
Reiten nach Biomechanik (Thomas Ritter): Umsetzbarkeit??
Moderatoren: Julia, ninischi, Janina
Nö, falsches Doing-Doing- wenn der Rücken in Spanntritten richtig ohne Tätigkeit ist und das Pferd weich gefesselt, kann man das wunderbar sitzen. Das kommt auf die HH und die Fesselung an und darauf, wie man den Rücken feststellt. Auch das kann sich anfühlen als könnte man reiten
und trotzdem isses total falsch....

Ühm, aber dann hab ich doch gar kein Padong, wenn Pferd ohne Rückentätigkeit und weich gefesselt?? Ich hab vermehrt Warmblüter und Wiesenmischungen, idR mit Warmblut drin, und die sind durch die Bank alle Marke unsitzbar wenn schlechtes Padong/Doing...
Naja, ich kann nicht mitreden, meiner hat einen geraden Rücken und ist extrem steil gefesselt, wenn der Padong macht OHNE Rücken und womöglich ohne Kadenz, hast du blaue Flecken am Hintern. *aua*
Nein, besser gesagt - das sitzt keiner ohne den Druck eines Turniers freiwillig aus. Da tut man sich ja weh bei...
Hat immerhin den Vorteil, dass man ziemlich genau serviert bekommt, ob Hüh darunter tut oder nicht. Mit Iberern etc. hab ich leider nicht so viel Erfahrungen. Außer einer einzigen Cartujano Dame mit ziemlich flachen Gängen, die ebenfalls eher wirft als bequem ist. Die ist ganz schrecklich zu sitzen, wenn sie nicht loslässt...
Naja, ich kann nicht mitreden, meiner hat einen geraden Rücken und ist extrem steil gefesselt, wenn der Padong macht OHNE Rücken und womöglich ohne Kadenz, hast du blaue Flecken am Hintern. *aua*
Nein, besser gesagt - das sitzt keiner ohne den Druck eines Turniers freiwillig aus. Da tut man sich ja weh bei...

Hat immerhin den Vorteil, dass man ziemlich genau serviert bekommt, ob Hüh darunter tut oder nicht. Mit Iberern etc. hab ich leider nicht so viel Erfahrungen. Außer einer einzigen Cartujano Dame mit ziemlich flachen Gängen, die ebenfalls eher wirft als bequem ist. Die ist ganz schrecklich zu sitzen, wenn sie nicht loslässt...
Ja ja, dass das Pferd sich vom Boden abdrücken muss ist mir schon klar
. Aber es ging darum, dass irgendwie mein Gewicht von der Hand (
) über den Zügel in ein bestimmtes Pferdebein fließen soll (
) und Pferd daher mehr Padoing macht als sonst.
Aber irgendwie bin ich langsam eh so demotiviert und wuggi im Kopf, dass ich nicht mehr nachdenken mag (und das von mir Kopfmensch!!). Gestern hab ich wieder 2 Seiten gelesen, aber mehr so überflogen, jetzt bin ich bei den "praktischen" Beispielen der Bügeltritte, vorbei an der Kappzaum-Trensen-Kombi, langsam versteh ich gar nix mehr und hab auch schon ein bissl die Hoffnung aufgegeben, es je zu verstehen, also... ja, ich les es noch fertig, aber richtig nachdenken kann ich nimmer.
Edit: Ich werd mal fühlen üben mit euren Tips und mir das Buch danach nochmal zu Gemüte führen, vielleicht hab ich dann mehr davon.



Aber irgendwie bin ich langsam eh so demotiviert und wuggi im Kopf, dass ich nicht mehr nachdenken mag (und das von mir Kopfmensch!!). Gestern hab ich wieder 2 Seiten gelesen, aber mehr so überflogen, jetzt bin ich bei den "praktischen" Beispielen der Bügeltritte, vorbei an der Kappzaum-Trensen-Kombi, langsam versteh ich gar nix mehr und hab auch schon ein bissl die Hoffnung aufgegeben, es je zu verstehen, also... ja, ich les es noch fertig, aber richtig nachdenken kann ich nimmer.
