Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

saltandpepper hat geschrieben:horsemän, man kann Dressuraufgaben "abspulen", das ist richtig. Und man kann sie "reiten". Wenn sie "geritten werden" und das auch noch in einer Form, die eine ordentliche, sauber und den klassischen Grundsätzen entsprechende Vorgehensweise erkennen lassen , kann ich mich - so als Fan klassischer Reitkunst- daran super erfreuen.

Reite die hier gezeigte Aufgabe einmal nach, du wirst sehen, es gibt da sehr viele Gelegenheiten, wo "Reiten" und zwar geschickt und präzise, sehr hilfreich ist :wink:

Die Reitkunst sehe ich als Steigerung zu dem, was dieser Reiter hier zeigt. Das ist eine solide Basis, mit solchen Reitern zu arbeiten macht als Ausbilder immensen Spaß, denn sie können Hinweise, die dann tatsächlich zur "Reitkunst" führen, auch umsetzen.
Das ist weitaus mehr als viele Reiter, die vermeinen " Reitkunst" zu betreiben, nur weil sie sich nur noch seitwärts und auf der Stelle bewegen, dabei aber nicht in der Lage sind bestimmte Hinweise umzusetzen, schlicht weil sie von dem, wie es sich anfühlt, keine Idee haben und weil ihnen einfach das Handwerk fehlt.

Diese nette kleine S-Dressur ist genau die Basis die man bewältigen können muß oder sollte, um hohe Kunst lernen zu können, und nicht nur immer irgendwelche Teilaspekte von "Kunst".

Nicht falsch verstehen, ich bin sehr oft bei dir, aber das kann ich nun echt nicht nachvollziehen. Das ist für mich "Schublade auf, Reiter rein, Schublade zu" und genau das werfe ich persönlich einigen Schreibern hier ja immer vor, dann muß ich selbst doch offener sein ?!
Man muß doch jenseits der Schubladen gutes Reiten erkennn und anerkennen ? !
Moin!
Notiz an mich selbst: Kasten rote Stifte kaufen! :D
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esge
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Beitrag von esge »

Wie meistens etwas spät: Mir gefällt der Ritt. Vor allem, die Sparsamkeit der Einwirkungen des Reiters und die ruhige Sicherheit, die die beiden ausstrahlen. Kein Boah-Ey-Gestrampel, sondern Reiten. Schön.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Notiz an mich selbst: Kasten rote Stifte kaufen! Very Happy
Langsam wird es mir unheimlich!
Liebe Grüße, Sabine

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Uns auch, Josa :D :D :D
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Das wir alle das noch erleben dürfen...
Träne aus dem Knopfloch wische.
Und dabei wußte ich es immer 2012 wird ein gutes Jahr! :D
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
horsman
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Beitrag von horsman »

saltandpepper hat geschrieben: Reite die hier gezeigte Aufgabe einmal nach, du wirst sehen, es gibt da sehr viele Gelegenheiten, wo "Reiten" und zwar geschickt und präzise, sehr hilfreich ist :wink:

Die Reitkunst sehe ich als Steigerung zu dem, was dieser Reiter hier zeigt. ....
Diese nette kleine S-Dressur ist genau die Basis die man bewältigen können muß oder sollte, um hohe Kunst lernen zu können, und nicht nur immer irgendwelche Teilaspekte von "Kunst".

