
Leicht in der Hand - aber wie?
Moderatoren: Julia, ninischi, Janina
- Josatianma
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Und wir erwarten dann natürlich einen Bericht, damit wir alle daran teilhaben können. Und ganz wichtige Sachen sofort aufschreiben.
Liebe Grüße, Sabine
Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren
"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren
"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
So, jetzt hol ich die Box doch nochmal hoch. Und zwar hatte ich die Tage eine Reitstunde, in der Artax unheimlich leicht an der Hand war, kaute und ich ein richtig gutes gefühl hatte. Nach vielen Galopp-Halt-Übergängen hatte ich im Trab plötzlich das Gefühl gar nichts in der Hand zu haben, war total begeistert, weil ich dachte das sei jetzt mal eine geniale "Selbsthaltung" und rief meiner RL total euphorisch zu: "Er trägt sich ganz alleine, ich habe nichts in der Hand!"
Und wurde prompt wieder auf den Boden geholt Gar nichts in der Hand zu haben, sei überhaupt nicht das Ziel, sondern lediglich eine ganz leichte, stetige Anlehnung. Aber eine Anlehnung müsse es schon sein. Gar nichts würde bedeuten, das Pferd würde keinen Kontakt zum Gebiss suchen, würde sich hinterm/überm Gebiss verkriechen/verhalten. Sprich, die Haltung wäre nicht reel und losgelassen.
Spannend fand ich hierbei, dass genau davor, unsere Haltung noch gelobt wurde, er würde den Fleiß schön beibehalten, den Hals sehr schön runden und ich selbst hatte wie gesagt auch ein sehr gutes Gefühl dabei...
Sprich: ehrlich gesagt hat mich das Ganze jetzt reichlich verwirrt. Einerseits ist mir klar, dass das Pferd die Verbindung stets suchen muss und ans Gebiss herantreten soll. Andererseits hatte ich bisher eine Idealvorstellung von Selbsthaltung, die damit eigentlich gar nicht konform geht: Ich dachte bisher tatsächlich immer an Selbst-Haltung, sprich einer Haltung, die eine Anlehnung quasi überflüssig macht, und dachte dabei immer an freilaufende Pferde, die beispielsweise bei freien Passage o.ä. eine ähnliche Haltung einnehmen.
Da gäbe es dann aber ja gar kein "ans Gebiss rantreten".
Hab ich da jetzt völlig verquer gedacht? Einerseits soll das Pferd dem Gebiss/der Hand folgen (beispielsweise in die Dehnung), andererseits soll es doch bei einem Überstreichen die Haltung beibehalten (oder irr ich mich?!)
Also muss ich doch nochmal fragen: Was ist denn dann eigentlich Selbsthaltung? Und damit auch: Kann ein Pferd "zu leicht" in der Hand sein?
Verwirrte Grüße!
Knowi
Und wurde prompt wieder auf den Boden geholt Gar nichts in der Hand zu haben, sei überhaupt nicht das Ziel, sondern lediglich eine ganz leichte, stetige Anlehnung. Aber eine Anlehnung müsse es schon sein. Gar nichts würde bedeuten, das Pferd würde keinen Kontakt zum Gebiss suchen, würde sich hinterm/überm Gebiss verkriechen/verhalten. Sprich, die Haltung wäre nicht reel und losgelassen.
Spannend fand ich hierbei, dass genau davor, unsere Haltung noch gelobt wurde, er würde den Fleiß schön beibehalten, den Hals sehr schön runden und ich selbst hatte wie gesagt auch ein sehr gutes Gefühl dabei...
Sprich: ehrlich gesagt hat mich das Ganze jetzt reichlich verwirrt. Einerseits ist mir klar, dass das Pferd die Verbindung stets suchen muss und ans Gebiss herantreten soll. Andererseits hatte ich bisher eine Idealvorstellung von Selbsthaltung, die damit eigentlich gar nicht konform geht: Ich dachte bisher tatsächlich immer an Selbst-Haltung, sprich einer Haltung, die eine Anlehnung quasi überflüssig macht, und dachte dabei immer an freilaufende Pferde, die beispielsweise bei freien Passage o.ä. eine ähnliche Haltung einnehmen.
Da gäbe es dann aber ja gar kein "ans Gebiss rantreten".
Hab ich da jetzt völlig verquer gedacht? Einerseits soll das Pferd dem Gebiss/der Hand folgen (beispielsweise in die Dehnung), andererseits soll es doch bei einem Überstreichen die Haltung beibehalten (oder irr ich mich?!)
