Aussenstellung/Einseitige Steifheit

Rund um die klassische Reitkunst

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Kerstin-K
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Beitrag von Kerstin-K »

WILANO hat geschrieben:vielen Dank für eure regen Beteiligungen an "unserem Problem"...

@Miri: was genau meinst du mit dem "arbeitendem Muskel"? Für mich ist natürlich klar, dass eine bestimmte Halsstellung von einem Pferd nur so lange gehalten werden kann, wie das Pferd rein kräftemäßig dazu im Stande ist.

In letzter Zeit bin ich immer so verfahren, dass ich sehr, sehr viele Handwechsel geritten bin, dabei den Hals nach innen und nach außen abwechselnd mal länger und mal kürzer abgestellt habe um eine allgemein bessere Beweglichkeit der seitlichen Halsmuskeln zu erreichen. Es ging mir einfach mehr um das "Lockern" und "Geschmeidigmachen". Ich versuche einfach die Halsstellung von Kurz nach Lang bis total hingegeben, nach links, nach rechts, mal mehr und mal weniger zu variieren und so eine bessere Flexibilität zu erreichen. Dies zunächst nur auf großen, gebogenen Linien und auf der Geraden. Am Anfang im Stand, ganz zu Beginn auch vom Boden aus, dann im Leichttraben... und später auch im Aussitzen und im Galopp... auch in den Seitengängen.
Manchmal auch nur wenige Sekunden, dann wieder mal eine halbe Runde.
Und das Ganze immer mit nach oben wirkender Hand bei leicht kauendem Maul....
Weiterhin versuche ich dieser Schiefe durch viel Arbeit an der Hand und an der Longe entgegenzuwirken.
LG
Nimmt Dein Pferdchen denn den Mähnenkamm mit, wenn Du es umstellst ? Egal ob im Stand, Schritt oder Trab ? Das z.B. kann man wunderbar im Halten üben um die Pferde so zu beiden Seiten geschmeidig zu bekommen. Im besten Fall muss man dazu seine Hände gar nicht bewegen, nur die Finger öffnen und schließen.

Ich korrigiere schiefe Pferde unendlich viel mit Konterstellung, das fällt ihnen zunächst am einfachsten. Gerade auf der schlechteren Hand, also die auf der sie sich noch nicht an den äusseren Zügel randehnen wollen, reite ich solange in Konterstellung ganze Bahn und Zirkel, bis sich das Pferd von alleine umstellen möchte (... hierfür muss man manchmal etwas sensibel sein, denn anfangs ist der Moment nur sehr kurz). Kann ich es umstellen, habe ich für einen Moment eine richtig schöne Dehnung an den äusseren Zügel, anfangs wirklich nur für einen kleinen Moment. Fängt es wieder an, sich auf den inneren Zügel zu stützen, stelle ich wieder um in Konterstellung, warte ab, bis ich wieder nach innen stellen kann usw.

Longieren ist auf alle Fälle auch sehr hilfreich - es kommt aber immer darauf an, wie schief das Pferd ist. Ist`s ein "harter" Brocken, muss man schon sehr exact longieren können, um ihnen am Boden helfen zu können - so ist meine Erfahrung. Ich habe einen Wallach, der sehr ängstlich ist, und windschief. Eigentlich arbeite ich bei ihm täglich an der Schiefe, seit Jahren. Alles, was ich ihm antrainiere, trainiert er sich in den restlichen 23 Stunden im Stall wieder weg. Er ist ein Pferd, der im Stall steht, und ruhenderweise seinen Unterhals kräftigt :(. Permanente Ruhelosigkeit und Fluchtbereitschaft. Und dieser ist vom Boden aus sehr, sehr schwer zu korrigieren, weil er hier mit seiner Kraft spielen kann. Ich longiere sehr viele Pferde, und habe wenig Probleme mit den meisten, erziele wunderbare Ergebnisse, aber bei Wanesco am Kappzaum durchzukommen, ist Schwerstarbeit.
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Kerstin-K
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Beitrag von Kerstin-K »

Alkasar hat geschrieben: Meine junge (links hohle) Stute hat neulich auch dieses Phänomen gezeigt. Beim 4. und 5. mal Reiten fiel sie plötzlich extrem auf die linke Schulter, kam völlig aus dem ohnehin noch labilen Gleichgewicht. Beim nächsten Mal war dann alles wieder normal. War ich das nun? Keine Ahnung.
Kann es damit zusammen hängen, daß Du in der Reiteinheit vorher die andere, also ihre Rechte Hand, durch Lektionen o.ä. gestärkt hast und sie deshalb aus dem Gleichgewicht kam ?
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Kerstin-K
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Beitrag von Kerstin-K »

Excalibur hat geschrieben:Wilano beschreibt ein Phänomen, dass mir auch bei einigen meiner Berittpferde aufgefallen ist, aber eben nicht bei allen, so dass es eigentlich nicht an mir liegen kann.

