Piaffen
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@KStengler: und was genau ist an den Piaffen nun schlecht ? Du schreibst, bei der Ausbildung kann es nur schlecht werden. Du schreibst aber nicht, was an der Piaffe schlecht ist. Außer, dass sie nicht gut sein kann - weil Deiner Meinung nach der Ausbildungsweg schlecht ist. Und wider bitte ich, nicht falsch verstanden zu werden, ich halte die Rollkur keinesfalls für vertretbar !
Zum Thema klassisch: wenn klassisch gewaltfrei ist, dann hat "klassisch" keine historische Grundlage. Gewaltfrei ist eine höchst moderne Variante in der Pferdeausbildung. Die ist glattweg jünger als ich !!!!
Zum Thema klassisch: wenn klassisch gewaltfrei ist, dann hat "klassisch" keine historische Grundlage. Gewaltfrei ist eine höchst moderne Variante in der Pferdeausbildung. Die ist glattweg jünger als ich !!!!
für die Kür kann ich nicht sprechen, weil dort die Einzelnoten nicht angezeigt werden, aber beim GPs damals wurden die Einzelnoten bei den WEG 2006 in Aachen gezeigt. ich erinnere mich sehr gut, dass die Piaffe bei Salinero eher zu den schlechter benoteten Lektionen gehört hat, wo er durchaus auch mal nur eine 6 bekommen hat. Darüber habe ich nämlich noch angeregt mit meiner Begleitung diskutiert.
Gepunktet hat Salinero immer mit anderen Lektionen. Vor allem den Traversalen und den Pirouetten, außerdem den Übergängen.
Vom Gereite mal abgesehen finde ich die Kür von Salinero nach wie vor einfach toll. Neben der Carmina Burana Kür von Rusty damals eine der tollsten Küren aller Zeiten. Kürreiten hat Anky echt drauf. Die Musik reißt mich heute noch mit, dabei habe ich die Kür schon x mal gesehen.
Gepunktet hat Salinero immer mit anderen Lektionen. Vor allem den Traversalen und den Pirouetten, außerdem den Übergängen.
Vom Gereite mal abgesehen finde ich die Kür von Salinero nach wie vor einfach toll. Neben der Carmina Burana Kür von Rusty damals eine der tollsten Küren aller Zeiten. Kürreiten hat Anky echt drauf. Die Musik reißt mich heute noch mit, dabei habe ich die Kür schon x mal gesehen.
Vielleicht sollten wir alle uns mal wieder die uralte Frage stellen, ob die Piaffe wirklich geeignet ist, den Ausbildungsstand und den Ausbildungsweg eines Pferdes zu überprüfen.
Oder ob es nicht andere Dinge gibt, die mehr Gewicht haben, so wie z. B. Rückentätigkeit, Durchlässigkeit, Reinheit der Gänge, etc.
@Lieschen: die Carmina-Burana-Kür von Rusty war gigantisch! Obwohl ich glaube, dass auch er in der Piaffe eher weniger Punkte gemacht hat. Dafür hatte er aber genügend andere Höhepunkte.
Oder ob es nicht andere Dinge gibt, die mehr Gewicht haben, so wie z. B. Rückentätigkeit, Durchlässigkeit, Reinheit der Gänge, etc.
@Lieschen: die Carmina-Burana-Kür von Rusty war gigantisch! Obwohl ich glaube, dass auch er in der Piaffe eher weniger Punkte gemacht hat. Dafür hatte er aber genügend andere Höhepunkte.
Es wurde hier schonmal angesprochen, für mich ist das aber der wichtigste Punkt überhaupt: das zum Ausdruck gebrachte Gefühl.
Das ist zum einen dieses "es muss mich berühren" (also mein Gefühl), zum anderen ist Versammlung "a state of readiness" (aus Perspektive des Pferdes), das heißt, ich will aus jeder Pore des Pferdes sprühen sehen, dass dies eine Lektion ist, die sich genau zwischen den Polen Ruhe/jederzeit "aufhören"/entspannt anhalten können und Energie/Zündbereitschaft befindet.