Also muss ich doch nochmal fragen: Was ist denn dann eigentlich Selbsthaltung? Und damit auch: Kann ein Pferd "zu leicht" in der Hand sein?
Verwirrte Grüße!
Knowi
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
Dietrich Bonhoeffer
Hallo Knowi, ja verrückt nicht war?
So ist das mit der Reitkunst-Geschmäcker sind verschieden!
Aus der Traum mit dem Pferd in der Piaffe am durchhängendem Zügel?
Nöö.Ich denke aber trotzdem das es erlaubt sein sollte-mit Sicherheit werden solche Pferde zwischendurch wieder einmal liebevoll in ihrer "Ausbildung geführt" und geschult. Na ja, mehr weiß ich dazu auch nicht, da mein Pferd überhaubt gar nicht so weit ist
Und die, die ich kenne, können das nicht . Das einzigste Pferd, das so geritten wird -also das ich ""kenne"" leistet leider eine reine Pudeldressur ab. Aber Möglich ist es bestimmt, wenn man Profi ist und das Know How hat.

Aus der Traum mit dem Pferd in der Piaffe am durchhängendem Zügel?
Nöö.Ich denke aber trotzdem das es erlaubt sein sollte-mit Sicherheit werden solche Pferde zwischendurch wieder einmal liebevoll in ihrer "Ausbildung geführt" und geschult. Na ja, mehr weiß ich dazu auch nicht, da mein Pferd überhaubt gar nicht so weit ist

Arbeit ist die einzige Entschuldigung für den Erfolg
Helmar Nahr (*1931)
Helmar Nahr (*1931)
@Knowi: Würde mich freuen, wenn ich Dir aus Erfahrung irgendwann einmal diese Frage beantworten kann bzw dürfte.
Derzeit ist das für mich reine Theorie. Sorry. Mein Weg dahin dauert noch (??) und ob ich da mal hin komme, geschweige denn so ein Pferd mal reiten werde / kann/ darf.
Derzeit ist das für mich reine Theorie. Sorry. Mein Weg dahin dauert noch (??) und ob ich da mal hin komme, geschweige denn so ein Pferd mal reiten werde / kann/ darf.

Arbeit ist die einzige Entschuldigung für den Erfolg
Helmar Nahr (*1931)
Helmar Nahr (*1931)
- Steffen
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...das ist wohl eines der schwierigsten Themen.
Die Anlehnung ist erforderlich, um die Verbindung von der Hinterhand nach vorn zu erhalten und um mit dem Pferd zu kommunizieren. Man versucht, diese alle Hilfen so leicht wie möglich zu gestalten. Geht die Anlehnung jedoch völlig verloren, so ist dies fast immer ein sicheres Zeichen, dass die Verbindung und damit die Kommunikation abgerissen ist.
Je mehr Selbsthaltung ein Pferd hat, also in der Lage ist, den Reiter zu tragen, desto weniger Hilfen sind für die Kommunikation erforderlich. Trotzdem wird der Reiter für jede Veränderung wieder die Hilfen (also die Kommunikation) benötigen.
In der Piaffe oder auch in anderen Lektionen, soll dass Pferd einige Tritte selbständig gehen, ohne dass der Reiter etwas verändert. In diesem Fall ist es richtig, die Hilfengebung auszusetzen und das Pferd alleine machen zu lassen. Das gleiche gilt, wenn man z.B. trabt und die Zügel überstreifen läßt und in vielen anderen Situationen, bei denen der Reiter eine Lektion abfragt und dann nicht mehr eingreift.
Reiten heißt aber im Grundsatz, dass eine ständige Kommunikation zwischen Reiter und Pferd stattfindet, also ständige Veränderung entsprechend Richtung, Tempo, etc.. Diese Kommunikation erfolgt über die reiterlichen Hilfen, die es zwar zu minimieren gilt, aber die stets vorhanden sein müssen. Das gilt für alle Hilfen. Das Pferd soll diese Hilfen suchen und sich nicht den Hilfen entziehen. Insofern halte ich in den Hinweis deines Reitlehrers für absolut richtig und ich sehe auch überhaupt keinen Widerspruch zu dem Streben, dem Pferd möglichst viel Selbsthaltung zu geben und die Hilfen in einem Moment ohne Veränderung auszusetzen.
