Parelli - Was haltet ihr davon?

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

tonnenpferd
User
Beiträge: 183
Registriert: So, 18. Apr 2010 11:32
Wohnort: im schönen Österreich

Parelli - Was haltet ihr davon?

Beitrag von tonnenpferd »

Hallo zusammen!

Ich hoffe es gibt nicht schon so einen Thread.

Am Wochenende bin ich wieder mal auf eine eingefleischte (nette) Parellianerin gestoßen.

Ich selbst hab mir die Levels noch nie gekauft, weiß aber worum es so ungefähr geht bzw sind sich die ganzen NHS-Ausbildungswege eh ziemlich gleich. Das System finde ich gut. Schön erklärt, gut aufbauend und in Kombination mit einem Trainer sind die Selbststudiumssachen schon sehr nett!

Allerdings was das Reiten betrifft bin ich nur eingeschränkt deren Meinung. Sehr viel Wert auf Gymnastizierung wird ja nicht gelegt - manche einzelne tuns bestimmt trotzdem!

Also: Was haltet ihr davon? Wendet ihr das Parelli-System an? (ev. in einer abgewandelten Form?)

Was ich nicht möchte: Ein Abdriften ins Positive-Negative verstärken... à la Clicker gegen NHS...




Zu mir selbst:
Ich wende für die Grundsachen d. h. Menschen nicht überrennen, nicht beißen nicht schlagen... durchaus NHS an, auch in vielen anderen Alltagssituationen. Wobei ich mich auch hier bemühe so viel wie möglich positiv zu bestärken - auch mal in Form von Leckerlies.

Bin gespannt :wink:
Liebe Grüße
Chris
Benutzeravatar
Alkasar
User
Beiträge: 557
Registriert: Mo, 22. Dez 2008 11:13
Wohnort: 26736 Krummhörn-Ostfriesland
Kontaktdaten:

Beitrag von Alkasar »

Ich habe mich, auf der Suche nach einer passenden "Methode" für mich und mein Pferd, mal ein wenig damit beschäftigt. Letztlich habe ich dazu allerdings keinen wirklichen Zugang gefunden. Zudem waren die Leute die auf Parelli schwören und die ich kannte reichlich verbohrt. Es wirkte auf mich doch ziemlich dogmatisch und war mir letztlich zuviel TamTam. Ich mag schon den Stick nicht und auch mit den Spielen konnte ich nicht viel anfangen. Gelandet bin ich dann bei der TGT-Bodenschule von Peter Kreinberg. Das fand ich schlicht und pragmatisch und ich greife immer wieder gerne darauf zurück. Da gibt es eine sehr sachliche Haltung dem Pferd gegenüber, ein paar einfache Grundregeln und systematisch aufgebaute, alltagstaugliche Übungen.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
tonnenpferd
User
Beiträge: 183
Registriert: So, 18. Apr 2010 11:32
Wohnort: im schönen Österreich

Beitrag von tonnenpferd »

@ Alkasar:
Ja.. so bisschen sprichst du mir da aus der Seele =)... Ich liebe die Bodenarbeit und mag auch den Peter Kreinberg sehr gerne, genau so wie den Pfister Peter - allerdings sind bei uns in Österreich hier die Möglichkeiten diesbezüglich was zu machen SEHR eingeschränkt... Bzw gibts halt nur was für Anfänger...
Liebe Grüße
Chris
Benutzeravatar
Alkasar
User
Beiträge: 557
Registriert: Mo, 22. Dez 2008 11:13
Wohnort: 26736 Krummhörn-Ostfriesland
Kontaktdaten:

Beitrag von Alkasar »

@tonnenpferd
Stimmt, es gibt wohl in Ö nur 2 lizensierte TGT-Trainer. In der Schweiz sind es schon ein paar mehr. Habt Ihr denn Parelli Trainer? Oder einfach Leute mit eigenem Programm?
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
tonnenpferd
User
Beiträge: 183
Registriert: So, 18. Apr 2010 11:32
Wohnort: im schönen Österreich

Beitrag von tonnenpferd »

Kurz gesagt: Wir Österreicher haben da fast gar nix in der alternativen Richtung bzw. sind einfach doch noch weiter hinten *g* -z.B. Heuer haben wir den allerersten Longenkurs von wege-zum-pferd in Österreich veranstaltet =)...

Einige wenige Parelli-Instruktoren haben wir schon - allerdings befass ich mich zu wenig mit dem Thema Parellisystem.

