Der korrekte Spannungsbogen...
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Der korrekte Spannungsbogen...
Also der korrekte Spannungsbogen, was macht ihn aus? Gibt es Richtwert? Falls ja wo? Schön wären auch Bilder mit korrektem Spannungsbogen...
Ich denke Richt"werte" wirst du in der Reiterei vergebens suchen. Das ist sehr unterschiedlich.
Wichtig für den Spannungsbogen ist, dass die Oberlinie des Pferdes aufgewölbt und frei tätig ist und das ist unabhängig von der Kopfhöhe des Pferdes. Die Stirnlinie soll in jedem Fall ungefähr in der Senkrechten oder etwas davor sein. Ist die Stirnlinie zu offen, also die nase ZU weit vor und die Ganasche ZU weit offen, dann fällt das Pferd auseinander. Ist die Nase zu weit hinten, also die Ganasche zu eng, dann ist der Spannungsbogen entweder nicht über die gesamte Oberlinie sondern nur im Hals-Genickbereich überspannt und die HH zu lasch oder dann ist auch der rücken nach oben überspannt. Die HH soll in jedem Fall möglichst gut vor und durchschwingen, das gibt die Energie, welche sich über diesen Spannungsbogen "fortpflanzen" kann. ist die Energie zu wenig, bleibt sie irgendwo stecken und kommt nicht vorne an, Pferd fällt entweder auseinander oder macht sich vorne eng und kippt mit dem Genick ab -> es trägt sich nicht.
Die Frage ist meist, ob es eine Anlehnung braucht, um einen spannungsbogen herzustellen und wie diese Anlehnung aussieht.
Ich bin der Meinung, dass es nicht zwingend eine Trense im Maul braucht, um diesen Spannungsbogen herzustellen, ein Pferd ist durchaus in der Lage dies selbständig herzustellen und zu halten. Jedoch ist es schwieriger für uns, uns mitzuteilen, was wir vom Pferd haben wollen, ohne das Hilfsmittel Trense.
Ich finde dieses Foto noch schön bezüglich Spannungsbogen, weil es ungestört von jeglicher Ausrüstung ist und deshalb m.E. gut sichtbar.
http://i228.photobucket.com/albums/ee32 ... 1246355422
Ich wollte in diesem Moment meinem Pferd mitteilen, er soll in den spanischen Trab gehen und er machte zwar keinen Sp.Trab, aber er fing sich daraufhin an zu sammeln und mit grösserer Federkraft durchzuschwingen. Das englische wort "bounce" kommt mir da in den Sinn, ich finde, das sieht man recht gut, den Schwung nach oben, die Halsoberlinie und den Rücken, die nach oben schwingen und tragen, das Genick, das frei und locker den Kopf in die Senkrechte fallen lässt, die Vorhand, die frei wird, die Beinpaare sind harmonisch parallel und beide Hufspitzen des Standbeines sind praktisch im gleichen Moment beim verlassen des Bodens. Normalerweise sieht man auf Fotos sehr oft, dass die Vorhand leicht verzögert ist und noch auf dem Boden ruht, während das Hinterbein schon wegkommt. Das ist hier nicht der Fall. Der schweif pendelt locker, ist weder eingeklemmt noch hochgestellt, sondern trägt sich frei, die Schweifrübe als verlängerung der Wirbelsäule ist ein wichtiges Indiz für Rückentätigkeit.
Wichtig für den Spannungsbogen ist, dass die Oberlinie des Pferdes aufgewölbt und frei tätig ist und das ist unabhängig von der Kopfhöhe des Pferdes. Die Stirnlinie soll in jedem Fall ungefähr in der Senkrechten oder etwas davor sein. Ist die Stirnlinie zu offen, also die nase ZU weit vor und die Ganasche ZU weit offen, dann fällt das Pferd auseinander. Ist die Nase zu weit hinten, also die Ganasche zu eng, dann ist der Spannungsbogen entweder nicht über die gesamte Oberlinie sondern nur im Hals-Genickbereich überspannt und die HH zu lasch oder dann ist auch der rücken nach oben überspannt. Die HH soll in jedem Fall möglichst gut vor und durchschwingen, das gibt die Energie, welche sich über diesen Spannungsbogen "fortpflanzen" kann. ist die Energie zu wenig, bleibt sie irgendwo stecken und kommt nicht vorne an, Pferd fällt entweder auseinander oder macht sich vorne eng und kippt mit dem Genick ab -> es trägt sich nicht.
Die Frage ist meist, ob es eine Anlehnung braucht, um einen spannungsbogen herzustellen und wie diese Anlehnung aussieht.
Ich bin der Meinung, dass es nicht zwingend eine Trense im Maul braucht, um diesen Spannungsbogen herzustellen, ein Pferd ist durchaus in der Lage dies selbständig herzustellen und zu halten. Jedoch ist es schwieriger für uns, uns mitzuteilen, was wir vom Pferd haben wollen, ohne das Hilfsmittel Trense.
Ich finde dieses Foto noch schön bezüglich Spannungsbogen, weil es ungestört von jeglicher Ausrüstung ist und deshalb m.E. gut sichtbar.
http://i228.photobucket.com/albums/ee32 ... 1246355422
Ich wollte in diesem Moment meinem Pferd mitteilen, er soll in den spanischen Trab gehen und er machte zwar keinen Sp.Trab, aber er fing sich daraufhin an zu sammeln und mit grösserer Federkraft durchzuschwingen. Das englische wort "bounce" kommt mir da in den Sinn, ich finde, das sieht man recht gut, den Schwung nach oben, die Halsoberlinie und den Rücken, die nach oben schwingen und tragen, das Genick, das frei und locker den Kopf in die Senkrechte fallen lässt, die Vorhand, die frei wird, die Beinpaare sind harmonisch parallel und beide Hufspitzen des Standbeines sind praktisch im gleichen Moment beim verlassen des Bodens. Normalerweise sieht man auf Fotos sehr oft, dass die Vorhand leicht verzögert ist und noch auf dem Boden ruht, während das Hinterbein schon wegkommt. Das ist hier nicht der Fall. Der schweif pendelt locker, ist weder eingeklemmt noch hochgestellt, sondern trägt sich frei, die Schweifrübe als verlängerung der Wirbelsäule ist ein wichtiges Indiz für Rückentätigkeit.
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Danke Jen für diese tolle Beschreibung und das klasse Foto!
Ich möchte nur noch ein Foto zum Spannungsbogen einstellen, das meiner Meinung nach gut ist. Für mich zeigt es vor allem, dass der Spannungsbogen wirklich unabhängig von der Kopfhöhe des Pferdes ist.
http://i163.photobucket.com/albums/t283 ... ker001.jpg
Ansonsten seh ich es genauso wie Jen, dass es keine Richtwerte geben kann.
Bei Paul Belasiks Buch finde ich ein recht schlichtes Beispiel sehr einleuchtend. Es geht zwar konkret um vorwärts-abwärts, aber ich denke es lässt sich auf auf jede "Kopfhöhe" übertragen.
Ich möchte nur noch ein Foto zum Spannungsbogen einstellen, das meiner Meinung nach gut ist. Für mich zeigt es vor allem, dass der Spannungsbogen wirklich unabhängig von der Kopfhöhe des Pferdes ist.
http://i163.photobucket.com/albums/t283 ... ker001.jpg
Ansonsten seh ich es genauso wie Jen, dass es keine Richtwerte geben kann.
Bei Paul Belasiks Buch finde ich ein recht schlichtes Beispiel sehr einleuchtend. Es geht zwar konkret um vorwärts-abwärts, aber ich denke es lässt sich auf auf jede "Kopfhöhe" übertragen.
Den Unterschied kann man an sich selbst ausprobieren, in dem man sich an einen Tisch setzt und sich langsam nach vorne lehnt. Zuerst berührt man die Tischkante mit dem Kinn, dann noch einmal mit der Stirn. Bei der Berührung mit dem Kinn spürt man, wie sich der Nacken in gerade Linie - oder sogar etwas hohl gebogen- bis in den Rücken hineinzieht. Berührt man die Tischkante mit der Stirn, fühlt man, wie sich die Oberlinie dehnt bis in den Rücken.
"...aber dem edlen Pferd, das du reiten willst, mußt du seine Gedanken ablernen, du darfst nichts Unkluges, nichts unklug von ihm verlangen." Goethe
ich seh das auch so, dass der gewünschte "Spannungs"bogen vom Pferd selbst hergestellt wird. Auch in Freiheit kann man ihn beobachten.
Auf keinen Fall ist es ein Ergebnis von halten und treiben, wie leider oft zu sehen !!! Dennoch kann er ein Ergebnis von korrektem Hand, Bein, und Rückeneinsatz des Reiters sein, also schlicht korrektem Reiten.
Auf keinen Fall ist es ein Ergebnis von halten und treiben, wie leider oft zu sehen !!! Dennoch kann er ein Ergebnis von korrektem Hand, Bein, und Rückeneinsatz des Reiters sein, also schlicht korrektem Reiten.
Zuletzt geändert von horsman am Di, 30. Jun 2009 17:08, insgesamt 1-mal geändert.
Den ersten Satz von Jen finde ich sehr wichtig! Insofern relativiert sich für mich auch, wann die Ganaschen zu weit offen sind. Hängt dies doch entscheidend vom Bau der Hals/ Kopfpartie ab. Mein Pferd mit massigem Hals und eher engen Ganaschen, sowie einem ziemlich "kuhförmigen" (sorry den Vergleich, fällt mir kein besseres Wort ein) dreieckigen Kopf, wird die Stirnlinie in einer korrekten Haltung immer recht weit vor der Senkrechten haben.Jen hat geschrieben:Ich denke Richt"werte" wirst du in der Reiterei vergebens suchen. Das ist sehr unterschiedlich.
Wichtig für den Spannungsbogen ist, dass die Oberlinie des Pferdes aufgewölbt und frei tätig ist und das ist unabhängig von der Kopfhöhe des Pferdes. Die Stirnlinie soll in jedem Fall ungefähr in der Senkrechten oder etwas davor sein. Ist die Stirnlinie zu offen, also die nase ZU weit vor und die Ganasche ZU weit offen, dann fällt das Pferd auseinander. Ist die Nase zu weit hinten, also die Ganasche zu eng, dann ist der Spannungsbogen entweder nicht über die gesamte Oberlinie sondern nur im Hals-Genickbereich überspannt und die HH zu lasch oder dann ist auch der rücken nach oben überspannt. Die HH soll in jedem Fall möglichst gut vor und durchschwingen, das gibt die Energie, welche sich über diesen Spannungsbogen "fortpflanzen" kann.
Trotzdem kriegt sie durchaus einen schönen Spannungsbogen hin (mit mir obendrauf zeitweise ebenfalls

