Meinungen gesucht zur Erarbeitung der Anlehnung

Rund um die klassische Reitkunst

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*Claudius*
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Beitrag von *Claudius* »

cicero hat geschrieben:(Vielleicht könnt ihr aus all dem auch heraus lesen, dass ich momentan sehr kritisch meinen RL hinterfrage....und mir immer wieder die Frage stelle, ob er noch "der richtige" für uns ist. Eine abschließende Antwort habe ich mir noch nicht gegeben...)
Wo genau im Raum Süddeutschland bist du denn? Vielleicht hat dir ja jemand noch weitere Reitlehrer als Alternative, bei denen du mal bei einer Unterrichtsstunde zugucken kannst. Dann kannst du immernoch entscheiden, ob dein aktueller RL passt oder du es mal mit jemand anderem versuchst?
Auch das unerfahrenste Pferd kann dem besten Reiter noch etwas lehren.
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FNB
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Beitrag von FNB »

Für mich (gerade auf dem letzten Foto) sieht es so aus, als ob er mit den Schultern / VH nicht "weg" kommt. HH Aktivität ist genügend da.

Ich würde erstmal die Schultern hochholen, damit der Schub auch nach vorne weg kann. Und wenn er sich dann besser ausbalancieren kann, auch wieder V/A.

LG FNB

PS: hatte das gleiche Problem, dazu noch mit Einrollen, mit meinem Fjord, haben es aber erfolgreich in den Griff bekommen. Schickes Pferdchen übrigens!
Annie
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Beitrag von Annie »

:D Jens Beiträge sind immer wieder eine große Hilfe, wo ich doch selbst gerade so ein "korrektur" Hü habe und durchaus bereit bin längere Wege zu gehen um an ein sicheres Ziel zu kommen;) (aber leider total untalentiert bin)
cicero
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Beitrag von cicero »

@claudius: ich wohne grob zwischen Böblingen/Nagold.

Das Problem ist: wir haben sehr viele verschiedene RL, die in unserem Stall unterrichten. Eine sogar nach "klass." Grundsätzen, aber wenn ich bei ihr zuschaue, denke ich - neutral gesagt - dass ich bei ihr noch weniger gut aufgehoben wäre als bei meinem momentanen RL (hat aber nichts mit der Reitweise an sich zu tun, es gibt eben immer schwarze Schafe...).

Eine Miteinstellerin bestreitet schon eine Weile den Weg, der wohl auch für uns passend wäre, hat aber noch keinen RL gefunden. Ich werde sie mal fragen, ob wir uns nicht zusammen auf die RL-Suche begeben wollen ;)

Ich nehme natürlich sehr gerne Vorschläge an - gerne auch per PN!


@FNB:
Danke! Ja, sie hängt tatsächlich meistens arg auf den Schultern. Wobei sie auf dem letzten Foto wohl gar nicht anders kann - so wie ich da drauf sitze...
Mit den Übungen des Longenkurses bleiben wir aber am Ball. Ziel beim Longenkurs ist ja spuriges Laufen mit angehobener innerer Schulter.

@Annie:
Allerdings! Vor allem, wenn man in der ganzen Materie doch noch etwas "schwimmt", können solche wie Jens Beiträge Licht ins Dunkel bringen ;) (die anderen aber auch!)
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Nadeshnij
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Beitrag von Nadeshnij »

Ich spreche jezt aus eigenr Erfahrung.
Als "relativer" Anänger mit mäßig ausgebildetem Pferd hat man es sehr schwer.
Viele Erklärungen hier sind schön,richtig und gut, aber eigentlich kann man wenig bis gar nichts damit anfangen bzw. führen sie oft in die irre.
Man strebt irgendwelche Zustände (z.B.Anlehnung) an, die man eigentlich weder kennt noch richtig beurteilen kann.
Gut gemeinte Versuche mit Handarbeit und ähnlichem machen es noch schlimmer.
Man denkt "Wow" ich reite v/a, mit kaum was in der Hand und das Pferd latscht in Wirklichkeit mit springendem Zügel auf der Vorhand. :oops:

Nur ein guter Reitlhrer bringt einen voran und dazu ein geduldiger Reitschüler.
Ich weiß es ist manchmal frustrierend zig Stunden gefühlt nicht voran zu kommen, aber der Weg ist eben lang und steinig.

