Freitag:
Anreisetag und erste Reiteinheit steht auf dem Programm. Alle 12 Teilnehmer haben im Vorfeld ihren individuellen Termin erhalten und los geht’s. Teilnehmer: vom Distanz-Arabären bis hin zum M-Dressur-Reiter reicht die Spanne. Eine bunt gemischte Gruppe!
Wir haben Glück mit dem Wetter - der Himmel ist zwar leicht bedeckt, aber es ist leicht windig und nicht zu warm. Keine Bremsen und kein Regen! Die äußeren Umstände sind optimal – und der schöne grosse Reitplatz (40 x 80) tut das Seinige dazu.
Sigi klärt erstmal in Einzelgesprächen was das jeweilige Problem ist – bzw. welche Ziele jeder hat. Dann geht’s los. Mein Problem ist ja primär, Anlehnung herzustellen. Pferdi ist unglaublich gut darin, einfach nach unten abzutauchen, sich aufzurollen und dann mal loszubrummen – auch bei minimalstem Zügelkontakt.
Er lässt jeden erstmal so für sich reiten und sagt dann das ein- oder andere dazu. (Den grössten Teil wird er sich erstmal gedacht haben *grins*.)
Ich bin mit meinem Waltherchen gleich in der ersten Einheit dabei. Waltherchen macht recht ordentlich mit, das Aufrollen (sein spezielles Problem) hält sich in Grenzen. Sigi fängt vorsichtig an, an meiner Hand zu arbeiten. Ich bin nicht schnell genug in meinen Reaktionen. Vor allem hab ich mir eine zu breite Zügelführung angewöhnt. Sigi rät mir, den Hals mehr mit dem Zügel einzurahmen – auch beim Vorgehen. Zum einen habe ich eine bessere Spannung im Körper dabei und zum anderen hat das Pferd mehr Führung. Ich übe mich daran und es funktioniert! Pferd behält leichten Kontakt zur Hand und taucht nicht so nach unten weg.
Nachdem ich mein Pferd nach der Einheit nach Hause gebracht habe, schaue ich den anderen zu. Ein Satz fällt mir schon am ersten Tag auf: Trag die Hand und lass mal innen los! Den Satz wird er noch einige Male aufsagen….
Alle Teilnehmer sind zufrieden und angeregt nach der ersten Einheit. Abends gehen Andrea, Sigi, mein Mann und ich zusammen im angeschlossenen Restaurat essen – lecker war’s.
Samstag:
Ich werde um kurz nach 6.00 Uhr morgens wach – vom Regengeräusch! Es gallert wie aus Kübeln, hört aber netterweise kurz vor halb acht auf. Die erste Session fängt um 08.00 Uhr an – die beiden Mädels können im Trockenen reiten. Unser Platz ist – trotz des Regens – in hervorragendem Zustand. Sogar besser als am Freitag! Meine Reitstunde startet um 09.00 Uhr. Heute geht es etwas mehr ans „Eingemachte“ – meine Hand wird weiterhin ständig korrigiert. Sehr interessant fand ich, dass Walther ganz am Anfang, als ich den ersten Trab starte, ca. 5 Minuten lang mit „geradem Hals“ leicht über dem Zügel, aber mit ständiger Verbindung vor sich hin trabte! Sein Problem ist ja die Aufrollerei und ich bin froh und glücklich über DIESE Variante, die er mir dort anbot. Im Mittelteil der Unterrichtseinheit komme ich irgendwie leicht raus – Walther taucht wieder ab und ich lasse mich davon irritieren oder so – jedenfalls laufen 10 Minuten (in meinen Augen) nicht so gut. Arbeite dann erstmal wieder am „Runterfahren“ und als ich wieder ansetze, wird’s wieder deutlich besser. Sigi lässt mich einfach im Leichttraben aussen rum reiten und auch heute fällt der Satz: „Trag die Hand und NICHT nach unten drücken “ auch in meiner Einheit einige Male…. Ich muss halt meine Hand extrem kontrollieren und dabei gleichzeitig vorsichtig (!) mit dem Bein agieren. Was halt – auch weil’s Pferd eben noch nicht so balanciert und gleichmässig läuft – nicht immer gelingt. Gen Ende der Reiteinheit baue ich noch ne kleine Galoppstrecke ein. Rechts angaloppieren klappte bisher nicht. Heute: auf Anhieb! Ich bin froh und glücklich und bringe Walther in seinen Stall.
Auch bei den anderen Teilnehmern geht es heute etwas mehr „zur Sache“. Ich bin nicht bei allen Reitern dabei, aber das was ich höre, ist immer wieder: „Hände tragen und NICHT nach unten drücken“ und „Hör auf da Rumzufummeln!“ . Ich bin froh, dass ich offensichtlich nicht die Einzige mit diesem Problem bin….