Theoretisch ist es ja so, dass wenn ein Pferd links seine hohle Seite hat, es auf die rechte Schulter fällt. Also müsste es linke Hand den Zirkel vergrößern und rechte Hand verkleinern. Ich habe aber einige Pferde die links hohl sind oder sich zumindest so zeigen und trotzdem auf dem Zirkel auf die linke Schulter fallen.

Gleiches Problem ist der Galopp auch hier scheinen einige Pferde mit der Schiefe unterschiedlich umzugehen. Manche Pferde Galoppieren auf Ihrer Händigenseite besser andere auf der nicht Händigen. Versuche schon seit einige Jahren herraus zu finden was die Ursache für den Unterschiedlichen Umgang mit der Schiefe ist oder ob bei manchen dieser Pferde schon eine künstliche Schiefe angeritten ist. Daher sie durch den falschen Umgang des Menschen mit ihrer Schiefe versuchen ihre Schiefe zu kompensieren. Finde dieses Thema extrem Spannend aber auch verwirrend und schwierig.
Extrem spannend und verwirrend zugleich trifft`s sehr gut :) Bin auch immer am gerade-basteln meiner Pferde vom Boden aus und betreibe geradezu Bewegungsstudien an der Longe.

Zu Deinem ersten Absatz würde ich sagen, daß hier zwar die hohle Seite die Linke ist, die rechte Hand aber so gut gearbeitet wurde, daß diese nun die stärkere ist - kann das Deinen Beobachtungen nach sein ?

Zum Galoppthema bin ich der Meinung, daß der Galopp bei manchen Pferden auf der hohlen Seite zwar leichter und besser erscheint, aber qualitativ nicht korrekt ist. So kann ich das zumindest in Moment bei zweien meiner Pferde beobachten.
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Beitrag von WILANO »

@Kerstin-K:
ja, er nimmt den Mähnenkamm mit... das dauerte aber auch erst seine zeit, bis er das mal konnte... am anfang war er sehr, sehr blockiert im hals...

was mir persönlich auch geholfen hat, sind unsere täglichen dehnübungen am boden vor und nach dem reiten,d.h. zum Beispiel Karotte an die Hüfte.
Und dann habe ich mi noch einen Grif von meiner Osteopathin zeigen lassen, bei dem ich auf das Zungenbein einwirke bis er schön links bzw. rechts nachgibt...
Aber das, was du mit deinem Wanesco beschreibst, habe ich mit meinem Wilano auch. Manchmal kommt es mir so vor, dass wenn ich ihn nicht jeden Tag systematisch dehne, er am nächsten Tag wieder "das Steiftier" spielt..

LG Martin
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Kerstin-K hat geschrieben:
WILANO hat geschrieben:vielen Dank für eure regen Beteiligungen an "unserem Problem"...

@Miri: was genau meinst du mit dem "arbeitendem Muskel"? Für mich ist natürlich klar, dass eine bestimmte Halsstellung von einem Pferd nur so lange gehalten werden kann, wie das Pferd rein kräftemäßig dazu im Stande ist.

In letzter Zeit bin ich immer so verfahren, dass ich sehr, sehr viele Handwechsel geritten bin, dabei den Hals nach innen und nach außen abwechselnd mal länger und mal kürzer abgestellt habe um eine allgemein bessere Beweglichkeit der seitlichen Halsmuskeln zu erreichen. Es ging mir einfach mehr um das "Lockern" und "Geschmeidigmachen". Ich versuche einfach die Halsstellung von Kurz nach Lang bis total hingegeben, nach links, nach rechts, mal mehr und mal weniger zu variieren und so eine bessere Flexibilität zu erreichen. Dies zunächst nur auf großen, gebogenen Linien und auf der Geraden. Am Anfang im Stand, ganz zu Beginn auch vom Boden aus, dann im Leichttraben... und später auch im Aussitzen und im Galopp... auch in den Seitengängen.
Manchmal auch nur wenige Sekunden, dann wieder mal eine halbe Runde.
Und das Ganze immer mit nach oben wirkender Hand bei leicht kauendem Maul....
Weiterhin versuche ich dieser Schiefe durch viel Arbeit an der Hand und an der Longe entgegenzuwirken.
LG
Nimmt Dein Pferdchen denn den Mähnenkamm mit, wenn Du es umstellst ? Egal ob im Stand, Schritt oder Trab ? Das z.B. kann man wunderbar im Halten üben um die Pferde so zu beiden Seiten geschmeidig zu bekommen. Im besten Fall muss man dazu seine Hände gar nicht bewegen, nur die Finger öffnen und schließen.

