ich hänge momentan gerade etwas in der Luft, und weiß im Moment überhaupt nicht mehr wie ich reiten soll, bei wem ich reiten soll und wem ich überhaupt noch glauben soll...
Ich werd jetzt ein bisschen ausholen und es wäre super, wenn sich jemand die Mühe macht es zu lesen


Denn ich bin gerade wirklich überfordert!
Mein Pferd ist eine 17 jährige Württembergerstute, die schon einiges mitgemacht hat.
Seit einem Jahr nehmen wir Unterricht bei einem Branderup-Schüler und der Unterricht brachte immer wieder kleine und große Erleuchtungen für mich, es ging auf einmal um Dinge über die ich mir vorher nie Gedanken gemacht habe, Das FÜHLEN! Was macht die Hinterhand? Was macht mein Becken? Wie kann ich durch meinen Hintern das Pferd dazu animieren mit der Hinterhand mehr unterzuschwingen?
Das Pferd rannte mir auf einmal nicht mehr unter dem Hintern weg und ließ mich sitzen...
Alles in allem sind wir nach meinem Empfinden innerhalb des letzten Jahres wirklich vorwärts gekommen! Das Pferd ist nicht mehr so verspannt und hart im Maul wie früher, es gibt immer wieder Momente wo die Hinterhand schön unter den Schwerpunkt fußt und sie vorne leicht wird, hin und wieder gibt es sogar auch schon kurze Momente wo sich der Schwerpunkt schon etwas stärker nach hinten verschiebt und Kopf und Hals etwas höher kommen und sich der Rücken leicht aufwölbt. Wie gesagt, das sind aber eben immer nur Momente, oft ist sie eben schon noch fest im Maul und Hals und läuft auf der VH.
Dennoch habe ich bis vor etwa einem Monat nicht daran gezweifelt, dass ich jetzt endlich nach so vielen Jahren Herumsuchen auf dem richtigen Weg bin!!!
Jetzt habe ich aber vor etwa 4 Wochen ordentlich was auf die Mütze bekommen, nachdem ich zunächst eine Osteopahtin da hatte, die starke Verspannungen in den Schultern und der LWS feststellte, was mich schon ein bisschen schockiert hat.. Dass das Pferd nicht verspannungsfrei ist war mir klar, aber dass es dann doch so schlimm ist...
Daraufhin hatte ich einen Sattler da der meinen Sattel neu gepolstert hat und mir dann auch beim reiten zugesehen hat und mir dann sagte, dass das Pferd die ganze Zeit untertourig auf der VH rumlatscht, das Vorwärts fehlt, das Pferd völlig verspannt ist, den Rücken wegdrückt und ich alles in allem vom Sitzen und Reiten nicht wirklich ne Ahnung hätte...
Wieder daraufhin habe dann angefangen mir von einer Stallkollegin die bis S reitet über zwei Wochen hinweg fast täglich Unterricht geben zu lassen.
Sie hat zunächst viel an meinem Sitz gearbeitet, ich habe einen sehr langen Oberkörper und verdrehe mich oft etwas merkwürdig bzw habe nicht die nötige Spannung... Diese Arbeit hat mir auch gut getan.
Daraufhin hat sie verlangt, dass ich das Pferd stärker vorwärts reite= höhere Geschwindigkeit, um das Pferd vorne leicht zu bekommen, was im Prinzip dazu geführt hat, dass das Pferd wie früher ins Rennen gekommen ist und ich nicht sitzen konnte..
Dennoch gab es nach einiger Zeit (und nachdem die Stallkollegin auch mal drauf gesessen ist) auch hier kurze Momente wo ich sie an den Sitz bekommen habe und sie tatsächlich vorne leicht wurde. Und dann ist sie aber auch wieder gerannt...
Zwei Wochen später kam auch der Sattler zur Nachkontrolle und sagte, dass das Pferd schon besser läuft. Außerdem kamen von zwei anderen Einstellern die Rückmeldung, dass mein Pferd "dynamischer läuft" und "mehr aus der Schulter rauskommt".
Jetzt habe ich zwei teilweise völlig gegensätzliche Ansichten gehört, die vielleicht beide ihre Berechtigung haben, aber ich bin jetzt vollends verwirrt

