Steffen: Ich bin eher ein stiller Mitleser, da ich zum Schreiben häufig nicht genug Zeit habe. Leider ist es auf den meisten Foren so, daß über die Inhalte von PK derart hanebüchener Unsinn geschrieben wird, daß es mir absolut müßig erscheint, darauf zu anworten. Dabei fände ich es durchaus interessant, über diese Inhalte konstruktiv zu diskutieren, um dadurch zu lernen.
PK und ich: ich bin für ihn zu kritisch, hinterfrage zu viel und gebe mich nicht mit Standardantworten zufrieden. Darüberhinaus bin ich ein Anhänger der klassischen deutschen Reitlehre und war und bin nicht bereit, sie um seinetwillen aufzugeben. Zumal er keine guten Argumente hatte, sondern seine Argumentation nur zeigte, daß er sie nicht verstanden hat. Ich habe versucht und versuche immer noch, seine Inhalte mit denen der klassischen Reitlehre zu verbinden, finde das paßt extrem gut und verzeichne gute Erfolge damit. Ein reiner Anhänger seiner Lehre wäre ich nie geworden, damit kann Gott nicht umgehen. Trotzdem habe ich extrem viel bei ihm gelernt, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Denn er hat mir viele Aspekte gezeigt, die zur klassischen Reitlehre passen, auch wenn er das wahrscheinlich nicht gewollt hatte.
Jetzt versuche ich mal, auf die einzelnen genannten Aspekte einzugehen, ich hoffe, ich vergesse nix:
orest, horsmän:
Doch ich bleibe dabei, es ist Doktorandenstoff. ABER: natürlich kann ein guter Lehrer, der die Sachen verstanden hat, dies an unerfahrene Schüler weitergeben, daß tue ich ja auch mit Erfolg. Aber der Lehrer muß es verstanden haben und die Geschichte so aufbereiten, daß der Schüler das versteht, das heißt, die ganze komplexe Geschichte in kleinere Einheiten unterteilen und dem Schüler das vermitteln, was ihm in dem Moment weiterhilft und dabei natürlich kontrollieren und korrigierend eingreifen, so daß der Schüler fühlen und verstehen kann, worauf es ankommt. Ein normaler Schüler wäre mit einem PK überfordert, aber ein guter von PK geschulter Lehrer kann diese Sachen wunderbar an seine Schüler weitergeben. Nancy Heiber ist dafür ein exzellentes Beispiel, sie macht einfach abartig guten Unterricht und die positiven Veränderungen in den Pferden sind beeindruckend.
horsmän: jetzt wird es spannend

hinsichtlich Schwung und Impulsion bin ich nämlich gänzlich anderer Meinung: Impulsion beschreibt für mich die Reaktivität der Pferdes auf eine Anfrage des Reiters: geringe Intensität der Hilfe- hohe Reaktivität des Pferdes = hohe Impulsion, hohe Intensität der Hilfe- geringe Reaktion des Pferdes= geringe Impulsion ( alles ist in Bewegung, nur das Pferd nicht)
Schwung hingegen entsteht, wenn die Bewegung der aktiven und in ihren Gelenken frei beweglichen Hinterhand über den Rücken zu einer frei schwingenden Wirbelsäule führen und diese durch die ganze Wirbelsäule schwingende Bewegung bis nach vorne durch Genick zum Maul geht und dort letztlich in der Hand des Reiters ihren Endpunkt findet. Dies funktioniert nur, wenn tatsächlich die Wirbelsäule in ihrer Beweglichkeit nirgendwo eingeschränkt wird, sprich keinerlei Blockaden etwas durch das Abknicken im 2/3 Halswirbel die Schwingungen dort abbrechen lassen (weshalb ja auch das leichte HdS mit einem "nur" falschen Knick, von LDR und Rollkur garnicht zu reden, absolut tödlich für reellen Schwung ist). Weiterhin Voraussetzung hierfür ist, daß die komplette Muskulatur der Ober- und Unterlinie im Rhythmus an- und abspannen kann, was widerum nicht der Fall ist, wenn das Pferd HdS geht, weil dann eine Dauerspannung auf dem Arm-Kopfmuskel ist, die, da Muskulatur immer antagonistisch aufgebaut ist, zwangsläufig dazu führt, daß die Oberhalsmuskultar und damit die Oberlinien in einer Dauerverspannung ist.
Und an dieser Stelle könnte man jetzt mit den berühmt-berüchtigten "hohen Händen" kommen. Tatsächlich gibt es hier verschiedene Techniken, die richtig durchgeführt, dazu führen, daß das Pferd seine verkrampfte Halsmuskulatur dehnt und entspannt, was in Folge dazu führt, daß die Dehnung und Entspannung sich auf die gesamte Rückenmuskulatur fortpflanzt. Was für die Schwungentwicklung ja nicht wirklich schlecht ist.
Die Problematik an diesen verschiedenen Techniken ist, daß sie, wenn man auf einem Kurs das erste Mal in Berührung damit kommt, es einfach scheußlich aussieht, sich dementsprechend auch beschissen anfühlt und meistens das Pferd, dadurch, daß der Reiter diese komplexe Geschichte koodinativ nicht hinbekommt, erst mal ohne Rücken dahinhirscht.
Hat man diese erste schlimme Phase überwunden, dann merkt man auf einmal, wie das Pferd den Rücken öffnet und sich das Bewegungsmuster positiv verändert. Da dieser Ahaeffekt in der Regel erst zu Hause stattfindet ( wobei ich das Glück hatte, das unter Kontrolle in einer letzten Kursstunde zu fühlen) entsteht auf den Kursen häufig der bekannte, beschissene Eindruck.
Zum Sitz: auch da bin dann doch anderer Meinung als Du

Man kann über einen Sitz ein Pferd komplett formen, man kann seine Schwingungskadenz total beeinflussen, man kann es runden oder dehnen, über die Bewegungsrichtungen deiner eigenen Körperbewegungen kannst du das Pferd vorwärts-rückwärts-seitwärst schieben. So wie Du oben draufsitzt, läuft das Pferd unter dir.
Ein extremes Beispiel in dieser Hinsicht habe ich vor vielen Jahren in Portugal erlebt: dort setzte mich der Ausbilder auf ein Englisch Vollblut, damit ich etwas passgieren übte. Er verbot mir, die Zügel aufzunehmen, sie mußten 50 cm durchhängen und hatten keinerlei Kontakt zum Maul. Einzig allein über die Position des Beckens und der daraus kommenden Bewegung meiner Wirbelsäule ließ sich das Pferd vollständig schließen und passagierte dann. Verlor ich die Position und die Spannung, dann fiel das Pferd in Trab.