Nicht falsch verstehen, ich bin sehr oft bei dir, aber das kann ich nun echt nicht nachvollziehen. Das ist für mich "Schublade auf, Reiter rein, Schublade zu" und genau das werfe ich persönlich einigen Schreibern hier ja immer vor, dann muß ich selbst doch offener sein ?!
Man muß doch jenseits der Schubladen gutes Reiten erkennn und anerkennen ? !
Na das seh ich eben anders. Ich finde nicht, dass man erst diese S-Dressur reiten können muss um danach vielleicht irgendwann anzufangen sich mit "Reitkunst" zu beschäftigen. Selbstverständlich gehört zur Reitkunst ein solides Handwerk, also ein guter Sitz und eine daraus entspringende gute Einwirkung der Hilfen, sowie eine gewisse Präzision in den Dingen, die man tut. Die Suche nach Ausdruck (und das verstehe ich primär unter Reitkunst) kann aber doch auch jemand betreiben, der im Leben nie eine S-Dressur geritten hat. Bspw. würdest Du ja sonst Oliveira oder auch den ganzen früheren Wienern absprechen, sich seriös mit Reitkunst befasst zu haben, denn auch diese Leute haben wohl nie diese S-Dressur geritten und sich diesem Bewertungssystem gestellt. Warum nur glaubt alle Welt, dass das deutsche Turniersystem die Grundlage allen ordentlichen Reitens ist ? Und in der Zeit davor - gab es keine guten Reiter? Steinbrecht? Stensbeck? Haben diese Leute auch zuvor diese S-Dressur reiten müssen?

Nicht dass wir uns falsch verstehen: ein Reiter der schlampig auf dem Pferd rum fuhrwerkt ist auch in meinen Augen kein großer Künstler, nur weil er keine S-Dressur reitet und sich im Geiste als Abkömmling eines großen Meisters wähnt.

Aber ein Reiter, der kleine vermeintlich einfache Übungen oder Abfolge von Übungen, womöglichlich noch mit einem schwieirig gebauten, einfach gestrickten Tier präzise reitet und dem Pferd dabei einen schönen Ausdruck(1) entlockt, der hat meine Hochachtung und dies empfinde ich dann eher als Augenschmauss, als eine komplette korrekt gerittene S-Dressur mit einer sicherlich schwieirigen Abfolge von Übungen, wo aber das Pferd in jeder einzelnen Übung weit unter der möglichen Schönheit bleibt, die es uns geben könnte. Um noch mal konkret das Video anzusprechen: wo z.B. seht ihr da auch nur ansatzweise einen ausdrucksvollen versammelten Trab?

Und ich denke da auch nicht kategorisch in Schubladen: wenn ein Reiter in der ganzen Prüfung oder auch nur in Teilen einer Turnierdressur sein Pferd in schönem Ausdruck(1) vorstellt (wobei das jetzt vom Reiten her kommen sollte und nicht bloss vom angeborenen Bewegunstalent des Pferdes), ziehe ich auch vor dem den Hut, trotz dass es innerhalb einer Prüfungsaufgabe ist. Aber wenn nicht ... warum sollte ich ?

(1) mit schönem Ausdruck meine ich nicht spektakuläre Hyperbewegungen, sondern die klassichen Attribute: Selbsthaltung, Leichtheit, Fluss, Impulsion, Rundheit, Kraft, aber auch Konzentration in Ruhe .
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ich finde auch nicht, daß man eine S-Dressur reiten können muß um sich mit Reitkunst zu beschäftigen, aber ich denke, daß ein Reiter sich handwerklich auf diesem Niveau bewegen muß, um an diese heranreichen zu können oder um gar verstehen zu können.

Vorher hat der Popometer gar nicht genug Input bekommen um die heeren Ziele wie Kadenz u.ä. zu erkennen, wenn sie unter einem "passieren". Das sind dann immer nur theoretische Vorstellungen, wie es sein könnte.
Natürlich darf man danach streben, aber es bedarf einfach einer gewissen Grundfähigkeit.
Versammelter Trab ? Nun, er ist da, er ist noch nicht stark gesetzt, er ist noch nicht kadenziert, aber das Pferd zeigt gemäß der RL nach denen das Paar hier sich nunmal orientiert, ein gewisses Maß an Hankenbeugung, ein gewisses Maß an Spannungsbogen, ein gewisses Maß an Aufrichtung.
Daß dies noch nicht so ausgeprägt ist, wie du es dir als Optimum wünschst, ist doch ganz nachrangig.
Wenn diese Bewegungsabläufe dem Pferd nicht so schwer fallen, wie z.B. einem schwunglosen Spanier, ist es deswegen doch nicht falsch- weil, die Punkte, die versammelten Trab ausmachen hier ja bereits gezeigt werden. Wenn ich z.B. das weiter vorne eingestellte Video mit Hubertus Schmitt mit diesem hier vergleiche, gefällt mir dieses letzte hier weitaus besser.
Bei dem anderen, wäre ich im Bezug auf " wir Nutzen die Talente" bei dir, bei diesem hier nicht.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Mmmh, ich finde das könnte ein sehr interessanter Austausch werden. Lohnt es sich dafür ein Thema aufzumachen?
Liebe Grüße, Sabine

