Augenschmaus-Ritte

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Gast

Beitrag von Gast »

cando hat geschrieben:hallo,

ich versteh jetzt mal gerade eure diskussion nicht, auf dem video ist das zu sehen was als überschrift darauf steht "Francois Baucher Reiter der modernen Zeiten"....
sprich reiten nach baucher!! und das das nicht das reiten mit anlehnung und "über den rücken" ist dürfte ja bekannt sein...

mfg
Danke, kurz, knapp, pregnant. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. :D
horsman
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Beitrag von horsman »

wieso ist Reiten "nach Baucher" (was immer das genau ist) zwangsläufig nicht "über den Rücken" (was immer das genau ist) ? Wer sagt denn sowas? Jetzt komm noch einer daher und sage, dass der Mann mit hoher Hand die Aufrichtung absolut herbei zwingt.

Der helle Schimmel kommt im Verlauf der Passage in den letzen 6-7 Tritten auch für meinen Geschmack vielleicht etwas zu hoch mit dem Hals, was wiederum die Hinterhand etwas zu stark belastet - bzw. auch umgekehrt, die Hinterhand kommt zu viel drunter und richtet das Pferd etwas zu stark auf, was den schönen Fluss der Passage etwas stört. Sowas kommt aber vor während der Arbeit und im weiteren Verlauf für die nächsten Tritten sollte sich der Reiter darum kümmern den Hals wider ein klein wenig fallen zu lassen, aber das ist alles kein Drama und tut der sauberen Arbeit mE keinen Abbruch.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
gamberro
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Beitrag von gamberro »

so, ich werfe mal ein anderes video mit in den topf.

man bedenke, das sind fast alles freizeitreiter, und keine 20000€ pferde.

ich finde das sehr beachtlich!

http://www.youtube.com/watch?v=IkuPhVxn230
Ein Hengst ist auch nur ein Pferd!..
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Warum werden die Pferde in den halben Tritten mit dem Kopf so nach innen genommen? So ganz wirklich gefällt mir das alles nicht. Außerdem dachte ich karierte Socken mit Stiefeletten und Stiefelhose wäre den FN-Reitern mit schlechtem Geschmack vorbehalten (bitte niemand persönlich nehmen, aber dann bitte mit Chaps/Stiefeln oder einen Jodphurhose *etwasaltmodischseinmag*)
Liebe Grüße, Sabine

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Bernie
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Beitrag von Bernie »

Das Mindeste, das ich von einem Reiter verlange, der sein Pferd ausbildet, ist die Erhaltung der natürlichen Gangarten des jeweiligen Pferdes. Im Idealfall beeinflusse ich die Gangarten positiv, aber wenn Gangarten sich so verschieben...nein, für mich kein Augenschmaus.
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Nein, so richtig gefällt mir das auch nicht. Diese extreme Stellung habe ich schon häufiger bei "Branderup-Reitern" gesehen, häufig mit dem Ergebnis, dass die Pferd nicht mehr richtig geradeaus liefen. Ständig entzogen sie sich in die Biegung/ins Seitwärts. Ich frage ich auch, ob die Zäumung auf blanke Kandare bei allen gezeigten Pferden sinnvoll ist? Mir sind sie oft zu tief und vor allem so dahinter. Ich sehe nicht genug Vorwärts(und ich meine nicht Tempo), das wirkt so ein bisschen ausgebremst.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

In dem Clip sieht man einige positive Aspekte finde ich : Die Abstimmung ist fein, die Pferde sehen sehr gelassen aus, sie machen auch ganz nette Dinge.
Was mir hier ganz klar fehlt ist eine reelle Dehnung, ein sauberes Gerade, Schwungentwicklung und ein Hauch Dynamik und eine echte Versammlung. Aber erstens sind es wirklich ganz normale Pferdchen und Reiter und zweitens schadet das den Pferden m.E. weit weniger, als schlecht gerittene Schwungentwicklung und Spannung im Vorwärts ohne Gleichgewicht. Pferd und Reiter arbeiten konzentriert zusammen und machen nette Dinge, ist doch völlig ok. Natürlich laufen die Pferd vorlastig, überbogen und zu eng und tief, aber durch das untertourige Tempo ist das für die Pferde kein Problem. Sie sind (auf der Schulter) ausbalanciert und entspannt.
Für eine nette kleine Zirkusnummer finde ich es wirklich hübsch anzusehen : kein Streß, kein Gewürge, nett halt, sehr harmonisch.