Zum Glück bin ich Grenzgängerin *g*
Liebe Grüße
Chris
Cheval
User
Beiträge: 15
Registriert: Mi, 25. Mai 2011 14:23
Wohnort: Warnemünde

Beitrag von Cheval »

tonnenpferd hat geschrieben:Einige wenige Parelli-Instruktoren haben wir schon - allerdings befass ich mich zu wenig mit dem Thema Parellisystem.
Ich mich auch... kann mich aber auch nicht wirklich dafür erwärmen.
Benutzeravatar
Jen
User
Beiträge: 3007
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:12
Wohnort: CH
Kontaktdaten:

Re: Parelli - Was haltet ihr davon?

Beitrag von Jen »

tonnenpferd hat geschrieben: Also: Was haltet ihr davon? Wendet ihr das Parelli-System an? (ev. in einer abgewandelten Form?)
Nein, mich überzeugt das Parelli-System nicht. Ich arbeite nicht mit dem System. Trotzdem erziehe ich meine Pferde und arbeite mit ihnen vom Boden aus. Parelli hat ja grundsätzlich nichts neues erfunden. Nur "alte Sachen" in eine andere Systematik gebracht. Aber genau diese parellispezifische-Systematik finde ich zu mechanisch. Mir gefällt das Ergebnis nicht. Die Pferde "funktionieren", sie gehorchen, aber ich finde, sie machen dabei sehr sehr oft einen gehässigen Eindruck beim ausführen. Die Ausführungen sind mechanisch und gehorsam, aber immer mit dem Ausdruck: ja dann halt, ich mach's ja, weil ich muss, aber nicht weil ich will. Die Ohren oft stark angelegt, die Nüstern hochgezogen, ein unwilliger Ausdruck im Gesicht. Für mich das typische "Parelli-Pferdegesicht" das ich sehr häufig sehe. Und was mich ganz massiv stört, sind dann die häufigen Cowboy-Attitüden der Parellianer und das verharmlosen des Systems (ich spiele ja nur) und da es ja nur "spielen" ist, darf man das auch mit Fohlen machen und über mehrere Stunden pro Tag... ich finde das befremdend.

Kleines Beispiel aus dem Alltag: Ich arbeite zur Zeit selber relativ intensiv mit einem Lusitano, der früher viel, heute weniger "parellisiert" wird. Und seit ich mit ihm arbeite wurde der gesamte Ausdruck des Pferdes ganz anders: viel freundlicher, aufgeschlossener, entspannter und kontaktfreudiger. Wo er früher einen angegiftet hat, wenn man ankam, gehen heute die Ohren nach vorne. Früher hat er sich abgewendet und Körperkontakt geduldet, aber nicht gemocht, heute wird er z.T. fast schon schmusig (ohne dabei aufdringlich oder ungezogen zu werden!), was die Besitzerin natürlich sehr freut (sie hätte gerne ein Schmusepferd ;) ). Seine Reaktionen auf die Hilfen sind nicht mehr übertrieben, sondern angemessen. Seine Abwehrreaktionen auf zb. die Gerte sind noch nicht weg, aber massiv besser, es ist jetzt sogar möglich ihn zu touchieren, ohne dass er explodiert und flüchtet.

Für mich ist das Parelli-System kein "Dialog" sondern ein "Monolog" und ich finde, das zeigt sich (so ganz allgemein und im Durchschnitt) im Output. Es geht dabei auch weniger um das "was" sondern um das "wie". Es gibt sicher Einzelne, wo das nicht der Fall ist und die das System gefühlvoller anwenden, aber das ist einfach meine persönliche Erfahrung und Meinung nach Kontakt mit doch mehreren "Parellipferden".
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
skywalker

Beitrag von skywalker »

*aufzeig*

Ich wende "das Parellisystem" jetzt seit ca. 4 Jahren an, allerdings würde ich mich jetzt nicht als Fanatisch bezeichnen (von denen gibts leider viele), sondern mit durchaus kritischem Blick.
Für mich ist das ganze mehr Philosophie als Methode. Man kann es aber auch genau umgekehrt auffassen ;-). Eigentlich ist das "programm" sehr sehr flexibel - das merkt man auch an den Instruktoren (ich kenn jetzt insgesamt 4 aus Ö und CH, im Juli lerne ich den 5. aus USA kennen) - die interpretieren das ganze derart unterschiedlich, dass man staunen kann.