Edit: Ich werd mal fühlen üben mit euren Tips und mir das Buch danach nochmal zu Gemüte führen, vielleicht hab ich dann mehr davon.
@skywalker: zum "Energie fließen lassen": hast Du es mal erlebt, dass Du mit Deinem Pferd beim Reiten so verbunden warst, dass Du nur DENKEN musstest, und das Pferd hat es schon umgesetzt? So ähnlich verstehe ich das.
Und zum fließen lassen über den Zügel: eigentlich sind das halbe Paraden, nur äußerst dezent. Die kannst Du gezielt auf ein Bein geben, z. B. beim Galoppieren mit der inneren Hand auf das innere Hinterbein (einmalig), das hat den Effekt, dass das Pferd sich idealerweise bei diesem Sprung stärker setzt und hat einen minimal verzögernden Effekt (geht aber nur, wenn der Durchsprung gut ist). Natürlich immer begleitet vom Sitz. Und das gleiche geht auch, wenn man nur einen Bügeltritt innen dann wählt, wenn das innere Hinterbein auffußt - vorausgesetzt, das Pferd ist sensibel genug oder gut genug geschult.
Und zum fließen lassen über den Zügel: eigentlich sind das halbe Paraden, nur äußerst dezent. Die kannst Du gezielt auf ein Bein geben, z. B. beim Galoppieren mit der inneren Hand auf das innere Hinterbein (einmalig), das hat den Effekt, dass das Pferd sich idealerweise bei diesem Sprung stärker setzt und hat einen minimal verzögernden Effekt (geht aber nur, wenn der Durchsprung gut ist). Natürlich immer begleitet vom Sitz. Und das gleiche geht auch, wenn man nur einen Bügeltritt innen dann wählt, wenn das innere Hinterbein auffußt - vorausgesetzt, das Pferd ist sensibel genug oder gut genug geschult.
mach dich nicht verrückt skywalker, manche dinge kann man nur erfühlen und eben schlecht erklären. Ich persönlich habe immer wieder Bücher gelesen die mir rein gar nichts gebracht haben aber oft ein Jahr später Berge versetzt haben, ich habe plötzlich genau verstanden was der Autor sagen möchte und konnte es auch umsetzen, für den Ritter bin ich ehrlich gesagt noch nicht reif aber ich erahne schon was er vermitteln möchte 

Skywalker, dafür bin ich z.B. ausgestiegen, als er davon schrieb, dass ein pferd die Ecke immer mit soundsoviel schritten/Tritten/sprüngen durchläuft und die Größe der Ecke sich lediglich danach richtet, wie klein das Pferd diese Tritte machen kann, es aber immer gleichviel Tritte bleiben. urgs. also ich fang da jetzt nicht mit Zählen an und mach mein Pferd wuschig. In aller Bescheidenheit habe ich mich überhaupt mal wieder aufs Durchreiten der Ecken konzentriert, schön ordentlich, im Gleichgewicht, zum Ansprechen des inneren Hinterfußes nutzend, Ecke als Lektion, nicht als Schicksalsschlag...
Das allein bringt schon eine Menge. Vielleicht schafft mein pferd es ja dann, seine Tritte wie gewünscht zu koordinieren.
Man muss nicht alles aus einem Buch wörtlich übernehmen oder gar nachreiten wollen. ich lese es, mir kommen viele Gedanken dazu, ich beobachte meine Reiterei z.T. mal wieder aus neuem Blickwinkel, ich reite wieder aufmerksamer und genauer, ich lausche Zusammenhängen neu nach - das bringt für mich dieses Buch und das bringen für mich andere bücher. Jedenfalls wenn sie gut sind. dieses fand ich außerordentlich gut aber das heißt nicht, dass ich jetzt heute auf Seite 94 von Ritter reite.