Wie lange hast Du den RL schon?

Man neigt zum Trainer-Hopping, weil man ungeduldig ist und nicht wahr haben will wie lang der Weg wirklich ist. Vor allem bei 1x die Woche mit unausgebildetem Pony.
Da verbringt kein RL Wunder in drei Wochen.

Das A und O ist die Ausbildung des Reiters. (Sitz, Einwirkung, Kondition und ähnliches) dann wird das Pony von allein.;-)

Ich denke deshalb lässt Dich Dein RL auch mit Dreieckern reiten. Damit Du Dich ganz auf Dich konzentrieren kannst. Die Fotos lassen erahnen,dass Du noch keinen soliden Grundsitz hast. Ohne den kannst Du selbständig keine Anlehnung erarbeiten.

Die lang ersehnte Leichtigkeit kommt nicht über Nacht. Vor allem nicht bei steifen, untrainierten Ponys.
Bis dahin gibts leider auch viel Krampf und Schweiß. Und nicht weil man "Hang -Bang" reitet, sondern weil beide noch Lernen müssen.

Es ist schön von Seitengängen zu träumen, aber davor stehen wirklich runde Zirkel,gute flüssige Handwechsel usw.
:wink:

Guck Dir andere Paare Deines RL an, die schon weiter sind. Guck Dir an, wie er selber reitet. Gefällt Dir das, dann beiß Dich durch und vertraue ihm. Und erwarte keine Wunder.

Erst seit ich geduldiger und bescheidener bin, komme ich mit meinem Pony voran. Heute freue ich mich über jeden gelungenen Übergang, jede gelungene Volte usw.
Nach 1 1/2 Jahren schweißtreibender Arbeit beginnen wir gerade mal mit den ersten Elementen einer A-Dressur.

Ich wünsche Dir und Deinem nettem Fjordie alles Gute und viel Freude an winzigen Fortschritten.
:wink:
esge
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Beitrag von esge »

Applaus für Nadeshnij!

Es gibt kaum etwas schwierigeres, als einem Reitschüler das Gefühl für das Timing der Hilfenabstimmung zu vermitteln, das nötig ist, um letztlich ein pferd in Anlehnung zu reiten. Das gilt schon bei Pferden, die das eigentlich relativ leicht tun. Immer wieder sehe ich, wie sich Schüler damit so schwer tun, wenn dasselbe Pferd bei einem erfahrenen Reiter "schwupp" an den Zügel tritt, abkaut und sich loslässt. es ist wirklich ein sehr komplexes Tun, erfordert viele, viele Stunden des Hinhorchens, Fühlens, Lernens und stellt sich nur sehr nach und nach ein. Oft stehe ich auch als Lehrer da und würde es so gern NOCH genauer erklären können. Und dann stimmt plötzlich mehr oder minder per Zufall mal alles, das Pferd sagt "Jaaa, sooooo ist das richtig", begibt sich in die Hand (und sei es nur für wenige Meter) und DANN begreift der Reiter plötzlich, was der RL ihm in zehntausend Worten nicht wirklich erklären konnte.

Wir sehen hier meist zu stark das Pferd, wenn wir eine solche Box lesen und die Bilder betrachten. Wir legen dann dar, was unserer Meinung nach für das Pferd das Richtige wäre. Aber dass der Reiter sich eventuell gerade auf einem ganz anderen Erfahrungslevel befindet, wird dabei gern vergessen (heftig an die eigene Nase fass) :oops:
Loslassen hilft
Annie
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Beitrag von Annie »

ich sehe es im Grunde genau so, nach meiner Erfahrung war immer ich das Problem, sehr selten das Pferd. Aber genau dies macht für mich einen guten RL aus , auch der Reiter braucht seine AHA Momente , diese fördern die Motivation und erhalten das Vertrauen in den Ausbildner. Ganzheitliches weiterkommen und entwickeln ist doch auch eine Kopfsache, Erfolgserlebnisse sind dabei der Antrieb schlechthin;)
sorry war jetzt ein wenig OT hier gehts ja um Anlehnung
cicero
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Beitrag von cicero »