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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Hi horsmän,
ich glaube, ich habe Dich verstanden und kann Deinen Standpunkt auch gut nachvollziehen, aber Reiten ist für uns alle halt so etwas ungemein Emotionales und da zählen eben gerade bei Filmen nicht nur objektive Maßstäbe.

Ich habe schon viele Male wahre Augenschmaus-Momente bei den unterschiedlichsten Pferden/Reitern erleben dürfen - und deshalb gerate ich jetzt schon in der Erinnerung ins Schwärmen: Momente in denen einfach alles gepasst hat, Pferd und Reiter sich wie verschmolzen bewegten, eine Erhabenheit und Eleganz präsentierten, die selbst unkundigen Zuschauern Bewunderung entlockte, einfach ein WOW! So etwas lässt sich normaler Weise über einige Minuten aufrecht erhalten (und wer filmt da gerade und fängt die optimale Stimmung ein?), ich jedenfalls habe noch keinen Reiter beobachtet, der 30 Minuten lang nur "Reitkunst" zeigen kann.

Und wenn ich mir nun vorstelle, dass solche Erlebnisse doch im Film festgehalten worden wären, wäre der ganze Zauber sicher nach einigen Wiederholungen und etlichen kritischen Posts hinüber. Ich habe mir jedenfalls für diesen Thread angewöhnt, dass ich die eingestellten Filmchen ein einziges Mal ansehe und dann für mich klar ist, ob es mir gefällt oder nicht - und da ist mir eigentlich egal, ob die Fußfolge bei 1:41 taktklar ist oder bei 2:15 die Nase mal HdS kommt - mir geht es um das erste Gefühl, so wie wenn ich einen Reiter live und ohne Einzelbild erlebe.

LG Lisa
Zuletzt geändert von Tossi am Do, 26. Jan 2012 14:38, insgesamt 1-mal geändert.
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
esge
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Beitrag von esge »

Tossi, so handhabe ich das auch. und genauso kann ich mich deiner Darstellung anschließen, dass es ja! Ritte oder auch Ausschnitte aus Ritten gibt die definitiv das Herz aufgehen lassen. wo man tief durchatmet und denkt: WOW, auch wenn ich es nie selbst erreiche, aber DAFÜR reite ich (Dressur).
Unter diese Kategorie fällt der hier diskutierte Ritt (für mich) nicht. Aber ich kann mir das richtig gut anschauen. Das ist harmonisch, das ist sauber, das Pferd präsentiert sich konzentriert und zufrieden und der Reiter sitzt schön und wirkt dezent ein. Also ehrlich - wenn alle turnierdressuren so wären, würde ich wieder anfangen mir welche anzuschauen. Und nur weil das Pferd kein verbauter Krüppel ist, steckt doch sehr viel solide Arbeit und auch reiterliches Gefühl in diesem Ritt, resp. in der Ausbildung, die dazu geführt hat. Leider habe ich allmählich das Gefühl, Horsemän, dass du einen sauberen Ritt auf einem anständig gebauten Pferd gar nicht goutieren kannst, nur weil das Pferd halt kein Krüppelchen ist. Glaub mir, ich habe es auch überwiegend mit sehr durchschnittlichen Freizeitzauseln zu tun, mein eigener eingeschlossen und ich weiß, wieviel Arbeit drinsteckt, damit diese Viechers auch nur halbwegs anständig geradeaus laufen können. Aber man MUSS es sich ja nicht so schwer machen. Und wer ein talentiertes Pferd sauber, gefühlvoll und über Jahre hinweg aufbaut, hat genauso meinen Respekt. Dass meine eigene Liebe halt eher den kleinen dicken Zwockeln gehört, ist ja mein Problem. :roll:

Josatianma, ich finde es immer schade, wenn fruchtbare Diskussionen abgewürgt werden, weil sie nicht ganz in den Kontext der Box passen.
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Meg
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Beitrag von Meg »

Jen, danke! So sehe ich es auch und ebenso all die anderen (ausser horsemän, dessen Argumentation ich schon lange nicht mehr folgen kann, aber bin auch kein Künstler...)

Für mich ist schon seit geraumer Zeit alles ein Augenschmaus, was nach (für mich) korrekter Reiterei aussieht (egal welcher Sparte). Da kann ich mich über ein korrekt gerittenes SH oder eine korrekte Trabverstärkung schon freuen wir Rumpelstilzchen. Das muss kein Pi Pa Po sein

Dafür gibt es einfach genug grottige Reiterei um sich über korrektes Reiten zu mockieren...

Stosse auf Friede Freude Eierkuchen an!
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amara
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Beitrag von amara »

Ich sehe das so wie saltandpepper - und mein geschätzter Trainer hat immer und immer wieder gesagt (und für mich auch recht gehabt):

Es kann nur der ein Künstler werden, der sein Handwerkszeug absolut sicher beherrscht. Und es gibt gute Handwerker, die keine Künstler sind. Aber es gibt keine wahren Künstler, die schlechtes Handwerk bezeugen.

Wenn jemand bei gutem Handwerk bleibt - meinen größten Respekt - auch ohne die Kunst. Wer aber Künstler sein will ohne Handwerk, oh je...
Wer diese Aufgabe einmal nachgeritten hat, der weiss wie SCHWER es ist, soetwas im Ablauf zu reiten. Die Schwierigkeit dieser S Dressur liegt wirklich nicht unbedingt in ihrem Ausdruck (sonst würde man ggf. die Übungen anders kombinieren oder andere auswählen, siehe GP!) - sondern sie liegt wirklich in der Technik. Und da nochmal, wer die Technik nicht beherrscht, kann kein Künstler sein. Man kann die Technik nur hinter sich lassen, wenn man sie bereits inhaliert hat!
Und ich kann das nur jedem empfehlen: Macht das mal auf eurem Niveau. Reitet mal "so eben" eine A Dressur, oder eine L Dressur. Selbst eine E Dressur... von der vermutlich viele behaupten dass sie das technisch beherrschen. Eine Aufgabe durchzureiten ist aber ein GANZ anderer Anspruch. Nicht mal eben warten können, bis das Pferd so weit ist um eine Volte zu zeigen. Sondern schon so gut sein, dass man die Volte wirklich DANN reitet wenn die Aufgabe das vorschreibt.

Ich kann nur jedem nahelegen das Aufgabenreiten auch außerhalb des Turniersports regelmäßig zu machen, es ist ein Garant für das Aufdecken von Fehlern, die einem vorher vielleicht wirklich entgangen sind... :oops: und es macht Spaß! Auch ohne Richter und Note.
Und ich sehe mir sehr gerne gute Handwerker an, weil man immens viel lernen kann. uU sogar wesentlich mehr als von einem Künstler.
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Beitrag von horsman »

