Ein spannender Austausch!
Ich habe gerade übers Wochenende noch einmal Imke Spilkers Buch gelesen (danke, Knowi, für die Anregung

). Und ich war gestern abend richtig ein bissl frustriert. Es stellt so viel in Frage von dem, was ich tue, gerade auch jetzt in der Jungpferderziehung, in der ich schon auch klar Grenzen setze. Dieses ganze "Die Pferde entscheiden lassen" klingt so toll und ich würde es zu gerne tun. Aber ich zweifle doch daran, inweit das wirklich möglich ist. Mag sein, dass es auf einem rundumeingezäunten Gelände geht und wenn ich selbst auch noch Tierarzt und Hufschmied bin und keine Autos da sind usw. Aber sowie auch andere mit dem Tier zu tun haben, sowie es auch ein "außen" gibt, ist es unerlässlich, dass ich "bestimmen" kann. Und an diesem Punkt hakt es bei mir mit Spilkers Ansatz.
Vielleicht bin ich ja auch einfach "noch nicht weit genug", immerhin schien es mir früher auch unrealistisch, ohne Kopfstück im Gelände unterwegs zu sein. Dass ich das aber jetzt kann, hat viel mit dem Verhältnis von Aramis und mir zu tun und auch, dass er akzeptiert, dass ich letztlich das Sagen habe. Es ist ein Geben und Nehmen von Vertrauen, aber kein Abgeben von Verantwortung (die ich ja
immer habe).
Hinzu kommt, ob man den Pferden eigentlich wirklich einen Gefallen tut, wenn man keinen Rahmen setzt - und das bezweifel ich eben auch.
Ich werde mal schauen, ob ich ihre Emai-Adresse rausfinde, ich würde ihr wahnsinnig gerne einige Fragen stellen.
Dann noch kurz zum Parelli-System: Ich habe Birger Giesecke zum ersten Mal vor Jahren auf der Equitana gesehen. Hingefahren war ich wegen Monty Roberts. Ich hatte mich sehr auf den Mann gefreut und war dann mehr als schockiert über das, was ich gesehen habe. Ich kam verstört aus der Vorführhalle und sah dann Giesecke und Paul. Das schien mir wie eine Offenbarung nach der Sch..., die ich vorher gesehen habe.
Eine Weile später hatten wir dann einen Parelli-Kurs bei uns organisiert (mit Silke Valentin). Leider war für mich sehr schnell klar, dass das nichts für uns ist. Es gab so viele aus meiner Sicht und auch aus der meines Pferdes "unsinnige" Übungen. Erst machte ich noch mit, weil ich ja was lernen wollte, aber ich sah dann, dass mein Pferd immer weniger Bock auf all das hatte (und er ist bei solchen Sachen eigentlich immer begeistert dabei). Ich weigerte mich mit dem Karottenstick auf die Nase meines Pferdes zu kloppen (ich übertreibe hier nicht) und als dann noch eine dänische Ko-Trainerin vollkommen unangemessen aggressiv mein Pferd vor die Brust tat, war für mich klar, dass das nicht unser Weg ist.
Mein Eindruck war, dass diese Methode bei sensiblen und eher ängstlichen Pferden sehr schnell zum Erfolg führt, also dazu, dass das Pferd tut, was man will. Sie führt aber auch zu Unterwerfung und Kadavergehorsam.
Ich habe Paul dann noch mehrere Male live erlebt und mit jedem Mal fiel mehr mehr auf, dass da kein Leben mehr in diesem Tier ist.
Ich habe mir auch das Video hier nun noch einige Male angeschaut, auch gerade nach Euren Beiträgen. Ich sehe es immer noch so, wie ich geschrieben habe. Das ist eine kleine Maschine, die da auf Fingerzeig funktioniert. Als Entspannung empfinde ich die Pausen nicht, warum sollte es denn in eine solche extreme Ausruh-Postion (die mich an erschöpfte Pferde z.B. nach einem Distanzritt erinnert) verfallen, wenn ihm die Sache Spaß macht? Wenn Pferde untereinander spielen, machen sie doch solche Pausen auch nicht, in denen sie komplett in sich fallen. Zum Schweifschlagen und zur Haltung ist ja auch schon einiges gesagt worden. Nein, für mich ist das kein Pferd, das spielt, kein Pferd, das strahlt, sondern eines, dass gehorcht und funktioniert.
Wie immer, denke ich, führen viele verschiedene Wege zum Ziel und man kann aus allen Methoden irgendetwas mitnehmen. Ich finde es nur ganz wichtig - und das bezieht sich sowohl auf die Handarbeit als auch das Reiten - sich immer wieder klarzumachen: nicht alles, was geht, sollte man auch tun.
Grüßle an alle,
Medora