Die Anlehnung ist erforderlich, um die Verbindung von der Hinterhand nach vorn zu erhalten und um mit dem Pferd zu kommunizieren. Man versucht, diese alle Hilfen so leicht wie möglich zu gestalten. Geht die Anlehnung jedoch völlig verloren, so ist dies fast immer ein sicheres Zeichen, dass die Verbindung und damit die Kommunikation abgerissen ist.
Je mehr Selbsthaltung ein Pferd hat, also in der Lage ist, den Reiter zu tragen, desto weniger Hilfen sind für die Kommunikation erforderlich. Trotzdem wird der Reiter für jede Veränderung wieder die Hilfen (also die Kommunikation) benötigen.
In der Piaffe oder auch in anderen Lektionen, soll dass Pferd einige Tritte selbständig gehen, ohne dass der Reiter etwas verändert. In diesem Fall ist es richtig, die Hilfengebung auszusetzen und das Pferd alleine machen zu lassen. Das gleiche gilt, wenn man z.B. trabt und die Zügel überstreifen läßt und in vielen anderen Situationen, bei denen der Reiter eine Lektion abfragt und dann nicht mehr eingreift.
Reiten heißt aber im Grundsatz, dass eine ständige Kommunikation zwischen Reiter und Pferd stattfindet, also ständige Veränderung entsprechend Richtung, Tempo, etc.. Diese Kommunikation erfolgt über die reiterlichen Hilfen, die es zwar zu minimieren gilt, aber die stets vorhanden sein müssen. Das gilt für alle Hilfen. Das Pferd soll diese Hilfen suchen und sich nicht den Hilfen entziehen. Insofern halte ich in den Hinweis deines Reitlehrers für absolut richtig und ich sehe auch überhaupt keinen Widerspruch zu dem Streben, dem Pferd möglichst viel Selbsthaltung zu geben und die Hilfen in einem Moment ohne Veränderung auszusetzen.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Steffen, Gavilan & Duende
Hallo,
in der Augabe 03/2007 der Pegasus auf S.88 ist ein Foto von Altmeister Lörke in Trabverstärkung mit descente de main (zeitweise Aufgeben der Handeinwirkung).
Ist interessant zu sehen, dass auch so eine "gute dt. Anlehnung" aussehen kann und darf (leider würde man damit heute wohl abgestraft).
Nichts in der Hand zu haben ist m.E. ok, sofern das Pferd nicht eingerollt ist und nun seinerseits langsam beginnt einen neuen Kontakt aufzusuchen um dann anschließend sich wieder von diesem neuen Kontakt freizumachen, sprich "am Gebiss abzustossen".
Außerdem ist "Nichts" macnhmal schon recht viel, denn alles ist relativ.
Was für den einen schon leicht scheinen mag, ist für den anderen schon stramm.
Nehmen und geben heißt die Devise - ständiger lebendiger von Leichthheit geprägter Dialog aus einer still stehenden Hand.
Wie zu erreichen? Ständiges suchen danach. Leider bzw. zum Glück gibts kein Allerweltspatent. Dies hieße die Reitkunst zu erklären. Tausende Bücher sind darüber geschrieben worden, hunderte Meister versuch(t)en sich da ihr Leben lang dran. Aber: nur wer suchet der findet.
Fakt ist aber, dass das Pferd das Gebiss niemals als Stütze missbrauchen darf, da hieraus keine Leichtheit mehr entstehen kann.
Gruss
horsmän
in der Augabe 03/2007 der Pegasus auf S.88 ist ein Foto von Altmeister Lörke in Trabverstärkung mit descente de main (zeitweise Aufgeben der Handeinwirkung).
Ist interessant zu sehen, dass auch so eine "gute dt. Anlehnung" aussehen kann und darf (leider würde man damit heute wohl abgestraft).
Nichts in der Hand zu haben ist m.E. ok, sofern das Pferd nicht eingerollt ist und nun seinerseits langsam beginnt einen neuen Kontakt aufzusuchen um dann anschließend sich wieder von diesem neuen Kontakt freizumachen, sprich "am Gebiss abzustossen".
Außerdem ist "Nichts" macnhmal schon recht viel, denn alles ist relativ.
Was für den einen schon leicht scheinen mag, ist für den anderen schon stramm.
Nehmen und geben heißt die Devise - ständiger lebendiger von Leichthheit geprägter Dialog aus einer still stehenden Hand.
