht (mehr) um mich darüber zu definieren sondern weil ich meinen Weg gefunden habe.

Ich habe gerade letztens „live“ mit einem Forenmitglied darüber diskutiert: Pferd und Reiter sind Individuen – so etwas wie „Richtig“ oder „Falsch“ lässt sich nicht immer abgrenzen. Folglich ich auch das Bestimmen von Schubladen mehr als unsinnig. Und der viel besagte „Tellerrand“ – man kann es auch schaffen von oben drauf zu blicken und zu sagen „Nee, das esse ich nicht!“ oder alles zu einer „Pampe“ vermehren. Oft sind die die nach „Tellerrand“ schreien selbst Rohkostler. :D

Ich halte es wie in der Politik: Jedes Extrem schadet dem freien Willen und Entfaltungsmöglichkeiten.

Man kann sich immer etwas von Anderen abschneiden oder abgucken, so sehe ich heute auch viel mehr durchschnittlich gute Freizeitreiter (meist eben FN/deutsch geprägt) als sehr gute Barockreiter (auf Profiebene ;-)). Denkende und fühlende Reiter die mit Geduld ihr Pferd ausbilden gibt es aber in jeder Reitweise genauso viele wie Volldeppen. :P

Was ich mir wünschen würde: Das mehr "altes Wissen" unter die Leute kommt und umgesetzt wird, aber eben nur wenn es Sinn hat. Es gibt so viele Möglichkeiten einem Pferd und sich selbst zu helfen, da reicht eine kleine "Reitvorschrift" einfach nicht aus. :wink:

Und es gibt Dinge die ich strickt ablehne (für mich) z.B. Hilfszügel und in ich habe „in der Reitkunst" die Antworten und Lösungen gefunden die ich brauche.

Und Reiten ist für mich kein Leistungssport sondern sollte eben auch mit Liebe statt mit Ehrgeiz betrieben werden. REINES leistungsorientiertes Reiten und Ausbilden entspricht für mich nicht dem „klassischen Gedankengut“. Potentielles „in Schönheit Sterben“ aber auch nicht :P
Es grüßt Nadine

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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Big Mama
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Beitrag von Big Mama »

So ist es: es gibt gutes reiten und es gibt schlechtes reiten- überall. Es liegt am Verständnis für das Wesen Pferd was man daraus macht.
Für mich gehört auch eine Lebenseinstellung dazu die sich noch an Werten wie Gerechtigkeit,Disziplin,Wahrhaftigkeit,Verständniss,Rücksichtnahme und Mitgefühl orientiert.
Klassische Reitkunst beinhaltet dies für mich. FN siedle ich im Bereich des Sports an.Die einzigen Werte die es da gibt sind die Richternoten. Seit allerdings versucht wird auch das Klassische reiten, oder Barockreiten, ebenfalls als Tuniersport zu ettablieren sehe ich da einen Zerfall der guten Sitten. Reiten ist kein Sport sondern Kunst, und ich bin der Meinung das man Kunst nicht messen und nicht vergleichen kann!
Grüßle Big Mama
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Medora
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Beitrag von Medora »

Kosmonova hat geschrieben: Ich halte es wie in der Politik: Jedes Extrem schadet dem freien Willen und Entfaltungsmöglichkeiten.
Das unterstreiche ich für mich ganz dick und fett.

Ich ordne mich inzwischen eigentlich gar nicht mehr gerne irgendwo zu - mein Ziel ist, meine Pferde so zu reiten, dass sie möglichst lange gesund bleiben und die Zeit mit mir genießen (wenigstens meistens :wink:). Wenn ich das erreiche, bin ich glücklich :D


Was die Traditionen angeht... - mit diesem Begriff kann ich nicht so viel anfangen. Ich übernehme, was mich überzeugt und was sich als hilfreich erweist, aber nicht, weil etwas "schon früher so gemacht wurde", genauso wenig, weil etwas "der neueste Schrei ist".