Wie in allen Künsten, sei es nun Musik, Ballett, Malerei, Fotografie - die Emotion des Künslers muss sichtbar werden. Sonst ist es nicht Kunst, sondern Industrie, genormte Massenfertigung.
Technische Perfektion ist leblos, langweilig und seelenlos.
Leider wird genau das auf Turnieren hoch bewertet.
Selbst ein Hans Zimmer lässt seine Filmmusik immer komplett live einspielen, auch wenn es technisch machbar ist, ein ganzes Orchester täuschend echt am PC zu simulieren. Aber niemals bringt man damit Emotionen zum Ausdruck.
Technische Perfektion vs. Ausdruck im Ballett ist auch ein Neben-Thema in Black Swan.
Es sind gerade die winzigen Unschärfen, ein leichtes Zittern, ein kurzes Überbetonen, ein Ansatz eines Stockens, kaum wahrnehmbar, aber doch sind es diese Dinge, die Kunst ausmachen.
Wenn ich wählen soll zwischen:
- einer Piaffe, in der der Reiter kurz und zart ein Bein anlegt, das Pferd darauf sofort reagiert, vielleicht kurz haarscharf aus dem Takt gerät oder vorn zu leicht wird, sichtbar an Levade denkt, vielleicht kurz zu hoch oder zu tief kommt oder was auch immer, in der ich aber Kommunikation, "Leidenschaft", echte, innere Versammlung und Bereitschaft sehe, und
- einer Piaffe, die technisch, mit angelegtem Geodreieck, allen Vorgaben entspricht, in der das Pferd trotz womöglich piekendem Sporn, klemmendem Bein und Kandarenzügel auf vollem Zug stur seinen Takt durchzieht und die Beine, tausendfach eingehämmert, auf immer dieselbe Höhe hebt usw.
-fällt mir die Wahl nicht schwer.
Sportreiterei berührt mich nicht.
Ich wundere mich in diesem Thread, wie gut die Sportpiaffen aus dem (vermeintlich?) klassischen (d.h. Reit-Kunst- statt Reit-Sport-) Blickwinkel doch wegkommen.
Das ist zum einen dieses "es muss mich berühren" (also mein Gefühl), zum anderen ist Versammlung "a state of readiness" (aus Perspektive des Pferdes), das heißt, ich will aus jeder Pore des Pferdes sprühen sehen, dass dies eine Lektion ist, die sich genau zwischen den Polen Ruhe/jederzeit "aufhören"/entspannt anhalten können und Energie/Zündbereitschaft befindet.
Wie in allen Künsten, sei es nun Musik, Ballett, Malerei, Fotografie - die Emotion des Künslers muss sichtbar werden. Sonst ist es nicht Kunst, sondern Industrie, genormte Massenfertigung.
Technische Perfektion ist leblos, langweilig und seelenlos.
Leider wird genau das auf Turnieren hoch bewertet.
Selbst ein Hans Zimmer lässt seine Filmmusik immer komplett live einspielen, auch wenn es technisch machbar ist, ein ganzes Orchester täuschend echt am PC zu simulieren. Aber niemals bringt man damit Emotionen zum Ausdruck.
Technische Perfektion vs. Ausdruck im Ballett ist auch ein Neben-Thema in Black Swan.
Es sind gerade die winzigen Unschärfen, ein leichtes Zittern, ein kurzes Überbetonen, ein Ansatz eines Stockens, kaum wahrnehmbar, aber doch sind es diese Dinge, die Kunst ausmachen.
