Wann mit Galopp beginnen

Rund um die klassische Reitkunst

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Klara
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Wann mit Galopp beginnen

Beitrag von Klara »

Hallo, seit ca. 3 Monaten arbeite ich meine Kleine regelmäßig unterm Sattel. Bei C. Penquitt habe ich gelesen, dass die alten Meister erst sehr spät mit der Galopparbeit begonnen haben. Er selbst meint auch, dass die Pferde erst im Schritt und Trab die Seitengänge beherrschen sollten.

Ich werde jetzt schon schief und erstaunt angeschaut, weil ich mein Pferd noch nicht "ordentlich" reite, weil ich berichte, dass ich noch nicht galppiere :? . Bis das Schulterherein funktioniert, wollte ich aber mit Galopp warten.

Wie macht ihr das? Habt ihr Erfahrungen mit der späten Galopparbeit?

LG
Maren
Esprit05

Beitrag von Esprit05 »

Meine Stute (4 J.) ist seit zwei Monaten unter dem Sattel - vor einer Woche sind wir das erste Mal galoppiert, vorher nur 2,3 mal ohne Reiter an der Longe.

Eigentlich wollte ich es so machen wie du und spät galoppieren. Nun fand ich aber eine RL, die für uns absolut gut ist und auch sehr individuell aufs Pferd eingeht. Sie galoppiert schon früh und ich vertraute ihr und tat das dann auch. Die Begründung warum jetzt schon hab ich gerade nicht so parat... :roll: Mein Pferd galoppierte aber auch von Anfang an für ein junges Pferd relativ sicher. Hätte sie weniger Balance, hätten wir wohl noch gewartet.
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Hat das Pferd einen guten Grundgalopp, ist einigermaßen ausbalanciert, würde ich unbedingt früh genug mit dem Galoppieren beginnen. Die Pferde müssen im guten Vorwärts den Rücken aufmachen, manche Pferde lösen sich auch im Galopp besonders gut.

Den Galopp bewusst zurückzustellen würde ich nicht aufgrund Traditionen alter Meister, sondern nach Betrachtung des Individuums Pferd, das ich ausbilde. Hat es massive Schwächen, vor allem zu wenig Kraft, springt im Galopp immer falsch an, wechselt in Kreuzgalopp etc., wird man etwas Vorarbeit FÜR den Galopp benötigen.

Ansonsten ist der Galopp eine Gangart wie jede andere auch. Für jedes (junge) Pferd.
Zuletzt geändert von Bernie am Fr, 05. Jun 2009 08:33, insgesamt 1-mal geändert.
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FoxOnTheRun
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Beitrag von FoxOnTheRun »

Da kann ich Bernie absolut recht geben. Manche Pferde tun sich im Galopp viel leichter, sich zu lösen und fallen zu lassen. Mit so einem Pferd kann mn durhc frühe Galopparbeit die Muskeln kräftigen und die Losgelassenheit auch in den anderen Gangarten verbessern.

Wenn einem Pferd der Galopp nicht liegt, ist es ggf. sinnvoll, mit Seitengängen vorzuarbeiten. Aber auch hier würde ich nicht stoisch auf den Galopp verzichten, sondern immer mal kurze Sequenzen einbauen, damit daraus für Pferd und Reiter kein "Mythos" wird.

Einem jungen Pferd tut es auch, unabhängig davon ob man sich bei der generellen Ausbildung für frühen oder späten Galopp entscheidet, unheimlich gut, längere Sequenzen im Gelände galoppiert zu werden.
LG Foxi
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Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Mit meiner Stute (Arbeit vor ca. 2,5 Monaten begonnen) galoppieren wir nun auch seit etwa 4 Wochen. Sie hat einen relativ guten Grundgalopp und sie löst sich dadurch auch sehr gut. Hält das Tempo und den Takt und beginnt nicht zu wuseln (dann würden wir ihn wieder raus nehmen). Allerdings nur kurze Reprisen (lange Bahn, dann ein Zirkel) auf jeder Hand. Momentan lassen wir ihn diese Woche aus, aber wg. mir ;-)
Wenn ein Pferd von Natur aus mit dem Galopp gut klar kommt und meist richtig anspringt, denke ich auch, man sollte recht bald den Galopp mit einbauen.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ich finde den Galopp bei einem jungen Pferd zu meiden falsch. Er trainiert wunderbar die Hinterhand. Sicherlich benötigt es etwas mehr Grundlagenarbeit, wenn der Galopp von Natur aus schlecht ist, aber dafür 1-2 Jahre zu warten, finde ich weit übertrieben. Ich habe zwei Pferde (4-jährig) mit eher schlechten Galopp. Einer wird seit ca. 4 Monaten geritten und seit 2 Monaten nehmen wir den Galopp hinzu auf großen Zirkeln und im Gelände. Bei dem anderen, der etwas weniger geritten wurde, kommt der Galopp demnächst nur im Gelände, weil er sich selbst auf großen Zirkeln schon an der Longe streift, leider auch anatomisch bedingt.
Solange die Losgelassenheit erhalten und Tempo konstant bleibt, ist alles ok. Ich halte nichts davon ein junges Pferd nur ein paar Sprünge zu galoppieren, dabei finden die Pferde zu wenig den Takt und lassen sich zu wenig los.
Richtige Galopparbeit finde ich dagegen zu viel. Ein regelmäßiges Abfragen, richtiges Abspringen und korrekte Hufschlagfiguren im ruhigen Tempo genügt im ersten Jahr. Ein wenig entlasten über die Oberschenkel gehört auch dazu, leichter Sitz finde ich nicht unbedingt nötig.

