Zügelführung auf Kandare

Rund um die klassische Reitkunst

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Kaiserulan
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Beitrag von Kaiserulan »

Hier ein Bild für die Zügelführung mit "durchgezogener Trense" nach der Reitvorschrift von 1912:

Bild

Bei der Zügelführung mit "losgelassener Trense" werden die Trensenzügel losgelassen und nur mehr lose in der Hand gehalten. D.h. es wird mit blanker Kandare geritten.

Bei der Zügelführung mit "angefasster Trense" nimmt die linke Hand die Zügel wie bei "durchgezogener Trense" außer dem rechten Trensenzügel. Der wird in die rechte Hand genommen. Das ist die 3:1 Führung.

2:2 Führung ist nach der Reitvorschrift von 1912 nur ein zeitweiser Notbehelf für die frühe Ausbildung.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Hier eine Seite mit guten Bildern (hatten wir bestimmt schon mal;-)):

http://www.pferde-treff.de/ausruestung/zuegelf.shtml

@Alkasar: wie gesagt kannte ich die Fillis-Führung bisher auch so, nur in den DS stand in einem Nebensatz eben, dass es von ihm eigentlich als 3:1 Führung gedacht war...
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Ohh, danke für den Link. Sehr schön erklärt und da haben wir dann ja auch die angesprochene Variante der Fillis-Führung. Wäre noch interessant gewesen, warum die Fillis-Führung als umstritten gilt. Ich finde sie eigentlich sehr logisch und gut anzuwenden.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich habe jetzt auch nochmal ein wenig geforscht: es gibt beide Varianten. Den Kandarenzügel unterhalb des Trensenzügels laufen zu lassen hat durchaus auch einen guten Hintergrund: ich kann durch das Abspreizen des Zeigefingers mit einem Aufwärts-Impuls das Genick öffnen.

@Alkasar: Vielleicht weil sie zur so verteufelten französischen Reitweise gehört. Für Pico ist sie auf jeden Fall bestens geeignet.
Liebe Grüße, Sabine

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padruga
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Beitrag von padruga »

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warum die Fillis-Führung als umstritten gilt
1. Weil sie schnell zur absoluten Aufrichtung (die Fillis ja praktizierte) führen kann wenn man nicht höllisch aufpasst.
2. Außerdem agiert man mit den Händen oft reflexartig, d.h. wenn man meistens nur auf Trense reitet, gibt man im Reflex gern mal die Hilfen bevorzugt mit den Ringfingern und wirkt damit ungewollt auf die Kandare. Wenn man viel so reitet, gewöhnt man sich aber an den unterschiedlichen Handeinsatz.
Fillis Ziel war ja die einhändige Führung, aber er wechselte recht oft die Haltung je nach Erfordernis (der Wechsel von 4:0 zu 3:1 oder 2:2 und zurück geht bei der Fillisführung sehr schnell. Man sieht ihn auch sehr oft auf Abbildungen mit beiden Kandarenzügeln in der einen und beiden Trensenzügeln in der anderen Hand) .
3. Die Meisten reduzieren die Fillis-Handhaltung auf 2:2, Trensenzügel jeweils oben, Kandarenzügel unten. Gerade bei jungen Pferden ist die Gefahr jedoch höllisch groß dass damit einseitig oder viel zu stark die Kandare gebraucht wird bzw. im Maul verkantet. Dementsprechend oft sieht man diese Pferde dann mit verworfenem Genick oder unzureichender äußeren Halslänge in der Biegung.
Trotz oder aufgrund dieser ganzen "Gefahren" finde ich die Fillisführung jedoch genial. Sie erzieht einen zur absolut ruhigen Hand und ermöglicht einen sehr differenzierten Gebrauch der Zügel, viel mehr wie bei der anderen gewohnten Kandarenführung.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

@Padruga:

Du kennst also auch die Fillis-Führung u.a. als 3:1 Führung?
Denn genau das Verkanten der Kandare wird ja bei der 2:2 immer kritisiert...

Wobei ich mir demletzt auch Gedanken darüber gemacht habe, ob nicht bei der 3:1 Führung der rechte Kandarenzügel ungewollte Signale aussendet, da er ja notgedrungen am Hals anliegt...
padruga
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Beitrag von padruga »

Du kennst also auch die Fillis-Führung u.a. als 3:1 Führung?
Ja, Fillis beschreibt diese Haltung in einem seiner Bücher. Auf Bildern sieht es manchmal so aus als reite er gelegentlich 3:1, genau sagen kann man es aber nicht. Ich schätze dieser Mann wechselte seehr oft seine Zügelhaltungen.
Fillis sah bei dieser Art der 3:1 Führung den Vorteil eines schnellen Wechsels zwischen den einzelnen Arten der Führung: Zit: "...denn die rechte Hand kann den Trensenzügel nehmen oder zurücklegen in die linke Hand, ohne Gefahr für die Kandarenzügel, und selbst, ohne sie zu berühren."
Wobei ich mir demletzt auch Gedanken darüber gemacht habe, ob nicht bei der 3:1 Führung der rechte Kandarenzügel ungewollte Signale aussendet, da er ja notgedrungen am Hals anliegt...
Ich weiß nicht... Bei Linkswendungen kommt er ja eher weiter weg vom Hals, wenn sich die linke Hand dreht. Ich bin nur eine Zeit lang so geritten, wenn ich 4-zügelig ins Gelände ging, allerdings dabei die Kandarenzügel eher durchhängend, daher stellte sich das Problem mit dem rechten kandarenzügel nicht. Fand Fillisführung aber sehr angenehm, weil der Wechsel von einhändig auf 3:1 oder 2:2 halt sehr schnell und einfach geht und ich im Gelände da nicht viel mit den Zügeln rumfummeln mag.
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