Medora
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Big Mama hat geschrieben:Seit allerdings versucht wird auch das Klassische reiten, oder Barockreiten, ebenfalls als Tuniersport zu ettablieren sehe ich da einen Zerfall der guten Sitten.
wenn man gaaanz nett sein will, kann man es so nennen. Man könnte aber auch sagen, dass die sog. Barockreiter damit zeigen, dass all Ihre großen Ansprüche ganz schnell der eigenen Eitelkeit gepofert werden.
Man könnte sogar böswillig unterstellen, Barockturniere gibt es, damit diejenigen, die sich in der Sportdressur nicht behaupten, weil Ihnen das reiterliche Können fehlt, auch eine eigene Spielwiese brauchen, damit sie mal "vorne" mitreiten können. Dann geht es zwar mehr um hübsche Kostüme als um korrektes Reiten und von Gerechtigkeit kann schon gar keine Rede mehr sein (weil es kaum Normen gibt, an denen der Richter sich orientieren könnte), aber Hauptsache man kann gewinnen :twisted:

Turniere für Barockreiter ist so ähnlich wie Kostümreiten für Springreiter. Heute werden die Sportreiter verurteilt und morgen planen wir ein Turnier, da gruselt es mir wirklich...
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Schwer zu sagen, ich würde mich auch nicht krass als "Klassiker" bezeichnet, einfach nur als Pferdefan.

Letztendlich sehe ich keine gravierenden Unterschiede der verschiedenen Reitstile - v.a. die Grundausbildung ist überall fast gleich. Nur die weitere Ausbildung, also die Ziele (in der "Verwendung") sehen anders aus.
Es gibt in jeder Reitweise schwarze Schafe. Aber oft werden die "Sportreiter" pauschal über einen Kamm geschert - kann ich nicht bestätigen, denn auch hier konnte ich schon sehr gut gerittene Pferde sehen! Mein damaliger RL sagte immer: Es gibt nur eine gute und eine schlechte Reitweise! Dieser Satz ist genial!

Aber selbst wenn man eine Unterscheidung treffen wollte:
Ich selber sehe den großen Unterschied, die Ausbildung des Pferdes als Kunst zu sehen. Weiterhin, dass das Pferd die benötigte Zeit in der Ausbildung (und die endet ja letzendlich irgendwie nie :D ) bekommt, die es benötigt. Es wird durch diesen Prozess immer schöner, wenn es richtig läuft, also die Ausbildung des Pferdes (und des Reiters) sinnvoll aufgebaut und strukturiert wird. Und so wird das Pferd selbst mit seinem Reiter zu einem Kunstwerk! Die Reitweise ist meines Erachtens egal!

Als Bespiel ein älterer Herr in unserem Stall, er selbst sagt er reitet FN. Jedoch ohne bohrende Schenkel, ohne Rucken im Maul, eigentlich so, wie man es sich vorstellt! Er stellt sich auf das Pferd ohne Zeitdruck ein! Verlangt nur das, was es gerade absolvieren kann aufgrund seiner Statur, Ausbildung, Tagesform, etc.

Das sind für mich Klassiker!
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Die klassische Reitweise ist für mich auch so etwas wie ein Lebensgefühl.
Ich habe Spaß daran mich im Sinne der Pferde weiterzubilden, die Pferde zu beobachten, ihre Eigenheiten kennenzulernen und sie je nach ihren Talenten zu fördern.
Alles im Rahmen meiner Möglichkeiten.
Es liegt mir fern mich damit irgendwo messen zu wollen. Ich erfreue mich an der Sache selbst. Auch wenn das oft heißt: "Zwei Schritte vor, drei zurück."

Und auch die Pflege einer gewissen Tradition, wie eben die Studien der alten Meister, gehört für mich dazu. Wobei ich Neuem immer aufgeschlossen bin.
Die Erkennnis das ich selbst noch sehr viel zu lernen habe ist für mich ebenfalls klassisches Reiten. Kritikfähig sein und auch mal an die Grenzen gehen, die eigenen und die des Pferdes, um zu sehen ob die gesteckten Ziele realistisch sind.

Sich Zeit nehmen und nicht, gemessen an irgendwelchen Standards, ein Programm abspulen.

Ebenso Gedanken zur Haltung, Fütterung, Gesunderhaltung des Reitpartners.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ichhab den eindruck, dass josas frage auch in eine andere richtung zielt.

ich antworte mal: reitkunst hat für mich (als wahrhaft kunstlosem reiter mit lernwille und anstrengung) ganz viel mit tradition und literatur zu tun, mit werten udn mit dem leben an sich. herr isenbart bringt das in seinem hörbuch: was ich noch sagen wollte, so wunderbar auf den punkt

ich lese viel, bin aber noch nicht bei den ganz alten meistern angelangt, ich habe dieses JH noch nicht verlassen. ich werde das aber tun.
(ich bin mit den entsprechenden werken aufgewachsen, hab sie auch gelesen, aber natürlich nicht verstanden.)
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ja, gimlinchen hat so in etwa mit den Hintergrund erfasst, was ich mit meiner Frage herausfinden wollte.