LG Susi
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Jen
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Beitrag von Jen »

Kann mich den anderen anschliessen. das Pferd soweit auszubilden, bis das Pferd Seitengänge kann macht nur Sinn, wenn das Pferd von Natur aus selten bis fast nie galoppiert und sehr Mühe hat, richtig durchzuspringen im Galopp. für alle anderen, die einigermassen anständig galoppieren, ist es nur von Vorteil den Galopp früher auch dranzunehmen und wenn es nur im Gelände vorwärts geradeaus ist. Auch Pferde müssen sich in den Bewegungen üben. Ganz lustig bei dem letzten Ausbildungspferd, die eigentlich nicht sehr gut, aber dafür recht gerne galoppiert ist. ich habe sie lassen, sie hat geübt und wurde jedesmal besser. Zusammen mit mehr Balance, Geschmeidigkeit und Kraft, die ich mit Schritt, Trabarbeit und Stangen/Cavalettigymnastik gefördert hatte, wurde dann auch der Galopp immer besser. Für sie hat es so gestimmt, auch wenn ich am Anfang dachte, sie sei nun so ein Spätgaloppierer. War dann doch nicht ganz so ;) Ein anderes Pferd dafür (Ponytyp), war so ein typischer Traber. Bei ihm haben wir dann an der Longe über einen kleinen sprung aus dem Trab das angaloppieren geübt. Weil der sonst im Leben nie freiwillig galoppiert wäre. Er wurde vorher an der hand gut vorbereitet, longiert und an der hand auch schon erste Seitengänge.
Liebe Grüesslis, Jen
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Vielleicht sollte man auch unterscheiden, wo man galoppiert.
Im Gelände gradeaus sollte eigentlich bei jedem Pferd möglich sein, und gerade für das junge Pferd finde ich das eine gute Möglichkeit.
Ob und was ich dann in der Bahn verlangen kann, steht m.E. schon auf einem anderen Blatt Papier, da die Geradeaus-Strecken naturgemäß begrenzt sind und das Pferd sich doch schon etwas zusammennehmen können muß, um nicht nur irgendwie um die Kurven zu kommen. Was bringt es, in der Bahn zu galoppieren und dann hängt das Pferd nur auf der Vorhand? Das fände ich kontraproduktiv.
Eigentlich sollte jeder Reiter merken, was und wieviel er mit seinem Pferd machen kann und entsprechend individuell reagieren - und das nicht nur bzgl. Galopp :wink:
Es grüsst ottilie
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emproada
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Beitrag von emproada »

Das mit dem im Gelände galoppieren hört sich ja immer toll an. Aber ganz ehrlich, wer traut sich denn das mit einem frisch angerittenen Pferd, dass man noch nicht 100% an den Hilfen hat?
Respekt vor jedem der das macht, ich bin da wohl zu sehr Angsthase.
Dann lieber in der Bahn noch etwas länger warten.
Viele Grüße Tina
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Jen
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Beitrag von Jen »

ottilie hat geschrieben: Eigentlich sollte jeder Reiter merken, was und wieviel er mit seinem Pferd machen kann und entsprechend individuell reagieren - und das nicht nur bzgl. Galopp :wink:
Das wäre wünschenswert, ja... ;)
Liebe Grüesslis, Jen
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Emproada hat geschrieben:Aber ganz ehrlich, wer traut sich denn das mit einem frisch angerittenen Pferd, dass man noch nicht 100% an den Hilfen hat?
Nun ja - frisch angeritten und vielleicht schon 2, 3 Monate unter dem Sattel ist ja ein kleiner Unterschied :)
Und klar - wenn man keinen guten Ausreitpartner hat und vielleicht auch kein entsprechendes Wegematerial - bspw. im Wald - wird die Umsetzung sicher schwierig. Aber was ist schon perfekt?
Es grüsst ottilie
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smilla
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Beitrag von smilla »