Wie zu erreichen? Ständiges suchen danach. Leider bzw. zum Glück gibts kein Allerweltspatent. Dies hieße die Reitkunst zu erklären. Tausende Bücher sind darüber geschrieben worden, hunderte Meister versuch(t)en sich da ihr Leben lang dran. Aber: nur wer suchet der findet.
Fakt ist aber, dass das Pferd das Gebiss niemals als Stütze missbrauchen darf, da hieraus keine Leichtheit mehr entstehen kann.
Gruss
horsmän
Zuletzt geändert von horsman am Di, 06. Mär 2007 13:51, insgesamt 2-mal geändert.
Um nochmals zur Ausgangsfrage zurückzukehren... was mir in den 3 od 4 Seiten fehlt, die bisher geschrieben wurden: Wenn ein Fehler in der Hand auftaucht (draufstützen, maulen, lümmeln etc.) dann korrigiere ich das als allererstes am Bein und nicht in der Hand. Sehr oft geht das draufstützen und maulen mit einer verminderten Aktivität der HH einher und die beeinflusse ich als erstes. Sehr oft löst sich das Problem dann vorne von alleine auf, ohne dass ich an der Hand einwirken musste, sondern dann eben erst zum nachgeben komme, weil das Pferd wieder leichter wird und somit das leichterwerden durch das Nachgeben belohne und nicht das draufstützen. nur wenn die Beinkorrektur nicht hilft oder das Pferd sich vermehrt auf eine Schulter stützt und die Stellung-Biegung nicht über Sitz und Schenkel genügend durchkommt, dann korrigiere ich auch noch an der Hand. Aber immer als erstes: Schenkel und HH-Aktivität!
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Man kann sehr wohl am durchhängenden Zügel kommunizieren, dazu muss man nicht zwingend etwas "in der Hand" haben.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man durchaus auf eine physikalische Anlehnung an den Zügel verzichten kann.
Dann dient der Zügel nur noch als "Telefonverbindung".
Das Problem dabei ist natürlich daß man sich dabei wunderbar selbst "besch****en" kann, wenn das Pferd hinter den Zügel kommt und sich entzieht und der Reiter dann jubelt, nichts mehr in der Hand zu haben.
D.h. wenn man an einen solchen Punkt gerät, sollte man solches doppelt und dreifach hinterfragen. Ein Beobachter von außen ist dazu leider meist wenig geeignet..
LG
Colloid.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man durchaus auf eine physikalische Anlehnung an den Zügel verzichten kann.
Dann dient der Zügel nur noch als "Telefonverbindung".
Das Problem dabei ist natürlich daß man sich dabei wunderbar selbst "besch****en" kann, wenn das Pferd hinter den Zügel kommt und sich entzieht und der Reiter dann jubelt, nichts mehr in der Hand zu haben.
D.h. wenn man an einen solchen Punkt gerät, sollte man solches doppelt und dreifach hinterfragen. Ein Beobachter von außen ist dazu leider meist wenig geeignet..
LG
Colloid.
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
Richard Hinrichs
- Steffen
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- Registriert: Mo, 02. Okt 2006 14:58
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...nicht nur dass...horsmän hat geschrieben:Fakt ist aber, dass das Pferd das Gebiss niemals als Stütze missbrauchen darf, da hieraus keine Leichtheit mehr entstehen kann.
Wenn ein Pferd das Gebiss als Stütze mißbraucht befindet es sich nicht im Gleichgewicht. In solchen Fällen flieht das Pferd vor den Hilfen, weil es nicht gelernt hat, vorwärts zu gehen, also Gewicht mit der Hinterhand aufzunehmen.
Allerdings muss man in diesem Fall genau überlegen, wie man dem Problem begegnet. Ein schärferes Gebiss, vor dem das Pferd mehr Respekt zeigt ist da sicher der falsche Weg. Weniger vorwärts reiten, in der Hoffnung das Pferd zieht dann weniger, führt ebenfalls nicht zum Ziel, im Gegenteil.
Statt dessen muss das Pferd lernen, die treibende Hilfe richtig umzusetzen (wie von horsemän beschrieben). Das geht am Besten mit Übergängen, Übergängen, Übergängen. Wenn man diese dann noch mit etwas Schulterherein und dann wieder fleißig gerade aus kombiniert, ist man vermutlich auf dem richtigen Weg.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Steffen, Gavilan & Duende