Ich würde auch sagen, dass ich erst nach ca. 2 Jahren intensiver Beschäftigung damit wirklich vertsanden hab, worums eigentlich geht, und die ganzen Hintergründe.

Was zusätzlich erschwerend ist, ist der Zickzack-Kurs. Mal so, mal so, ständig Änderungen. Ich akzeptiere das jetzt langsam als Amerika-Mentalität. Sie sind da stolz drauf und für sie ist es eine "Weiterentwicklung". ich glaube dass da einfach wirklich ein Unterschied in der Denkweise von Europäern und Amerikanern.

Momentan schweben sie z.B. etwas auf der Dressur-Welle mit Walter Zettl. Plötzlich wird Gymnastizierung wichtig, während es - wie richtig erwähnt - in älteren Programmversionen so gut wie nicht vorhanden war. Wobei es früher immer hieß, das Programm ist eine Grundlage - um das Pferd zu verstehen, sich zuerst den Respekt, dann das Vertrauen zu erarbeiten - also eigentlich nur eine Art "Vorschule" für Pferd und Reiter. Also quasi etwas, worauf man für die Gymnastizierung dann aufbauen kann. Wenn man es so interpretiert, funktionierts auch. Man kann ein Pferd nicht odernur schwer gymnastizieren, wenn es keinen Respekt und/oder kein VErtrauen hat.
Ich seh's mehr so als eine gemeinsame Sprache, die man erlernt oder erlernen soll ;-). Was man damit dann macht, bleibt einem selbst überlassen. Man kann sie nutzen um Gymnastizierung voranzutreiben, oder um Kunststückchen einzustudieren, oder um einfach nur auszureiten.
Und manche verwechseln meiner Meinung nach den WEg mit dem Ziel - Parelli ist quasi der Weg zur Umsetzung, nciht das Ziel selbst.

Es gibt halt auch sehr viele Gerüchte von Leuten, die das "probiert" haben - was m.M: nach aber nicht möglich ist. Wie gesagt, es hat so ca. 2 Jahre gedauert, bis ich so Aha-Momente hatte: ach sooooo meinen die das, oder wo sich plötzlich puzzle-teilchen zusammengesetzt haben und ich große Aha-Erkenntnisse hatte.
Diese ganze Psychologie hinter dem Programm (zu der viele gar nie vordringen, weil sie gleich loslegen und sich mit der Theorie, die ziemlich umfangreich ist, gar nie beschäftigen) hat mir sehr geholfen: Wie behandle ich unterschiedliche Charaktere bei Pferden, was mach ich wenn mein Pferd panisch wird, was mach ich wenn es sich langweilt, was mach ich wenn es respektlos ist, und wie erkenne ich das überhaupt alles ;-) ??

Wahrscheinlihc wärs am besten, reine Theoriekurse oder ein Theorieprogramm zu etablieren, mit dem man sich ein paar Monate bis ein Jahr intensiv beschäftigt, bevor man Hand an sein Pferd legt. Würde allerdings sowieso keiner machen, jeder will halt gleich loslegen. Aus den Fehlern die man macht entstehen dann halt auch wieder Gerüchte: "ich hab xy versucht, aber das funktioniert bei meinem Pferd nicht".

Noch was zur Gymnastizierung fällt mir ein: V.a. die älteren Programmversionen richten sich v.a. an Reitanfänger. Den amerikanischen Reitanfänger *g* ;-). Es geht daher mehr drum, dem Reiter was beizubringen, nicht dem Pferd. Überhaupt war zumindest früher das ganze Programm explizit ein Lehrprogramm rein für den Menschen, nicht das Pferd. Das ändert sich momentan ein bisschen, scheint mir.

Aber wie gesagt, jeder kann hier viel reininterpretieren. Das ist meien Interpretation :-).
Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

Ich sehe es wie alkasar und jen, es gibt an dem "System" PNHS gute Dinge, die finden sich aber bei allen, die sinnig die Kommunikation und/oder Konditionierung mit Pferden betreiben.

Was mich bei Parelli wie bei allen anderen stört:
es braucht ein oranges Stäbchen oder ein doppelt genähtes Halfter, es braucht dies oder das, es braucht feste Struktur (immer die gleichen 7 glaube ich Spiele?) und da sehe ich die "Gefahr", dass die Individualität eines Pferdes, einer Situation und einer Pferd-Mensch-Konstellation nicht immer ausreichend berücksichtigt wird.

