Mal ein kurzes Update:
Anfang April lies ich Amor ja mal von einer THP durchchecken. Obwohl ich von diesen kinesiologischen Tests ja nicht viel halte, habe ich - so irgendwie als Strohhalm - mitgemacht, weshalb Amor dann auch Globulis bekam. Samstags.
Sonntags dann: normaler Ausritt wie immer, alles in Ruhe, kein Streß. Galoppstrecke. Nach zwei Sprüngen: Amor geht durch. Kopflos. Ich hänge wie ein Fähnchen drauf, bekomme ihn mit Hängen und Würgen irgendwann zum Stehen. Zum Glück ging es geradeaus bergauf. Da ich das von meinem Pferd überhaupt nicht kenne (er ist weder ein Galopper, noch nie mit mir durchgegangen, noch sonstwie schreckhaft), hielt ich es für eine gute Idee, ihn nochmals anzugalöppeln, wollte nach zwei Sprüngen durchparieren und loben. Nix war's: nach dem ersten Sprung: wieder kopfloses Lospreschen. Leider ging's dann bergab und um Kurven rum, wobei auch noch Walker unterwegs waren.
Es war Hölle, ich war fix und alle, weil das nicht "mein" Pferd war.
Seither war der Wurm drin. Mächtig. Amor erschrickt, trabt im Gelände von alleine an, will rennen, etc. Ich war absolut geschockt und konnte mir das nur mit den Globulis erklären. Die THP war dann auch noch ein paarmal da, hat auch noch etwas anderes gegeben. Zusätzlich haben wir Amor ostheopatisch durchchecken lassen und auch ein großes Blutbild gemacht: alles bestens.
So konnte und wollte ich jedenfalls vorerst keine Kurse reiten. Mir saß noch der DOB-Kurs vom März im Nacken, wo ich mich so schrecklich gefühlt hatte, jetzt das Durchgehen. Also habe ich erst mal den Ritter-Kurs im Mai abgesagt. Ich mußte an meiner Einstellung und an der Beziehung zu Amor arbeiten. Irgendwie kam es mir so vor, wie wenn die Globulis eine Art "Reset"-Knopf in unserer Beziehung gedrückt hätten. *soifzt*
Seither habe ich unser Programm komplett umgestellt: wir gehen ausschließlich locker in's Gelände oder machen Bodenarbeit oder Handarbeit, ab und zu longiere ich. Trab und vor allem Galopp traute ich mich anfangs gar nicht, zumal ich ja ausschließlich allein im Gelände unterwegs war. Irgendwann nahm ich den Trab dann wieder dazu. Nun, nach zwei Monaten, bin ich vor kurzem auch das erste Mal wieder im Gelände aus gerader Strecke galöppelt. Trotzdem ist sie da, die Angst. Zum Glück klappt es von Ausritt zu Ausritt besser, Amor wird wieder ruhiger.
Vor kurzem konnte ich bei uns in der Gegend überraschend mal wieder eine Einheit bei David de Wispelaere mitreiten. Ich hatte David vorher ausgiebig von meiner Angst erzählt, und wir arbeiteten wirklich nur absolute Anfänger-Basics: atmen, ruhig im Sattel sitzen, vor allem atmen. Ein bissele traben und gut. Immer wieder atmen und mich entspannen. Anhalten durch Ausatmen, Übergänge durch den Sitz. Total unspektakulär. David war so klasse! Ich dachte zwar immer, mein Gott, was wir der als Grand Prix-Reiter denken, was wir für ein Pärchen sind. Aber er half uns. Tatsächlich platze in dieser Einheit ein kleiner Knoten und ich schöpfte wieder Hoffnung, daß wir wieder zueinander finden könnten. Davids überraschendes Fazit allerdings: Amor sei doch total ruhig? Und ich hatte immer wieder das Gefühl, auf einem Pulverfaß zu sitzen. Und vor allem auf der Hin- und Heimfahrt: keine Randale im Hänger. Amor stand toll!
Vor zwei Wochen bekam ich von Ludwig Massmann das gleiche erzählt: er hatte mich mit Amor als Vorführpferd für eine Veranstaltung der EPA (Europäische Pferdeakademie von Kiki Kaltwasser) in der Nähe eingeladen, zur Demonstration von Handarbeit. Er brauchte noch ein Pferd, das noch nicht so weit ist.

Das bekamen wir in den zwei Einheiten auch sehr gut hin - also, im positiven Sinne.

Nachdem der offizielle Teil für die Studenten vorbei war, nahm er sich noch Zeit für eine Reiteinheit mit uns. Auch er verfolgte vor allem das Ziel, mir viel Ruhe zu verschaffen, damit ich mich entspannen konnte und arbeitete viel mit inneren Bildern, die ich toll umsetzen konnte. Leider traute ich mich trotzdem nicht, überhaupt anzutraben. Auch Ludwig und einige zurückgebliebene Zuschauer meinten anschließend: Amor sei wirklich ruhig, gelassen, pendelnder Schweif. Und ich fühlte mich wieder, wie wenn ich auf einem Pulverfaß säße.
Komisch, nicht? Das zeigt also: alles sitzt mehr oder weniger in meinem Kopf. Da arbeite ich nun dran. Ich habe mir zunächst eine Situation vorgestellt, die ich absolut entspannend finde: ich in einer Hängematte am weißen Karibikstrand zwischen Palmen mit Blick auf ein knallblaues Meer mit einer Kokusnuß in der Hand, daraus einen Cocktail schlürfend.

Immer, wenn ich nun im Sattel Angst bekomme, hole ich dieses Bild hervor. Ob das nun weitergehend klappt, wird sich noch zeigen.