Nein, ist nicht wirklich OT, da ich ja kurz was über meine Überlegungen des RL-Wechsels geschrieben hatte..... :wink:

Ich kenne den RL schon 5 Jahre. Davon die letzten 2 recht intensiv (mit meinem eigenen Pferd).
Was mich sehr stutzig macht, sind zwei Tatsachen:
1. Fast alle Fortschritte des letzten Jahres sind nicht ihm zu verdanken :roll: Er hat sie aber immer wahrgenommen, sich mit darüber gefreut und darauf aufgebaut.
2. Obwohl ich ihm schon oft gesagt habe, dass mir der Sitz des Reiters sehr wichtig ist, scheint es ihm schwer zu fallen, das bei solchen "Problem-Sitzschülern" wie mir und meinen RBs beizubringen. Er erklärt immer wieder geduldig, wie es im Idealzustand sein sollte, aber wenn dies nicht funktioniert, hat er nur wenige Sitz-Übungen parat.
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*Claudius*
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Beitrag von *Claudius* »

cicero hat geschrieben:1. Fast alle Fortschritte des letzten Jahres sind nicht ihm zu verdanken :roll: Er hat sie aber immer wahrgenommen, sich mit darüber gefreut und darauf aufgebaut.
2. Obwohl ich ihm schon oft gesagt habe, dass mir der Sitz des Reiters sehr wichtig ist, scheint es ihm schwer zu fallen, das bei solchen "Problem-Sitzschülern" wie mir und meinen RBs beizubringen. Er erklärt immer wieder geduldig, wie es im Idealzustand sein sollte, aber wenn dies nicht funktioniert, hat er nur wenige Sitz-Übungen parat.
Also das hört sich für mich nicht so an, als wärst du mit deinem RL wirklich zufrieden... da würde ich mir einen Wechsel glaub ernsthaft überlegen oder zumindest mal bei anderen RL in der nähe zuschauen kommen.... wenn du mit deinem RL so gar nicht wirklich weiterkommst, ist ja eigentlich rausgeworfenes Geld und Zeit....

Ich bin zurzeit im absoluten RL Glück :D Seit ich mit meinem Pony auf m neuen Hof steh, hab ich eine super RL, bei der ich eigentlich in jeder Stunde AHA-Erlebnisse hab und die auch auf meine Wünsche eingeht (Sitzprobleme, Seitengänge, Anlehnung,... was ich gern machen würde) und bei der ich innerhalb weniger Reitstunden so weit gekommen bin, wie davor in 4 Jahren bei anderen RL und 2 Jahren ohne RL nicht. Ich hoffe, das bleibt auch noch ne Weile so, dass wir nen Termin für die Reitstunden finden... ich hab die Befürchtung, dass uns da mal wieder jemand einen Strich durch die Rechnung macht... :evil:

Da ich aus dem Raum Esslingen-Nürtingen komm, kann ich dir leider nicht weiterhelfen bzgl. RL Suche, aber hör dich doch einfach mal um...

So, das war jetzt leider auch ziemlich OT, aber du hörst dich so ein bisschen an wie ich vor meinem Umzug und durch meine jetzige RL bin ich sooo weit gekommen... *schwärm* :D
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Annie
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Beitrag von Annie »

mir hat Cr unglaublich weitergeholfen um punktuelle Sitz und Muskelprobleme zu beseitigen, ja und dass hat dann wiederum meiner restlichen reiterei Vorschub gegeben. Heute hab ich einen Cr Trainer und einen Klassischen Trainer optimale kombination für mich. Ich hatte einige Trainer in den letzten Jahren, ich entwickle mich weiter und dazu gehört für mich auch eine andere Perspektive von unten;) Ich würde sogar behaupten das ein Trainerwechsel von Zeit zu Zeit wichtig ist.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Hallo Cicero, hast Du denn die Möglichkeit, irgendwo auf einem anderen Pferd einige Stunden Sitzlonge zu nehmen? Manchmal bringen schon 2-3 Stunden einen nachhaltigen Aha-Effekt (natürlich nicht immer :wink: )

