Grund: Schenkeldruck kann beruhigend wirken. So wie man ein ängstliches Kind etwas fester bei der hand nimmt und ihm damit signalisiert: alles ok, ich bin da. während ein luftiger Schenkeldruck das zähe Pferd wacher macht, elektrisierender wirkt, und eine aktive Einwirkung auch überraschender wirkt.
Das ist jedoch genau kontraintuitiv und deshalb nicht so einfach durchzuführen. Bei Pferden die faul sind, will man normalerweise das Bein mehr dran haben, um es zu treiben. Kann damit aber das Gegenteil bewirken, weil man sich durch das stärkere Treiben gerne fest macht und in der Hüfte blockiert. Ist ein pferd nervig, will man intuitiv das Bein wegstrecken, um das Pferd ja nicht zu treiben. Problem: kommt das Bein mal dran (was es unweigerlich tut) schiesst das Pferd los und reagiert über.
Es ist aber so, dass je luftiger der Kontakt wird, desto schwieriger werden gute, fliessende, weiche übergänge, wo die HH wirklich "dran" bleibt (horsmän, für dich weiter unten noch eine genauere Beschreibung dieses "dran sein"

Dann will ich noch kurz auf das "Zusammenspiel der Hilfen" eingehen, weil das im anderen Thread "main fixe" in Frage gestellt wurde. Denn hier kommt der Bedeutung des Beines eine grosse Rolle zu.
Mein Bein heisst nicht einfach "vorwärts". Das ist etwa so, wie wenn ich mich nur noch in 2-wortsätzen mit euch unterhalten wollte. Mein Bein setze ich sehr differenziert ein, vorwärts, aktivierend, rückwärts, seitwärts und jaaaa auch biegend (was sehr wohl funktioniert, auch wenn das von gewissen Leuten bestritten wird). Wichtig ist dabei immer die Lage des Beines, der Sitz im gesamten und das innere Bild, das ich dabei habe, die Zügel, welche die Schultern führen und den Rahmen bestimmen. Mein Pferd muss zb. unterscheiden, ob ich ein SH in 3 od 4 Spuren oder ein übertreten will. Es muss unterscheiden, ob ich Tritte verlängern oder bei gleichem Takt/Tempo/Raumgriff, die Aktivität erhöhen möchte. Hier ist meine allfällige Drehung im Körper und mein Schwerpunkt wichtig. Ich schiebe NIE mein Pferd mit der Hüfte an (zumindest nie gewollt

Ganz klar, dass ein junges Pferd diese differenzierten Bedeutungen noch nicht erfassen kann. Ich lese ja auch keinem kleinen Kind shakespeare vor. also unterhalte ich mich mit dem Pferd auch am Anfang in den 2-Wort-sätzen und trenne Hand und Bein deutlich. Jedoch fange ich immer mehr an, die Hilfen differenzierter zu geben und das Pferd zu schulen, also auszubilden auf Gewichts- Schenkel- und Handhilfen. Das dauert natürlich lange bis das Pferd die Zusammenhänge versteht (und auch akzeptiert). Aber es kann das sehr wohl! Wenn ich Klavier lerne nehme ich auch erst die rechte Hand, dann separat übe ich die linke Hand und erst dann gaanz langsam nehme ich beide Hände zusammen. Das geht nicht vom ersten Tag an. Genau so geht es doch dem Pferd.
horsmän, du hast im main-fixe-Thread noch gefragt, was die HH-ranholen bedeuten soll. Das kannst du dir selber eigentlich recht genau verinnerlichen mit folgender Übung:
Schritt - vorbereiten zum Trab - natürlich ohne dass das Pferd im Schritt schneller wird - antraben. Damit das Pferd nicht schneller wird beim antraben, muss die Energie für den Trab bereits im Schritt vorhanden sein, nur dann kann es ein einfacher Gangartenwechsel sein, ohne dass das Pferd zusätzliche Anstrengungen (wie eben schneller werden und sich in die neue Gangart werfen) machen muss.
Dann wieder Trab-Schritt übergang und sofort wieder antraben. Diesen Trab-Schritt- und wieder Trab-übergang mit der Zeit so nahe aufeinander, dass du nur noch 1 Schritt im Schritt machst und sofort wieder antrabst. Hier merkst du deutlich, ob das Pferd die HH "dran" hat, also geschlossen ist, oder ob die HH schleppend ist und das Pferd verzögert in den Trab geht oder sich in den Trab schmeisst und die übergänge nicht weich sind. Dann kannst du den übergang auch so reiten, dass du im Trab den Schrittübergang vorbereitest, aber im letzten Moment bevor das Pferd in den Schritt geht, trabst du wieder "an" bzw. eben weiter. Der hand kommt bei dieser Übung keine führende Rolle dazu, höchstens korrigierende (Geraderichtung der Schultern) und rahmengebende. Wenn das Pferd am sitz ist, muss man es nicht über die Hand bremsen.