Erfahrungen mit Jungpferden im 1. Lehrjahr

Rund um die klassische Reitkunst

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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Na ich hoffe doch, daß mein Kleiner kein Rodeo veranstaltet. Einmal 4 Monate Krücken reicht eigentlich. Ich werde aber auch erst auf ihn drauf steigen, wenn ich davon überzeugt bin, daß es klappt. Hab ja Zeit. :wink:
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Jen
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Beitrag von Jen »

Beim anreiten hatte ich eigentlich nie Probleme mit Widersätzlichkeiten etc.

Aber

es gab doch nach einigen Monaten Momente, wo die Kleinen etwas klugsch... wurden und das Programm mitbestimmen wollten. Als ich dann gefunden hab, nene, so nicht, ich bin immer noch die, die das Programm bestimmt, gab es doch auch mal widersetzlichkeiten. Z.B. als ich rechts abbiegen wollte, die Stute aber links, wie sonst, gab's halt einen kleinen Bocksprung und eine kleine Gehässigkeit. Diese Dinge finde ich für ein normal selbstbewusstes Pferd auch völlig normal und i.o. Dann bin ich mir auch sicher, dass sie immer noch mitdenken und "wach" sind. Autoritätenuntergrabung passiert ja eh nicht in den "grossen Explosionen" sondern in den kleinen, subtilen alltäglichen Dingen, wie "wer bewegt wen" und "wer gibt wem welchen Raum" "wer bestimmt die Position". Das kann schon beim Putzen sein, wo Mensch unbemerkt immer mal wieder einen Schritt zur Seite macht und dem Pferd Platz macht, wenn es etwas nahe kommt od so. Selbstbewusste Pferde registrieren das und zahlen sich einen Punkt auf ihr Konto ein. Wenn sie genügend Punkte haben, dann gibt's die Explosion, wenn Mensch meint aufmüpfig zu werden ;) Je routinierter und erfahrener der Ausbilder ist, desto eher kann er dies im keim ersticken, weil er diese kleinen subtilen alltäglichen Dinge registriert und so oft fast unbemerkt klären kann. Ich bin der Meinung, die wirklich wichtigen "Kämpfe" werden so ausgefochten. :)
Liebe Grüesslis, Jen
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ninischi
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Re: Erfahrungen mit Jungpferden im 1. Lehrjahr

Beitrag von ninischi »

Yve9979 hat geschrieben: Ich bin bisher der Meinung, dass es kaum zu Gegenwehr kommt, wenn die Pferde schonend und Stück für Stück an ihre Arbeit als Reitpferd herangeführt werden (ohne physische und psychische Überforderung).
Der Meinung bin ich absolut auch!
Meine Stute hat allerdings im ersten Jahr schon des öfteren kleinere und größere Hüfper gemacht. Aber das ist einfach von Pferd zu Pferd verschieden, ob sie dazu neigen oder nicht - denke ich. Als Gegenwehr würde ich ihre Sprünge allerdings auch nicht deuten. Eher als Übermut.
Gegenwehr sollte es bei einem vernünftig ausgebildeten Pferd nicht geben.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
Lala
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Beitrag von Lala »

Jen hat geschrieben:Beim anreiten hatte ich eigentlich nie Probleme mit Widersätzlichkeiten etc.