(Nein, ich weiß nicht, was da steht, grins)

Man muss nicht alles aus einem Buch wörtlich übernehmen oder gar nachreiten wollen. ich lese es, mir kommen viele Gedanken dazu, ich beobachte meine Reiterei z.T. mal wieder aus neuem Blickwinkel, ich reite wieder aufmerksamer und genauer, ich lausche Zusammenhängen neu nach - das bringt für mich dieses Buch und das bringen für mich andere bücher. Jedenfalls wenn sie gut sind. dieses fand ich außerordentlich gut aber das heißt nicht, dass ich jetzt heute auf Seite 94 von Ritter reite.

Loslassen hilft
Ich möcht gar nicht alles aus dem Buch übernehmen geschweige denn nachreiten, ich möcht aber gern möglichst alles verstehen, das ist alles.
Das mit dem Durchreiten der Ecke hab ich auch nicht ganz verstanden, ob es so ist, oder ob es so sein soll . Hab mal zum Spaß gezählt (am langen Zügel dahinschlurfend), und tatsächlich warens 3 Tritte. Wobei es ein bisschen drauf ankommt, wie man den Beginn und das Ende der Ecke definiert - tw. gehts ja dann um Zentimeter.
Dann kam mir natürlich auch die etwas kläglich-zaghafte Frage: Wozu?
Ich bin jetzt bei den letzten paar Seiten mit den Bügeltrittsequenzen, und irgendwie liest sich das ja wirklich, als sollte man dauernd abwechselnd in die Bügel treten. Wieder eine Frage: Ist und bleibt das quasi Dauerzustand, oder ist es eine Korrekturmaßnahme, die ich hie und da in eine Einheit an eine lange seite z.B. einbaue? Und irgendwie muss ich ehrlich gestehen, stelle ich mir dieses abwechselnde ständige Bügeltreten fürs Pferd extrem lästig und störend vor. Oder es ist so leicht (soll ja unsichtbar sein, wenn ich mich recht erinnere), dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es was bringt, schließlich ist noch ein anständiger Sattel mit Sattelbaum dazwischen...
Ich gestehe aber, dass ich nur noch drüberlese und es auch nur noch zu Ende lese, damit ich es halt gelesen habe. Vielleicht in ein paar Monaten dann nochmal. Mal schauen.
Das mit dem Durchreiten der Ecke hab ich auch nicht ganz verstanden, ob es so ist, oder ob es so sein soll . Hab mal zum Spaß gezählt (am langen Zügel dahinschlurfend), und tatsächlich warens 3 Tritte. Wobei es ein bisschen drauf ankommt, wie man den Beginn und das Ende der Ecke definiert - tw. gehts ja dann um Zentimeter.
Dann kam mir natürlich auch die etwas kläglich-zaghafte Frage: Wozu?
Ich bin jetzt bei den letzten paar Seiten mit den Bügeltrittsequenzen, und irgendwie liest sich das ja wirklich, als sollte man dauernd abwechselnd in die Bügel treten. Wieder eine Frage: Ist und bleibt das quasi Dauerzustand, oder ist es eine Korrekturmaßnahme, die ich hie und da in eine Einheit an eine lange seite z.B. einbaue? Und irgendwie muss ich ehrlich gestehen, stelle ich mir dieses abwechselnde ständige Bügeltreten fürs Pferd extrem lästig und störend vor. Oder es ist so leicht (soll ja unsichtbar sein, wenn ich mich recht erinnere), dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es was bringt, schließlich ist noch ein anständiger Sattel mit Sattelbaum dazwischen...
Ich gestehe aber, dass ich nur noch drüberlese und es auch nur noch zu Ende lese, damit ich es halt gelesen habe. Vielleicht in ein paar Monaten dann nochmal. Mal schauen.
Eher letzteres. AUf keinen Fall ein Dauerzustand.skywalker hat geschrieben:
Ich bin jetzt bei den letzten paar Seiten mit den Bügeltrittsequenzen, und irgendwie liest sich das ja wirklich, als sollte man dauernd abwechselnd in die Bügel treten. Wieder eine Frage: Ist und bleibt das quasi Dauerzustand, oder ist es eine Korrekturmaßnahme, die ich hie und da in eine Einheit an eine lange seite z.B. einbaue?
