Innere Schulter "heben"

Rund um die klassische Reitkunst

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Miri
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Innere Schulter "heben"

Beitrag von Miri »

Hallo,

vielleicht kennt hier ja jemand folgendes Problem und hat ein paar Tipps parat:

Im v/a habe ich öfters das Problem, dass das Pferd sich auf der linken Hand vor allem in den Kurven extrem auf die innere Schulter fallen lässt.
Dabei kommt er meistens etwas hinter die Senkrechte und man hat das Gefühl als ob er gleich sich gleich hinlegen will. Das passiert meistens, wenn ich einen Zirkel reite und dann in die Reitbahnecke komme. Leider ist der Zirkel immer etwas murks, weil er ab der Mitte der Bahn mit viel Schmackes auf den Zaun zusteuert und dadurch die Ecke meist sehr schlecht durchzureiten ist.

Aber Das Problem mit der Zirkelform bekomme ich so nicht gelöst, da er ohne Zaun als Begrenzung einfach Panik hat, denn er ist einseitig blind und rennt deshalb schnell wieder zum Zaun, sobald er auf die offene Seite des Zirkels kommt.

Ich hoffe da etwas mehr Form zu bekommen, wenn ich es erstmal geschafft habe ihn von der inneren Schulter zu holen.

Welche Übungen oder Tricks gibt es da, damit er im Trab nicht so auf die innere Schulter fällt?
Also bisher reite ich mit ihm halt viel Zirkel im Trab und im Schritt und auch Seitengänge im Schritt. Von den Lektionen können wir also noch nicht so viel.

Ideen?
lg, miri
mysteria
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Beitrag von mysteria »

Hi,

meiner erfahrung nach haben pferde, die noch gerne auf die schulter fallen auch probleme gerade aus zu laufen...
ich appeliere hier gerne an die "eigenverantwortung" des pferdes :wink:

soll bedeuten: wenn ich sage "geradeaus" meine ich "gerade aus", und zwar ohne, dass ich permanent korregieren muss; mein pferd soll das selbständig bewältigen können.
was ich dazu gerne mache ist folgendes:
(vorerst mal auf geraden linien, auf gebogenen kommt es dann meist von allein)


reite gerade aus, z.b. durch die ganze bahn. stelle dein pferd gerade und lass es gehen... du wirst merken, er driftet mehr und mehr auf eine seite ab! lass ihn deutlich abdriften (30°-45° von der geraden) und erst dann korregiere ihn deutlich.
Wie?
reite ihn um ca. 90° in die andere richtung; bleibe in der gangart & tempo, dass du zuvor hattest. ist dein pferd also z.b. von der mittellinie um 45° nach links gedriftet, solltest du jetzt um 45° nach rechts weiter reiten.

durch das drehen gegen die bewegungsrichtung hohlst du dir die "driftende" schulter zurück...


sicherlich reitest du im ersten moment dadurch "zick-zack" durch die gegend :roll: aber das wird besser mit der zeit.

ein zirkel ist am anfang dann ne "raute" von A nach punkt nach X nach punkt... so bekommst du den übergang zwischen langen geraden und dem zirkel hin. je besser ihr seit, desto mehr zwischenstücke bekommt der zirkel, am ende ist er rund..

hilft das?
Miri
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Beitrag von Miri »

Hallo,

danke für deinen Tipp.

Ich probier das mal aus! (Hoffentlich krieg ich keinen Knoten in den Kopf :lol: )
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Hm.. Auf welchem Auge ist er denn blind?

Wie sieht es denn beim normalen Durchreiten der Ecken aus? Kippt er da auch so?

LG Alix
Zuletzt geändert von Alix_ludivine am Mo, 23. Mär 2009 10:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Kristina
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Beitrag von Kristina »

Durch das vorsichtige Anheben des inneren Zügels- dabei steten Kontakt halten (nicht nach hinten, nur nach oben...) kannst Du erst versuchen, ihn im Gebiss zu lockern, dass er kurz das Maul öffnet und kurz kaut( meist legen sich die Pferde beim Fallen auf die Schulter auch aufs Gebiss)-dann gleich wieder nachgeben und das Ganze von vorne. arüber hebt sich die innere Schulter und Du kannst dann korrekter die Biegung reiten.Wichtig dabei ist natürlich auch ein wenig Druck auf dem inneren Schenkel am Gurt.Und achte auch mal darauf, ob Du vielleicht zu arg zur inneren Seite her einknickst und versuche, Deine innere Seite zur Zirkelinnenseite hin lang zu machen.Ist es denn beim Longieren auch so??? Da kann man ja auch einiges schon vom Boden her korregieren.....Viel Erfolg
lalala

Beitrag von lalala »

Für mich klingt das eher nach einem generellen reiterlichen Problem und wenig Vertrauen zum Reiter. Da hilft mMn auch nur ein RL vor Ort, der dir beibringt das Pferd an die Hilfen zu bekommen und klare Anweisungen zu geben.

