Medusa888 hat geschrieben:Mich würde auch interessieren, wie ihr es mit dem Tempo haltet.
Ich spreche jetzt mal für die letzten beiden, die einige vielleicht etwas genauer kennen. Diese beiden haben mich nochmal gelehrt, dass es ein Ziel aber x-Wege gibt/ geben muss.
Das Rehlein fällt schnell auseinander, eher etwas faul mit wenig Körperspannung, dafür aber weite schwungvolle Tritte, biegt sich ungern um den inneren Schenkel. Immer wieder frische Reprisen haben geholfen ihn in ausreichender Spannung zu halten, die er einfach braucht, um über den Rücken zu gehen mit Hinterhand. In der Biegung vom Tempo zurücknehmen und eine korrekte Stellung erarbeiten. Am besten wie eine Zieharmonika arbeiten und dabei noch gut und feinfühlig sitzen und aufpassen, dass er sich um den inneren Schenkel biegt
Der andere kurz im Rücken, kurzer kräftiger Hals mit fester Ganasche und plumpe Hinterhand. Neigt zu flachen kurzen Tritten, fällt ihm generell schwer sich in der Oberlinie zu dehnen auch ohne Reiter. Typische Ponytritte eben, war für mich schwerer zu händeln. Bei ihm generell ruhiges Tempo vor allem am Anfang, erst wenn die Lockerheit da war, konnte man die Tritte verlängern bzw. ihn auch in eine bessere Dehnung bringen, da er dann besser von hinten mittrat. Anfangs frisches Tempo war Gift und blockierte alles.
Das alles ist mir aber erst mehr und mehr nach paar Monaten reiten so richtig klar geworden. Nachdenken, aber kontinuierlich arbeiten und regelmäßige Unterstützung von unten helfen. Auch mal etwas ausprobieren im Rahmen eines Jungpferdes, wenn man meint, dass es anders besser wäre. Nicht jeden Tag das Pferd verwirren, aber wir sind alles nur Freizeitreiter, auch die RL sind unterschiedlicher Meinung. Man wird eh kleine Fehler machen.
Wie gesagt, es gibt hier nicht DEN Weg. Zumal für mich die gedehnte Oberlinie und die Hinterhand erstmal Vorrang incl. Takt, Losgelassenheit und Anlehnung haben. Man muss einfach die Hauptschwächen des Pferdes erstmal erkennen und dann gezielt "bearbeiten", so dass man sich in Richtung einer soliden Basis hinarbeitet. Das gilt physisch wie psychisch. Da nützt ein hochtalentiertes Pferd gar nichts, was bei jedem Mäuschen in der Ecke in die Luft geht und dann aufgerollt und mit Spanntritten sich selbst im Weg steht, obwohl es exertieurtechnisch so viel anbietet, was man gerade den Warmblütern unterstellt deswegen einfach zu sein. Fragt mal bei Weltmeyer- oder Grannus-Nachkommen nach

Bewegungskünstler hin oder her, aber die wollen auch geritten werden. Oder genauso wie die sehr Bewegungswilligen, die trotz jungem Alter sich schnell langweiligen und einfach mal quietschend buckelnd eine kleine Show einlegen. Es gibt nichts, was es nicht gibt und Erfahrung und regelmäßige Unterstützung ist sehr viel Wert. Ich habe/hatte zwar immer die halbwegs klaren im Kopf, aber vom Exertieur hatten wir mehr Schwächen. Dem einen fehlte zum Reitpferd enorm Kraft, was man nach und nach erarbeiten muss und auch mit höherem Alter nicht von allein gekommen wäre (daher auch viel Longe, kurzes Reiten, viel bergauf im Gelände nutzen) und dem anderen fehlte die Lockerheit (viel unebenes Gelände, eher längeres Reiten, viel Stangenarbeit an der Longe). Ein Geschwisterling des Rehleins war wieder ganz anders, die schweren Warmblüter waren auch eine Sache für sich.
Wer nach Schema F vorgeht, einige Wege kategorisch ablehnt, wird spätestens nach 2-3 Jahren nach dem Einreiten nachdenklich. Wobei züchterisch ähnlich gezogene Pferde es schon etwas einfacher machen, als wenn man gleich mit Äpfel und Birnen startet, bei dem der eine A und der andere B sagt. Ich verstehe, wenn man sich auf Warmblüter oder Spanier spezialisiert und andere ungern einreitet, vor allem, wenn es hoch hinaus gehen soll.
Vorzeitiges Urteilen, zu denken "man-weiß-wie-es-geht" ist einfach eine Sache, an die man sich erst nach unzählig eingerittenen Pferden wagen sollte, egal wie viel man liest oder welchen Guru/Richtung man mag. Und zu denen gehören hier sicherlich sehr wenige. Man betreibt es auch eher als Hobby, ich zumindest.
LG Susi