Wie oft reitest Du ohne Bügel? Ich habe, wenn ich die Fotos betrachte, manchmal das Gefühl, dass Du zu stark in den Bügeln stehst oder auf dem Oberschenkel sitzt, aber nicht wirklich "auf dem Hintern". Es wirkt so, als würdest Du über dem Pferd schweben, aber nicht im Pferd sitzen. Das kann aber täuschen, weil Fotos nur Momentaufnahmen sind. Wichtig ist, dass Du wirklich auf den beiden Sitzbeinhöckern sitzt und nicht auf den Oberschenkeln (das passiert, wenn Du die Oberschenkel leicht zusammenpresst).

Auf einem Foto wirkt es so, als hätte Dein Pferd einen sehr starken Zug nach vorne und zieht Dich damit leicht nach vorne: wie viel hast Du in der Hand? Passiert Dir das manchmal oder ist das nur eine ungünstige Momentaufnahme gewesen? Oder folgst Du der Abwärtsbewegung der Nase nur mit Deinem gesamten Körper zu stark? Dein Sitz wirkt auf diesem Foto etwas instabil (das letzte Foto, das Du eingestellt hast)

Hast Du Deinen RL mal gebeten, Dich am stehenden Pferd richtig hinzusetzen? So richtig Hintern, Rücken, Beine, Füße und Arme sortieren und an die richtige Stelle legen. Damit bekommst Du ein erstes Gefühl dafür, wie Du sitzen müsstest. Und das wird dann in die Bewegung mitgenommen, erst im Schritt, dann im Trab. Nimmt Dein RL Dir auch auf Deinem Pferd auch mal an die Longe? Vielleicht nur für 10 Minuten nach der Lösungsphase, um das dann auch im freien Reiten zu üben.

Wo liegen Deiner Meinung nach die größten Probleme in Deinem Sitz? Kannst Du genügend mitschwingen? Tendierst Du dazu, nach vorne zu fallen? Ziehst Du die Knie hoch? Versuche doch mal, das für Dich selbst zu analysieren, und vergleiche Deine Fotos mit dem Gefühl, was Du hast. Dann kannst Du gezielt im Sattel im Halten und im Schritt Übungen machen.

Nur aus einem tiefen, ausbalancierten Sitz ist es möglich, eine gute Anlehnung zu erarbeiten und das Pferd von der VH wegzubekommen.
Viele Grüße
Sabine
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white-feet

Beitrag von white-feet »

Ich finde, Nadeshnij hat es wirklich gut auf den Punkt gebracht. Du wirst dich denke ich auch einfach auf das Ganze einlassen müssen, deinem Pferd zuliebe. Ich kann deine Bedenken aber nachvollziehen.

Zum Thema "Sitzkorrektur":