Meiner Vorstellung von " richtig" Reiten entspricht es überhaupt nicht, aber diese Art von Reiten kann ich entspannt anschauen und es schüttelt mich dabei nicht im Geringsten. HIER leiden keine Pferde !

Kardaren im Maul, na ja, aber die werden ja auch ( zumindest in diesem Clip) einfühlsam und fein hantiert.
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

saltandpepper, du triffst es auf den Punkt. Seh ich exakt genauso, hätte es nur nicht so schön formulieren können :wink:

LG, Lou
esge
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Beitrag von esge »

Mit der Stellung kann ich mich an den meisten Stellen auch nicht anfreunden. In ein oder zwei Fällen scheint die Stellung gezielt zu gymnastischen Zwecken eingesetzt zu werden.
Aber was die Gänge angeht: Ich wage zu behaupten, die SIND bei den meisten Pferden auf diesem Video bereits stark verbessert worden!
In Teilen kann ich die Arbeit, wie sie dort gezeigt wird, durchaus nachvollziehen. Das extrem untertourige Tempo hilft etlichen dieser Pferde, überhaupt ein Gleichgewicht zu finden. Ob das immer so bleiben muss und sollte, steht auf einem anderen Blatt und kann anhand dieses Mitschnitts nicht beurteilt werden.
Und bittschön: Der Schritt eines Braunen ist sowas von viertaktig, mehr gehts nicht mehr. Raumgriff hat er keinen, denn der ist da grad nicht gefragt, aber taktklar ist er weit mehr als andernorts, wo Raumgriff alles ist.
Wie immer stört mich, dass durchweg alle Pferde auf Stange gezäumt sind und in einem Stadium einhändig geritten wird, wo Pferd und Reiter noch nicht reif dafür sind.

Aber summasummarum: Ich habe schon weit unzufriedenere, steifere und gangunreinere Pferdeversammlungen gesehen als diese.
Freizis mit ihren z.T. wirklich ungeeigneten PFerden - nicht schlecht!
Loslassen hilft
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Mir fehlt "großteils" der Takt. Das ist die erste Forderung, die ich in Hinblick auf eine Gangart stelle.
Aber das ist ja nur meine Sichtweise, deshalb für mich kein Augenschmaus.

Aber jeder nach seiner Fasson. ich habe einfach einen ganz anderen Pferdetyp, den ich auch bevorzuge und der über andere Gänge verfügt und mein inneres Bild ist einfach ein ganz anderes. Aber das macht ja nichts. :wink:
Zuletzt geändert von Bernie am Mo, 19. Apr 2010 08:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

gamberro hat geschrieben: man bedenke, das sind fast alles freizeitreiter, und keine 20000€ pferde.
Auch ein 20.000 € Pferd muss man reiten (können).....
Das ist für mich persönlich gar kein Argument.

Mir gefällt an dem Video die Leichtigkeit und die minimale Hilfengebung. Allerdings habe ich auch meine Freude an kraftvollen und ausdrucksstarken Gängen. Das muss sich auch nicht ausschließen.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Guten Morgen,
neben dem fehlenden Takt, den Bernie schon bemängelt hat, fehlt mir auf dem Video etwas ganz anderes: der SITZ! Ehrlich und ohne Häme, für mich sitzt keiner der Reiter in dem Video auch nur annähernd so, dass man ihm eine Kandare blank in die Hand drücken müsste. Sehr deutlich wird nach der HA am Anfang, bei der Reiterin auf dem Pony und auch die Dame, die einhändig galoppiert, sitzt nicht im Pferd – da finde ich dann Kandarenzäumung wirklich falsch.
Ansonsten kann ich persönlich mit diesem untertourigen Tempo, bei dem die HH noch gemütlich im Stall schläft, rein gar nichts anfangen – vorwärts bedeutet ja nicht hektisch… Aber das hat sicher auch was mit meinem inneren Bild zu tun
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Mal abgesehen, dass die Pferde bei der Basis gravierende Ausbildungsmängel zeigen (Übergänge, Umstellen, Biegung, Takt, Losgelassenheit im Rücken) finde ich die stellende Einwirkung der Kandare mit diesen ungeübten Händen überhaupt nicht sinnvoll, vom eigentlichen Reitersitz mal abgesehen. Für mich ist das reine Lektionsreiterei. Hauptsache irgendwas hinsichtlich Piaffe, stark verkürzten Galopp ohne reale Versammlung, irgendwas-seitwärts mit einem untalentierten Freizeitpferd.
Warum muss ein Kaltblüter piaffieren? Was ist daran so besonders erstrebenswert, dass dazu noch unerfahrene Freizeitreiter solche Experimente machen. Entweder eine richtige Piaffe oder gar keine und ohne Basis wird es auch nie eine werden. Ein Getippel auf der Stelle ist bei einem untalententierten Pferd noch keine Piaffe. Solche Videos gibt es mittlerweile en-masse und man spricht von Reitkunst... :shock:

Dass dem Pferd mit einer ordentlichen Basis und dem Reiter mit einem Grundsitz besser geholfen wäre, wird nie erwähnt. Das kann wirklich
JEDES gesunde Pferd leisten und die meisten Reiterpaare hätten damit ausreichend zu tun. Aber damit kann man wohl wenig Eindruck erwecken, wenn man nicht von hohen Lektionen und Reitkunst reden kann... :roll:

Schaurig solches Kandarengereit.

LG Susi
padruga
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Beitrag von padruga »

Warum muss ein Kaltblüter piaffieren? Was ist daran so besonders erstrebenswert, dass dazu noch unerfahrene Freizeitreiter solche Experimente machen.
Ganz einfach: Fürs Wohlbefinden und/oder auch fürs Ego des Reiters. Der Markt ist da, also wird er bedient. Wer zahlt denn 60,- nur um sich an die Longe nehmen zu lassen und sich nach 20 Jahren Reitpraxis noch anhören zu müssen dass sein Sitz eine Katastrophe ist und erst mal im Schritt etliche Stunden daran gearbeitet werden muss. Da geht man doch lieber zum nächsten Ausbilder, der großzügig darüber hinweg sieht und einem schnell mal Terre a Terre und Passage beibringt, egal ob Pferd/Reiter den nötigen Stand haben. Nicht dass die Lehrer das nicht anders wüssten oder könnten ..., aber der Kunde ist König. Und mit letzterer Methode kommt der Reitschüler auch wieder (mit ersterer eher seltener).
Das eine ist eine ästhetische Frage (und im Zusammenhang mit dem Wort "Reitkunst" kommt man aus dem Gruseln gar nicht mehr raus wenn man sich umsieht). Das andere ist eine ethische Frage: Erlaubt ist was gefällt und dem Anderen nicht schadet. Und dann wird es halt als Reitkunst oder klassisch oder sonst wie tituliert, Hauptsache derjenige ist glücklich und hat für sich die richtige Richtung gefunden, die ihm gefällt. Passt doch dann auch... :?
Gast

Beitrag von Gast »

Mir gefällt es auch nicht. Die wichtigen Punkte hatten wir ja schon. Takt, keine blanke Kandarenreife (was eh die wenigsten Pferde wirklich ertragen wollen, würden, werden). Und Sitz ist eh DER Punkt! Es ist schon verwunderlich wie Branderup es schafft mit seinem Sitz ruhig reiten zu können. Wobei das auf seinen gut zu sitzenden Barockpferden wohl auch recht einfach ist. Würde den gerne mal auf einem 1,75m WB mit langen Rücken sehen was Bewegung hat. Ob er da auch noch so sitzen kann?
Auf Grund dieses BB Sitzes kann auch keiner zum treiben kommen. Wie soll das gehen, wenn der Unterschenkel irgendwo in der Weltgeschichte rumfliegt, aber nicht am Pferd liegt? Ich habe diese Art der Reiterei bis heute nicht verstanden. Es mag historisch interessant sein, wenn man mal die alten Schaubilder zur Hand nimmt hat man Ähnlichkeiten, aber auf reeles Reiten bezogen?

Ich kenne bisher nur ein Video wo auf blanker Kandare hohe Schule vom Feinsten geritten wird: http://www.freundeskreis-srs.at/video_krzisch.swf
Von BB habe ich sowas in ganzer Länge noch nicht gesehen, immer nur einzelne Lektionen und dann endet das Video. Sollte man auch mal drüber nachdenken warum das so ist...

Um aufs Video mit Klaus Krizsch und seinem 27 jährigen Siglavy Mantua zurück zu kommen, was ist Eure Meinung?
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