Du scheinst schlechte Erfahrungen mit Ausbindern gemacht zu haben - wie schade!
Ich arbeite sehr viel damit, wenn die Pferde genügend vorbereitet sind: ich denke, da mach ich es ähnlich wie Du (hab mir mal Deine Sachen angesehen, Du hattest ja bereits bei ecuyer Deine Pferde mit HP oder Tagebuch vorgestellt). Allerdings gehe ich dann noch einen Schritt weiter und arbeite mit Ausbindern, die meine Arbeit unterstützen und das Pferd fördern, nicht einzwängen oder behindern.
Ich habe einfach das wahnsinnige Glück eine Ausbilderin zu haben (Irmgard Wieczorek), die uns die Arbeit mit Ausbindern so nahe gebracht hat, dass sie für die Pferde einfach nur positiv sein kann! Und immer wieder wird lang gemacht, umgeschnallt, geguckt, was braucht das Pferd HEUTE - und immer wieder Dehnungshaltung. Diese allein reicht mir einfach nicht, und über den Ausbinder kann ich auch ohne Reitergewicht in Aufrichtung arbeiten!
Das setzt allerdings eine äußerst hohe Disziplin voraus: ruhige Longenhand, konstante Longenführung, nicht ruckend o.ä., korrekte Peitschenführung, korrektes Touchieren, zunächst Aktivierung der Hinterhand, dann vorne ruhiges Heranführen an Biegen/Stellen und bei Losgelassenheit Unterstützung durch den Ausbinder. Immer wieder überprüfen lassen, immer wieder korrigieren lassen, immer wieder genau gucken.
Ein Beispiel: Ich habe eine Stute zum Unterricht bekommen, die mit 9 Jahren völligst unausbalanciert und taktunrein gelaufen ist, zu allem Überfluß fiel sie meist nach wenigen Sprüngen Galopp in den Kreuzgalopp (hinten), spätestens im Moment des Durchparierens. Wir haben viel biegende Arbeit gemacht am Kappzaum und vor allem den Takt erarbeitet, dann Steigerung: Longe durch die Trense in den Gurt gehängt zur seitlichen Biegung (keine Krise kriegen...): Besitzerin hatte ja schon über Longe im KZ gelernt, weiche Impulse zu geben und nachzugeben, nun an der Trense. Die Stute nahm es willig an, blieb schön im Takt und wurde auf unterschiedlichen Linien gearbeitet, alles Schritt und Trab. Verbindung mit der Hand sollte sowohl im Annehmen als auch im Nachgeben weich erhalten bleiben, die Handstellungen unterscheiden sich, je nachdem was ich machen möchte. Nun haben wir zunächst aussen den Ausbinder lang dazugenommen, nach und nach verkürzt, innen besteht die Verbindung ja über die Longe. Jetzt kam der Galopp hinzu. Und siehe da: sie hält ihn zwar nur wenige Sprünge und der Boden muss optimal für sie sein, aber sie kann über die Unterstützung aussen die Balance halten und korrekt durchparieren. So kommen wir zum Loben - und das Pferd kann erkennen, was wir meinen und es richtig machen. Wenn wir den Ausbinder abmachen, streckt sie sich nach vorne ab und ist äu0erst zufrieden. Alle anderen Faktoren (osteop, etc.) sind natürlich abgeklärt!
Auch beim Reiten ist sie deutlich balancierter und es fällt ihr leichter, von sich aus an den Zügel zu kommen, früher ist sie nur mit Nase hoch gelaufen - und ich hab sie nur mit einer Verbindung gehen lasse, dass sie nicht davonzischen konnte, also eher länger und ohne Anforderung.
Und ohne Gehorsam und taktreines Laufen arbeiten auch wir über Kappzaum ohne Hilfszügel. Schlaufen etc. sind unnötig...
Ich fahre ja auch regelmäßig zu Hinrichs und sehe da die gute Arbeit mit Ausbindern - dagegen komm ich mir allerdings immer noch wie ein grober Klotz vor
Ich gebe Dir allerdings Recht, dass die meisten Leute einfach nicht longieren KÖNNEN! Und dann finde ich auch Kappzaum ohne alles oder noch nur Halfter allemal besser. "Schleudern" trifft es wohl ziemlich gut, oder?
Longieren insgesamt bietet ja wahnsinnig viele Möglichkeiten, wenn ich jedoch dressurmäßig longiere, empfinde ich Ausbinder nicht als negativ, ich habs allerdings auch nie anders gelernt als mit I.W.
Stephanie