Aber

es gab doch nach einigen Monaten Momente, wo die Kleinen etwas klugsch... wurden und das Programm mitbestimmen wollten. Als ich dann gefunden hab, nene, so nicht, ich bin immer noch die, die das Programm bestimmt, gab es doch auch mal widersetzlichkeiten. Z.B. als ich rechts abbiegen wollte, die Stute aber links, wie sonst, gab's halt einen kleinen Bocksprung und eine kleine Gehässigkeit. Diese Dinge finde ich für ein normal selbstbewusstes Pferd auch völlig normal und i.o. Dann bin ich mir auch sicher, dass sie immer noch mitdenken und "wach" sind. Autoritätenuntergrabung passiert ja eh nicht in den "grossen Explosionen" sondern in den kleinen, subtilen alltäglichen Dingen, wie "wer bewegt wen" und "wer gibt wem welchen Raum" "wer bestimmt die Position". Das kann schon beim Putzen sein, wo Mensch unbemerkt immer mal wieder einen Schritt zur Seite macht und dem Pferd Platz macht, wenn es etwas nahe kommt od so. Selbstbewusste Pferde registrieren das und zahlen sich einen Punkt auf ihr Konto ein. Wenn sie genügend Punkte haben, dann gibt's die Explosion, wenn Mensch meint aufmüpfig zu werden ;) Je routinierter und erfahrener der Ausbilder ist, desto eher kann er dies im keim ersticken, weil er diese kleinen subtilen alltäglichen Dinge registriert und so oft fast unbemerkt klären kann. Ich bin der Meinung, die wirklich wichtigen "Kämpfe" werden so ausgefochten. :)
Sag mal, beschreibst du gerade mein Pferd? :kopfkratz:
Ich habe mein Pferd ja nicht selbst angeritten, hatte sie aber ziemlich bald nach dem Anreiten gekauft. In den ersten Wochen und Monaten war sie mit dem Umzug, der neuen Bezugsperson (mir) und den steigenden Anforderungen völlig beschäftigt, für Schabernack blieb da gar keine Zeit. Zudem fehlten auch Balance und Kraft für viele Eskapaden.
Mit zunehmender Sicherheit und einigen Punkten zuviel auf ihrem Konto :oops: wurde dann schon auch mal probiert was drin liegt. Rodeo hat sie aber zum Glück immer nur im Freilauf oder ev. selten mal an der Longe gezeigt. Manchmal aber dann so, dass ich die Augen zumachen musste und öfters mal auf die Kolission mit der Reithallenbande gewartet habe :?
Bei Überforderung oder Verunsicherung bleibt meine Kleine aber zum Glück in der Regel einfach stehen.
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LucyLou
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Beitrag von LucyLou »

Mein Wallach ist zwar schon sechs, wurde aber nach über einem halben Jahr Vorbereitung am Boden erst im letzten Sommer mit fünf angeritten. Dann hatter er nach den ersten paar Reiteinheiten eine lange Zwangspause bis zu diesem Frühjahr, so dass er effektiv erst seit März kontinuierlich unter dem Sattel geht.
Mit ihm hatte ich zu keinem Zeitpunkt irgendwelchen Stress hinsichtlich Buckeln oder Rennen oder ähnlichem, weder auf dem Platz, noch im Gelände. Klar - er mag auch nicht immer alles, aber da wird dann vielleicht mal empört der Kopf geschütelt oder auf einen Gertenklapser das Hinterbein gelüpft. Generell ist er unheimlich willig, macht ganz toll mit und widerlegt so das weit verbreitete Klischee, dass die Jungpferdeausbildung umso schwieriger wird, je älter, kräftiger und selbstbewusster sie werden.

Aber vielleicht ist der ja auch nur krank... 8)
danilein_
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Beitrag von danilein_ »

Hallo!
Ich bin auch gerade dabei, meinen Haflinger einzureiten. Bis jetzt hat er auch noch nicht einmal gebockt oder sonst welche Anzeichen gemacht, dass er überfordert ist.
Ich lasse ihm aber auch sehr viel Zeit und reite "nur" 3-4x die Woche und ansonsten gibt es Kontrastprogramm, damit er etwas Abwechslung in seinen Alltag bekommt.
Ich denke so läuft es ganz gut und er wirkt immer sehr zufrieden und ist bei der Arbeit motiviert.

lg, dani
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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Hallo an alle,

Ich reite seit Jahren und habe schon viele RB gehabt. Seit kurzem bin ich selbst Besitzerin einer sehr jungen Dame, die ich mutig wie ich war roh gekauft habe.
Um auf Deine Frage zu antworten:
Ich schließe mich der Meinung an, dass Pferde, insofern sie die Zeit hatten sich an die Anforderungen zu gewöhnen, vieles gelassener annehmen und nicht mit Gegenwehr reagieren.
Meine Stute habe ich angefangen mit einfachen, kleinen Lektionen an die Arbeit zu gewöhnen und bin erstaunt welche Ruhe und Gelassenheit sie bereits nach drei Wochen zeigt.
Es ist eine Frage des Vertrauens und der Zusammenarbeit wie das jeweilige Pferd auf die neue Aufgabe reagiert.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von Dir geschilderte Verhalten eine Krankheit sein soll. Für mich ist es eher der Beweis von Vertrauen.
LG
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Bisher hatte ich mit meiner Stuti ja wirklich keine Probleme. Weiß nicht, wie die meisten unser TB verfolgen, daher Kurzfassung:
Seit Anfang April wird Stuti 3x unterm dem Sattel gearbeitet, schonender Aufbau der Lektion mit vielen Schrittpausen am hingegebenen Zügel dazu 1x die Woche Longe oder DL (Mo+Mi+Sa = Reiten, Fr Longe). Die Tage dazwischen genießt sie sozusagen ihr Dasein auf der Koppel.
Bisher machte Stuti immer motiviert mit, es gab keine Probleme (sie ist den meisten ja zu brav ;-) ).
Aber seit Mittwoch haben wir ein Problem: Sie ging ganz normal, war dann etwas schnippisch, und wieder ganz normal und richtig gut und plötzlich, ohne Voranmeldung, blockierte sie. Äußerte sich in Stehen bleiben und nix geht mehr. Will man einwirken, zeigt sie die Tendenz zum Steigen (Zügel weg, nur bei zu viel Druck übers Bein oder gar Gerte). Wir wissen nicht warum. Genaueres findet ihr im TB unter Mittwoch: http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... &start=240
Druck verträgt Mädi gar nicht, da macht sie total dicht, aber mit "gut-zureden" geht es auch nicht. Heute war sie anfangs wieder ganz normal und dann ging es wieder los. So etwas kenne ich nicht. Vielleicht hat jemand schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht.
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Momo
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Beitrag von Momo »