amara hat geschrieben: Ich kann nur jedem nahelegen das Aufgabenreiten auch außerhalb des Turniersports regelmäßig zu machen, es ist ein Garant für das Aufdecken von Fehlern, die einem vorher vielleicht wirklich entgangen sind... .
auch das sehe ich nicht so. Fehler spürt man doch selbst ziemlich genau, ggf. sieht der Trainer das noch, wenn man mal zusammen arbeitet. Ob nu zB eine ganze Parade am Punkt oder 38,7cm danach kommt ist mir pers. völlig wurscht. Sie kommt dann wenn es passt und ob sie gerade nicht durchkommt, obwohl ich möchte, ob also die Durchlässikeit ev. im Moment nicht sehr gut ist, das merke ich doch und mache mir Gedanken darüber und wenn es mein Anliegen ist dies zu verändern dann tu ich das.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Horsmän: Vielleicht liegt genau da der Unterschied in der Sichtweise. Was mich angeht, möchte ich ein durchlässiges Pferd, was eben punktgenau auf die Hilfen reagiert. Für mich sind mittlerweile – z.B. bei einer TV-Übertragung – die Übergänge zwischen den einzelnen Lektionen auch viel mehr ein Prüfstein für das, was ein Reiter kann, als eine Pi oder Pa an beliebiger Stelle. Deshalb wäre es mir auch nicht egal, ob die ganze Parade nicht gleich vom Pferd angenommen wird, sondern erst einen halben Meter weiter…
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amara
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Beitrag von amara »

Ich bin mir sicher (natürlich für mich als Reiter gesprochen), dass du dann was verpasst horsmän. Und du glaubst gar nicht WIE VIELE Fehler einem durchrutschen können!
Fehler spürt man doch selbst ziemlich genau
DA muss ich deutlichst (!) widersprechen. Frag mal einen PK, einen Stahlecker, egal wen der wirklich sehr guten Reiter. KEINER käme auf die Idee zu sagen dass man Fehler doch so oder so ziemlich genau spürt - ja, 95% vielleicht wenn man brilliant ist (bist du das? Ich nicht, ich spüre vielleicht 60% höchstens...).
Für den Rest braucht man IMMER ein externes Auge (den Trainer) und eine Aufgabe die bestimmte Dinge überprüft.

Deine zitierte "Parade auf dem Punkt" ist im Übrigen Klassen L und aufwärts vorbehalten, nicht umsonst stehen in den Aufgaben darunter eher "zwischen X und E durchparieren zum Schritt" etc.
Die Aufgaben sind im Übrigen nicht wahlloses Würfel mit dem Lektionenwürfel gewesen, sie fragen ganz bestimmte Übergänge, Abläufe etc. ab. Das hat schon alles sehr seinen Sinn.
Darüber hinaus hat das Aufgabenreiten sehr häufig auch seinen Fokus auf einer GLEICHmäßigen Ausbildung, grade in den unteren Klassen. Wie viele Reiter (inkl. deren Trainer!) fokussieren Schokoladenübungen - oder im Gegenteil fokussieren nur noch die Probleme! Die Aufgaben sind ein ideales Feld um einmal abzuprüfen was passiert, wenn man nach MEHR gefragt wird als nur den Fokus-Sachen. Sie helfen wirklich, nicht bestimmte Gebiete zu vernachlässigen.

z.B. hatte mein WB eine echte Begabung für tolle Seitengänge. Je höher wir kamen umso mehr hat man natürlich die Problemstellungen (z.b. Galopp etc.) fokussiert. Trainer UND ich. Natürlich hat das - logischerweise - auch seine Berechtigung. Aber ab und an eine Aufgabe (im Unterricht z.B. !) geritten lenkt ab von der Fokussierung und führt hin zu einem größeren Bild. Und es tut wirklich gut, das größere Bild immer mal wieder vor Augen geführt zu bekommen... :D

Für mich ist es wie Cubano schon sagte - je weiter die Ausbildung, je enger und besser der Reiter mit seinem Pferd zusammenarbeitet und als Einheit funktioniert, umso durchlässiger ein Pferd ist, umso stabiler kann auf den Punkt geritten werden, umso brillianter ist eine Aufgabe.
Mir ist es _alles andere als wurscht_ wann eine Parade durchkommt, weil es eben eine deutliche Aussage darüber ist, wo ich gerade noch mehr als genug Baustellen habe. Und glaub mir, selbst der selbstkritischste Mensch neigt dazu, genau diese Abfragen zu verpassen.
Mal abgesehen davon dass in vielen Aufgaben Übergänge und Spielarten enthalten sind, die sich lohnen mal anzusehen.
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