Schaden kann eine Sitzlonge nicht, aber es ist eben doch nochmal was anderes, wenn man dann wieder geradeaus muss und das Pferd wieder selbst kontrollieren muss. Ich saß am Anfang meiner Dressurkarriere (Ex-Springer und v.a. Gelände-/Freizeitreiter) auch katastrophal und meine RL hat mir recht bald erklärt, dass sie nicht allzu viel offensichtlich verbessern wird, da vieles von selbst kommen wird, wenn man die entsprechenden Übungen reitet. Ich kann z.B. kein Schenkelweichen reiten, wenn ich absolut schief auf dem Pferd sitze.
Das finde ich also nicht so schlimm, wenn dein RL da nicht sooo viel dazu sagt. Es sind halt viele Baustellen, bei dir und dem Pferd, da muss der RL auch Prioritäten setzen. Korrekturen praktisch immer nur dann, wenn es das Pferd wirklich extremst behindert. Wenn dann auch beim Pferd eine gewisse Basis da ist, kann man sich auch wieder mehr auf den Reitersitz konzentrieren. Bei uns funktioniert es. Braucht eben auch beim Reiter Zeit, bis die richtigen Muskeln da sind und das Hirn die neuen Bewegungsreize verarbeiten kann :wink: Dein inneres Bein auf dem letzten Bild z.B. wäre sowas, was meine RL korrigiert hätte. Bei dem Thema scheiden sich aber die Geister. Ideal wäre natürlich über einen längeren Zeitraum hinweg nur Sitzschulung wie es in den Hochburgen der Reiterei auch heute noch üblich ist, aber das ist für den "Laien" kaum umzusetzen.

Thema Anlehnung:

Ich lese da fast ein wenig Angst vor der Anlehnung raus, oder? Anfangs ist es natürlich ungewohnt, dass man das Pferd an den Zügel stellen soll, aber leider geht gesunderhaltendes Reiten eben nicht ohne. Und keine falsche Scheu, die korrekte Anlehnung ist auch für´s Pferd sehr angenehm und wird dann gerne gesucht :-)
Wir haben das damals bei meinem Jungpferd so aufgebaut: Nachdem mein Pferd durch´s Geländereiten seine Balance mit Reiter wieder gefunden hatte und freudig voran ging, haben wir viel abkauen lassen. Anfangs an der Hand, später dann unterm Sattel im Halten. Da musst du schon durchaus auch eine Reaktion fordern, denn nur ein kauendes Pferd ist wirklich reel durchlässig und kann dann später eine korrekte Anlehnung zulassen. Für das Abkauen gibt es viele Mittel und Wege, da würde ich mich an deiner Stelle an deinen RL halten, der kennt dich und dein Pferd am besten (finde das spitze, dass er da überhaupt Wert drauf legt, das ist nicht mehr selbstverständlich!). Oder aber selber mal probieren, was für euch am besten funktioniert.
Ziel ist es dann bei uns gewesen, in dieser "ansatzweisen" Anlehnung aus dem Halten ein paar Schritte vorwärts zu reiten. Sobald er sich wieder raushob, wieder halten und abkauen lassen. Wieder anreiten. Ect.pp. Das dauert eine Weile und anfangs sollte man nicht zu viel und zu lange Einheiten fordern, denn das ist für´s Pferd ja auch super anstrengend! Nach und nach kamen wir so dann aber zu einer feinen, beständigen Anlehnung, die mein Pony über immer längere Strecken halten konnte. Lang lassen also nicht vergessen, sonst führt das nur zu Verspannungen und die will man natürlich vermeiden!

Das ist aber nur ein Beispiel. Ich würde dir raten, dir viel Wissen anzulesen, denn ich habe den Eindruck, dass dir da auch ein wenig die Theorie dahinter fehlt. Vielen Leuten, die Angst vor dem Fliegen haben, hilft es ja auch, sich Wissen über die Mechanik und Physik des Flugzeuges anzulesen. Ich glaube, das würde dir auch gut tun und dir ein wenig die "Scheu" vor dem "Reiten" nehmen!

Und keine Angst: Anlehnung bedeutet nicht, sein Pferd in irgendetwas hineinzuzwingen, sondern ihm einen neuen Weg zu zeigen, den Reiter besser und angenehmer tragen zu können und die Kommunikation zu verfeinern.

Gerade, wenn dein Fjordi die letzten Jahre eher mäßig gut geritten wurde, wirst du wohl am Anfang mal etwas deutlicher zeigen müssen, was du willst, damit einfach die gewünschte Reaktion kommt (da einfach eine gewisse Abstumpfung stattgefunden hat), aber sobald die Hüs verstanden haben, was man möchte und darin auch bestärkt werden (via Nachgeben und Lob), wird das alles sehr schnell immer feiner und leichter.
Hayley
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Beitrag von Hayley »

Muss sagen, dass ich es teilweise etwas seltsam finde, wie die Anlehnung umschrieben wird.

