Cubano hat geschrieben:Genau das ist und bleibt für mich die zentrale Frage, wenn ich mir Schüler, wie aus Morimurs Beispiel vor Augen führe:
saltandpepper hat geschrieben:
Still im Verhältnis zum Maul und bewegt im Sinne von bewegt MIT dem Pferd.
Wie bitte soll das gehen? Bewegung der Hand mit dem Pferd,wenn der Sitz noch nicht zügelunabhängig ist?? Da würde ich mich wirklich über eine Antwort freuen - für mich widerspricht das schlicht allem, was ich je übers Reiten gelernt und erfahren habe.
ich gehöre zu der Sorte Mensch die alles und jedes hinterfragt - ich weiß: iss nervig, aber so isses nunmal (;--)
jedenfalls: ich probier das was saltandpepper beschreibt demnächst sofort aus. Fürchte allerdings, daß das Hotte in der klassischen Ausbildung stehend damit dann erstmal nix anfangen kann - aber egal: 1000 Versuche sind es schon wert. Und: ich kann mir gut vorstellen, daß das nach ungefähr dem 499 versuch dann klappt - ich bin da ziemlich geduldig. Berichte dann, wie es bei den 499-Versuchen zuvor ausgegangen ist. - versprochen!
Cubano, mit einer guten, auf die Probleme des Schülers eingehenden Anleitung geht das. Zumindest mache ich damit im Unterricht beste Erfahrungen. Das setzt natürlich voraus, daß man als Lehrer sieht, woran die Abhängigkeit der Hand liegt und wie man die Unabhängigkeit vermittelt. Wenn man sich aber davor zig Jahre mit Sitzschulung befasst hat, ist das kein Problem.
Dass das Allem wiederspricht, was du bisher gelernt hast, mag durchaus so sein, aber man lernt ja nie aus.
saltandpepper hat geschrieben:Cubano, mit einer guten, auf die Probleme des Schülers eingehenden Anleitung geht das. Zumindest mache ich damit im Unterricht beste Erfahrungen. Das setzt natürlich voraus, daß man als Lehrer sieht, woran die Abhängigkeit der Hand liegt und wie man die Unabhängigkeit vermittelt. Wenn man sich aber davor zig Jahre mit Sitzschulung befasst hat, ist das kein Problem.
Dass das Allem wiederspricht, was du bisher gelernt hast, mag durchaus so sein, aber man lernt ja nie aus.
Gut, aber WIE geht das?
Es ist ja nun kein Geheimnis, dass jeder Reiter, dessen Sitz nicht zügelabhängig ist, dem Pferd mehr oder weniger pausenlos ungewollte Bewegungen im Maul verschafft. Woraufhin ich mir ernsthaft die Frage stelle, wie genau man einen Schüler dazu bringt, das abzustellen – ja mehr noch: diese ungewollten Bewegungen in gewollte Zügelhilfen umzuwandeln – wenn sein Sitz nicht gefestigt ist. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ich z.B. eine Aufwärtsparade im Trab gebe, wenn ich halbwegs elastisch die Bewegung des Pferde begleite, oder wenn ich da oben rumdotze, um das mal schlicht zu formulieren.
saltandpepper hat geschrieben:Thomas, übe erst mal mit einem anderen Menschen Kontakt halt ! Das erleichtert den Einstieg ins Fühlen .
die größte Schwierigkeit dürfte wohl darin liegen nicht dem Reflex zu erliegen 'zu-ziehen' ... also wieder loslassen und von vorne ... solange bis es klappt. Und keine Angst vor ungewollten Hoppsern des Hotte
Ein gewisses Grundkönnnen ist Voraussetzung. Man muß im Schritt locker sitzen können und man muß leichttraben können. Aber DANN kommt gleich auch die Schulung der Hand hinzu.
Wenn der Reiter seine ganze Konzentration nicht darauf richtet, mitschwingend zu sitzen, sondern seine Hände kontrolliert zu tragen und vor allem den Kontakt zum Pferd zu halten, hat das für ihn die erste Priorität und er lernt das ziemlich schnell. Er organisiert sozusagen den restlichen Körper um diesen "wichtigsten Punkt" drumherum. Das mag teilweise des öfteren optisch noch etwas abenteuerlich anmuten, bewirkt aber zunächst mal eine unabhängige, fühlende Hand.
Mit einer solchen Hand, kann ich DANN parallel die Sitzkorrektur nach und nach vornehmen UND die Einwirkung schulen. Aber der ruhige stete Kontakt zum Pferd ist etwas, was der Reiter bei so einer Vorgehensweise IMMER im Bewußtsein hat.
Und da der Mensch nunmal seiner Hand deutlich näher ist, als seinem Hintern und sowieso ständig mit den Händen Dinge tut, kann man ihm ja auch gleich beibringen, etwas Sinnvolles damit zu tun.
Der Popometer muß natürlich auch geschult werden, aber eben die Hand auch. Und ein nicht perfekt sitzender Reiter stört die Pferde weit weniger, als ein Reiter, der mit den Händen unkontrolliert und nicht fühlend herumwackelt.
Diese Ansicht muß man nicht teilen, aber für mich macht so ein Vorgehen Sinn und hat sich praktisch bewährt.
baura hat geschrieben:sinsa,
nur interessehalber, hast Du auch schon mal unterrichtet? z.b. Leute, wie die von morimur beschrieben (die es übrigens zuhauf gibt).
Nach eigener Erfahrung: es geht, ist dann bei weitem nicht perfekt, aber immer besser als nichts, und leitet, wie Morimur und Saltandpepper erklaert haben, eine positive Entwicklung ein. Das Pferd vergibt eben einiges.