Ich kann mich an ein Statement von francois in der Diskussion um die Frauen in der Hofreitschule erinnern, wo er bemängelte, daß diese Damen sich nicht mit der Tradition dieser doch sehr traditionsbewußten Einrichtung beschäftigt haben.

Und genau das Gefühl entsteht bei mir eben auch oft, daß zwar viele nach klassischen Grundsätzen reiten, aber die Tradition leider nicht bewahrt und gepflegt bzw. sich damit auseinandergesetzt wird. Ich lese zur Zeit sehr viel und bemerke dabei, daß ich es unglaublich schade finde, daß die Schriften der "alten" Meister teilweise nicht mehr zu kaufen oder irgendwo zu lesen sind. Natürlich weigern sich meine Hirnwindungen auch das ein oder andere Mal, gewisse Dinge auf Anhieb zu verstehen.
Alix_ludivine hat geschrieben:Spannend in dem Zusammenhang sind für mich die ganzen alten Reitfiguren, die heutzutage keiner mehr reitet bzw. auch kaum einer mehr interpretieren kann, was die denn damals alles geritten sind.
Wer kennt denn solche Figuren und wäre es nicht mal spannend über solche Dinge zu diskutieren bzw. zu versuchen diese mit den Pferden zu erarbeiten und per Video über die Ergebnisse bzw. die auftretenden Probleme oder Unterschiede in der Auslegung zu diskutieren?
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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Beitrag von ottilie »

Josa hat geschrieben:daß zwar viele nach klassischen Grundsätzen reiten, aber die Tradition leider nicht bewahrt und gepflegt bzw. sich damit auseinandergesetzt wird
Derer da wären - also Traditionen? Nachdem ich nicht so belesen bin mit den alten Meistern, würde ich da gerne mal ein paar Beispiele hören, damit ich mir mehr drunter vorstellen kann.

Und für die alten Figuren gehe ich mal schnell nen neuen Fred aufmachen, sonst vermischt sich das zuviel - finde das eine interessante Idee!
Es grüsst ottilie
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich bin nicht sehr traditionsbewusst. Hat für mich den Geschmack von konservativem Denken und das liegt mir gar nicht. Ich bin sonst sehr modern in meinem Denken. Ich bin weniger interessiert an alten Traditionen, als an altem Wissen.

Ich denke, das einzige "traditionelle" an der Reitkunst, was für mich wirklich wichtig ist, ist die persönliche Weiterentwicklung durch die Reitkunst. Das Bewusstsein, dass der Umgang nicht nur mit dem Pferd, aber auch anderen Reitern von Respekt geprägt sein soll. sog. "Reitertakt". Ich merke jedenfalls an mir, wie meine Persönlichkeit durch die Arbeit mit meinen Tieren mich reifer, geduldiger, toleranter und souveräner hat werden lassen. Ich merke dies - nicht immer, aber immer öfter ;) - auch im Alltag unabhängig von den Tieren. Ich denke, auf "Manieren" wurde früher viel mehr Wert gelegt, da war dies sicher auch noch sehr schichtgeprägt: der feine Herr/die Dame vs. den Stallknecht...weshalb Manieren einen ganz anderen Stellenwert in der Gesellschaft hatten, als heute. Auch wenn ich froh bin, dass dieses Schicht-denken heute weitgehend verwischt ist, so würde ich mir manchmal doch etwas mehr Manieren bei vielen Reitern wünschen. Und ich denke, das macht auch den "klassischen Reiter" aus.
Liebe Grüesslis, Jen
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Jen hat geschrieben:Ich bin nicht sehr traditionsbewusst. Hat für mich den Geschmack von konservativem Denken und das liegt mir gar nicht. Ich bin sonst sehr modern in meinem Denken. Ich bin weniger interessiert an alten Traditionen, als an altem Wissen.
Dann ist Tradition vielleicht der falsche Begriff und sollte durch Wissen ersetzt werden.
Liebe Grüße, Sabine

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