Ich korrigiere schiefe Pferde unendlich viel mit Konterstellung, das fällt ihnen zunächst am einfachsten. Gerade auf der schlechteren Hand, also die auf der sie sich noch nicht an den äusseren Zügel randehnen wollen, reite ich solange in Konterstellung ganze Bahn und Zirkel, bis sich das Pferd von alleine umstellen möchte (... hierfür muss man manchmal etwas sensibel sein, denn anfangs ist der Moment nur sehr kurz). Kann ich es umstellen, habe ich für einen Moment eine richtig schöne Dehnung an den äusseren Zügel, anfangs wirklich nur für einen kleinen Moment. Fängt es wieder an, sich auf den inneren Zügel zu stützen, stelle ich wieder um in Konterstellung, warte ab, bis ich wieder nach innen stellen kann usw.

Longieren ist auf alle Fälle auch sehr hilfreich - es kommt aber immer darauf an, wie schief das Pferd ist. Ist`s ein "harter" Brocken, muss man schon sehr exact longieren können, um ihnen am Boden helfen zu können - so ist meine Erfahrung. Ich habe einen Wallach, der sehr ängstlich ist, und windschief. Eigentlich arbeite ich bei ihm täglich an der Schiefe, seit Jahren. Alles, was ich ihm antrainiere, trainiert er sich in den restlichen 23 Stunden im Stall wieder weg. Er ist ein Pferd, der im Stall steht, und ruhenderweise seinen Unterhals kräftigt :(. Permanente Ruhelosigkeit und Fluchtbereitschaft. Und dieser ist vom Boden aus sehr, sehr schwer zu korrigieren, weil er hier mit seiner Kraft spielen kann. Ich longiere sehr viele Pferde, und habe wenig Probleme mit den meisten, erziele wunderbare Ergebnisse, aber bei Wanesco am Kappzaum durchzukommen, ist Schwerstarbeit.
Die Erfahrung mache ich gerade bei meiner Stute. Ich würde mir anmassen, dass ich gut longiere und auch weiss was ich tue, aber meine Maus ist jedes Mal wieder ne Herausforderung. Sie ist extrem leicht abgelenkt, wenn eine Mücke furzt muss sie schauen. Sie ist extrem schief, ist aber auch durch einen Unfall oder eben erblich bedingt stärker schief gebaut. Das hat mir auch der TA bestätigt. Ich werde also auch immer Probleme damit haben.

Was mir beim Longieren vor allem sehr stark auffällt ist, dass wir immer wieder von Neuem beginnen müssen, die Schulter aufzurichten. Sie fällt am Zirkel auf die jeweilige innere Schulter, dass man glaubt sie fällt gleich um. Klappen tut es wenn ich viel mitgehe und immer bei ihr bin. Sobald der Zirkel größer wird, wird es schwieriger für mich. Wobei sich das schon gebessert hat.

Aber wenn ich andere Pferde longiere, ist das nicht so stark ausgeprägt.

Sie ist überhaupt stark Vorderhandlastig und ein Bergab Pferd, nebenbei hinten etwas überbaut. Was die Tatsache nicht gerade vereinfacht.
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Beitrag von Kerstin-K »

@ Filzi

Ich hab vielleicht eine Idee für Dein Stütchen : Versuch mal beim Longieren die Hand, in der Du die Longe hälst, ganz nach oben zu nehmen, den Arm richtig nach oben ausstrecken. Hiermit kann man den Pferden unheimlich gut vermitteln, sich groooß zu machen, somit die Last von der inneren Schulter wegzunehmen (... hier kannst Du noch auf ihre Schulter zugehen, um sie so fast übertreten zu lassen - nur eine Idee, damit sie die Last von der inneren Schulter wegnimmt) um sich so aus dem Widerrist heraus zu stellen. Klingt komisch, funktioniert aber wirklich supergut bei vielen Pferden - auch bei meinem Knaller Wanesco, bei ihm ist`s aber, wie alles am Boden, sehr anstrengend. Diejenigen, die sich anfangs arg auf die Schulter "knallen", longiere ich alle so, mit tollen Erfolgen. Gottseidank hab ich mein Ställchen für mich alleine und mir kuckt keiner zu ;)

