Hohe Kunst ?

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

jo, und im Distanzritt über 50 km macht dann der hängende Rücken keine Probleme

Aber in der Theorie sind wir uns ja durchaus einig:
ein hängender Rücken und eine vermehrt nach hinten heraus arbeitende HH (was ja mit hängendem Rücken verbunden ist) ist nicht gut und wenn dieses durch die baucheristische Anwendungen provoziert wird, dann ist es Käse, ebenso wenn dieses durch eine andere Methode provoziert wird. Ich denke, da wird auch silence zustimmen.
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Motte
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Beitrag von Motte »

horsmän hat geschrieben:@Motte

a)weil es Pferde gibt, da führt das "normale" System zu keinen besseren Ergebnissen denke ich
Hmm. Könnte sein. Es könnte allerdings auch sein, dass der Reiter einfach nicht über genügend Können verfügt, das "normale" System (?) richtig anzuwenden.
Wenn ich z.B. dieses Arabären-Video sehe: das Mädel da obendrauf kann überhaupt nicht sitzen! Da würde jeder "herkömmliche RL" erstmal am Sitz schrauben, bevor am Pferd rumgezuppelt wird. Oder bist du der Meinung, dieses Tier wäre anders als SO (wie in dem Video) nicht zu verbessern?? (verschlechtern geht ja gar nicht mehr...)
horsmän hat geschrieben: b)Oliveira es vorgemacht hat, dass baucheristische Elemente durchaus sinnvoll genutzt werden können und er die "Legerete" wieder belebt hat (siehe auch Ausführen von Col. Durand - ehemaliger Leiter Saumur dazu)
Das mag sein. Aber mal ganz ehrlich: der konnt ja auch nen Schlag reiten. Sich damit auf eine Stufe stellen, fände ich - ehrlich gesagt - mehr als vermessen.... Und wie du schon selber sagst: der hat da Elemente eingebaut und mitnichten 1:1 übernommen.
horsmän hat geschrieben: c)weil Reiten in wirklicher "Legerete" ein echter Genuss ist
(wobei zu klären wäre, wieviel "Baucher" gehört zur Legerte oder auch nicht, denn Legerete ist ja nicht eine Erfindung von Baucher)
Sicher ist es ein Genuss auf nem Pferd zu sitzen, was du mit dem kleinen Finger und aus den Arschbacken reiten kannst. Aber der Weg dorthin muss doch bittschön nicht so aussehen, wie in den Videos, oder?
horsmän hat geschrieben: d)weil der mündige Reiter der Neuzeit es mit sich bringt, dass man auch mal das "herrkömmlichen" System kritisch hinterfragt und dabei einige Ungereimtheiten entdeckt (siehe auch Lit. von PK)


Ach - und beim Baucher'schem System gibt's das Problem nicht? Da haben sich ganze Heerscharen an "Reitmeistern" dran die Zähne ausgebissen, aber der "mündige Reiter der Neuzeit" kann das mal eben so - en passant ?

Ich hab ja nix gegen kritisch hinterfragen - ich frage mich nur, warum man dann bei einem System landet, bei man kein reales Ergebnis als Ziel begutachten kann.
Aber vielleicht ist ja genau DAS der Reiz....

Und zu dem Arabären-Video - das ist doch mal ganz ehrlich: grottig. Aber Hauptsache, der Unterkiefer ist lose...
Zuletzt geändert von Motte am Mo, 08. Aug 2011 16:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

zu d)
Muss er sich dann aber gerade das Komplizierteste vom Kompliziertesten aussuchen, zumal ich da eher schwächere und wohl beeinflussbare Reiter/innen agieren sehe?

Kost, die schon für gestandene Reiter/innen kaum zu verdauen ist?
Mmh, ich finde es eigentlich gar nicht kompliziert, sondern sehr verständlich. Ich sehe eher das Problem darin, es konsequent umzusetzen.
Es bedarf einer extremen (zumindest bei mir :wink:) Konzentration, da man beständig sicherstellen muß, dass das Pferd wirklich genau das macht, was man möchte. Sobald es aus der Balance fällt, Gang wieder runterschalten (im übertragenem Sinne) und von vorn ansetzen. Anfangs dauert es halt noch ein bißchen länger, bis die Balance wieder nach hinten gesetzt ist, aber mit der Zeit, geschieht die Korrektur recht flott, da Pferdl recht schnell begreift. Die Trainingszeiten beschränken sich anfangs dann aber auch wirklich nur auf 10min (zumindest war`s bei mir so), da auch meine Stute nicht länger in der Lage war, solange zu tragen. Dazwischen gab`s immer Pausen, im Halten komplett runtergefahren.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass dieses System schwieriger ist, als das herkömmliche. Sicherlich empfindet man letzteres als einfacher, weil man es als erstes kennengelernt hat. Wenn man es genau betrachtet, ist auch dies extrem schwierig. Auch hier bedarf es ein großes Maß an Feinfühligkeit, Taktgefühl und Körperbeherrschung, wenn man auch hier die Pferde reiten möchte und nicht nur auf ihnen sitzen.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Finesse hat geschrieben:ob sich dieses bedauernswerte Geschöpf an einem Distanzritt nicht wohler fühlen würde?
Aus meiner Sicht: definitiv ja! Da könnte das Pony mit ähnlich hoher Kopfposition sich aber vermutlich wenigstens mehr strecken und mit mehr "Tempo" insgesamt lockerer gehen, weiter ausschreiten, seine Gänge entfalten, und hätte dabei kein ewiges Gezuppel im Maul.

