Augenschmaus-Ritte

Rund um die klassische Reitkunst

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Cubano hat geschrieben:Ich würde ein untalentiertes Kind auch nicht zwingend zum Ballett schicken, nur damit es im Alltag nicht über seine Füße stolpert.
Doch, das würde ich schon. Es soll kein Solotänzer werden, aber für die Entwicklung der Körperbeherrschung und des Körpergefühls wäre dies sicherlich sehr förderlich. Und genau so ist es beim Reiten.
Und ich glaube, wenn jeder warten würde, bis die Basics sitzen (was auch immer diese sein mögen), würde nie jemand weiter kommen.
Und ich glaube, daß gerade die Arbeit an der Piaffe hervorragend geeignet ist, um Körpergefühl, Gleichgewicht und Takt zu verbessern. Ob das Getrete dann irgendwann mal als Piaffe bezeichnet werden kann, lassen wir mal dahingestellt sein, aber die Arbeit in diese Richtung kann ich nur befürworten. Gerade bei nicht optimal ausgestatteten Pferden.
Auch der Solotänzer kann nicht von Anfang an Spagat, Sprünge und Drehungen. Er muß auch einige Zeit der Übung investieren.
Es grüsst ottilie
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Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Beitrag von Gast »

Sicher richtig, dass auch nicht so talentierte Pferde eine Piaffe lernen können und es gut für die Gymnastizierung sein kann.

ABER dafür müssen doch einfach die Grundlagen stimmen. Ich schade dem Pferd mehr wenn es Taktstörungen hat, keinen Schwung aufweisst, sich nicht anständig versammeln kann und dann mit weggedrückten Rücken irgendwelche spannigen Tritte macht. Sowas ist für mich reinste Trickserei und schadet dem Pferd mehr als das es ihm nützt.
Und so lange ein Reiter nicht richtig sitzen kann, sollte man von sowas sowieso Abstand nehmen. Die Grundlagen allen Reitens fängt beim Sitz an und wie Neindorff so schön schrieb:"Gutes sitzen kann man lernen!"
Es kostet Mühe und Schweiss, aber es gibt nichts schöneres als zu merken wie es sich anfühlt, wenn man wirklich im Pferd sitzt und nicht hoppsend durch die Gegend geworfen wird. Mir tun die Pferde leid die das ertragen müssen, nur weil die Reiter selbst es nicht leisten wollen an sich zu arbeiten. Und wenn jetzt jemand schreit dies dauert ja ewig: Nein, tut es nicht. Ein paar Wochen intensive Sitzlonge mit jemand der Ahnung hat von einer richtigen Sitzausbildung und man hat ein neues reiterliches Gefühl.

Was ich immer schlimm finde ist, dass die ganzen "hochkarätigen" Lehrer das schlechte Sitzen ihrer Schüler nicht kommentieren. Da sieht man dann, dass sie auch nur alle Opfer ihres Geldbeutels sind. Denn wer würde noch zu einem BB, Hinrichs oder wer-auch-immer kommen, wenn die am Sitz korrigieren würden bei Schülern, die seit Jahrzenten erfolglos auf den Pferden rumhoppsen? Diese Schüler sind garnicht zur Selbstkritik fähig und nur durch den jetzigen Pi und Pa Klassikhype haben die für sich etwas gefunden wo sie sich als was Besonderes darstellen können. Da wird halt weiter rumgehoppst mit schlechten Sitz und ohne Grundlage, Hauptsache das Pferd macht es irgendwie. Finde ich ist ein ganz übler Trend und zeugt nicht für die Qualität der Trainer und noch weniger für die Selbstkritik der entsprechenden Reiter.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

ottilie hat geschrieben:
Cubano hat geschrieben:Ich würde ein untalentiertes Kind auch nicht zwingend zum Ballett schicken, nur damit es im Alltag nicht über seine Füße stolpert.
Doch, das würde ich schon. Es soll kein Solotänzer werden, aber für die Entwicklung der Körperbeherrschung und des Körpergefühls wäre dies sicherlich sehr förderlich.
Sag ich doch, unterschiedliche Ansätze – ich würde ein solches Kind nämlich zu ganz schnöder Gymnastik schicken :wink:
Ansonsten unterschreibe ich mal bei Headrooms Beitrag - vor allem dem letzten Absatz
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