"Nach wem" man arbeiten will ist letztlich gleich, wenn man die grundlegenden Dinge was "Respekt" und Höflichkeit GEGENSEITIG angeht berücksichtigt. Eine Pferdefrau hat mal ganz simpel gesagt, sie habe auf Bodenarbeit nie Bock gehabt, sei halt Reiterin, verstehe auch den ganzen Zauber nicht, denn auch bei ihr wäre jedes Pferd anständig im Benimm gewesen, ihr Fazit: "da wo ich stehe, steht und geht kein Pferd" - sicher nur EIN wichtiger Punkt. :wink:

Allen großen Kommunikationstrainern würde für meinen Geschmack ein wenig weniger Wichtigtuerei gut tun.

Fazit für mich:
ich arbeite nach mir selber. Und wer das alleine nicht schafft, dem empfehle ich mit offenem Geist und vor allem Ohr für sein Bauchgefühl verschiedene Dinge anzusehen und mitzunehmen, was beiden gut tut.
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

ich habe ein paar jahre bodenarbeit bei einem parelli-artigen trainer gemacht, der ist ein früher weggefährte von birger gieseke (wie immer man den schreibt).
meinem alten blüter und mir hat das richtig spaß gemacht. teddy hatte oft viel freude im gesicht... insofern bin ich begeistert. mein trainer hat allerdings nicht stur parelli gemacht, aber so groß waren die abwandlungen auhc nicht
orange stäbchen gab es nicht.
heute sind wir nicht mehr soo starr dabei und das ist für mich ganz ok. ich habe allerdings für viele situationen lösungen und wir haben einfach spaß gehabt. vermutlich habe ich dank eines tollen trainers mehr über mich gelernt als über pferde....
es kommt viel auf den menschen an, der das vermittelt.

nervig finde ich die leute, die das von dvd lernen oder so... udn eben dogmatisch werden. das geht gar nicht, meiner meinung nach

also: ich finde parelli gut. wenn man einen guten trainer dazu hat und weiß, was man damit will (und was nicht)
Benutzeravatar
Abeja
User
Beiträge: 4005
Registriert: Do, 15. Feb 2007 21:41
Wohnort: Karlsruhe

Beitrag von Abeja »

Ich muss gestehen, dass ich mich noch nicht intensiv mit Parelli befasst habe und von daher eigentlich nicht wirklich darüber urteilen kann. Das liegt vor allem daran, dass ich diesen amerikanischen Stil und diese Levels und das ganze Merchandising schrecklich abstoßend finde. Ich habe das - nicht ganz billige - Buch zur Hälfte gelesen, bis es mir dann dermaßen auf den Senkel ging ... Ich meine, dass ein Pferd in 6 Richtungen ausweichen kann, und dass der Mensch ein Raubtier ist, kann man ja einmal erwähnen und gut ist; aber ich hatte das Gefühl, auch auf Seite 100 darüber hinaus noch nicht viel Neues erfahren zu haben. Vielleicht ist das Absicht, damit man die Kurse besucht - mir alles irgendwie unsympathisch.

Andererseits habe ich im letzten Sommer ein paar Dinge von meiner RL beigebracht bekommen, die sich mit Parelli beschäftigt hatte und seine Aussagen auf ihre Weise interpretierte und erklärte. DAS fand ich dann allerdings gut und pferdegerecht.

Vor Jahren war ich mal bei Birger Gieseke auf einem Infotainment, das hat mich sehr fasziniert, aber auch abgestoßen, weil mir die Dinge, die dort vorgeführt wurden, sehr stereotyp vorkamen, halt alles ins System gepresst. Wie es den Pferden dabei ging, dafür fehlte mir damals noch völlig der Blick, dazu kann ich nichts sagen. Da wurde z.B. ohne Kopfstück geritten. Aber das habe ich inzwischen schon öfters gesehen, mit Reitern, die das auf anderen Wegen ebenso erreicht haben. Die Kommunikation muss halt stimmen.
Liebe Grüße Birgit
Lala
User
Beiträge: 218
Registriert: Fr, 20. Feb 2009 17:02
Wohnort: Bei Bern (Schweiz)

Beitrag von Lala »

Ich mache hin und wieder (je nach Angebot in unserem RV) einen Parelli-Kurs und mir und Pferd gefällts.
Ich bin halt nicht so der Bodenarbeits-Fan und ohne Kurs beschäftige ich mich doch sehr selten so mit meinem Pferd. Gibt einfach abwechslung. da ich beim Reiten fast auschliesslich alleine wurstle, weil ich bisher in meiner Region noch keinen passenden RL gefunden habe, bin ich ganz froh, wenn es wenigstens bei der Bodenarbeit mal wieder einen Input von aussen gibt...