@horseman:
sich kritisch mit einer Reitart auseinanderzusetzen bedeutet für mich aber def. das Filtern solcher Sequenzen, wie sie im z.B. grade genannten Araber-Video zu sehen sind! Wer kritisch das eine System hinterfragt, um dann völlig stur ein anderes System SO nachzureiten, der kann das was mit der gesunden Skepzis nicht richtig verstanden haben. Wieso wird in einer gefilmten Reiteinheit das Pferd nicht lockrer, nicht aktiver mit der HH, behält seine verworfene Halshaltung und wieso trabt eine Reiterin nicht leicht, die oftmals nur durch ihre Hüpfbewegungen übertragen im Maul rumzuppelt.

zu deinem b):
Elemente zu nutzen ist doch das A und O beim Reiten, welches individuell dem jeweiligen Ausbildungsstand und Pferd entsprechend ist - einige hier, gegen die die "Baucheristen" u.a. "wettern", tun doch genau das mit Baucher-Elementen. Prima. Aber wie gut glaubst du würde dem Araber im o.g. Video mal eine vernünftige Dehnungshaltung gen vorwärts-abwärts tun? Da zu argumentieren, dass diese Pferde mit den herkömmlichen Methoden nicht besser dran wären finde ich sehr weit aus dem Fenster gelehnt.
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Jetzt muss ich mal eine Lanze für die Araber (natürlich meine persönlichen Lieblinge) brechen. Ich reite hin und wieder einen Wallach, der so ziemlich das gleiche ungünstige Gebäude hat, wie der Schimmel im letzten Video, und trotzdem kann so ein Pferd ein Traum sein. Leider gibt es da nur wenige Fotos, aber die möchte ich Euch nicht vorenthalten...
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Beitrag von Tossi »

und noch zwei....und glaubt mir, der kann das wunderbar: Hirschhals und Rücken weg
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Beitrag von horsman »

@Tossi
die Fotos, besonders das letzte, find nicht soo schlecht, egal ob mit oder ohne Baucher. Das Bild ohne Sattel sieht allerdings wirklich gruselig aus. Ist das schon älter, oder sieht der immer noch so aus?

P.S.
Nicht dass es mich stören würde, aber andere könnte schon wieder aufschreien: der schlägt ja ständig mit dem Schweif
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

@ horsmän
das Bild ohne Reiter ist genau nach dem Absatteln nach Bild 4 entstanden (die Außenbilder einige Tage später), der sieht immer so aus und ja, der hat da wirklich mit dem Schweif geschlagen, aber das waren die ersten Versuche "Halbe Tritte" - der Kleine war so toll - und bin nicht JCR und möchte eine Reitideologie verbreiten....
Zuletzt geändert von Tossi am Mo, 08. Aug 2011 16:42, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag von horsman »

welche "baucheristischen" Elemente (be)nutzt Du wisssentlich?

Main fixe?
Hand ohne Bein, Beine ohne Hand?
Notwendigkeit eines losgelass. U-Kiefers?
Oder gar nix?
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

horsmän hat geschrieben:jo, und im Distanzritt über 50 km macht dann der hängende Rücken keine Probleme

.
Probleme macht der sicher immer - aber wenn das Pferd in frei gewählter Haltung läuft hat man den hängenden Rücken wenigstens nicht durch die vermeintlich gute Reiterei herbeigezurrt. 8)
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Beitrag von Tossi »

horsmän hat geschrieben:welche "baucheristischen" Elemente (be)nutzt Du wisssentlich?

Main fixe?
Hand ohne Bein, Beine ohne Hand?
Notwendigkeit eines losgelass. U-Kiefers?
Oder gar nix?
Eigentlich bewusst nur "Hand ohne Bein, Beine ohne Hand", das losgelassene U-Kiefer bekomme ich so geschenkt.
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Beitrag von horsman »

ok, find ich interessant.
Da du den "geschenkten" losgelass. U-Kiefer erwähnst, vermute ich mal dass du deine Hand tatsächlich wie die main fixe gebrauchst.

Und kommst Du nie in die Gefahr, dass er Dir zu tief kommt und auf die VH (und auf die Hand) fällt und was tust Du dann?
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

horsmän hat geschrieben:ok, find ich interessant.
Da du den "geschenkten" losgelass. U-Kiefer erwähnst, vermute ich mal dass du deine Hand tatsächlich wie die main fixe gebrauchst.

Und kommst Du nie in die Gefahr, dass er Dir zu tief kommt und auf die VH (und auf die Hand) fällt und was tust Du dann?
Oh natürlich würde er sich liebend gerne vorne einrollen und seine überbaute Hinterhand nach hinten raus stellen, aber das verhindere ich so ganz FN-klassisch mit Sitz/treibenden Hilfen und Hand (ohne die oben genannte Trennung).
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Abgesehen davon, dass der Tossi-Arab auf dem ersten Bild gerade in einer sehr ungünstigen Schrittphase ist, finde ich den gut bemuskelt, der hat sowohl einen ordentlichen Oberhals als auch einen vernünftigen Rücken - vielleicht vom Ausgangs-Exterieur vergleichbar mit dem Video-Arab, aber eben besser gearbeitet und damit auch "schöner" geworden.
sab
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Beitrag von sab »

Hallo,


also nachdem was wir hier an Bildern und Videos sehen, bin ich der festen Überzeugung, dass alle gezeigten Pferde um Längen besser gehen würden, wenn da - ganz konventionell ! - gute - und hier meine ich insbesonders GUT SITZENDE Reiter drauf sässen. Alle bisher gezeigten Reiter (nach dem System Baucher, Tossi meine ich nicht ) haben mehr oder minder schwere Sitzfehler gezeigt. Es wundert mich da gar nicht, dass die Pferde so aussehen, wie sie aussehen. Wundern tut mich, dass offensichtlich niemand diese Reiter korrigiert. Ist es völlig, ob man wie ein Klammeraffe auf dem bedauernswerten Pferd sitzt ????

LG

Sabine
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