Hier hatten wir mal ein ähnliches Thema: http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=4552
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
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FoxOnTheRun
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Beitrag von FoxOnTheRun »

emproada hat geschrieben:Aber ganz ehrlich, wer traut sich denn das mit einem frisch angerittenen Pferd, dass man noch nicht 100% an den Hilfen hat?
*Fingerheb* Ich hab das schon ein paarmal gemacht. Allerdings geht das nur mit einem Pferd, das schon entsprechend vorbereitet ist. Die Pferde, mit denen ich zu tun hatte, wurden vorher viel spazieren geführt, als Handpferd mitgenommen oder schon vor dem Wagen gefahren. Die kannten also auch das Gelände und viele Schreckgespenster und sind meist brav hinter dem erfahrenen Führpferd hergedackelt. Das ist aber sicherlich auch eine Charakterfrage. Und mit einem spritzigen Junghengst ist das sicherlich auch nochmal was anderes...
LG Foxi
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summer
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Beitrag von summer »

mit meinem kleinen habe ich gestern den ersten galopp "gewagt".

im gelände (ebener boden, gerade strecke) hinter einem führpferd her. war absolut kein problem. mein kleiner ist im galopp aber schon recht ausbalanciert und tut sich da leicht. in der bahn werde ich ihn trotzdem noch länger nicht galoppieren, er soll sich im gelände daran (also galopp mit mir im sattel) gewöhnen. an der longe galoppiere ich ihn schon auf einem großen zirkel - aber auch nicht rundenlang, sondern eher ein zirkel, dann wieder trab.
er kennt das gelände von etlichen spaziergänge, ist ein sehr cooler typ, das führpferd sehr verlässlich (und auch noch sein ranghöherer koppelfreund). er kennt die grundbegriffe des lenkens und das anhalten (wenn das nicht sitzen würde, hätte ich ihn noch nicht draußen geritten).
Sei deines Pferdes Gang unter dir wie die Bahn eines Sterns.
In deiner fühlenden Hand,deinem schwingenden Leib,deinem schwebenden Herzen liegt Kurve&pfeilgerader Weg,liegt Anfang&Ende,liegt die unermessliche Poesie der Bewegung,liegt die lebendige Kraft.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Kann da nur zustimmen, dass es wirklich nicht so schwer ist, wenn die Pferde das Gelände kennen und daran gewöhnt (Offenstall, Spaziergänge, Handpferd, etwas Scheutraining) sind. Breite Wiesen sind natürlich ideal, damit man flexibler ist, falls mal ein Kaninchen hochschreckt (wir teffen in letzter Zeit fast immer eins...). Und natürlich hat Ruhe im Schritt Vorrang und muss vorher sitzen und auf den Galoppstrecken immer wieder geübt werden (nicht erst dann, wenn es zu spät ist). Galopp nur, wenn er kontrollierbar bleibt, aber jungen Pferden geht schnell die Puste aus gerade bergauf. Oft sind sie froh, wenn sie durchparieren können. Wenn man von Anfang darauf achtet, dass der Reiter Gangart, Tempo und Richtung bestimmt ist der Galopp kein Problem. Schlechte Erfahrungen lieber meiden und im Voraus sinnvoll den ersten Galopp steuern. Oft ergibt es sich aus dem Trab bei leichten Bodenwellen oder tiefem Bodenabschnitten ohne dass ein "Startschuss" fallen muss...

Bei uns im Stall sind viele Jungpferdebesitzer allein ins Gelände gegangen, weil man Tempo selbst entscheiden kann und jederzeit abbrechen kann. Was für das eine Pferd schon Fluchtgeschwindigkeit ist für das andere noch ein beruhigender Galopp. Ein Führpferd muss immer sehr gut abgestimmt sein, ansonsten bin ich auch lieber allein unterwegs. Oft erweist es sich günstig fremde Pferde zu nehmen, dass der Herdeninstinkt und gegenseitiges Aufheizen oder Hinterherlaufen mit Zuerst-Gefressener-Gedanke vermieden wird.

Je besser man das junge Pferd im Gelände kennt (Fluchtverhalten) umso gezielter und schonender kann man arbeiten und schlechte Erfahrungen mit dem Galopp vermeiden. Mir und den Pferden hat die Vorarbeit im Gelände sehr viel gebracht.

LG Susi
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