Soll keine Dauerlösung werden, aber man kann den Pferden wirklich gut zeigen, daß sie ihre Oberlinie lang machen und sich aus einer Art Aufrichtung heraus fallen lassen sollen. Einfach aus dem Grund, weil die Pferde unsere Körperhaltung nachahmen.

Und wenn Du so bereits longiert hast, hab ich alles umsonst geschrieben :wink: :D
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Beitrag von Filzi »

Kerstin-K hat geschrieben:@ Filzi

Ich hab vielleicht eine Idee für Dein Stütchen : Versuch mal beim Longieren die Hand, in der Du die Longe hälst, ganz nach oben zu nehmen, den Arm richtig nach oben ausstrecken. Hiermit kann man den Pferden unheimlich gut vermitteln, sich groooß zu machen, somit die Last von der inneren Schulter wegzunehmen (... hier kannst Du noch auf ihre Schulter zugehen, um sie so fast übertreten zu lassen - nur eine Idee, damit sie die Last von der inneren Schulter wegnimmt) um sich so aus dem Widerrist heraus zu stellen. Klingt komisch, funktioniert aber wirklich supergut bei vielen Pferden - auch bei meinem Knaller Wanesco, bei ihm ist`s aber, wie alles am Boden, sehr anstrengend. Diejenigen, die sich anfangs arg auf die Schulter "knallen", longiere ich alle so, mit tollen Erfolgen. Gottseidank hab ich mein Ställchen für mich alleine und mir kuckt keiner zu ;)

Soll keine Dauerlösung werden, aber man kann den Pferden wirklich gut zeigen, daß sie ihre Oberlinie lang machen und sich aus einer Art Aufrichtung heraus fallen lassen sollen. Einfach aus dem Grund, weil die Pferde unsere Körperhaltung nachahmen.

Und wenn Du so bereits longiert hast, hab ich alles umsonst geschrieben :wink: :D
Hey vielen lieben Dank für den Tipp. Ist mal was anderes, ich habe immer wieder den Tipp bekommen auf die Schulter zu zu gehen oder eben die Gerte dahin zu legen. Gut und schön, ABER ich müsste permanent klopfend mit der Gerte bei ihr herum rennen, weil sie sofort wieder das Gewicht auf die innere Schulter wirft.

Aber das werde ich echt mal probieren, wir haben eh einen überdachten und geschlossenen Longierzirkel. Da sieht mich keiner. :D
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Beitrag von Kerstin-K »

@ Filzi

Bin gespannt, ob`s funktioniert ! Im Prinzip würde ich gerne ein Pferd, das in den Boden läuft, lieber über als hinterm Zügel reiten, damit es seinen Schwerpunkt nicht übertrieben nach vorne-unten verlagert. Und genau aus dieser Haltung eine Dehnung der Oberlinie, aus dem Widerrist, erreichen, so daß es sich dann mit langer Oberlinie an die Hand herandehnt und den Rücken aufmacht. Ich möchte nicht, daß es seinen Hals zwischen die Schultern fallen läßt und sich daraus stellt bzw. nur seinen Hals zur Seite nimmt (... und so ist das meist auf der händigen Seite), sondern im Widerrist oben bleibt und sich mit einer Balance, die auf (... nahezu) allen vier Beinen bleibt, nach vorne an die Hand dehnt, ohne das es auf die Vorhand kommt. Und exact mit dieser Vorstellung kann man dies auch longieren.

Ein Pferd, das auf der Vorhand "hängt", muss ich erstmal davon wegbekommen, und das versuche ich nicht über`s nachtreiben (... zumindest nicht bei dieser Problematik + vom Boden aus), sondern erstmal damit, daß ich es so longiere, daß es sich gross macht und die Last auf alle 4 Beine verteilt bwz. auch seine Hinterbeine benutzt. Hab ich dies erreicht, beginne ich vorsichtig mit dem Stellen, ebenfalls mit einer Hilfe, die eher nach oben als zur Seite geht. Kommt es dabei wieder auf die Vorhand, zuppel ich wieder nach oben, fang dann wieder an zu stellen usw. So bekommt man eine wirklich schöne, lange Oberlinie, die Pferde werden nicht schwer am Kappzaum (... so sollte es ja auch beim Reiten sein), und können sich plötzlich reel stellen.