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Es scheint ja einige Unklarheit ueber den Buegeltritt als Hilfe zu herrschen. Ich werde versuchen, es vielleicht etwas klarer darzustellen.skywalker hat geschrieben:Ich bin jetzt bei den letzten paar Seiten mit den Bügeltrittsequenzen, und irgendwie liest sich das ja wirklich, als sollte man dauernd abwechselnd in die Bügel treten. Wieder eine Frage: Ist und bleibt das quasi Dauerzustand, oder ist es eine Korrekturmaßnahme, die ich hie und da in eine Einheit an eine lange seite z.B. einbaue?
- Der Buegeltritt ist eine Hilfe wie jede andere, d.h. man setzt ihn nur dann ein, wenn er beim Erreichen eines bestimmten Ziels hilft. Ich habe ein paar praktische Beispiele hier auf der Equitana mit Schuelern demonstriert.
- Wendet man ihn staendig an, kann man ein Pferd sogar lahm machen.
- Man fuehrt niemals mehrere Buegeltritte innerhalb eines Sekundenbruchteils aus, sondern immer nur einen Buegeltritt innerhalb einer Stuetzphase eines bestimmten Beines.
- Der Buegeltritt ist eine Technik, die der Reiter lernen muss, genauso, wie die richtige Anwendung der Zuegel-, Schenkel-, Kreuz-, Gerten- und Sporenhilfen.
- Man uebt am besten zuerst einfache Buegeltrittsequenzen, in denen man dasselbe Bein 2-3 mal hintereinander sanft anspricht.
- Es wundert mich nicht, dass Leser es schwierig finden, diese Technik nur aus dem geschriebenen Wort zu lernen. Es hat noch niemand aus Buechern reiten gelernt. Das geht nur durch praktischen Unterricht. Aus genau diesem Grund haben viele geniale Reiter es abgelehnt, ihr Wissen aufzuschreiben, wodurch sehr viel nuetzliches Wissen verloren ging.
- Man "braucht" den Buegeltritt nicht. Die Mehrzahl der Reiter hat davon noch nie etwas gehoert. Aber diese Hilfe kann ungeheuer effektiv sein. Sie macht fuer Pferde unmittelbar intuitiv Sinn, da sie eine Gewichtshilfe ist, waehrend Schenkel- und Zuegelhilfen dem rohen Pferd anfangs nichts bedeuten.
- Wie alle fortgeschrittenen Techniken, funktioniert der Buegeltritt nur bei Pferden, die gut vor dem Schenkel sind. Auf Pferden, die sich verhalten oder muede dahinschlurfen, macht er das Uebel nur noch schlimmer. Diese Pferde muessen erst aufgeweckt und vor den Schenkel gebracht werden.
- Voraussetzung dafuer, dass der Reiter den Buegeltritt effektiv anwenden kann, ist, dass er die Pferdebeine und ihren "Aufenthaltsort" fuehlen kann. Voraussetzung fuer das Fuehlen der Pferdebeine ist ein unabhaengiger, geschmeidiger Gleichgewichtssitz. Reiter, die diesen Sitz noch nicht erworben haben, sollten sich nicht den Kopf zerbrechen ueber den Buegeltritt. Sie sollten diese und andere fortgeschrittene Techniken, wie auch das Reiten mit Kandare zurueckstellen und erst die Grundlagen erarbeiten, die viel wichtiger sind. In der Pferdeausbildung faengt man ja auch nicht mit Piaffe und Passage an, sondern mit runden Zirkeln und geraden Linien in einem gleichmaessigen Tempo.