Hier mal eine kurze Gegenüberstellung was Lehrer Nr 1 und was Lehrer Nr 2 (ergo die Stallkollegin) sinngemäß (bzw wie ich es verstanden habe) sagen.
Vorwärts
1) Vorwärts bedeutet der Schwung der HH an den Schwerpunkt und hat nichts mit Geschwindigkeit zu tun. Es ist besser die HH in einem niedrigeren Tempo, in dem ich Sitzen kann, zum vorschwingen zu animieren. Durch vermehrten Schub bringe ich das Pferd nur noch mehr auf die VH, durch das Vorschieben bleibt die VH länger am Boden und wird demnach stärker unter den Körper gebogen
2) Vorwärts reiten bedeutet auf unserem aktuellen Ausbildungsstand schon erstmal eine höhere Geschwindigkeit, das bringt die HH zwar auch zu vermehrten Schub, aber aus der Schubkraft entwickelt sich dann die Tragkraft und das Pferd wird vorne leicht. Dass die VH länger am Boden bleibt ist nicht richtig, denn das Pferd nimmt die VH aus der Schulter heraus mit nach vorne.
Sitz
1) Man kann mich nicht in einen Sitz nach Schema F pressen, der dann vielleicht von außen betrachtet korrekt aussieht, ich aber in meiner Einwirkung eingeschränkter bin.
Es ist primär wichtig, dass ich mich wohl fühle, dass ich locker bin und einwirken kann. Ich soll darauf achten dass meine Schultern und Hüfte parallel zum Pferd sind und ich in der Hüfte mitschwinge.
Der Sitz entwickelt sich parallel zur gesamten Reiterei weiter und es ist nicht zielführend sich jetzt voll auf einen korrekten Sitz zu stürzen. Es ist nicht so tragisch, dass ich teilweise etwas im Hohlkreuz bin und meine Beine zu weit vorne liegen, das kommt mit der Zeit.
Und man kann auch nur seinen anatomischen Gegebenheiten entsprechend sitzen.
2.) Der Sitz ist das A und O!!!!!! Nur durch einen korrekten Sitz komme ich zu einer korrekten Einwirkung und es ist wichtig jetzt erstmal vermehrt am Sitz zu arbeiten
Hand und Bein
1.) Das Pferd löse ich am inneren Zügel, über das Fingerspiel, Ich habe einen kleinen Vogel in der Hand den ich nicht zerdrücken darf, der aber auch nicht wegfliegen darf.
Der äußere Zügel ist relativ lose, das Pferd soll von selbst an den äußeren Zügel herantreten, es ist falsch es über Paraden am äußeren Zügel an diesen zu bringen.
Das Bein benutze ich immer nur um die HH heranzuholen, ist sie da, lasse ich das Bein einfach nur hängen und beginnen am Zügel zu lösen, fällt die HH aus und wird das Pferd fest beginne ich wieder mit dem Bein... usw.
2.) Ich soll im aktuellen Stadium so gut wie nichts mit der Hand machen! Ich habe beide Zügel gleichmäßig aufgenommen und gehe mit beiden Händen federnd mit! Tendenziell liegt die Aufmerksamkeit aber eher auf dem äußeren und nicht auf dem inneren Zügel.
Ich hole mit dem Schenkel permanent die HH und reite das Pferd beherzt vorwärts bis es vorne leicht wird....
Seitengänge:
1.) Travers und Schulterherein in Schritt und Trab sind förderlich um das innere Hinterbein zu vermehrten untertreten zu bringen.
Ich soll in kurzen Intervallen mich immer wieder an die Seitengänge herantasten, wenn das Pferd fest wird fange ich im geradeaus wieder von vorne an
2.) Seitengänge sind aktuell nicht im Vordergrund. Ich soll liebe viel Zirkel-Verkleinern-Vergrößern reiten (die Begründung fällt mir gerade nicht mehr ein, müsste nochmal nachfragen)
So, ist jetzt doch wahnsinnig lang geworden, hoffentlich liest es überhaupt jemand

Mich würden eure Meinungen dazu brennend interessieren. Vor allem bezüglich "Vorwärtsreiten" und "Zügel"!
Und: Was haltet ihr allgemein von Bent Branderup?? Ich weiß, dass BB-Kritiker oft sagen, dass die Pferde bei seinen Schülern nicht genügend vorwärts haben, aber ist das wirklich so??
Ich bin vom Kopf her vollkommen durcheinander und weiß gar nicht mehr was ich tun soll, aber wenn ich auf mein Herz höre, möchte ich eigentlich doch gerne mit dem Branderup-Schüler weiterarbeiten!