Einen perfekt soliden, geschmeidigen und ausbalancierten Sitz bekommt ja keiner in 6 Monaten oder in einem Jahr. Da gehoeren nicht weniger als 10 Jahre Uebung dazu. Und wie soll das Pferd in der Zwischenzeit all die Jahre rumlatschen, wenn der Reiter bis dahin keine Anlehnung suchen sollte, um ihm dadurch ins Gleichgewicht zu helfen?
man muss ja nun keinen 100% perfekten Sitz haben - wer hat das schon?
Man sollte sich nur seiner Schwachstellen bewusst sein und versuchen (!!!) diese so gut wie möglich zu verbessern.
Ich unterstelle nur vielen Reitern, dass die sich eben ihrer Fehler nicht bewusst sind.
Vor allem der "ich-finde-keinen-RL-vor-Ort-Fraktion-und-probiere-selber-mal-aus-fühlt-sich-ja-so-gut-an"-Fraktion.
Das Pferd vergibt eben einiges
Na -wie schön, dass man sich darauf verlassen kann. Machts ja auch irgendwie leichter....
Motte hat geschrieben:Vor allem der "ich-finde-keinen-RL-vor-Ort-Fraktion-und-probiere-selber-mal-aus-fühlt-sich-ja-so-gut-an"-Fraktion.
Bei uns sind zwei Mädels am Stall, die unterrichten. Zumindest bei der einen hab ich noch nix bzgl. Sitzkorrektur gehört, bei der anderen hab ich noch nicht wirklich aktiv zugehört. Zudem kommt fast wöchentlich ein externer Trainer (Berufsreiter), der selber als (Pferde)Ausbilder tätig ist und m.W. in höheren (Dressur)Klassen startet. Sitzkorrektur = 0. Egal wie schlagseitig der Reiter drauf sitzt. Gleiches bei einem anderen professionellem Pferdemenschen, der letztes Jahr einen Kurs gab.
Ausnahmen? Keine Ahnung.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
ja,
find ich auch immer wieder erstaunlich, wie hier die Sitzkorrektur gepriesen wird, wo doch sowas im konventiollen Unterricht landauf-landab so gut wie gar nicht stattfindet.
Aber scheint das gleiche Prinzip zu gelten, wie man auch den Pferden gerne im konventionellen Unterricht angedeihen lässt:
soviel Kilometer wie möglich abreißen, irgendwann klappt es dann doch mal von alleine.
Und wenn nicht, kommt nach genau 10 Jahren Reitunterricht der DHL vorbei, und liefert Sitz (und die perfekte Hand dazu!) als Postpaket an.
Ich erlaube mir mal, an dieser Stelle die Diskussion um den perfekten Sitz versus die perfekte Hand zu unterbrechen und in Sachen Gleichgewicht noch eine Provokation oder evt auch eine Nachdenkerei, jedenfalls eine kleine Abschweiferei in den Raum zu werfen:
Warum wollen wir das Gleichgewicht eines Reitpferdes verändern? Ja, ja, die Sache mit der Gesunderhaltung der Vordergliedmaßen aber tausende von Freizeitzauseln trotteln vorhandlastig durch die Lande und werden alt damit. Hingegen tausende von Dressurpferden beim Bemühen ihrer Reiter, ihre Vorhand zu entlasten auf selbiger kaputt gehen.
Nehmen wir doch mal an, wir reiten vor allem Dressur, weil es Spaß macht, ein durchlässiges, evt gar tanzendes Pferd zu haben. Das für uns und mit uns tanzende Pferd, vielleicht ist das die stärkste Triebfeder, sich Jahre um Jahre mit den Feinheiten der Dressur abzuplagen. Bei mir ist es das und ich stehe dazu, dass ich vor allem und in erster Linie Dressur reite, weil ich das einfach schön finde.
Dieses Tänzerische, die Leichtheit, die leichte Manövrierbarkeit, die Formbarkeit des Pferdes werde ich aber nur erreichen, wenn ich das Gleichgewicht des Pferdes ändere. Und zwar geht es gar nicht so wesentlich um "nach hinten verschieben", sondern darum, es auf eine kleinere Grundfläche zu bündeln. Ein Ball lässt sich leichter in alle Richtungen bewegen als ein Holzklotz.
Ein versammeltes Pferd ist solch ein Ball. Ein Hauch reicht, es in eine gewünschte Richtung zu verschieben: Vorwärts, rückwärts, seitwärts oder ein bisschen von allem.
Betrachtet man Gleichgewicht jetzt unter dem Aspekt, dass es nicht um "nach hinten verschieben" sondern um "bündeln" geht - ändert das was an der Vorgehensweise? Nicht so wirklich, denn das eine führt zum anderen. Die Sitzfraktion kann sich freuen, denn ein solch "geballtes" Pferd ist von jeder Unebenheit im Sitz zu irritieren (das war ja das Ziel des Ganzen!). Und die Handfraktion kann sich auch freuen, denn ohne Hand wird man nicht bündeln können. Ohne Sitz auch nicht. Irgendwie kriege ich das eine nicht vom anderen losgelöst.
Ich unterschreibe hier also bei den Leuten die sagen, die Hand gehört zum Sitz.
WENN das Pferd tanzt - begnadete Momente, die die Sucht erhalten - werden die Diskussionen hinfällig. Hand und Sitz des Reiters schweigen dann und das Pferd macht.
Aber das sind nur Momente. Die übrige Zeit machen wir, mehr oder weniger, im Sattel. Denn sonst kommen wir niemals zu jenen Momenten.