Mein Buch enthaelt sehr viel Information. Es ist nicht als reine Anfaengerreitlehre gedacht. Da gibt es ja schon viele geeignete Buecher. Es enthaelt Kapitel, die hoffentlich auch fuer weniger erfahrene Reiter verstaendlich sind. Es enthaelt darueberhinaus aber auch Kapitel, die wahrscheinlich nur von Reitern ab Klasse L oder M umgesetzt werden koennen. Das sollte diejenigen Leser aber nicht stoeren, die reiterlich noch nicht so weit sind, sondern sie sollten sich darauf freuen, dass das Buch auch noch hilfreiche Informationen enthaelt, wenn sie sich reiterlich weiter entwickelt haben.
Es ist nicht notwendig, dass der Leser schon beim ersten oder zweiten Durchlesen alles versteht oder nachreiten kann. Das Verstaendnis kommt mit der wachsenden Erfahrung und Kompetenz im Sattel.
Thomas Ritter
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Die Beschreibung der Ecke ist nicht meine Erfindung, sondern sie wurde mir von einem ehemaligen Oberbereiter der Spanischen Reitschule gelehrt, der seinerseits von einem Schueler von Oberbereiter Meixner ausgebildet wurde. Ob die Ecke in Wien heute noch genauso wie frueher geritten wird, weiss ich nicht.skywalker hat geschrieben:Das mit dem Durchreiten der Ecke hab ich auch nicht ganz verstanden, ob es so ist, oder ob es so sein soll . Hab mal zum Spaß gezählt (am langen Zügel dahinschlurfend), und tatsächlich warens 3 Tritte. Wobei es ein bisschen drauf ankommt, wie man den Beginn und das Ende der Ecke definiert - tw. gehts ja dann um Zentimeter.
Dann kam mir natürlich auch die etwas kläglich-zaghafte Frage: Wozu?
Die Ecke beginnt mit dem Tritt, in welchem das Pferd die lange Seite verlaesst (Beginn der Wendung) und sie endet mit dem Tritt, in welchem das Pferd an der kurzen Seite wieder geradeaus geht (Ende der Wendung) bzw. umgekehrt.
Man muss die Ecke nicht so reiten. Die meisten Reiter machen es anders und schaffen es dennoch irgendwie in die hoeheren Klassen zu kommen. Es foerdert das Gleichgewicht und die Biegsamkeit des Pferdes jedoch ungeheuer, wenn man der Methode der alten Spanischen Reitschule folgt. Es erleichtert dem Pferd seine Aufgabe und es macht die Ausbildung aeusserst effizient.
Im Zweifelsfall rate ich immer dazu, alle Moeglichkeiten, die zur Debatte stehen einmal auszuprobieren. Man hat dabei nichts zu verlieren und man stellt bald fest, welche Moeglichkeit bei dem jeweiligen Pferd die besten Resultate liefert. Solche Experimente sind sehr wichtig und sehr aufschlussreich.
Ich moechte das, was ich beschreibe, nicht als Dogma verstanden sehen. Es ist immer eine Frage davon, was das beste Ergebnis bringt. Was ich in meinem Buch beschreibe sind Erfahrungswerte. Sie haben sich in der Praxis mit vielen verschiedenen Pferden der verschiedensten Typen und Rassen bewaehrt. Das heisst aber nicht, dass es nicht auch Pferde gibt, bei denen man aus irgendeinem Grund anders verfahren muss. Der Reiter muss sich bei aller Prinzipientreue immer seine Flexibilitaet bewahren.
Ich muss dazu auch sagen, dass die Reitweise, die mir von meinen Lehrern beigebracht wurde und die ich in meinem Buch beschreibe, recht hohe Ansprueche an den Reiter stellt. Sie wird daher wahrscheinlich auch in erster Linie fuer solche Reiter von Interesse sein, die den Ehrgeiz haben, bis in die hoeheren Klassen vorzudringen und ihre Kommunikation mit dem Pferd so effektiv und differenziert wie moeglich zu gestalten.