An einer Korrektur bin ich bisher aber vorbeigeschrammt: Dem Bein. Aber das sollte sich noch ändern…
Samstag Mittag gibt’s eine Theorie-Einheit, die wir – auf Wunsch einer Mitreiterein – hauptsächlich mit dem Thema „Skala der Ausbildung“ bestreiten.
Abends wird gegrillt und alle finden sich ganz locker und ungezwungen auf der Terrasse im Restaurant ein. Wir sitzen zusammen, plaudern und alle sind gut gelaunt und zufrieden. Mein Mann hat extra den selbstgemachten „Limoncello“ mitgebracht – und auch DER schmeckte sehr gut!
Sonntag:
Letzte Einheit. Das Wetter geht so – die Luft ist feucht, aber es regnet (noch) nicht. Ich bin in der ersten Einheit dran – das heisst: um 08.00 Uhr auf dem Pferd sitzen. Walther hat Muskelkater. Wir fangen an – und zwar gleich mit der Korrektur meines Beines. Ich dachte ja, ich käme drumherum…
Füße aus den Bügeln, Beine seitlich vom Sattel einzeln anheben. Dann anheben und nach hinten führen. Ich merke auf einmal, wie sich beim rechten Bein jedesmal meine rechte „A…Backe“ zusammenkräuselt – Jesses – das kneift! Dann: Füße wieder in die Bügel. Und was merkt man – speziell nach dem Stretching? Bügel sind kurz. ZU kurz. Sagt Sigi. Jedenfalls zum Dressurreiten. Bügel ein Loch länger, Stretching nochmal wiederholt – Fuss wieder im Bügel…und nu soll ich den Bügel noch ein Loch länger schnallen. Da ich die letzten 2 Jahre eigentlich fast nur im Gelände war, ist DAS jetzt echt ne Umstellung. Ich komm jetzt zwar definitiv „tiefer“ in den Sattel und bekomme meinen Unterschenkel auch mehr „ins Lot“, aber die ersten 15 Minuten fühle ich mich sehr lose auf dem Pferd. Waltherchens schwungvoller Trab trägt auch nicht dazu bei, dass ich mich da auf Anhieb wohl fühle…
Parallel dazu wird natürlich (wie sollte es anders sein) meine Hand „bearbeitet“. Noch etwas energischer als Samstag. Die Koordination von „Hand TRAGEN und nicht nach unten rückwärts einwirken“ in Kombination mit dem deutlich längeren Bein, was ich mehr nach hinten bekommen muss, macht mir anfangs deutlich Mühe. Nach ca. 15 Minuten hat sich mein Körper besser auf das längere Bein eingestellt und ich fühle mich (dort) jedenfalls nicht mehr ganz so eierig. Den Reflex meiner Hand, sobald“ irgendwas ist“, nach unten zu wandern, bekomme ich aber nicht so schnell in den Griff. Gottseidank hat mein Mann mich auf Video aufgenommen – ich hätte einige Male schwören können, dass ich überhaupt nix mit der Hand gemacht habe, als Sigi mich korrigiert! Das Video gibt Sigi allerdings durchaus recht *grins*. Der Körper täuscht einen wirklich öfter als man glaubt.
Weiterhin korrigiert Sigi immer wieder mein Bein. Ich muss mit meinem Bein – also dem kompletten – beständiger ans Pferd, und vor allem mehr nach hinten bekommen, meine Oberarme mehr am Körper führen und meine Hände mehr tragen.
Gen Ende der Einheit merke ich, das Waltherchen genug hat – er hat so hin und wieder mal die Hinterbeine richtig einsetzen müssen und das ist ja anstrengend. Er hat nun 3 Tage hintereinander fleissig gearbeitet und hat den Rest des Tages Weidegang.
Nach meiner Stunde fängt es an zu regnen, so dass wir die nächsten 2 Reiteinheiten in die Halle verschieben. Nachmittags klart es wieder auf und es wird draussen weitergeritten.
Um 17.00 Uhr sind alle durch – alle Teilnehmer sind glücklich und zufrieden, haben viele Anregungen erhalten für die individuellen und speziellen „Baustellen“ – und: fast der komplette Kurs hat sich für einen weiteren Termin in ein paar Monaten angemeldet.
Sehr gut kam an, dass insgesamt einfach nur „reell“ gearbeitet wurde – und das bedeutete im Grossen und Ganzen: Arbeit am Reiter/am Sitz, um das Pferd sich entwickeln zu lassen. Und so blöd wie das klingt: man sah eigentlich durch die Bank den Erfolg….
Ich denke, besser kann’s für’s erste Mal nicht laufen!










Autorin: Userin Motte