*offtopican*
Ein Kind in Deutschland, das ständig über seine eigenen Füße stolpert wird sehr schnell zur Ergotherapie oder ähnlichem geschickt! Eventuell auch zum therapeutischen Reiten, wo es dann fröhlich auf dem Rücken eines Pferdes rumhopsen darf und an seinem Sitz arbeiten kann :P
*offtopicaus*
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Beitrag von Gast »

Josatianma hat geschrieben:*offtopican*
Ein Kind in Deutschland, das ständig über seine eigenen Füße stolpert wird sehr schnell zur Ergotherapie oder ähnlichem geschickt! Eventuell auch zum therapeutischen Reiten, wo es dann fröhlich auf dem Rücken eines Pferdes rumhopsen darf und an seinem Sitz arbeiten kann :P
*offtopicaus*
Weis nicht obs zur Auflockerung dienen sollte, aber es zieht das Thema dann doch etwas runter, oder?

Es ist was anderes ob wir über Hippotheraphie reden, wo die Kinder mit ihren 30-40kg auf dafür ausgebildeten Pferden rumrutschen oder Erwachsene mit 70-100kg auf z.T. für sie viel zu kleinen Pferden, die eben noch nicht richtig ausgebildet sind.

Und weil jemand eingeworfen hat, dass Behinderte dann garnicht reiten dürften: Die die ich bisher erlebt habe reiten besser als so mancher in irgendwelche wilden Ausbildervideos. Die wollen wirklich reiten lernen, an sich arbeiten und müssen nicht ihr Ego strahlen lassen. Versteht man aber wohl erst, wenn man selber eine körperliche Einschränkung hat und merkt worauf es ankommt.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

@Cubano - genau, das ist der Unterschied.
Ich bevorzuge die Eleganz eines Tänzers und dessen fliessende Bewegungen, gerne auch unter Verzicht auf irgendwelche artistischen Einlagen. Gymnastik beinhaltet für mich nur schönde Technik, das muß mit Körpergefühl und Anmut noch nicht wirklich was zu tun haben :wink:
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

ottilie hat geschrieben:@Cubano - genau, das ist der Unterschied.
Ich bevorzuge die Eleganz eines Tänzers und dessen fliessende Bewegungen, gerne auch unter Verzicht auf irgendwelche artistischen Einlagen. Gymnastik beinhaltet für mich nur schönde Technik, das muß mit Körpergefühl und Anmut noch nicht wirklich was zu tun haben :wink:
Genau: Und in meinen Augen wird es ohne schnöde Technik nie was mit der Anmut. :D Aber durch erarbeiten der schnöden Technik kommt das Körpergefühl –und dann kann ich darüber nachdenken, ob mein Kind vielleicht doch tanzen lernen sollte. Aber erst muss es unfallfrei laufen können.
Schon spannend, wie man anhand solcher Diskussionen auf die unterschiedliche Denkweise kommt, gell…
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Beitrag von esge »

Also, isses nun schnöde Technik, was das Video zeigt? Augenschmaus wohl (noch) nicht. Und wie beim Beispiel des Balletts: Es gibt viele Kinder, die begeistert zum Kinderballett gehen - aber von tausenden werden nur wenige überhaupt ernsthaft dabei bleiben und davon wiederum nur eine Handvoll solo tanzen.
genauso gehts ambitionierten Freizis. Das hat nichts mit Geltungssucht zu tun (jedenfalls in den meisten Fällen die ich kenne, nicht. Selten ja) sondern mit der reinen Freude am "mal sehen, wie weit es uns trägt".
Solange mit den Pferden dabei so umgegangen wird, wie ich es auf dem Video sehen kann, finde ich das absolut legitim. Ich bin mir sehr sicher, dass den Pferden bei diesem Geschlurfe weit weniger passiert als bei überforciertem Reiten. lieber gelöst und happy geschlurft als bei der Suche nach dem Götzen "Schwung" gezwungen und verbissen gejagt.
Loslassen hilft
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