Die Reiter der alten Spanischen Reitschule pflegten das Reiten als Denksport zu bezeichnen. Freilich kann man auch ohne Nachzudenken, ohne theoretisches Studium, nur aus dem Gefuehl heraus reiten. Allerdings wird man ohne theoretisches Studium in der Regel auch nicht so weit kommen wie mit diesem Studium.
Ein weiterer Gesichtspunkt, den man nicht vergessen darf, ist, dass ich selber viele Jahre gebraucht habe, um mir dieses Wissen zu erarbeiten. Es waere ganz und gar unrealistisch zu glauben, man koenne in wenigen Tagen das erlernen, was mich viele Jahre gekostet hat. Es gehoert sehr viel Zeit und Muehe dazu, diese Dinge in der Theorie zu verstehen und dann in der Praxis zu meistern. Das ist nicht jedermanns Sache. Es muss auch nicht jeder Reiter in die hoeheren Klassen vordringen. Viele Reiter sind auch in den unteren Klassen gluecklich und zufrieden. Das ist voellig ok.
Aufstrebende Reiter, die sich ueberfordert fuehlen, muessen einfach Geduld haben und immer weiter an sich und an den Grundlagen arbeiten. Dann werden sie irgendwann diese Dinge auch verstehen und umsetzen koennen. Der Student im Grundstudium waere im Doktorandenkolloquium auch ueberfordert. Aber nach einigen Jahren Studium kann er dort mit den anderen Teilnehmern ohne weiteres mithalten und profitiert davon.
Ich erinnere mich noch gut, dass mir bestimmte Buecher vor vielen Jahr(zehnt)en auch noch zu hoch waren. Nach und nach erwarb ich mir aber den noetigen Sitz, das Gefuehl, das Verstaendnis und das Koordinationsvermoegen, und was anfangs sehr kompliziert erschien wurde im Laufe der Zeit immer klarer und einfacher.
Ich muss allerdings ganz klar sagen, dass gute, anspruchsvolle Reiterei niemandem in den Schoss faellt. Man muss sie sich ERARBEITEN. Das kostet Zeit. Das kostet Muehe. Das kostet Schweiss, und es kostet Traenen. Nur wer bereit ist, diesen Preis zu bezahlen, wird tief in die Materie eindringen koennen.
Thomas Ritter
ich schätze Ihr Buch sehr und finde es ist eines der besten Bücher das in den letzten 20 Jahren über das Reiten auf den Markt gekommen ist. Es enthält unglaublich viel Information die mich noch über Jahre beschäftigen wird. Allerdings ist es bei mir eher der umgekehrte Weg des Verstehens. Ich war von 1971 bis ca. 1984/85 am Institut und habe dort viel gelernt. Allerdings weniger in der Theorie als in der Praxis. Wir sind es halt geritten.... Deshalb schrieb ich auch, daß ich nach dem Gefühl reite. Seit ca. 15 lerne ich theoretisch, was ich warum mache....
Das gute am Reiten ist, daß es jeder mit viel Arbeit und Fleiß lernen kann. Talent ist toll aber nicht so wichtig wie Arbeit, Fleiß und Ausdauer. Und je mehr man lernt desto fazinierender und Spannender wird es.
Das gute am Reiten ist, daß es jeder mit viel Arbeit und Fleiß lernen kann. Talent ist toll aber nicht so wichtig wie Arbeit, Fleiß und Ausdauer. Und je mehr man lernt desto fazinierender und Spannender wird es.
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Re: Reiten nach Biomechanik (Thomas Ritter): Umsetzbarkeit??
Ich war auch ein "Normalreiter", der als Teenager nur einmal die Woche Unterricht nahm. Ich habe mir diese Fertigkeiten mit viel Zeit und Muehe erworben. Das koennen auch andere. Die Dinge, die ich beschreibe sind absolut lernbar. Es kommt nur darauf an, wieviel Zeit und Muehe jemand bereit zu investieren bereit ist.skywalker hat geschrieben:1) Ist das umsetzbar von einem "Normalreiter"?
Und es gehoert ein kompetenter Lehrer dazu. Sonst geht es nicht.
Thomas Ritter