Ich weiß, ich bin nicht der beste Erklärer - bin eher ein Gefühlsmensch :wink:, aber ich hoffe, Du kannst es einigermassen nachvollziehen !
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Beitrag von Filzi »

Kerstin-K hat geschrieben:@ Filzi

Bin gespannt, ob`s funktioniert ! Im Prinzip würde ich gerne ein Pferd, das in den Boden läuft, lieber über als hinterm Zügel reiten, damit es seinen Schwerpunkt nicht übertrieben nach vorne-unten verlagert. Und genau aus dieser Haltung eine Dehnung der Oberlinie, aus dem Widerrist, erreichen, so daß es sich dann mit langer Oberlinie an die Hand herandehnt und den Rücken aufmacht. Ich möchte nicht, daß es seinen Hals zwischen die Schultern fallen läßt und sich daraus stellt bzw. nur seinen Hals zur Seite nimmt (... und so ist das meist auf der händigen Seite), sondern im Widerrist oben bleibt und sich mit einer Balance, die auf (... nahezu) allen vier Beinen bleibt, nach vorne an die Hand dehnt, ohne das es auf die Vorhand kommt. Und exact mit dieser Vorstellung kann man dies auch longieren.

Ein Pferd, das auf der Vorhand "hängt", muss ich erstmal davon wegbekommen, und das versuche ich nicht über`s nachtreiben (... zumindest nicht bei dieser Problematik + vom Boden aus), sondern erstmal damit, daß ich es so longiere, daß es sich gross macht und die Last auf alle 4 Beine verteilt bwz. auch seine Hinterbeine benutzt. Hab ich dies erreicht, beginne ich vorsichtig mit dem Stellen, ebenfalls mit einer Hilfe, die eher nach oben als zur Seite geht. Kommt es dabei wieder auf die Vorhand, zuppel ich wieder nach oben, fang dann wieder an zu stellen usw. So bekommt man eine wirklich schöne, lange Oberlinie, die Pferde werden nicht schwer am Kappzaum (... so sollte es ja auch beim Reiten sein), und können sich plötzlich reel stellen.

Ich weiß, ich bin nicht der beste Erklärer - bin eher ein Gefühlsmensch :wink:, aber ich hoffe, Du kannst es einigermassen nachvollziehen !
Die Erklärung finde ich genial, da ich ein Gefühlsmensch bin und mit Anweisungen rein mechanischer Art nichts anfangen kann. Ich muss die Dinge erfühlen, dann kann ich sie im Schlaf. Ist bei meiner Stute aber auch so.

Das heisst du longierst hier bei gerne mal ohne Stellung, verstehe ich das richtig. Ich arbeite derzeit nämlich mit übertriebener Stellung nach innen. Also führen in Stellung, derzeit mit starker Abstellung. Dadurch habe ich das Gefühl, dass sie sich etwas leichter löst. Beim entlassen auf einen größeren Zirkel muss ich wirklich permanent bei ihr sein und versuchen die Schulter etwas anzuheben.

Ich werde mal wieder neue Fotos oder ein Video machen, damit man sich das vorstellen kann.
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Beitrag von Kerstin-K »

Was machst Du denn noch wach :D ?

Nein, ich lasse die Stellung nicht aussen vor. Ich "zuppel" die Nase nach oben in eine ganz kleine Stellung, und wenn das Pferdchen dann beginnt, sich etwas von der Vorhand zu lösen, stelle ich sofort etwas mehr - aber eben anfangs auch nach oben. Mein Arm ist dabei locker, auch das Handgelenk. Stell Dir vor, Du würdest ein Minishetty longieren, das viel kleiner ist als Du, das könntest Du, ohne Deinen Arm zu heben, bequem etwas nach oben "zuppeln", wenn es mit der Nase im Sand läuft. Und genau so longierst Du Dein Stütchen, nur eben mit angehobenem Arm - weil sie grösser ist als ein Minishetty :). Da Dein Pferd auf einer Kreislinie läuft, gehen alle Hilfen, die Du am Kappzaum gibst, etwas in die Stellung. Begleitend touchierst Du die Schulter etwas oder begleitest Dein Pferd per Körpersprache (... anfangs schon mal sehr auffordernd) auf eine grössere Kreislinie - eben weg von der inneren Schulter.