Mein Kleiner hat (als er noch klein war) ein ähnliches Verhalten gezeigt. Am Anfang war er ganz lieb und hat immer begeistert mitgemacht. Irgendwann haben wir dann gaaaaanz langsam die Reiteinheiten gesteigert, aber für ihn war es anscheinend noch zu schnell. Wenn es ihm zu viel wurde, ist er einfach stehen geblieben und hat sich durch nichts davon überzeugen lassen weiterzugehen. Nach außen hin sah es einfach nur nach Sturheit aus :?
Ich habe das Problem dann einfach so umgangen, dass ich eine Pause im Stehen am hingegebenen Zügel gemacht habe, bevor er stehen geblieben ist. Einfach um ihm Zeit zu geben nach zu denken. Und habe dann mit den Stehpausen die Reiteinheiten noch langsamer verlängert. Und damit hat sich das Problem nie wieder gezeigt und ich hatte wieder ein kleines begeistert mitarbeitendes Pony.

Viele Grüße
Anne
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Jen
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Beitrag von Jen »

Rossig ist sie nicht? Da kann es doch auch manchmal geben, dass die Stuten auf Druck am Bein eher stehen bleiben, anstatt gehen... einfach so als Idee? Wie ist es denn an der Longe? bleibt sie da auch einfach stehen, bewegt sie sich normal? Ev. Sattel überprüfen, zwickt der irgendwie? Mal 1-2 (od mehr) Wochen Pause machen und dann schauen ob's wieder weg ist?
Liebe Grüesslis, Jen
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Klara
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Beitrag von Klara »

Klara hatte dieses Verhalten auch mal gezeigt. Sie reagierte auf Schenkel nur rückwärts. Zu dem Zeitpunkt wollte ich mit Vorhandswendungen anfangen, das verstand sie gar nicht. Nur mit Hilfe von unten konnten wir das klären.

Stehen bleiben war aber auch schon dran, meistens am Ausgang. Sie blockierte dann aber auch an der Longe richtig heftig. Da stieg sie dann auch. Verkürzung der Trainingseinheiten und Klärung der Fronten halfen hier weiter.

LG
Maren
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

An der Longe war sie am Freitag auch ganz normal, auch wie ich am Samstag noch alleine auf dem Platz war.
Rossig dachten wir zuerst auch, ist sie aber nicht.
Ich hab die Befürchtung, dass sie am Mittwoch mit drei weiteren Pferden auf dem Reitplatz überfordert war und dadurch anfing zu kleben und sich ihre Verunsicherung gestern wieder zeigte, als Herr W. auf den Platz kam, denn bis dahein war sie normal.
Kann so etwas möglich sein?
Wenn wir mit anderen Pferden auf dem Platz waren (1 oder 2 andere, meist aber alleine), reagierte sich nicht einmal auf diese, weder wenn sie kamen noch den Platz verliessen. Sie guckte kurz und Thema abgehakt, kein Wiehern, etc. Aber die Atmosphäre war immer relativ ruhig. Am Mittwoch war es eher stressig und ich könnt mich in den Hintern beißen, dass wir den Platz nicht verlassen haben, als alles immer nerviger wurde.
Kann sie dadurch eine Art "Mackers" bekommen haben und durch die Verunsicherung kleben?
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