Wichtiger als die Kopfhaltung, finde ich, ist die wirklich aktive Hinterhand, das Vorwärtsdenken vom Pferd und dass der Widderrist nicht nach hinten unten gedrückt wird, sondern nach oben vorne gezogen wird. Da spielt dann die Halshaltung (und ev. Kopfhaltung) wieder eine Rolle.
Spannungsbogen mit Kopf deutlich vor der Senkrechten ist zb. hier schön zu sehen: Percheron
Sehr interessantes Thema!
Bezüglich Anlehnung finde ich noch sehr interessant zu erwähnen, dass es auch hier kleine Unterschiede gibt. Pferde die weiter fort geschritten sind in ihrer Ausbildung stellen diesen Spannungsbogen her und halten diesen auch selbst.
Bei weniger erfahrenen Pferden stellt sich der Spannungsbogen her, dieser benötigt aber mehr Unterstützung vom Reiter oder vom Longierendem.
Wie sind da Eure Erfahrungen?
Bezüglich Anlehnung finde ich noch sehr interessant zu erwähnen, dass es auch hier kleine Unterschiede gibt. Pferde die weiter fort geschritten sind in ihrer Ausbildung stellen diesen Spannungsbogen her und halten diesen auch selbst.
Bei weniger erfahrenen Pferden stellt sich der Spannungsbogen her, dieser benötigt aber mehr Unterstützung vom Reiter oder vom Longierendem.
Wie sind da Eure Erfahrungen?
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
Das "zu" ist ja ein relativer Begriff 
allerdings kann auch ein massiger hals eine gute gewölbte Form einnehmen, wenn es eben durch Dehnung der Oberlinie zustande kommt und nicht durch zusammenziehen und dadurch können sich die Ganaschen im Verlaufe der Arbeit immer mehr öffnen und leichter werden, das Genick wird so auch schlanker.
Hast du mal ein seitliches Foto von deinem Pferd, lalala? würd mich noch interessieren, wie das aussieht