Vielleicht musst du dich gedanklich von dem blinden Auge distanzieren. Meine Stute ist auch auf einem Auge blind und sie wird genauso geritten wie ein "gesundes" Pferd.
Miri
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Beitrag von Miri »

Hallo,
danke erstmal für eure Ratschläge! :)
lalala hat geschrieben:Für mich klingt das eher nach einem generellen reiterlichen Problem und wenig Vertrauen zum Reiter. Da hilft mMn auch nur ein RL vor Ort, der dir beibringt das Pferd an die Hilfen zu bekommen und klare Anweisungen zu geben.

Vielleicht musst du dich gedanklich von dem blinden Auge distanzieren. Meine Stute ist auch auf einem Auge blind und sie wird genauso geritten wie ein "gesundes" Pferd.
Wir dürfen leider keinen RL an den Hof holen :( .
Ich reite ihn schon so, als wäre er nicht einseitig blind. (Also ich lasse ihn schon nicht irgendwo dagegen laufen, aber ansonsten mache ich da jetzt nichts so den Unterschied).
Das mit dem mangelnden Vertrauen beim Reiten könnte sein, allerdings weiß ich nicht, wie ich das noch verbessern könnte, weil er ansonsten vollstes Vertrauen hat (er legt sich hin, wenn ich dabei bin; er läuft mir nach, usw.)
Ist es denn beim Longieren auch so??
Eher nicht, da läuft er in den Ecken aber auch nicht v/a.
Aber danke für deinen Tipp, ich werde das mal versuchen!
Auf welchem Auge ist er denn blind?
links
Wie sieht es denn beim normalen Durchreiten der Ecken aus? Kippt er da auch so?
Nicht ganz so extrem aber auch!
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Also, ich hab das Problem auch, und Skadi guckt mit beiden Augen. Bei uns ist das zum einen Balanceproblem von Skadi. Ihr fällt es schwerer sich links rum auszubalancieren.
Hauptsächlich aber ist ein reiterliches Problem von mir. Auf einer Hand (bei mir links) sitze ich auf gebogenen Linien zu stark innen, so dass Skadi nach innen wegdrängelt, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Effekt: Die zweite Hälfte von Zirkeln, aber auch bei Volten oder bei einfachen Schlangenlinien verunglückt gern und Skadi zieht dort gen Hufschlag, weil sie dort wieder geradeaus laufen und sich besser ausbalancieren kann.
Wenn ich den Zirkel größer anlege und peinlich auf meinen Sitz achte, sogar vermehrt außen sitze (zumindest gefühlstechnisch), den äußeren Steigbügel vermehrt austrete und so Gewicht reinbringe, klappt es besser. Die RL meint dann immer, ich sitze gerade, obwohl ich das Gefühl hab, nach außen wegzukippen.
Ich hoffe, man versteht, was ich meine ...
LG
Jarit

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
Miri
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Beitrag von Miri »

hmm, ja es kann schon gut sein, dass ich mich schon bevor er irgendwas macht nach innen lehne und ihn dadurch erst recht zum Ausbrechen bringe :? Da muss ich mal drauf achten. Danke für den Hinweis!!
lalala

Beitrag von lalala »

Wir dürfen leider keinen RL an den Hof holen Sad .
Man kann auch zu RL hinfahren :wink: Natürlich ist sowas mit Aufwand verbunden und kostenintensiv.

Das mit dem mangelnden Vertrauen beim Reiten könnte sein, allerdings weiß ich nicht, wie ich das noch verbessern könnte, weil er ansonsten vollstes Vertrauen hat (er legt sich hin, wenn ich dabei bin; er läuft mir nach, usw.)
Ich meinte damit, dass er kein Vertrauen in deine reiterliche Kompetenz hat. Scheinbar drückst du dich ja unklar aus und kannst ihm nicht deutlich machen, was du von ihm möchtest. Nur ein RL kann "Übersetzer" spielen und helfen eure Kommunikation zu verbessern. Irgendetwas muss das Pferd ja so irritieren, dass es nicht in der Lage ist einen korrekten Zirkel zu laufen und meistens ist das halt der Reiter.
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Mimi
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Beitrag von Mimi »

Weiss nicht ob´s hilft. Das Problem hat was mit der natürlichen Schiefe (das nach innen fallen im Zirkel) des Pferdes zutun, zusätzlich ist ein Balanceproblem (zulegen der Geschwindigkeit - dem eigenen Gleichgewicht hinterherlaufen) auch noch dabei. Vieleicht verstärkst du die Symptome zusätzlich, da dies möglicherweise auch deine schlechte Seite ist.
Philippe Karl richtet Pferde gerade mithilfe des anliegenden Zügels.
Ich zitiere aus dem Buch "Irrwege der modernen Dressur" S. 17
"Da der Pferdehals die Ursache des Problems darstellt, wird der Reiter diesen als wirkungsvolle Balancierstange und Hebelarm nutzen, um die Vorhand geradezurichten und ins Gleichgewicht zu bringen - mit positiver Auswirkung auf den gesamten Pferdekörper. Ein Pferd, das sich gegen diese Einwirkung des linken Zügels wehrt, hat auf der rechten Halsseite eine verkürzte Muskulatur, die sich der passiven Dehnung widersetzt. Ist tatsächlich eine Steifheit vorhanden, so ist diese auf der Rechten und nicht auf der linken Seite zu suchen.
Damit wird klar, dass diese Ungleichmäßigkeit nur durch betonte und wiederholte Linksbiegung des gesamten Pferdehalses korriegiert werden kann. Der Reiter nutzt diese Bewegungen insbesondere, um das Gewicht des Pferdes auf die rechte Schulter zu verlagern - und dadurch die linke Schulter zu entlasten"