Im Alltag mache ich aber ziemlich selten Parelli, ausser dass ich das Knoten-Halfter (erst noch selbst geknüpft ;-) fürs Spazierengehen und Verladen üben brauche.
Positiv finde ich den Druckaufbau in Stufen. Habe festgestellt, dass ich immer viel zu stark anfrage, mein Pferd aber lieber reagiert wenn ich zuerst wirklich frage und dann erst befehle :oops: Zudem habe ich durchs Parelli auch festgestellt wie aufgeweckt meine Tran-Suse plötzlich bei der Sache sein kann, wenn ichs auch bin.
Negativ: Für mich zu lange Einheiten und zuwenig klare Pausen. Einsatz der Stimme wird für mich vernachlässigt, ebenso hat mein Pferd halt lieber Belohnung in Form von Keks als in Form von Streicheleinheiten...
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Ich kenne es nur vom Zuschauen, und das hat mich abgeschreckt. Mir kam es so vor, als würden die Pferde durch das ständige Seilschlagen schikaniert und gezwungen, ihren eigenen Willen und ihre Persönlichkeit aufzugeben. Meine Pferde hätten die Trainerin bei dieser schikanösen Behandlung irgendwann angegriffen - mit meinem vollsten Einverständnis.

Vermutlich war die Trainerin nicht besonders gut. Gefühllos und "nach Schema F" war sie definitiv. Die Einheiten, die ich wochenlang verfolgen konnte, haben in mir nicht den Wunsch geweckt, das System näher kennenlernen zu wollen.
Viele Grüße
Sabine
Bild
alimat01
User
Beiträge: 255
Registriert: Di, 13. Jul 2010 18:04
Wohnort: Landsberg am Lech

Beitrag von alimat01 »

Mmhh.. bin mal gespannt, wie sich die Diskussion weiterentwickelt...
Ich bin selbst ein "Dazwischengänger".....Ich habe mit meinem Wallach zwei Parelli- Kurse gemacht und dabei unglaublich viel gelernt.
Allerdings hatte ich lange vorher die Grundlagen bei einer Frau gelernt, die in keinster Weiste fanatisch war. Ich selbst habe dann beim Kurs versucht, kritisch zu bleiben und bei meinem PFerd zu bleiben. So habe ich z.B. am zweiten Tag nach kurzer Zeit aufgehört. Meine Begründung (motiviertes Pferd, super Umsetzung, reicht für mich - noch mehr Neues wäre uns beiden zu viel) wurde sogar erfreut auf- und angenommen.
Speziell in diesem Kurs hatte ich das Gefühl, dass der Hintergrund war: Die zahlen viel, ich möchte ihnen viel bieten und mitgeben.
Soviel zur teilweisen Überforderung mancher TN und vieler Pferde.

Mein Hauptproblem mit der Sache ist dieses Exklusiv- Getue. Savy- Club usw...Viel Geld zahlen um dazuzugehören. Davon hat mein Pferd nicht viel, wenn ich zum "Zirkel" gehören würde...Schätze, davon hat das System mehr. Und wie schon irgendwo beschrieben: Es ist ja keine Neuerfindung....

Ich kenne das von einigen beschriebene dogmatische, fast fanatisch wirkende Schema- Handeln. Das ist der Nachteil am System, dass das schnell passiert. Der Vorteil ist, dass es halbwegs erlernbar gemacht wurde. Das finde ich nicht schlecht. Aufbauende Übungen usw....Nur:
Um das Gefühl, die Empathie und die Achtsamkeit mit dem Pferd muss sich schon auch noch jeder selbst bemühen!
Und ja, das mit der Gymnastizierung kommt jetzt erst. Schade, aber andererseits sind sie lernfähig. DAs ist mehr als manch einzelner Reiter shcon bewiesen hat :-/. Und ich hab meinen Wallach z.B. doch schon immer Dressur geritten....Ich wollte mir gar nicht alles aus einer Hand erzählen lassen und aneignen. Das wäre mir zu einseitig.

Das System hat Vorteile und Nachteile - aber ich finde es jammerschade, wenn dann - wie von mir auf manchen Messen auch schon beobachtet - sogar Instruktoren mechanisch und wenig einfühlsam vorgehen und den unterwerfenden Aspekt betonen. Sicher wird da durch das Wort "Spiel" viel verharmlost. Damit hat es eigentlich nicht viel zu tun.