Gerade der Satz "das Pferd an den Zügel stellen" birgt doch allzu oft Das Risiko, dass der Reiter meine, er müsse mit den Zügeln aktiv was machen, um das Pferd in eine gewünschte Position zu bringen oder dergleichen.

Für überaus wichtig zu unterscheiden halte ich folgendes:
Verbindung - Anlehnung.

Denn NUR für die Verbindung sorgt der Reiter, die Anlehnung MUSS das Pferd suchen, sonst ist sie nicht echt.
Deshalb ist auch anlehnung erarbeiten ein wenig konfus ausgedrückt, denn man selbst kann nur die Vorraussetzungen für eine Anlehnung erarbeiten, nicht aber die Anlehnung selbst.

Man kann also die Zügel aufnehmen und eine Verbindund suchen - doch alles Weitere ist Job des Pferdes und eine Überprüfung für den Reiter, wie korrekt er sein Pferd reitet.

Anlehnung kommt erst dann zustande, wenn das Pferd sich beginnt wörtlich an-zu-lehnen. In die Hand zieht.
Aber der Reiter kann das nicht selbst erledigen, er kann nur darauf warten und sehen, dass die Vorraussetzungen stimmen.

Ebenfalls halte ich eine Anlehnung für gutes Reiten nicht unbedingt essenziell, Anlehnung ist lediglich eine sehr gute Kontrolle darüber, wie gut das Pferd läuft, ob man den Rücken quasi "in den Händen" schwingen fühlen kann, ob es ranzieht an die Hand, gleichmäßig und ohne sich abzustützen usw.

Eine Verbindung nach vorn ist ein gutes Hilfsmittel, Anlehnung des Pferdes eine gute Überprüfung.
Aber über die Notwendigkeit kann man streiten.

@ TE, siehe mal "Natürliche Pferdeausbildung" von Ina Cygon, da findet man sehr schöne Anregungen.

Liebe Grüße!
Schroedi
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Beitrag von Schroedi »

Hayley hat geschrieben:.

Man kann also die Zügel aufnehmen und eine Verbindund suchen - doch alles Weitere ist Job des Pferdes und eine Überprüfung für den Reiter, wie korrekt er sein Pferd reitet.

Anlehnung kommt erst dann zustande, wenn das Pferd sich beginnt wörtlich an-zu-lehnen. In die Hand zieht.
Aber der Reiter kann das nicht selbst erledigen, er kann nur darauf warten und sehen, dass die Vorraussetzungen stimmen.Liebe Grüße!
Ja, die Anlehnung besorgt das Pferd selbst. Wenn es gelernt hat, sie zu suchen. Wenn man ganz lieb und passiv oben sitzt und nichts tut,sucht auch das Pferd keine Anlehnung.
Man muss dem Pferd schon zeigen, was es tun soll.
Ich bezweifel,dass die Kombination Anfänger und unerfahrenes Pferd das hinkriegt. Denn der Anfänger muss dem Pferd etwas beibringen, was er selbst noch nicht kann.

