unterschied zwischen klassisch iberisch und klassisch barock

Rund um die klassische Reitkunst

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chica
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Beitrag von chica »

Na super. Bleiben wir doch der Einfachheit lieber bei gutem und schlechtem Reiten :mrgreen: und selbst da scheiden sich die Geister 8)
LG Ines
................................................
"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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*Claudius*
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Beitrag von *Claudius* »

Anna hat geschrieben: vielleicht hilft diese Seite auch noch weiter.....
http://reiter.spass.com/dressur_ordner/ ... tkunst.htm
Die Seite find ich recht gut. Danke für den Link. Hab ihn gleich mal unter meinen Favoriten gespeichert :)
Auch das unerfahrenste Pferd kann dem besten Reiter noch etwas lehren.
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Das mir mein Pferd das Liebste sei,
sagst du oh Mensch, sei Sünde.
Das Pferd blieb mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Anna hat geschrieben:Auf folgender Internetseite heißt es (http://www.reitweisen.de/artikel_lesen- ... 00213.html) :

Die klassisch iberische Reitweise wird in verschiedene Sparten unterteilt:
Doma Classica
Alte Escuala
Doma Vaquera

Hilft doch total oder
:wink:
Ja sach ich doch :wink: Bis auf die Tatsache, dass sich Clásica mit einem "s" schreibt. Genau deshalb kapiere ich ja auch nicht, was genau klassisch-iberisch in deutschen Landen nun sein soll. Allein die Herkunft des Trainers oder die der Pferde kann es ja nun auch nicht sein…
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Schoko
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Beitrag von Schoko »

ich denke das hier eher die Doma Vaquera /Arbeitsreiterei gemeint ist, sie beinhaltet ja die beiden anderen Disziplinen auch im Training. Oder? zumd. hab ich es auf div Kursen von Trainern der Arbeitsreitw. so erlebt
Eure Zeit ist begrenzt, also habt den Mut eurem Herzen und eurem Gefühl zu folgen. Alles andere ist nebensächlich.
(Steve Jobs)
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Moins,
definitiv nicht, Schoko. Während in der Alta Escuela das versammelte Pferd in den höchsten Lektionen der klassischen Reitkunst gefragt ist (Stichwort Schulen über der Erde), setzt die DV auf höchste Schnelligkeit auf kleinstem Raum. Dementsprechend unterschiedlich sind übrigens auch die Pferde. In der AE findet man sehr häufig PRE, die dagegen sind in der DV so gut wie nie zu finden. Ebensowenig übrigens wie Hengste, die in der AE gang und gebe sind. Stattdessen finden sich in der DV viele Kreuzungen, teilweise mit VB, teilweise sogar mit Quarter, die legendären "Tres Sangres" und vor allem Stuten und Wallache. Auch die Unterschiede zwischen Doma Clásica und DV sind immens.Stichwort hier vor allem: Konstante federnde Anlehnung in der DC, Impuls-Anlehnung in der DV. Was sich allerdings ähnelt, sind die Lektionen wie Pirouetten und Traversalen…

Hier mal zur besseren Verdeutlichung:

1. Doma Vaquera

http://www.youtube.com/watch?v=QKWau0fGpr4

2. Alta Escuela

http://www.youtube.com/watch?v=V5nGccNd ... re=related


3. Doma Clásica mit Evento, Invasor und Fuego

http://www.youtube.com/watch?v=oyZ44ggTTxk
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maurits

Beitrag von maurits »

horsmän hat geschrieben: Klassisch deutsch = Friese mit Kilos auf der Hand
Klassisch französisch = schwarzer Anzug und Hände hoch

So in Etwa :lol:

klassisch deutsch hatte ich gestern kurzzeitig, als mein Pferd sich in der Reitstunde vor dem Nachbargrundstück fürchtete und sich mehrfach auf die Flucht begeben wollte.

Beim klassisch französischen hast Du diesen neckischen Hut vergessen, horsmän :lol:
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@Horsmän: Wunderbare Zusammenfassung der gängigsten Klassikklischees! Hat mir richtig gute Laune gemacht! :lol: :lol: :lol:

@Cubano: kann man den Unterschied zwischen Alta Escuela und Doma Clásica simpel so beschreiben? Alta Escuela minus Schulen über der Erde gleich Doma Clásica? Meine trüben Augen haben nämlich bei den Schulen auf der Erde nicht wirklich viel Unterschied gesehen :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Beitrag von Cubano »

Neee, natürlich nicht, Max - im Prinzip ist Doma Clásica exakt das, was auf FEI-Turnieren geritten wird, die AE dagegen ist der Reiterei der Wiener recht ähnlich – sorry, das hatte ich vorher schon mal geschrieben. Und: Natürlich gibt es immer wieder Schnittstellen bei den drei Reitweisen. Nicht nur, was Schulen über der Erde angeht, auch was Lektionen wie Traversalen, Galoppwechsel etc. betrifft. Und: Viele der Doma Clásica-Pferde sind auch in der AE ausgebildet. Aber dennoch ändert das nix daran, dass ich mit dem Begriff "klassisch-iberisch" wenig anfangen kann…
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Beitrag von Max1404 »