Aber man kann ja ein bisschen sehen, was man rausnehmen möchte....Und wie man es handhaben möchte. Mein Wallach hat z.B. gelegentlich eigene Ideen. Bietet mir irgendwas an. Das wäre wohl bei vieln nicht erwünscht. Wir zwei handhaben das so, weil es mit ihm geht (ist ja auch kein Hengst, sondern ein Wallach, der grundsätzlich gerne mitarbeitet und es recht machen möchte) und wir uns auf bestimmte Grundlagen immer wieder verständigen. Nun ja, so ist das flache Liegen entstanden. Worüber ich mich sehr freue. Eigentlich wollte ich an dem Tag was Bestimmtes vom Boden aus üben....Und dann lag er da.....So lange es keine klare, absolute Weigerung meiner Idee oder gar Bösartigkeit ist und nur ein Hinweis, was heute vielleicht toll klappen könnte.....dann nehme ICH das gerne an. Ich bin auch nicht jeden Tag gleich leistungsfähig. Und heute klappt die eine Übung und das flache Liegen...

Wenn ein Pferd wie beschrieben missmutig wird und ein Gesicht zeigt, das schon einen Namen "Parelli- Gesicht") bekommt. - Ein Jammer, echt. Aber liegt das dann an der Methode oder am jeweiligen Trainer/Besitzer?
Ich möchte die Art und Weise zu arbeiten gar nicht zu sehr loben - dazu bin ich viel zu kritisch (fürchte aber, das kommt nicht ganz so rüber ;-)) - aber dann hatte meine Stute früher ein Tellington-Gesicht. Muss ich so sagen, obwohl ich gegen die Methode gar nichts habe. Aber ich hab damals aus Angst vor ihren plötzlichen Drehungen und Bockereien so viel Bodenarbeit gemacht, dass sie schon die Nüstern gekräuselt hat, wenn sie die Gerte nur sah. Und sie ist sofort in den Schlaf- Modus gefallen.
Das lag nicht am System. Sondern an mir. Zu wenig an mir gearbeitet, zu viel am Pferd, zu wenig gekonnt, um es für sie interessant zu halten. Zu oft das Gleiche geübt....
Meine Mutter hat übrigens ihren Araber mit Parellig aus seinem totalen Rückzug holen können. Er ist heute wieder offen und freundlich. Aber Parelli zu oft findet er übrigens dann wieder blöd :-)

Da muss ich aber auch - wo ich grad dabei bin ;-) - zum Gentle Touch was sagen. Ich finde es eine super Sache. Aber für meinen Geschmack gehört deutlicher (Kreinberg sagt es, aber nicht soooo deutlich) gesagt, dass es auch nix Neues ist, sondern Elemente aus verschiedenen anderen Methoden enthält. Auch aus dem Horsemanship. Viel sogar. Letzlich hat Kreinberg die Arbeit gemacht, die sonst jeder für sich machen müsste: Was davon ist notwendig, gut umsetzbar und wie kombinierbar? Das, was für die allermeisten Menschen absolut ausreichend ist, was tatsächlich jeder können sollte (aus meiner Sicht)
Ich beneide die Menschen fast, die es schaffen, das dann wieder als eigene Marke zu verkaufen. Ich denke wirklich nicht ökonomisch genug ;-)

Nun ja, das war ein langer Beitrag, aber ich finde das Thema hochspannend und führe diese Diskussion im Bekanntenkreis sehr oft.
Das war meine Erfahrung und Meinund dazu und ich bin gespannt, wie es weiter geht!
Benutzeravatar
Filzi
User
Beiträge: 2711
Registriert: So, 24. Feb 2008 21:24
Wohnort: Österreich

Beitrag von Filzi »

Ich habe vor längerer Zeit einen Kurs absolviert und diesen sehr schnell wieder in die Lade "Für uns nicht brauchbar!" gelegt.

Die ausgebildeten Parelli Pferde schrecken mich persönlich ab, die meisten kopfscheu und angelegte Ohren.

Prinzipiell bin ich kein Freund von strikten Ausbildungsmethoden, die nicht von einer Linie abweichen......bei Parelli habe ich persönlich den Eindruck, dass fanatische Anwender keinerlei Abweichungen ihres System dulden.
Als ich meiner Stute fein den Hals getätschelt habe ist die Ausbilderin kreischend auf mich zu um mir mitzuteilen, dass dies eine aggressive Handlung gegen mein Pferd wäre......
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
Antworten