Ich kenne 4 Pferde, die äusserst schreckhaft und glotzig zum reiten sind. Erstaunlicherweise sind 3 Rappen.

Und ein Schimmel. 2 Wallache, 2 Stuten, ist also geschlechtsunabhängig. Der eine ist dazu ein Headshaker, zwei davon neigen sehr schnell dazu, Muskulatur in der Oberlinie zu verlieren, wenn sie nicht regelmässig gearbeitet werden. Abstammung und Verwendungszweck ist total unterschiedlich. Zwei Freizeitpferde, ein Dressurpferd, ein Buschpferd. 1 PRE, 3 WB. 2 reagieren extrem auf Geräusche (zb. der summende Draht im Wind, ein stromdraht nebenan der tickt, ein Ast der knackt etc.), alle auf optische Reize, wie zb. auch wechselnde Lichtverhältnisse, starkem Kontrast bei hellem Sonnenschein/Schatten etc.
Bei allen hilft nur: An die Hilfen und vorwärtsreiten. Ich bin ja auch eher jemand, die generell lieber ein bisschen zu locker als zu spannig reitet, aber das ist bei diesen Pferden ganz klar der falsche Weg. Eine zu lose Führung und diese Pferde fühlen sich "alleinegelassen". Diese Pferde brauchen einen viel stärkeren Rahmen mit mehr Führung. Die Hilfen müssen "näher" ran. Ist man nur ein bisschen nachlässig, gibt's schon wieder nervöse Zuckungen, Tempoerhöhungen, Hakenschlagen oder Seitensprünge. Das schwierige ist dabei für den Reiter sich nicht festzuziehen. Gut dran heisst eben nicht verkrampft zusammenziehen. Das braucht viel Übung und man muss extrem Reaktionsschnell sein. mir persönlich ist das auch eher unsympathisch so zu reiten, aber die Pferde zeigen ja, was besser geht. Ist eine Ecke besonders schwierig, dann besonders am Anfang SV-artig durch die Ecke reiten und das PFerd gut stellen/biegen. Es soll lernen sich der Führung des Reiters anzuvertrauen und nicht selber zu fixieren. Durch das weite Sichtfeld des Pferdes sieht es ja sowieso, was auf der Seite ist. Schon beim ersten anzeichen vom klemmen des Pferdes (beim glotzen wird das Pferd immer zuerst langsamer) muss der Schenkelgehorsam überprüft werden und das Pferd für 1-2-3 etc. Tritte mehr vorwärtsgeschickt werden.
Die Erwartungshaltung des Reiters spielt zwar grundsätzlich eine Rolle, aber es ist nicht die einzige Lösung des Problems. Wenn ich nur schon mit den Gedanken etwas nachlässig bin, nämlich dann wenn ich "vergesse", dass das Pferd Huchmampfs in der Ecke hat - bin ich eher zu spät in der Reaktion und das Pferd macht eher einen Satz. So bin ich übrigens auch schon einmal von einem Pferd runtergeflogen, weil ich am langen Zügel beim ausschritten gebummelt bin und sich das Pferd erschreckt hat. Zügel hinschmeissen oder zuviel nachzugeben ist nicht immer die Lösung in allen Fällen und es ist nicht immer der Reiter die Ursache für das Erschrecken. Es ist halt wie immer ein komplexes Gefüge. Ängstlichkeit eines Reiters hilft natürlich ganz klar nie. Aber ich kann auch verstehen, wenn man sich mit der Zeit etwas nervt, weil das Pferd immer aus keinem ersichtlichen Grund davonschreckt. Für mich ist es oft einfacher solche Pferde zu reiten als für die Besitzer, weil ich mehr emotionale Distanz zum Pferd als der Besitzer hat und mich weniger darüber aufrege. Beim eigenen Pferd ist halt immer alles anders.