Genau das meinte ich doch: die Grundlagen sind die gleichen (oder sie sollten es sein). Dass das, was heutzutage oft im internationalen Turnierzirkus zu sehen ist, nicht mehr diesen Grundlagen entspricht, ist ja unbestritten. Ich jedenfalls weigere mich, gewisse holländische Dressurmethoden als klassisch oder gar richtig anzusehen. Und schon gar nicht als stellvertretend für die FN oder FEI. Aber das ist ein anderes Thema. :wink:
Die Unterschiede zur DV liegen ja darin, dass der Ursprung der DV eine Arbeitsreitweise ist. Ähnlich wie das Westernreiten.
Viele Grüße
Sabine
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Beitrag von Cubano »

Guten Morgen,
nicht ganz Max. Zwischen der AE und der DC gibt es doch einige Unterschiede. Dehnungshaltung ist einer davon, Verstärkungen der andere. Während die AE eine reine Versammlungsschule ist, soll in der DC – wie bei uns auch – sowohl versammelt, als auch in Verstärkung geritten werden. Ich weiß übrigens gar nicht, wie weit die sind, aber in diesem Jahr sollte es in Spanien eine offizielle Orientierung an den SdA für die Clásica-Reiter geben. Die Prüfungen unterscheiden sich schon länger kaum von dem, was hierzulande auf Turnieren ab E geritten wird.
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Beitrag von Max1404 »

Ah, ok. :)
Viele Grüße
Sabine
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Schoko
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Beitrag von Schoko »

oh , Danke @cubano, da hast du vollkommen recht es unterscheidet sich doch deutlich.
Eure Zeit ist begrenzt, also habt den Mut eurem Herzen und eurem Gefühl zu folgen. Alles andere ist nebensächlich.
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morimur
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Beitrag von morimur »

Schade, daß bis jetzt nicht mehr bei dem eigentlich sehr spannenden Thema herumgekommen ist.

Natürlich gibt es sie, die Unterschiede und sie sind zu Teil ganz erheblich.
Dies hängt damit zusammen, daß der Sinn und Zweck des Reitens, die jeweiligen Pferdetypen und die daraus bedingten Aufgabe- und Problemstellungen völlig verschieden sind und dementsprechend die Art und Weise, wie an diese Aufgabe herangegangen und wie sich ergebende Probleme gelöst werden, sich deutlich unterscheiden.

Die deutsche Reitweise kommt ursprünglich aus der Militärreiterei. Sinn und Zweck war es, durchschnittliche Rekruten auf durchschnittlichen Pferden so beritten zu machen, daß beide kriegstauglich waren. Pferde gab es zwar damals zu hauf, aber ein gut ausgebildetes Pferd war kostbar und sollte möglichst lande seinen Dienst versehen können. Die Ausbildung zielte deshalb darauf ab, daß die Pferde lange haltbar waren.
Die Pferde mußten im absoluten Gehorsam stehen ( die Soldaten auch) und dies in allen möglichen und unmöglichen Situationen.
Dies hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und sehr sinnvolle Sachen wie die SdA sind entstanden.
Die klassische deutsche Reiterei findet im wesentlichen auf Warmblütern statt, die neben einem eher psychisch robusten Naturell ( Ausnahmen gibt es immer) über schwungbetonte Grundgangarten verfügen.
Daraus ergibt sich, daß das Grundprinzip der deutschen Reitweise das korrekte Vorwärtsreiten und das Einrahmen des Pferdes durch die Reiterhilfen ist. Dies ergibt sich mehr oder weniger automatisch, wenn die Elemente der SdA vorhanden sind.
Treten Probleme, fast egal welcher Art, auf, dann ergibt sich der Lösungsweg wiederum aus der SdA, insbesondere das schwungvolle nach vorne Reiten dient als Allheilmittel. Was ja auch sehr häufig so funktioniert und im Prinzip recht simpel ist.
Vertreter sind hier am Ehesten unter Egon von Neindorff-Schülern zu finden.
Jedenfalls fällt mir sonst niemand ein...vielleicht kennt jemand anders noch welche.

Etwas anders hier der französische Ansatz:
wesentliches Element ist hier die Balance im Pferdekörper, sowohl von vorne nach hinten, als auch von links nach rechts. Das Pferd wird sehr genau austariert und über die Gleichgewichtsverschiebungen Richtung HH wird es zur Versammlung gebracht. Durch Flexionen des Halses wird das Pferd beweglich gemacht und verkürzte Halsmuskeln, welche Ursache für die Schiefe des Pferdes sind, werden gedehnt.
Ein weiteres Element sind die getrennten Hilfen, Hand ohne Bein und Bein ohne Hand, hier im deutlichen Gegensatz zum Konzert der Hilfen in der deutschen Reiterei.
Vertreter der französischen Seite: PK, aber ziemlich speziell, Henriquet? , so richtig fällt mir nix ein, Racinet ist ja nich mehr.