Wenn ich wählen soll zwischen:
- einer Piaffe, in der der Reiter kurz und zart ein Bein anlegt, das Pferd darauf sofort reagiert, vielleicht kurz haarscharf aus dem Takt gerät oder vorn zu leicht wird, sichtbar an Levade denkt, vielleicht kurz zu hoch oder zu tief kommt oder was auch immer, in der ich aber Kommunikation, "Leidenschaft", echte, innere Versammlung und Bereitschaft sehe, und
- einer Piaffe, die technisch, mit angelegtem Geodreieck, allen Vorgaben entspricht, in der das Pferd trotz womöglich piekendem Sporn, klemmendem Bein und Kandarenzügel auf vollem Zug stur seinen Takt durchzieht und die Beine, tausendfach eingehämmert, auf immer dieselbe Höhe hebt usw.
-fällt mir die Wahl nicht schwer.
Sportreiterei berührt mich nicht.
Ich wundere mich in diesem Thread, wie gut die Sportpiaffen aus dem (vermeintlich?) klassischen (d.h. Reit-Kunst- statt Reit-Sport-) Blickwinkel doch wegkommen.
Für mich: Definitiv NEINMax1404 hat geschrieben:Vielleicht sollten wir alle uns mal wieder die uralte Frage stellen, ob die Piaffe wirklich geeignet ist, den Ausbildungsstand und den Ausbildungsweg eines Pferdes zu überprüfen.

Das liegt sicher daran, dass ich in Spanien so viele Piaffen (übrigens auch durchaus sehenswerte und durchaus sehr gute) gesehen habe, um noch wirklich daran zu glauben, dass diese Lektion das Nonplusultra des Reitens darstellt. Seitdem bin ich davon überzeugt, dass eine Piaffe allein (womöglich noch an x-beliebiger Stelle geritten) so gut wie gar nichts aussagt. Denn schlussendlich ist nichts so dicht an der Konditionierung wie eine Piaffe.
Was für mich tausend Mal wichtiger ist, um den Ausbildungsstand eines Pferdes zu überprüfen, sind und bleiben die Übergänge zwischen den einzelnen Lektionen. Das gilt für eine A-Dressur ebenso wie für die schweren Übergänge zwischen Versammlung und Verstärkung. Genau darauf achte ich mittlerweile übrigens auch bei Turnieren – und nicht auf die Pi, oder die Pa.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs
Nach der SdA unterwegs

Das findet sich, neben anderen aus heutiger Sicht eher zweifelhaften Rezepten, im 3. Teil der Ecole de cavalerie von F.R. de la Guérinière. Dabei sollte die Zunge allerdings nicht ab- oder gar rausgeschnitten werden, sondern auf jeder Seite ein kleines Stück abgeschnitten werden (Guérinière bemerkt dazu, das Pferd brauche die Zunge zum Fressen, und würde zuviel weggeschnitten, könnte es die Zunge leichter über das Gebiss nehmen). Der 3. Teil fehlt in den mir bekannten Übersetzungen, und ich habe den Eindruck, dass dieser "medizinische" Teil einfach eine Übersicht über die in der Zeit Guérinières üblichen Methoden ist. Dazu gehörte der Aderlass, aber z.B. auch Tricks, wie man einem Pferd eine kleine Blesse verpasst, indem man die Haut des Pferdes an der gewünschten Stelle so reizt und verletzt, dass weisse Haare nachwachsen. Ich vermute mal, Guérinière hatte Gescheiteres zu tun, als seine Pferde in dieser Weise zu "verschönern".sab hat geschrieben:P.S.: Für mich Dummie; wer war denn nun der Klassiker, der Pferden die Zunge herausgeschnitten hat ? (Zweifellos höchst wirksam bei Zungenfehlern...)
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
@Cubano: Schließe mich da an...
Ich habe zufällig die Jahresstatistik zur Reitsport-Organisation der FN hier liegen. Es dürfte euch beruhigen, dass von ca. 82.000 Turnierreitern etwa 66000 in den Leistungsklassen 5 + 6 unterwegs sind. Das heißt, mehr als 80% reiten maximal eine Trensen-L. Und in diesem Bereich gibt´s keine Piaffen - wohl aber Richter, die sehr wohl auf eine korrekte Grundlagenausbildung achten mit locker gehenden Pferden, harmonischen Übergängen und feiner Hilfengebung - bei denen man mit einem zu engen Pferd keine Chancen hat.
