Colloid hat geschrieben: Ich habe ganz bewusst dieses Wort gewählt

diese Stütze geht allerdings vom Pferd aus und hat in sofern immer eine Tendenz nach vorne.
Colloid hat geschrieben: Und genau das ist die Stütze, ein in sich balancierter Körper muss sich nirgend "abstoßen".
Wenn meine Hand nach vorne wirkt, findet das Pferd keinen Halt. Ein Pferd, das sich auf die Hand legt, hat die treibenden Hilfen nicht verstanden oder wurde ausschließlich über die Zügelführung ausgebildet. Insofern kann ich deine Definition nicht nachvollziehen.
Colloid hat geschrieben: Und warum sollte dieses Aussetzen der Hilfen nicht länger andauern-solange man nichts anderes vom Pferd fordert? Wie ich schon sagte, warum der Impuls-Gedanke nur am Schenkel?
Weil man üblicherweise nicht minutenlang die gleiche Übung ausführt, sondern immer wieder Richtung, Tempo, Gangart etc. verändert und dazu kommuniziert man mit dem Pferd, d.h. man bedient sich der Hilfen.
Auch die Beine liegen beim Dressurreiten atmend an, genau wie der Zügel. Ein Wegstrecken der Beine würde deinem System des Reitens ohne Anlehnung entsprechen, ist aber nicht das, was in der Dressur gewollt ist.
Colloid hat geschrieben: Jedes Pferd hat Respekt(allerdings möglichst keine Angst) vor dem Gebiss, spätestens wenn man einmal zugelangt hat (was sich leider in Ausnahmesituationen manchmal nicht vermeiden lässt

), was eine Grundlage der Reiterei darstellt.
Das mag vielleicht eine Grundlage der Reiterei ohne Anlehnung sein. In der Dressur geht man davon aus, dass eine feine Anlehnung (von Zügel und Bein) dazu führt, dass das Pferd Vertrauen zu den reiterlichen Hilfen findet. Das Anliegen der Hilfen beruhigt das Pferd. Dann muss man auch nicht so oft "zulangen".
Zulangen wird immer dann erforderlich, wenn das Pferd jeder Hilfe beraubt wird. Die Kommuniation ist dann gerade nicht fein. Das Pferd steht lediglich in ständiger Angst vor dem nächsten Zulangen und wird nur aus diesem Grund sofort auf kleinste Anzeichen reagieren. Das mag zwar dem Unbeteiligten fein erscheinen, aber diese Reitweise entspricht einer anderen Tradition. Wer sich davon überzeigen möchte, der besuche mal die Ausbildung von Doma Vaquera Pferden in Spanien und Portugal, die genau dieses Prinzip verfolgen.
Colloid hat geschrieben: Vielleicht ist es einfach menschlich, daß man immer meint, was man hinten an Dampf erzeugt, vorne abfangen zu müssen, anstatt das Pferd sein Gleichgewicht selbst finden zu lassen.
Ich glaube, das hat nichts mit menschlich zu tun. Es gibt einfach Erfahrungen aus vielen Jahrhunderten der Ausbidlung von Pferden. Dabei hat sich offensichtlich herausgestellt, dass die extrem kraftraubenden Übungen der Dressur dem Pferd leichter fallen, wenn die Hinterhand extrem fleißig gemacht und diese Kraft durch geeignete Ausbildung in die Fähigkeit zur Versammlung unter dem Reiter umgeformt wird. Das ist auch keine neue Erkenntnis, man schaue sich die Stiche von der Reiterei der alten Meister an, da ist die Hinterhand stets so aktiv abgebildet, wie es überhaupt nur vorstellbar ist. Ein Pferd wird sich ohne entsprechende Anleitung nicht unter dem Reiter versammeln, sondern nach vorne fliehen, das entspricht seiner Natur.
Colloid hat geschrieben: Schade finde ich immer, wenn Leute (wie du auch) eines als das einzig Wahre und Echte ansehen und alles andere als "kann ja gar nicht reell sein" abstempeln (soviel Toleranz sie dabei auch an den Tag legen), anstatt sich eingehend und ohne Scheuklappen damit zu beschäftigen. Es gibt doch so viel mehr...
Das finde ich ganz interessant. Ich habe ja eher den Eindruck, dass man ohne großes Nachdenken alles was schlechte Reiterei ist, als FN bezeichnet und das als Maßstab zum Vergleich mit der neuen klassischen Heilslehre nimmt.
In nahezu jedem meiner Beiträge weise ich darauf hin, dass ich meine Auffassung lediglich auf eine ganz bestimmte Art der Reiterei beziehe. Andere Reitweisen, z.B. die Arbeitsreitweisen haben andere Bedürfnisse.
Im übrigen habe ich mich sehr eingehend in den letzten 15 Jahren mit den Theorien der angeblich neuen klassischen Lehre beschäftigt. Sie waren sogar Ausgangspunkt meines Interesses an der Dressur. Ich habe also keinesfalls Scheuklappen, ganz im Gegenteil. Allerdings komme ich eben zu den Ergebnissen, die ich hier vertrete und zwar
weil ich mir immer beide Seiten anhöre und nicht eine bewährte Reitlehre gleich im Feuer verbrenne, nur weil jemand eine neue Auffassung rethorisch geschickt verbreitet.
Ich finde es eher schade, dass jeder der sich nicht ehrfurchtsvoll und kritiklos vor den angeblich neuen Erkenntnissen verneigt, gleich als Ignorant bezeichnet wird.
Colloid hat geschrieben: Ist es nicht die konsequente Weiterführung des immer feiner werdens?
Aus meiner Sicht nicht. Anspruchsvolle und feine Kommunikation ist etwas anderes als der Verzicht auf Kommunikation und das impulsartige Zulangen, wenn der Partner nicht auf das geringste Signal reagiert.
Gegen impulsartige Hilfengebung ist nichts einzuwenden, im Gegenteil, kein Mensch will ständige Einwirkung. Anlehnung hat auch nichts mit ständiger Einwirkung zu tun. Es ist wohl eher ein vornehmes sich zu Wort melden, während man aber auch ohne das ständig aufmerksam an der Kommunikation teilnimmt.