Hab ich das Pferd dann besser auf seinen 4 Beinen, kann ich schon mal mehr Stellung fordern, das ist auf alle Fälle ein Ziel. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, daß man eben bei den Pferden, die wirklich auf der inneren Schulter hängen, mit übertriebener Stellung erstmal noch mehr Gewicht auf das innere Vorderbein bekommt, ich stelle das Pferd quasi erstmal in den Boden rein. Fand ich unsinnig, weil ich genau wie Du, zwar Erfolge hatte, aber beim nächsten mal immer wieder von vorne beginnen musste. Letztendlich muss das Pferd weg von der Vorhand, und das geht leichter, wenn ich es auffordere, seine Hinterbeine mitzubenutzen und sein Gewicht über seinen Schwerpunkt zu verlagern, um sich daraus zu dehnen.

Wenn Dein Pferd begreift, was Du willst und gelernt hat, sich auszubalancieren, kannst Du dies auch auf einer grossen Linie korrigieren, 1x Longe anheben, zuppeln, Longe wieder senken.

Ich kann auch mal ein Video machen, aber das dauert etwas, weil meine Pferde und ich gerade Zwangsurlaub hatten und mein Reitplatz etwas eingeschneit ist - die Herren Warmblüter können darauf nicht so gut laufen. Die Ponys laufen wie immer ... :wink:
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Beitrag von louise »

Hallo Wilano,

hast Du inzwischen mal einen Osteopathen nach Deinem Pferd gucken lassen?
Ist der Sattel gecheckt? Auch ein nicht sitzender Sattel kann ein einseitiges Problem verursachen, das wird zwar meist beim Longieren besser, aber nicht immer oder komplett. Tun die Muskeln weh und sind verkürzt, werden sie an der Longe (zunächst) auch nicht besser, geschmeidiger...
Lass Deinen Sitz vor allem in Wendungen checken.

Alle Tipps sind bisher sehr gut, vor allem die vom Anfang. Dazu noch eine Anmerkung: Du schreibst, dass Du die Biegung über den Aussenzügel erarbeitest...
Aber dies ist nicht seine Aufgabe! Die Erarbeitung der Biegung erfolgt über Sitz, Bein (Hinterbein in der Wendung auffordern durchzuschwingen und den Rippenapparat auffordern, nachzugeben und Biegung zuzulassen und damit die Schultern zu befreien und ein nach innen treten des Vorderbeins zu verhindern) und INNERE Hand, die die Biegung des Halses und Stellung (wenn man davon schon reden möchte) in den Ganaschen erfragt. Dies erfordert ein lockeres, nach innen nachgiebiges Maul. All dies zusammen führt das Pferd an den äußeren Zügel heran (wurde ja bereits geschrieben!). Der Aussenzügel geht auch in der Wendung nicht unbedingt vor (die Aussenhand verläßt ja idealerweise nicht ihren Platz), sondern der Platz erfolgt über das Mitdrehen aus Deinem Sitz in die Wendung. Da das Pferd (auch im Ideal) irgendwann gelernt hat: äußerer Zügel kommt an den Hals (simpel ausgedrückt) und der Sitz macht eine Wendung (noch simpler ausgedrückt...), und das innere Bein fordert das Hinterbein zum Vortreten auf, dann soll ich mich auch biegen.
Damit biegt aber nicht der äußere Zügel, sondern das Pferd läßt sich von diesem führen und das Zusammenspiel mit den anderen Hilfen läßt das sorgfältig gerittene Pferd sich biegen.

Dies hat alles nichts mit einer hohen Hand zu tun, diese kann eine Korrekturmöglichkeit sein - ich bin keine Befürworterin davon, schon gar nicht mit ungeübten Händen.

