Es geht also konkret um die Lehren von Dr. Thomas Ritter in dessen Buch "Reiten auf Grundlage der Biomechanik". Da alle so begeistert davon waren, habe ich es mir auch besorgt und hab nun gute 3/4 oder 4/5 gelesen, würde ich sagen. Die ersten 80 oder 100 Seiten herrschte bei mir noch ziemlicher Enthusiasmus, aber jetzt, so nach und nach, verschwindet der und ein gewisses Gefühl der Demotivierung stellt sich ein - das erreiche ich ja sowieso nie. Gleichzeitig auch viele Fragen, ich versuch mal zu brainstormen und würd mich freuen zu hören, wie es euch geht.
1) Ist das umsetzbar von einem "Normalreiter"?
Wie gesagt wurde ich beim Lesen immer demotivierter. 4 verschiedene Bügeltritte innerhalb von Sekundenbruchteilen, noch dazu gepaart mit vielen anderen Hilfen, ist das umsetzbar für jemanden, der nicht professionell 8 Stunden täglich am Pferd sitzt? Erfahrungsberichte würden mich interessieren! Dass es durch bloße Lektüre nicht umsetzbar sein wird, ist mir dabei klar, aber ich muss sagen, ich bezweifle, dass ich das rein koordinativ hinkriegen würde, selbst nach langem Üben, wenn es mir jemand direkt zeigt. Teilweise komm ich ja mit dem DENKEN nicht mit, wie soll das jemals gehen?
2) Ist das für jedes Pferd gleich geeignet?
Diese Frage hat sich mir gestellt in Bezug auf den Bügeltritt. Ritter schreibt, dass dadurch ein Bein länger am Boden gehalten wird (z.B. ein Vorderbein, wodurch das Hinterbein dann weiter untertreten kann). Ich versuche mir das bei meinem Pferd vorzustellen - aber der klebt ja ohnehin schon mit so Schlurfgängen am Boden, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es sinnvoll wäre, ein Bein länger am Boden zu halten. ich bin ja froh, wenn er die Füßchen mal hebt! Speziell bei der Vorhand frage ich mich dann auch noch, ob man denn das will? Es widerspricht irgendwie meiner Vorstellung, dass die Vorhand schneller und leichtfüßiger werden soll. Wahrscheinlich versteh ich es irgendwie falsch, aber mir drängt sich ein Bild auf, dass die Vorhand dadurch immer schwerer würde - eigentlich das Gegenteil von dem, was man erreichen will.
3) Paraden in verschiedene Füße.
Das versteh ich überhaupt nicht

4) Eine große allgemeine Frage stellt sich mir auch noch (nicht nur zu Ritter, auch anderen): Sind das hier physikalische Gesetze, die auf jeden Fall funktionieren, oder wird es dem Pferd angelernt?
Ich nehme an es ist ein physikalisches Gesetz, da es sich ja um Biomechanik handeln soll. Trotzdem: Oft bei dieser und ähnlichen Reitlehren stört mich ein bisschen dieses "man nehme xy... dann macht das Pferd z" - Kochrezeptartige. Mir geht dabei ein bisschen immer die Tatsache ab, dass so ein Pferd ja ein Lebewesen mit eigenem Willen ist (was mein eigenes Exemplar höchst beeindruckend immer wieder beweist). Also anders gefragt: Vorausgesetzt ich wende z.B. den Bügeltritt richtig an - MUSS das Pferd dann den Fuß länger am Boden lassen? Kann es nicht trotzdem normal weiterfußen weil es mit dieser Art von Hilfe nix anzufangen weiß?
In die gleiche Kategorie fällt für mich das Gerücht (für mich ist es eins), dass ein Pferd immer unter das Reitergewicht tritt (treten muss). Das wird auch immer als quasi physikalisches Gesetz dargestellt (mit dem beliebten Beispiel des Kindes, das dem Erwachsenen auf der Schulter sitzt und sein Gewicht verlagert). Über das hab ich auch schon viel gegrübelt und bin für mich zum Schluss gekommen, dass es nicht so ist...
5) Noch ganz konkret zum Bügeltritt: Wenn ich damit das Pferd veranlasse, einen Fuß länger am Boden zu lassen, erzeuge ich damit nicht irgendwie eine Taktunreinheit? Will ich das?
DAs wars fürs erste.
Bitte seid nett. Wie ich im andern Thread erwähnt hab, fühl ich mich wie eine Erstsemestrige unter Dissertanten. Ich wage eh kaum diese Fragen zu stellen bzw. die Dinge in Frage zu stellen, aber ich möchts gern besser verstehen.