Beide Reitweisen zu eigen ist das Endziel: ein psychisch und physisch losgelassenes dem Reiter zugewandtes Pferd, das sich ausdrucksvoll und freudig präsentiert.

Mit den spanischen Reitweisen kenne ich mich nicht richtig aus.

Was aber wiederum was völlig anderes ist, ist die portugiesische Reitweise.
Bedingt durch die völlig anderen Pferde, häufig völlig schwungarme Grundgangarten, extrem intelligent, hypersensibel und agil, ist erforderlich, diese extrem heisse Öfen ganz anders zu arbeiten. Das Allheilmittel ist das Schulterherein, das immer eingesetzt wird, wenn irgendwas nicht klappt. Seitengänge rauf und runter, um die Pferde dazu zu bringen, daß sie in Ruhe ihre Füße sortieren und unter den Körper bringen. Jegliches "deutsche" Vorwärtsreiten führt dazu, daß sie hektisch durch die Gegend schiessen. Natürlich gibt es auch ruhigere Exemplare, die kann man dann "normal" reiten.
Ein Portugiese erzähle mir mal, er sein einmal Nuno Oliveiras Soante geritten. Es sei ein Ritt auf der Atombombe gewesen.

Hier Eddy Wilms, Pedro d´Almeida, Trigueros, Manuel Jorge de Oliveira, und in Portugal gibt es sicher noch jede Menge davon...

Das barocke Reiten hat wiederum eine andere Intention. Ziel ist es, ein Pferd einhändig auf Kandarre in allen Touren und Gängen der hohen Schule präsentieren zu können. Ziel kann auch sein, ein ringfertiges Pferd zu haben, daß sich einhändig auf einem Tunierplatz tummeln läßt, etwa beim Ringreiten oder zum Kampf.
Die Pferde, hier im wesentlichen die alten barocken Pferderassen, werden nur in Richtung Versammlung gearbeitet, Verstärkungen hingegen nicht. Auch spielen die Schulen über der Erde eine große Rolle, bei den anderen Reitweisen wird maximal noch eine Levade angestrebt.
Vertreter dieser Reitart sind Krischke in Bückeburg und Bent Branderup. Übrigens weniger die dicke Frau mit Rüschenkostüm als der Mann mit keckem Spitzbart...
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Morimur, ich bin nicht ganz so mit der Gleichung: deutsche Reiterei = Militärreiterei einverstanden.

Tatsache ist zwar, dass die Kavallerieschule Hannover die deutsche Reitkunst maßgeblich beeinflusste.
Jedoch weder Steinbrecht (den ich als Begründer der modernen deutschen Tradition sehe) noch andere große Reitmeister, die ihm in dieser Tradition nachfolgten, z. B. Stensbeck, waren beim Militär. Steinbrecht und sein Lehrer Seeger bildeten sehr viele Pferde für den Zirkus aus und führten - zumindest zeitweise - angesehene Privatreitschulen. Auch Otto Lörke war Zivilist - wenn auch im Dienst der Kavallerieschule.
Möglicherweise entsteht jedoch der Eindruck, dass die Grundlagen der deutschen Reiterei bei der Militärreiterei zu suchen wären daher, weil die von z. B. Stensbeck und Lörke ausgebildeten Pferde bei den Olympischen Spielen 1928 und 1936 überwiegend von Militärs geritten wurden.

Aber auch Baucher hat zeitweise mal für's Militär gearbeitet. Trotzdem kommt merkwürdigerweise niemand auf die Idee, seine Reitweise als Militärreitweise zu bezeichnen :wink: Dabei hätte er eigentlich gerne die Militärreitweise seines Landes revolutioniert.

Das Prinzip Hände ohne Beine / Beine ohne Hände steht keineswegs im Widerspruch zur deutschen Lehre. Im Gegenteil, auch wenn die Realität heute meistens anders ausschaut. Anders herum wendete auch Baucher die Simultaneinwirkung beim weiter ausgebildeten Pferd systematisch an.

Wenn im schlimmsten Fall schlechte Reiter das degenerieren lassen und die deutsche Reiterei mit "vorne ziehen, hinten stechen, dazwischen Bügelbrett" präsentieren oder die französche Reiterei mit "vorne ruckeln, hinten schleichen, dazwischen Hängematte" zeigen, dann sieht man zwar deutliche Unterschiede in den Reitweisen, die sind aber eigentlich nicht im Sinne des Erfinders gewesen, sondern zeigen die Gefahren des einen wie des anderen Wegs überdeutlich auf :wink:

Das mit dem psychisch robusten Naturell von Warmblütern war wohl ein Scherz, oder? :wink:
Viele Grüße
Sabine
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horsman
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Beitrag von horsman »

@Morimur

Er heißt Eddy Willems.

Und auch Soante+Oliveira zeigte übrigens sehr schöne Trabverstärkungen.

Aber klaro: man ist schnell dabei in Schubladendenken zu verfallen. Für einen ersten groben Überblick ja auch ganz hilfreich. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Die Riege Stensbeck, Steinbrecht und Lörke zB gingen wohl auch nicht unbedingt mit der heutigen FN-Reitweise konform, denke ich.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
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