allerdings kann auch ein massiger hals eine gute gewölbte Form einnehmen, wenn es eben durch Dehnung der Oberlinie zustande kommt und nicht durch zusammenziehen und dadurch können sich die Ganaschen im Verlaufe der Arbeit immer mehr öffnen und leichter werden, das Genick wird so auch schlanker.
Hast du mal ein seitliches Foto von deinem Pferd, lalala? würd mich noch interessieren, wie das aussieht

Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Dressurreiterin22 hat geschrieben:Was sagt ihr denn zu folgendem Bild? Wahrscheinlich meilenweit entfernt vom Spannungsbogen
Also so schlimm finde ich das nicht.

Aber die Grundspannung fehlt auf dem Bild. Der Hals und Rücken könnten, meiner Meinung nach mehr gewölbt sein. Dann könnte auch das Hinterbein besser unterfussen. Aber der Weg ist auf jeden Fall richtig. So etwas geht leider auch nicht von heute auf morgen.
So sieht es derzeit bei uns aus. Leider ist das Bild etwas dunkel. Man sieht aber den Spannungsbogen den Stuti bereits herstellt.
- Dateianhänge
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- S1053695.jpg (57.7 KiB) 12294 mal betrachtet
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
@Emporada: So ähnlich sieht das bei meiner Fjordmaus mit ebenfalls wuchtigem Hals und starker Brust und null Ganaschenfreiheit auch aus. Hab leider kein passendes Foto, bin noch nie auf die Idee gekommen, beim Longieren zu fotografieren ... 

LG
Jarit
Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
Jarit
Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
@Dressurreiterin: das wäre mir persönlich alles zu lasch auf dem Bild.
@Annie: ich habe das über longieren mit Gogue erarbeitet und dadurch kann ich es auch ohne alles abfragen. Aber da gibt es ja tausend Wege und einige longieren ja auch lieber ohne Hilfszügel. Dazu kann ich aber keine Tipps geben.
@Jarit: Ganaschenfreiheit hat meiner aber schon.
@Annie: ich habe das über longieren mit Gogue erarbeitet und dadurch kann ich es auch ohne alles abfragen. Aber da gibt es ja tausend Wege und einige longieren ja auch lieber ohne Hilfszügel. Dazu kann ich aber keine Tipps geben.
@Jarit: Ganaschenfreiheit hat meiner aber schon.

Viele Grüße Tina