esge hat geschrieben:Und wie beim Beispiel des Balletts: Es gibt viele Kinder, die begeistert zum Kinderballett gehen - aber von tausenden werden nur wenige überhaupt ernsthaft dabei bleiben und davon wiederum nur eine Handvoll solo tanzen.
genauso gehts ambitionierten Freizis. Das hat nichts mit Geltungssucht zu tun (jedenfalls in den meisten Fällen die ich kenne, nicht. Selten ja) sondern mit der reinen Freude am "mal sehen, wie weit es uns trägt".
Solange mit den Pferden dabei so umgegangen wird, wie ich es auf dem Video sehen kann, finde ich das absolut legitim. Ich bin mir sehr sicher, dass den Pferden bei diesem Geschlurfe weit weniger passiert als bei überforciertem Reiten. lieber gelöst und happy geschlurft als bei der Suche nach dem Götzen "Schwung" gezwungen und verbissen gejagt.
Na ja, beim Ballett-Vergleich ging es aber um ein motorisch total untalentiertes Kind. Darüber hinaus leuchtet mir nicht ein, warum rückenloses Geschlurfe für ein Pferd nun gesünder sein sollte, als verbissenes Gejage – für mich hat beides nix mit vernünftigem Reiten zu tun 8)
Gast

Beitrag von Gast »

Bei dem "Geschlurfe" entsteht aber keine Hinterhandaktivität, also keine Aktivierung des Rückens usw., also reite ich auf einem toten Rücken rum - kann nicht gesund sein fürs Pferd wie wir mittlerweile alles wissen.

Und ich habe lieber jemanden der an den absoluten Grundlagen (Sitz, Grundgangarten, Stellung, Biegung und erste Seitengänge) lange arbeitet bis die sitzen und schön aussehen, als irgendwelches untertouriges rumgefummel um eine Piaffe oder Piroutte rauszuwürgen. Das schaut nämlich nicht schön aus und zeigt auch ein "wie weit es uns trägt", sondern nur, dass die Selbsteinschätzung völlig fehlt. Wer sich und sein Pferd nämlich realistisch betrachten würde, der würde erstmal für einen vernünftigen Sitz sorgen und nichts anderes.
Viva

Beitrag von Viva »

Nadeshnij hat geschrieben:Krzisch und Siglavi-Mantua.

Hier gibts ja mal gar nichts zu meckern! :D

Wenn ein Pferd mit dem Alter noch so im Lack steht, sich so geschmeidig und doch entspannt präsentiert ist das absolut grandios und hat allen Respekt verdient.

Scheiß auf den Ausdruck in der Passage! :D Das Pferd ist 27!!! :P
Ich habe ja das Glück, Herrn Krzisch zu kennen und durfte auch schon bei ihm reiten. Er unterrichtet sehr ruhig, verständlich und kann ich die Meinung meines Sattlers teilen, der der Ansicht ist, dass seine Pferde "länger halten" als von anderen Reitern...
Zuletzt geändert von Viva am Di, 20. Apr 2010 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

Aber bitte nicht Riegler und Bachinger in einen Topf werfen! Das ist nochmal ein ganz grosser Unterschied!

Bachinger hat, da er ja erst wieder dazu kam, sowieso kein eigenes Pferd an der Hofreitschule, welches er je bis zur Schule über der Erde ausgebildet hat. Er nimmt sich wenn immer eines der Oberbereiter und selbst die kann er nicht nachreiten.

Klaus Krizsch hat über Johann Riegler eine sehr gut Meinung.
Viva

Beitrag von Viva »

Gast hat geschrieben:Aber bitte nicht Riegler und Bachinger in einen Topf werfen! Das ist nochmal ein ganz grosser Unterschied!

Bachinger hat, da er ja erst wieder dazu kam, sowieso kein eigenes Pferd an der Hofreitschule, welches er je bis zur Schule über der Erde ausgebildet hat. Er nimmt sich wenn immer eines der Oberbereiter und selbst die kann er nicht nachreiten.

Klaus Krizsch hat über Johann Riegler eine sehr gut Meinung.
Ich würde die beiden nie in einen Topf werfen...sind beide ein eigenes Thema ;)
Zuletzt geändert von Viva am Di, 20. Apr 2010 16:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Wer über wen was für eine Meinung hat bitte per PN klären - außer man selbst möchte seine eigene Meinung zu dem Thema kundtun. Aber bitte keine Mutmaßungen ob der und der sich mögen oder nicht mögen!
Liebe Grüße, Sabine

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Beitrag von Viva »

Josatianma hat geschrieben:Wer über wen was für eine Meinung hat bitte per PN klären - außer man selbst möchte seine eigene Meinung zu dem Thema kundtun. Aber bitte keine Mutmaßungen ob der und der sich mögen oder nicht mögen!
Schon wieder gelöscht, hast recht!
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