Thisbe hat geschrieben:Andererseits will ich ja auch nicht, daß mein Pferd
immer vor mir weicht. Manchmal soll es ja auch stehen bleiben

Genau das muss es dann auch klar unterscheiden können. Ist dein Fokus auf etwas hinter ihm gerichtet, so wie Medora diese Übung auch beschrieb, dann sollte ihm klar sein, dass es nicht gemeint war und es insofern weichen soll.
Wenn dagegen dein Fokus auf ihm liegt, Du also nicht über ihn hinweg schaust sondern ihn ansiehst, wird er erkennen, dass er gemeint ist, dem dein Interesse gilt. Weicht er dennoch, weicht er vor dir und nicht vor deiner Absicht, wenn Du verstehst was ich meine.
Also bevor ich mich einem Pferd nähere, welches mir nicht weichen soll, nehme ich Blickkontakt zu ihm auf und warte auf seine Antwort, bevor ich gehe. Insofern ist dann schon klar, ob es weichen wird oder nicht.
Ignoriert es mich aber völlig, dann muss ich mir Respekt verschaffen, z. B. mit einem schwingenden Seil, so wie Medora es beschrieben hat. Habe ich keines dabei, kann ich meine Forderung auch langsam verdeutlichen, um dem Pferd die Chance zu geben, auch schon früher zu reagieren. So darf zunächst mal an meiner Absicht im Kopf kein Zweifel mehr bestehen. Viele Pferde haben ein so feines Gespür, dass dies allein schon ausreicht. Das erstaunt mich immer wieder.
Wenn nicht, dann wird meine Körpersprache deutlicher, Anspannung baut sich auf und der Blick wird schärfer und unnachgibiger (erst auf den Körperteil, der weichen soll und dann direkten Augenkontakt halten). Hilft auch das nicht, gehe ich einen energischen Schritt auf das Tier zu, beim nächsten Schritt stampfe ich mit einem Fuß kräftig auf den Boden. Dann kann ich mich noch größer machen und die Arme hochreißen. Zu guter letzt kann ich auch noch meine Stimme mit dazunehmen und alles miteinander verbinden.
Das Pferd, welches dann immernoch stehenbleibt, nimmt mich nicht im geringsten für voll oder hat ein gewaltiges gesundheitliches Problem. Auf dieses Tier könnte ich vermutlich auch mit der Gerte einschlagen, es würde sich immer noch nicht wegbewegen, sondern womöglich zum Gegenangriff übergehen oder einfach nur ertragen was weiter passiert.
Aber bis dahin sollte ich erst einmal alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen und versuchen mit den geringsten Hilfen, ihm meine Absicht zu erklären und ihm Zeit geben dies zu verarbeiten (also ihn nicht überfallen), damit es nicht nur reagiert sondern bewusst agiert und ausweicht.
Natürlich muss dabei auch immer ein Weg frei sein, den es zum ausweichen nutzen kann. Dabei sind unsere vorstellungen davon meist völlig unzureichend. Das sieht man besonders gut bei der Freiarbeit im Roundpen oder in der Halle. Sobald ich ihm den Weg abschneide ändert es seine Richtung. Dazu brauche ich mich nicht direkt in den Weg zu stellen. Es reicht oft schon ein Schritt in diese Richtung und da wären mindestens noch 5 m Platz gewesen.
Insofern benötigen Pferde wesentlich mehr freien Raum, als wir. Das sollte man auch bedenken, wenn man sich ihnen nähert.
Gruß
Manfred