Wenn Dein Pferd sich eben einfach noch nicht biegen kann, weil Ihr bislang an anderen Dingen gearbeitet hast (Du schriebst ja, dass er "Tot" war im Maul...), dann ist auch die Halshöhe, also die Aufrichtung noch total egal. Geht das Pferd am Zügel, also in seiner Ausbildung entsprechender Arbeitshaltung, dann üb das Biegen aus dieser Haltung. Hebt er sich raus, bieg weiter, es ist ihm ja unangenehm, im besten Falle "nur" anstrengend... Wenn er sich besser biegen kann, wird er das Raushebeln entweder lassen oder Du bist soweit, dass Du das mit dem Aussenzügel verhindern kannst (oder mit beiden) und trotzdem Biegung verlangst.
Aber bitte: bei allem niemals die anderen Hilfen vergessen! Gerade die vortreibenden Hilfen haben hier einen enormen Stellungswert, weil sonst die Arbeiten mit der Hand im Hals versacken und Du nur vorne ackerst, hinten aber nichts nachkommt.
Arbeite die Hinterbeine immer mit ran, wenn das innere Hinterbein in der Wendung vorkommen kann und zum Schwerpunkt tritt, ist das nach innen treten des Vorderbeins fast unmöglich. Das Pferd muss lernen, sich nicht nur im Hals, sondern auch im Körper zu biegen und dazu gehören eben auch alle Hilfen.

Schreib doch mal, wie es jetzt läuft und was Du so machst.
Und nochmal von weiter vor die Frage: wie geht denn Schulterherein rechts, tut er sich da nicht schwer?

Louise
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Beitrag von Miri »

@Filzi und Wilano:
Die Physiotherapeutin erklärte mir, dass vor einer Dehnung immer ein Aufwärmen stattfindet, die Durchblutung angeregt sein muss und der Muskel entspannt. Sie macht das dann beim Menschen z.B. durch ein paar Runden joggen oder Arme kreisen, je nach Muskelgruppe. Keine schwere Muskelkraft also, aber sie wird auf jeden Fall benötigt.
Ich habe mir das beim Pferd dann so übertragen, dass ich die ersten 10min relativ locker vorwärts reite, ohne Dehnung zu verlangen, also dass die Kopfhöhe vom Pferd frei wählbar ist. Dabei viele Richtungswechsel, mal innen stellen, mal außen, aber nie zu lange, wenn ich dann in den Trab wechsel kommen Wechsel von Schritt zu Trab und umgekehrt dazu und ein häufiger Wechsel von tief (Dehnung) zu freie Kopfhaltung. Erst danach reite ich dann tatsächlich geziehlt in Dehung oder in Stellung und es geht um einiges leichter, als wenn ich damit ohne das Aufwärmprogramm arbeite.
Sie hatte mir auch noch mal klar gemacht, dass ein nicht aufgewärmter Muskel nie richtig dehnen wird (sieht man dann oft, dass der Hals zwar tiefer kommt, aber die Muskulatur nicht sichtbar auseinander geht. Bei einem lockeren Pferd hat man von außen tatsächlich das Gefühl der Muskel würde an zwei Enden genommen und auseinander gezogen werden.
WILANO

Beitrag von WILANO »

@louise:
vielen dank erst einmal für deine ausführliche beschriebung, finde es echt super, dass sich die leute hier auch so zeit für einen nehmen.

Du wolltest ja wissen, wie es in letzter zeit so bei uns klappt:
Nun ja, vor kurzem war zum zweiten Mal die Osteopathin bei uns und hat eine einseitige Fesselträgerzerrung am rechten Vorderbein entdeckt.
Er ging nicht lahm und machte eigentlich auch sonst keinerlei Anzeichen von Unbehagen.
Trotzdem habe ich ihn erst mal 2 Wochen stehen lassen bzw. nur auf hartem Boden im Schritt geführt und musste Traumeel und Arnica zugeben.

Seit dem läuft er wieder klar; unser Steifheitsproblem ist aber nach wie vor vorhanden.
Der Sattel passt übrigens gut, laut Osteo und auch laut Sattler.
Trotzdem befinde ich mich zur zeit reiterlich in einem Loch, aus dem ich irgendwie auch nicht mehr rauskomme...
Bin bestimmt schon seit 4 Wochen nicht mehr geritten.

Gott sei dank habe ich nun aber ENDLICH eine Reitlehrerin gefunden, die mir ab nächstes Jahr 1mal pro monat Unterricht gibt.
Sie heißt Claudia Steiert und ist eine ausgebildete Philippe Karl- Teacherin!
Kosten pro Einheit bei mir auf dem Hof werden sich auf 55 Euro belaufen...
www.claudia-steiert.de


Ich hoffe, dass es dann endlich wieder bergauf geht!
LG und frohe Weihnachten! euer Martin
:wink:
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