Darum bin ich in Fan davon, in so einer Phase, wo man nicht weiterkommt, das Pferd mal teilbereiten zu lassen. Ich habe das so bei meiner jungen Araberin gemacht.(Gott sei Dank, hatte ich eine RL, die mit Arabern umgehen und sie reiten kann). Ich hatte das Pferd zuvor bei einer anderen RL geritten. Diese RL war sehr pferdefreundlich, aber irgendwie sind wir nie weitergekommen. Sie hat uns beide nur Kilometer fressen lassen, vermutlich in der Hoffnung, dass mein Pferd über die vielen Zirkel ganz alleine an den Zügel herantritt. Tat meine Stute auch manchmal, aber da ich damit letztlich nichts anfangen konnte, außer mich zu freuen, hob sie dann wieder den Kopf und das war´s dann.
Da diese RL Araber nicht bereitet, habe ich mir dann eine andere RL gesucht, von der ich wusste, dass sie mit dieser Rasse zurecht kommt. Von da an ging es ruckzuck. Sie zeigte dem Pferd den Weg und dann konnte ich das von Stunde zu Stunde besser nachreiten.
Heute ist es kein Problem, mein Pferd zur Anlehnung zu überreden. Etwas stellen, eine kleine Parade und zack ist sie da. WEil sie begriffen hat, was sie machen soll und weil ich begriffen habe, wie es geht.
Ob jetzt allerdings meine Fähigkeiten ausreichen würden, ein unerfahrenes Pferd zur Anlehnung zu bringen,weiß ich natürlich nicht.
Draußen im Gelände hapert es auch immer noch sehr damit, da mein Pferd extrem guckig ist. Na ja...

Eine Berittstunde ist übrigens nicht teurer als eine REitstunde. Von daher, fahre mal einige Zeit zweigleisig. Ich habe mein Pferd zweimal in der Woche je 30 Min. bereiten lassen und habe es einmal in der Woche selbst bei dieser RL geritten. Der weitere Vorteil war, dass die RL durch ihren Beritt auch genau wusste, wo die Probleme meines Pferdes lagen und wie man an deren Beseitigung arbeiten musste.
cicero
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Beitrag von cicero »

@max:
Ja, du hast schon Recht, ich bin oft in den Spaltsitz gerutscht und eben auf den Oberschenkeln gesessen. Das Foto war auch älter als die anderen...
passiert natürlich trotzdem noch immer wieder, aber ich bin mir dessen nun wenigstens bewusst und versuche es zu ändern.

Letztes Jahr hatte ich mal eine Reitstunde auf einem echt gut ausgebildeten Haflinger. Das war schon mal gut, zu fühlen, wie ein Pferd reagieren sollte. Aber der Hafi hatte trotz allem einen sehr "ungleichmäßigen" Schritt und Trab - vielleicht hatte er was in der Hinterhand. Jedenfalls hatte ich seither kein Bedürfnis mehr, auf ihm zu reiten. Mein Fjordi ist trotz weniger Ausbildung sehr viel harmonischer im Takt!


@all:
Mir kam es teils schon so vor, dass ich die Anlehnung "aktiv" herstellen müsste, indem ich stark mit dem inneren Bein treibe, gut am äußeren zügel führe und am inneren Schwämmchen ausdrücke. Das funktionierte in den letzten Reitstunden eigentlich ganz gut, aber ich muss eben "aktiv" sein :D
Mein RL hat mir letztens bestätigt, dass meine Zügelverbindung jetzt viel besser als früher ist, meine Hände ruhiger, und mein Pferd sich dadurch schön ans Gebiss heran dehnt.

Beritt möchte ich eigentlich nicht, ich wüsste auch keinen, dem ich mein Pferd anvertrauen würde.


Mit einer Miteinstellerin zusammen bin ich jetzt auf der Suche nach einem neuem RL, wir hätten beide gerne einen Philippe Carl-RL, aber jemanden zu finden, ist hier schwierig.


Trotzdem machen mein Fjordi und ich momentan tolle Fortschritte, weil mir mein Sattler erklärt hat, dass ich gar nicht mittig im Sattel sitze.....Seitdem ich seine Tipps versuche umzusetzen, ist Pferdchens schlechte Seite plötzlich viel besser geworden, genial!
Ich frage mich nur, warum das keinem vorher auffiel....für mich fühlte es sich haargenau mittig an! Tja, meine eigene Schiefe wird mich noch eine lange Weile begleiten...


Meinem RL habe ich übrigens "teil-gekündigt": Meine beiden RB-Mädels werden jetzt übergangsweise von mir selbst "unterrichtet", während ich schon noch bei ihm Unterricht habe (bis wir jemanden gefunden haben).
Den Mädels und meinem Pferd gehts dadurch schon besser, es macht ihnen wieder Spaß zu reiten :D
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