Für mich bedeutet "Lösen" oder " Aufwärmen" , dass das Pferd schonend und sinnvoll seinen Körper bewegt, lockert und sein Hirn mental auf den Dialog mit mir und seinem Körper einstimmt. Das " sich -tragen-lassen" am hingegebenen Zügel zählt für mich nicht dazu, wenn hierbei kein "reiten" - sprich keine Kommunikation stattfindet.
Es kann dienlich sein, um sich selbst zu sammeln, auf die Kommunikation mit dem Pferd einzustimmen.
Für mich ein absolutes NO GO ist das Herumeiern in der Bahn, Telefonierend und mit Freundinnen plappernd, ohne Sinn, ohne Draht zum Pferd nur mit der Maßgabe, irgendwie die 10-20 Minuten Schritt zu überbrücken, bis es "losgeht".
Über die Abfrage des gesamten Bewegungsspektrums des Pferdes in ruhigem Schritt und im Rahmen seines Ausbildungsstandes, mobilisiere ich den ganzen Körper des Pferdes und stimme gleichzeitig die Hilfen / die Kommunikationsmittel mit dem Pferd ab.
Je intensiver und präziser ich mit einem Pferd arbeite, je weiter fortgeschritten sein Können ist und je größer mein Anspruch an Präzision, um so anspruchsvoller ist auch das Lösen.
Desweiteren bestimmt- wie Sandra so treffend schreibt- der Charakter und die Körperlichkeit des Pferdes das Vorgehen doch sehr stark. Will sagen, wie erhalte ich beim Pferd die beste Kommunikation, Konzentration, Leistungs- und Mitarbeitsbereitschaft ?
Ich muß auf seine individuellen Bedürfnisse eingehen !
Habe ich ein Pferd, das älter, steif, mglw. Arthrose geplagt ist ? Dann muß ich dies berücksichtigen und dem durch anspruchslosere Linienführungen, eher untertourige Tempi und sehr vorsichtige Arbeit Rechnung tragen.
Habe ich ein Power- Power-Power-Pferd unterm Hintern, würde langes im Schritt Herumgekringel dieses möglicherweise komplett verärgern, nerven und die Losgelassenheit in unerreichbare Ferne rücken. Ein solcher Kandidat braucht Bewegung, frische Tempi mit wenig Anspruch auf höchste Präzision, dafür um so mehr Schwerpunkt darauf, die Energie sinnvoll zu kanalisieren und kontrollieren zu können.
Habe ich ein schlaffes, antriebsarmes Pferd mit wenig Tonus? Hier muß ich Dynamik und Spannung vorbereiten und eher in Richtung Kraftentwicklung gehen- das beginnt auch schon im Lösen.
Habe ich einen rotzfrechen Flegel, der übereifrig und eher undiszipliniert, denn wirklich bewegungsbedürftig ist ? Hier muß im Lösen größter Wert auf Gehorsam, Präzision und Zuhören gelegt werden.
Die gesamte Arbeit muß doch zum Pferd passen und das fängt beileibe nicht erst in der "Arbeitsphase" an- schließlich dient die "Lösungsphase" ja der Vorbereitung derselben.
Aus diesem Grund kann ich ehrlich gesagt, die hier geführte Diskussion teils nicht ganz verstehen.