Im Übrigen war es nicht die "Sportfraktion", die hier das Geodreieck und den Farbkasten herausgeholt haben. Aber schön, dass wir uns hierüber einig sind.
Ich habe zufällig die Jahresstatistik zur Reitsport-Organisation der FN hier liegen. Es dürfte euch beruhigen, dass von ca. 82.000 Turnierreitern etwa 66000 in den Leistungsklassen 5 + 6 unterwegs sind. Das heißt, mehr als 80% reiten maximal eine Trensen-L. Und in diesem Bereich gibt´s keine Piaffen - wohl aber Richter, die sehr wohl auf eine korrekte Grundlagenausbildung achten mit locker gehenden Pferden, harmonischen Übergängen und feiner Hilfengebung - bei denen man mit einem zu engen Pferd keine Chancen hat.
Im Übrigen war es nicht die "Sportfraktion", die hier das Geodreieck und den Farbkasten herausgeholt haben. Aber schön, dass wir uns hierüber einig sind.
Ich muss auch mal meinen Senf dazugeben, wobei ich ja sonst eher nur mitlese.
Ich komme ganz frisch von einem grossen Dressurturnier, wo ich gestern abend den St. Georg und die Grand Prix Kür hautnah mitverfolgen konnte.
In der Kür waren mehrere wirklich excellent gerittene Pferde, die aber unabhängig von ihrem hohen Ausbildungsstand verschiedene Piaffen zeigten.
Sicherlich auch exterieurbedingt, da ganz unterschiedliche Pferdetypen dabei waren.
Teilweise ganz toll gerittene Übergänge, Traversalen; Wechsel, aber die Piaffen hakelnd, am Boden haftend, andere Pferde hatten auch in den Piaffen deutliche Stärken, zwei fand ich ganz besonders toll, einen bunten braunen Hengst einer Irin, und die Gribaldi-Tochter Girasol von Nadine Capellmann, wobei der Hengst noch besser piaffierte, letztendlich aber auch nicht gewann. Gewonnen hat Nadine Capellmann, das nur am Rande.
Ich glaube ehrlich, dass die Fähigkeit zur Piaffe auch ganz klar vom Talent des Pferdes abhängt. Dass nicht jede schwache Piaffe gleichbedeutend mit einer schlechten Ausbildung des Pferdes einhergeht, und dass auch gut piaffierende Pferde nicht unbedingt garantieren, dass alles andere auch nahe an der Perfektion ist.
lg
maurits
Ich komme ganz frisch von einem grossen Dressurturnier, wo ich gestern abend den St. Georg und die Grand Prix Kür hautnah mitverfolgen konnte.
In der Kür waren mehrere wirklich excellent gerittene Pferde, die aber unabhängig von ihrem hohen Ausbildungsstand verschiedene Piaffen zeigten.
Sicherlich auch exterieurbedingt, da ganz unterschiedliche Pferdetypen dabei waren.
Teilweise ganz toll gerittene Übergänge, Traversalen; Wechsel, aber die Piaffen hakelnd, am Boden haftend, andere Pferde hatten auch in den Piaffen deutliche Stärken, zwei fand ich ganz besonders toll, einen bunten braunen Hengst einer Irin, und die Gribaldi-Tochter Girasol von Nadine Capellmann, wobei der Hengst noch besser piaffierte, letztendlich aber auch nicht gewann. Gewonnen hat Nadine Capellmann, das nur am Rande.
Ich glaube ehrlich, dass die Fähigkeit zur Piaffe auch ganz klar vom Talent des Pferdes abhängt. Dass nicht jede schwache Piaffe gleichbedeutend mit einer schlechten Ausbildung des Pferdes einhergeht, und dass auch gut piaffierende Pferde nicht unbedingt garantieren, dass alles andere auch nahe an der Perfektion ist.
lg
maurits