kopfhaltung (western), und HdS

Rund um die klassische Reitkunst

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gimlinchen
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kopfhaltung (western), und HdS

Beitrag von gimlinchen »

Ich habe eine Frage an Euch:
Wir wohnen ja derzeit in einem Reiningstall. Dort werden die Pferde so geritten, dass sie den Kopf sehr tief nehmen und entsprechend sieht es für mich aus, als würden sie in den Boden trampeln.
Manche werden am bloßen Schlaufzügel "korrigiert" und das sieht dann für mich aus wie Rollkur.
Ich diskutiere gerne ein kleines bisschen mit en Leuten drüber (werd sie nicht ändern können, aber ich kann nciht ganz still sein, wenn sie dozieren, über "versammlung" und so...) - ist aber im ruhigen, freundlichen Rahmen.
Auf meine Bemerkung, es handele sich hier um Rollkur und so ein extremes HDS halte ich nciht für besonders schön, wurde mir erklärt (ich stelle mich immer ein bisschen dumm...), Rollkur sei nur bei Aufrichtung, also mit in Brust beißen, sozusagen. Wenn der Kopf aber schon tief sei, also deutlich unter Buggelenk, dann sei HDS ja gut und nicht schlimm.

Nun ist meine biomechanische Argumentationskraft ein wenig überlastet, weil ich mir noch nie Gedanken gemacht habe, was überhaupt ist, wenn man so tief geht... bin gespannt uf Eure erhellenden Kommentare.

UNd: bitte um Erklärung, wie ein Pferd mit so extrem tiefem Kopf überhaupt vernünftig laufen kann? Hab ich das nicht kapiert oder geht das nicht? (in unserem Sinne "vernünftig") (ich weiß ungefähr, wie ein exzellent geritttenes Pleasurepferd geht, nämlich so, wie man sich das im klassischen Sinne auch wünscht. - das ist aber nicht das, was ich hier sehe!)

Hier ist der erste und wichtigste Aspekt eben, dass der Kopf unten ist, EGAL was HH und Rücken erst mal so machen.

(sind eigentlich drei Fragen, bin gespannt auf kluge Kommentare)
Zuletzt geändert von gimlinchen am So, 26. Dez 2010 10:47, insgesamt 1-mal geändert.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Meiner Meinung ist dieses "Boden fressen" genauso HDS und schädlich, wie die Rollkur bei den Dressurreitern auch. Denn auch hier latschen die Pferde auf der Vorhand, die Hinterhand kann nicht richtig unterschieben und es entsteht kein reeller Spannungsbogen.

Übrigens im Westernreitern genauso wenig erwünscht, wie bei den Klassikreitern... :x

Sicherlich kann man ein Westernpferd nicht mit einem Dressurpferd direkt vergleichen. Durch den viel tieferen Halsansatz wird eine reelle Dehnungs- bzw. Arbeitshaltung sicherlich anders aussehen, wie bei einem Dressurpferd mit hoch angesetztem Hals.

Trotzdem, so wie du es beschreibst ist es schlicht falsch und anatomisch nicht korrekt... :roll:
LG
Sheitana
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Nakim

Beitrag von Nakim »

es ist mit Siocherheit genauso schädlich wie für jedes andere Pferd. Allerdings können die Quarter aufgrund ihres Körperbaues damit immer noch Leistung (Reining) bringen. Anderst gebaute Pferde könnten damit weder richtig stoppen, noch drehen noch gut wechseln. Daß Reiner so geritten werden ist schon lange üblich. Durch ihre unters Pferd gebaute Hinterhand und ihre Gänge können sie so wirklich noch laufen. Bequem zu reiten ist das allerdings nicht.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

danke. das entspricht meinen befürchtungen
CocoBeti
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Beitrag von CocoBeti »

Leider - leider - leider gibt es in der Westernszene immer noch zu viele, die das genauso handhaben und argumentieren wie du hier beschreibst.

Aber es gibt Hoffnung, auch in der Westernreiterei orientieren sich bereits viele Trainer in einer höheren Aufrichtung und haben die gesundheitsschädigenden Mängel erkannt. Man will diese Geschlurfe auf der Vorhand nicht mehr und kommt immer mehr davon weg.

Ich habe ja auch eine Paintstute und reite western/klassisch. Mein Mädel neigt dazu den Kopf zu tief zu nehmen und ich muss ihn immer wieder "hochholen". Aber es wird besser.

Meine Trainerin ist erfolgreiche Turnierreiterin im Bereich Allaround und Trail und will die Pferdeköpfe oben sehen.
JEF
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Beitrag von JEF »

Ich bin im Moment auf Trainersuche, mein Kleiner ist jetzt 3 Jahre alt, und ich will auch die vorbereitende Arbeit zum Reiten schon zusammen mit dem Trainer machen.

Tja, leichter gesagt als getan, da eigentlich alle Westerntrainer/innen hier bei uns zwar immer reden, dass die Hinterhand aktiv sein muss, aber die wenigstens schaffen das dann auch wirklich umzusetzen.

Jetzt werde ich mich doch etwas mehr in Richtung Klassik orientieren müssen, ich will schliesslich kein Pony, das ständig Staubsauger spielt...
Liebe Grüße

Jasmin
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich bin lange bei zwei westerntrainern geritten, die das eben auch so wollten - deshalb verblüffte mich der reiningansatz so...
Nakim

Beitrag von Nakim »

in der Reiningszene (NRHA) geht es um viel Geld. Die Pferde werden mit 2 Jahren angeritten, mit 3 und 4 Futurity und mit 5 und 6 wenn noch läuft Derby. Danach gehen sie in die Zucht oder an Amateurreiter. Sprich die nächsten Jungpferde warten schon.

Die 2 jährigen haben ca. 12 Monate um Futurityfertig zu werden. Wer nach 3 Monaten noch nicht stoppt und wechselt wird aussorrtiert. Überlegt mal was das bedeutet....
Gast

Beitrag von Gast »

Es sind auch nur Methoden um ein Pferd schnell und willenlos auszubilden. Für man "klassisch" Western ausbilden, dann haben diese Methoden da nichts zu suchen. VA mit einer tiefe wo die Nase im Sand schleif ist vollkommen OK, aber es muss halt Vorwärts sein bei gut arbeitender Hinterhand. Dies braucht aber Zeit und geht halt nicht in 3 Monaten mal eben hingefummelt bei einem 2-3 jährigen Quarter.
Und da ist die ganze Problematik, wie bei und in jeder Reitweise.
Es schaut im Westernbereich leider nicht anders aus als im Englischbereich, die Methoden ähneln sich z.T. ziemlich und auch im Western gibt es nur wenige die geduldig und anatomisch gerecht ausbilden.
Insofern hast Du mit Deiner Feststellung recht und die Argumentation dieser Westernreiter ist nur Nachgerede und antomisch nicht begründbar.
Interessant hier auch, das man von den meisten Futuritypferden nach 4-5 Jahren nichts mehr hört, ein Großteil ist von denen platt und gehen dann nur noch ein bisschen als Freizeitpferde ins Gelände.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ja, genau.
Ich hatte ein wenig einblick in die arbeit mit altkalifornischer reitweise (walter weber-mayr, z.B.) und weiß, dass es anders geht. ich hätte vor paar wochen auf die frage, welchen stil ich reiten lernen will, noch "western" geantwortet...
danke für eure antworten.

und, Gast, das mit dem "willenlos" ist der punkt, den ich am schmerzhaftesten finde.
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