Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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sab
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Beitrag von sab »

Hallo,

eigentlich habe ich jetzt keine Lust mehr zu dieser Diskussion aber Vallegro ist NICHT auf den Kopf gestellt. Ein auf den Kopf gestelltes Pferd sieht deutlich anders aus.

LG

Sabine
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Im Gegensatz zu Paula sehe ich die beschriebene Nickbewegung eben doch rausgelassen, daher kommt ja eine konstante Anlehnung und auch das Pferdemaul ist nun alles andere als untätig.

Im Video von Melli gefällt mir manches gar nicht schlecht, ich wundere mich nur wieso vierzügelig geritten wird, wenn der Kandarenzügel immerzu durchhängt - Alibifunktion? Wieso dann nicht gleich auf Trense geritten? Und das Verwerfen im SH mag ich nicht, vielleicht wäre ein Hauch weniger Abstellung und weniger Stellung insgesamt doch förderlicher!?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Paula hat geschrieben:
Wieso ich da nun drauf komme? Weil im Video das Pferd auf dem Kopf geritten wird..
Weil man das heute so sehen will...
Sorry Paula, aber das ist wirklich Quark !
Das Pferd ist nicht auf den Kopf geritten, es wird lediglich in seinem Zug nach vorne deutlich begrenzt. ( für meinen persönlichen Geschmack zu deutlich, aber das tut hier nichts zur Sache) .

Auf dem Kopf bedeutet aber, daß das Pferd keinen Zug mehr nach vorne hat, sondern nur noch nach unten auf die Hand drückt bzw. das Genick "zumacht" und auf Nachgeben hin nicht mehr öffnet. Das ist nun hier aber, wie man unzähligen Sequenzen sieht, nicht der Fall.
Kleine feine Unterschiede, mit großen Auswirkungen auf Balance und muskuläre Gesamtzusammenhängen...
Paula

Beitrag von Paula »

Ansichtssache, in meiner Auffassung ist das Pferd auf den Kopf geritten, da es nicht mit dem Genick dauerhaft als höchsten Punkt geht.Vorbildlich das Video mit Melli, hier ist das die meiste Zeit gegeben.

Dazu Seunig auf seite 320 aus: "Von der Koppel bis zur Kapriole"Verlag Sankt Georg Erna Marschall 1943
"Genick und Maul müssen stets die Möglichkeit haben, noch nach hinten nachgeben zu können.Das wird aber nur der Fall sein, wenn die Nasenlinie etwas vor der Senkrechten steht und das Genick den höchsten Punkt der oberen Halslinie bildet."

Im Video war das oben zitierte nicht gegeben, wenn dies nicht gegeben ist und das Pferd nicht gegen oder über den Zügel geht,
dann ist das in unserer Auffassung ein Pferd das auf dem Kopf geritten wird, das gibt es in versch.Ausprägungen.
Ein Extrem wäre Totti.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Das Pferd aus Mellis Video habe ich auf der Equitana in "ungeschnittener" Version gesehen, das war kein schöner Anblick. Es war über gut 15 oder 20 Minuten der Vorstellung dauerhaft über dem Zügel mit rausgedrücktem Unterhals, der Zügel sprang die ganze Zeit, es hat ununterbrochen mit verworfenem Genick hektisch kampfgekaut (die Ansätze dazu sieht man auch auf dem eingestellten Video), es lief permanent auf mehreren Hufspuren, der Rücken war komplett festgehalten, was auch gar nicht anders geht, wenn vorne so ein Krampf herrscht. Ein absoluter Schenkelgänger, was nur aufgrund der sehr geschmeidgen Bewegungen des Pferdes nicht zum Davonlaufen aussah. Ich habe die ganze Zeit das Bedürfnis gehabt zu rufen: "Nun biete dem armen Ding doch mal eine freundliche, ruhige Hand an, an die es sich vertrauensvoll herandehnen kann!" Auf dem hier eingestellten Video sind hübsche Mini-Sequenzen zusammengeschnitten, da fällt das nicht so auf.
Piaffiert ist es allerdings wirklich schön.

Als dolle Alternative zu dem Video von Valegro kann ich das aber nun wirklich nicht betrachten.
sab
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Beitrag von sab »

Danke Rapunzel, das habe ich beim Anschauen auch gedacht- den festen Rücken sieht man auch bei dem offensichtlich sehr geschickt zusammengeschnittenen Video. Es ist überhaupt kein ernsthafter vergleich zu dem schön gerittenen Vallegro ! Und dieser springende Kandarenzügel ist schrecklich.