Dazu musst du allerdings dem Pferd erst beibringen, durch Anlegen des z.B. linken Zügels nach rechts abzuwenden. Es hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Westernsport, glaube reining.
Achte darauf, dass Sie im v/a mit dem hals nicht unter die waagrechte fällt, dies belastet die Vorhand und somit ist das Balanceproblem wieder da. Lass Sie sich mehr nach vorne, wie nach unten strecken. Probier aus, ob Sie besser läuft, wenn Sie den Kopf "selber" etwas höher trägt, also du Ihn nicht heben musst.

Meine hatte auch dieses Problem, fühlt sich an wie Motorradfahren in den Kurven, wir haben es erfolgreich damit hinbekommen. Irgendwann brauchst du den Zügel auch nicht mehr anlegen, aber bitte die Hand nicht über den Mähnenkamm ziehen. :wink:
Reiten: Das Zwiegespräch zweier Körper und zweier Seelen, das dahin zielt, den vollkommenen Einklang zwischen Ihnen herzustellen.
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Beitrag von sinsa »

Wenn kein Reitlehrer in Frage kommt, wie wäre es denn dann mit dem Longenkurs? Dort geht es ja zum großen Teil genau um dieses Thema - nämlich die innere Schulter anzuheben.
Miri
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Beitrag von Miri »

@lalala: Mir ist schon bewusst, dass ich die Fehlerquelle bin und ihn in den Kurven wahrscheinlich behinder. Nur wie würdest du das Vertrauen während dem Reiten aufbauen?

@Mimi: Danke für den Tipp. Wie macht man das, dass das Pferd lernt auf das anlegen vom rechten Zügel nach links zu laufen? Auch mit äußerem Bein vermutlich unterstützen? Muss man dabei eine normale äußere Anlehnung auf dem zügel haben oder geht es nur darum, dass der Zügel an den Hals kommt?

@sinsa: Das mit dem Longenkurs hatte ich mir auch schon überlegt, aber da muss ich warten, bis es richtig trocken ist, da unser Longierzirkel keinen befestigten Boden hat :?
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Wenn ich das richtig verstanden habe, stürmt er linker Hand auf dem Zirkel immer wieder an die Bande, richtig? Und kommt dabei vermehrt aus dem Gleichgewicht.

Es ist jetzt nur eine Vermutung, aber es kann sein, dass er durch seine Blindheit und durch das vielleicht doch fehlende Vertrauen die Bande als optische Anlehnung (rechts) braucht und die ihm Sicherheit gibt. Deswegen stürmt er da so hin.

Vielleicht kannst Du den Zirkel mal mit Kegel oder mit Stangen oder irgendsowas für ihn optisch sichtbar machen. Damit Du zumindest das unerwünschte "Gas geben" erstmal unterbinden kannst.

Wie gesagt, das ist alles nur eine Vermutung.

Sicherheit beim Reiten kannst Du eigentlich nur vermitteln, indem Du da oben weißt was Du tust. Wenn Du Dir da unsicher bist, überträgt sich das natürlich auch auf's Pferd.

Ansonsten Reiten wie ein normales Pferd auch. Die kippen auch gerne über die Schulter und das bekommt man nur über die Zeit hin, dass die Pferde sich mehr ausbalancieren.

LG Alix
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Miri
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Beitrag von Miri »

Alix_ludivine hat geschrieben:Wenn ich das richtig verstanden habe, stürmt er linker Hand auf dem Zirkel immer wieder an die Bande, richtig? Und kommt dabei vermehrt aus dem Gleichgewicht.

Es ist jetzt nur eine Vermutung, aber es kann sein, dass er durch seine Blindheit und durch das vielleicht doch fehlende Vertrauen die Bande als optische Anlehnung (rechts) braucht und die ihm Sicherheit gibt. Deswegen stürmt er da so hin.
LG Alix
Deine Vermutung ist gut, denn das würde Sinn machen, warum er sobald er ein paar Meter vom Zaun weg ist losdüst. (Am liebsten versucht er immer auf die andere Hand zu wechseln, um am blinden Auge den Zaun zur Sicherheit zu haben).

Hütchen haben wir am Stall, das könnte ich echt mal ausprobieren. :wink:
Danke für die Idee!!
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