Hi zusammen,
bei einem Pferd mit diesem Muster würde ich auf alle Fälle über die massive seitliche Biegung des Halses einsteigen. Das Pferd ist in der gesamten Oberlinie verspannt und verkürzt und "hängt" zwischen den Schultern, weil die Rumpfträgermuskulatur gänzlich erschlafft und außer Funktion ist.
Die Ansätze von Frau Teschens "Longierkurs" , die Lucy erwähnt, sind ein sehr sinnvolles Tool für diese Problematik. Das gerade gebogene Führen und daraus das deutlich gebogene Longieren OHNE Hilfszügel ist ideal, denn sie aktivieren die Rumpfträgermuskulatur und dehnen und entspannen die Oberline jeweils einseitig. Das fällt dem Pferd wesentlich leichter, als wie z.B. ein Jambon bewirkt, gleich eine beidseitige Dehnung anzustreben. Folglich sind die Pferd damit sehr viel kooperativer und leichter zu motivieren.
Diese Arbeit läßt sich auch wunderbar mit Dualgassen, Pilonen und Stangenarbeit kombinieren, wenn eine gute Basis erarbeitet ist. Das sorgt für Abwechslung und gibt zusätzliche Bewegungsanreize.
Reiten würde ich dieses Pferd eine zeitlang auf gar keinen Fall, weil die Fähigkeit, sich im Rumpf zu heben und die Oberlinien loszulassen und zu dehnen mit Reitergewicht noch schwieriger ist.
Wenn die gezielte passende Gymnstizierung konsequent erfolgt, kann eine sehr deutliche und grundlegende Verbesserung bereits nach 4-8 Wochen erreicht sein ( wenn nicht bereits schön tiefergehende Schäden an der WS u./o. den Gliedmaßen bestehen, dann muß man schauen) . DANACH ist ein guter Zeitpunkt, um die anschließende, aufbauende Gynastizierung unter dem Sattel fortzuführen.
Stichpunkt Sattel : wenn hinter dem Wiederrist deutliche Dellen sind sollte auf alle Fälle die Passform des Sattels überprüft werden, ein unpassender Sattel begünstigt beim Pferd massiv das von dir geschilderte Bewegungsmuster.
Besteht die Problematik bereits über Jahre, ist es ebenfalls warscheinlich, daß das Pferd deutliche Blockaden im Übergang von HWS zu BWS hat, ebenso in der BWS und oft ist auch die HH in Mitleidenschaft gezogen- zB. blockierte ISGe.
Die Prognose bei einem solchen Pferd hängt ganz und gar ab von der Konsequenten Ausführung einer sinnvoll aufgebauten, gezielten Arbeit, am besten unter fachmännischer/ Fachfraulicher Anleitung.
Sie ist aber gar nicht schlecht. Im letzten Jahr bekam ich eine Stute vorgestellt, die genau diese Problematik hatte, daneben : Takener mit viel XX, vorne Athrose, hinten Spat, Kissing Spines, 19 Jahre alt, noch nie gut geritten, hysterisch und lahmend. Dieses Pferd haben wir 8 Wochen nur an der Hand gearbeitet, dann 8 Wochen an der Longe gezielt weitergefördert und danach vorsichtig wieder sehr wohldosiert an die Gymnastizierung unter dem ( dann passenden) Sattel herangeführt.
Heute, nach 14 Monaten läuft das Pferd wirklich passabel :
Es lahmt nicht mehr, hat keine Rückenschmerzen mehr, der Sattelzwang ist weg, der Sattel mußte wegen massiven Muskelaufbaus bereits zum 3. mal geweitet werden.
Sie geht im Schritt und Trab bereits in einer sehr guten Haltung mit Spannungsbogen und locker über den Rücken schwingend. Dehnt sich sauber nach v/a an ´s Gebiß hin, kaut. Etwas, was sie noch niemals vorher unter dem Reiter getan hat.
Der Galopp ist aufgrund ihres Nervenkostüms noch eine große Herausforderung, aber sie ist ja erst 20

und hat ja noch Zeit damit auch noch ein Umgehen zu finden.
Insgesamt ist sie viel, viel entspannter, rennt nicht mehr kopflos los, scheut kaum noch und hat das entspannte Abschnauben fest im Programm.
Es ist also nie zu spät, noch einemal "Grund" in die Ausbildung und Gymnastizierung eines älteren Pferdes zu stecken.
Sie dankt es damit, daß sie heute über die Weide saust und nach Jahren endlich wieder bocken kann....

und ihr Gesicht hat sich von verschreckt, irre und hysterisch, in aufmerksam, freundlich und manchmal sogar richtig gelassen gewandelt.
Ich wünsche viel Kraft, gute Hilfe und viel Erfolg !