LG

Sabine
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Danke Rapunzel!
Es reicht halt nicht immer "nur" auf die Nase zu schauen!
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
sab
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Beitrag von sab »

Aber die Welt wird so viel einfacher, wenn man nur auf die Nase gucken muss.... 8)

lG

Sabine
Paula

Beitrag von Paula »

die Sequenzen in dem PK Video sind OK, das schreibst du ja Rapunzel,
hübsche Szenen schreibst du selbst.

ich kenne die Dame nicht persönlich, schade dass es nur Momente sind wo das Pferd so geht. Unter diesen Umständen nehme ich natürlich gerne zurück dass sie mir besser gefällt als der Meister. PK würde ein Pferd nicht in der Art vorstellen wie du es live gesehen hast.

Aber bei ihr hier im Film gibt es schöne Momente wo das Pferdmit dem Genick am höchsten Punkt geht, die Drosselrinne sichtbar ist, der Unterhals nicht angespannt, so will ich das sehen.
Hier hat das Pferd dann die Möglichekeit auf Grund einer Parade im Genick nach hinten nachzugeben sich mehr aufzunehmen für einen Moment, sich vermehrt zu sammeln. Hier wird das Pferd mit der Hand nicht gebunden.
Paula

Beitrag von Paula »

wenn man weiß wie sie wirklich das Pferd ritt, sieht man schon ,ahnt man die Ansäzte von dem was du beschreibst,Rapunzel.Zugegeben.
Aber wenn wir uns auf die schönen Bruchteile konzentrieren, kann man auch sehen was ich ausdrücken will und Melli.

Während ich solche Momente bei dem anderen Film vermisst habe.
minou
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Beitrag von minou »

Auf der DVD von PK sieht man fast die ganze Reiteinheit der Beiden. Soviel ich mich erinnere, war da nix zusammengeschnitten. Mir gefallen die Zwei trotzdem sehr gut.
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
Motte
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Beitrag von Motte »

Ich frage mich, wie ein derart springender Kandarenzuegel weich, fuehlend sein kann??
Wenn ich mit so einem Geschlacker wirklich mal bewusst einwirken will, muss ich entweder mit der Hand rückwärts einwirken (also auchitdem Trensenzuegel), oder ich bin grundsaetzlich zu spät mit meiner Reaktion/Einwirkung. Und nein, auch dazu braucht's keine Zitate aus schlauen Büchern - da reicht eigentlich der gesunde Menschenverstand und zudem die Erfahrung, wie es ist auf Kandare zu reiten....
horsman
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Beitrag von horsman »

@motte
ich hab´s noch nicht gesehen, aber auch hierzu ganz allgemein: Stichwort "main fixe"

Und mal unter uns: schau mal (auf Stichen, Bildern und Plastiken) wie die alten Meister die Kandare führten: da standen die Zügel nicht an, sondern Durchhang war gewollt. Ob das alles sooo schlecht war und wir heute sooo gut ? ...

Ein springender Zügel kombiniert mit einer teils rückwärts wirkenden Hand ist aber in der Tat eine kleine Katastophe (falls es da so sein sollte)
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
sab
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Beitrag von sab »

Ich kann überhaupt nicht weich einwirken mit schlackernden, springenden Zügeln - das ist physikalisch ein Ding der Unmöglichkeit. Es heisst nicht umsonst <Anlehnung> und nicht <Durchhänger >.

LG

Sabine

P.s:: ich werde in diesem Leben nicht mehr begreifen, was man dieser Art der Reiterei auch nur im Leisesten abgewinnen kann.
horsman
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Beitrag von horsman »

mit Kandare sieht die Sache anders aus.
Nicht umsonst gibt es lange Kandarenhebel: nicht für mehr Zügelziehkraft, sondern für langsame Wirkung. Aber das kennt heute kaum mehr einer. Schlackern darf und schlagen tut der Zügel dann übrigens auch nicht (wenn gut ausgeführt).

Und ab einem gewissen Ausbildungsgrad wirkt auch nicht mehr der Reiter ein, sondern das Pferd holt sich die Einwirkung an der still stehenden Hand selbst. Und das funktioniert sogar. :D Voraussetzung natürlich: Selbsthaltung, Balance, (also auch Geraderichtung), Impulsion und ein losgelassenes Pferd incl. losgelass. Maul und Genick und ein Reiter, der gut sitzen und gut mit seinem Körper einwirken kann und das Prinzip der "main fixe" praktizieren kann. Aber in der Tat, ist das schon die höhere Kunst. Wenn das nicht gut ausgeführt ist, ist es auch wieder bloss Mist.
Zuletzt geändert von horsman am Do, 03. Mai 2012 12:53, insgesamt 1-mal geändert.
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