Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Hier ist noch eins von zwischen den beiden bisherigen Videos. Da guckt der Schniedel auch ein bisschen raus. Mannomann, das Gangbild von dem Pferd von vorne ist ja mehr als abenteuerlich - Bewegunsgotik vom Feinsten. Die Schulterfreiheit ist schon sehr gut, aber hier wirkt es irgendwie, als würde die Verbindung zwischen Vorhand und Hinterhand nicht stimmen. Der Hintern wackelt so ein bisschen hinterher. Und der Schritt, oh weh, oh weh, da hat der Bub nicht gerade "hier" gerufen, als im Genpool der Schritt vergeben wurde ...

http://www.youtube.com/watch?v=nRz073RbbMY
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Der Richterkommentar zum Schluss ist auch sehr interessant, leider stark von der Musik übertönt.
Gast

Beitrag von Gast »

Wenn man aus der Warmblutszene kommt, wie ich, dann ist der Schritt von Pferden spanischer Herkunft eher "gewöhnungsbedürftig". Da muss man wirklich andere Maßstäbe anlegen. Aber dennoch erscheint der Schritt hier doch sehr gebunden.

Gemäss des aktuellen Zuchtzieles für Pferde reiner spanischer Rasse (PRE) ist der Campaneo nicht mehr erwünscht. Daher würde ich ein solches Pferd nicht erwerben wollen. Weder für den Einsatz im Sport und noch viel weniger für die Zucht.

Problematisch bei Fiero HGF erscheint mir, dass der Campaneo so stark ausgeprägt ist, dass das ganze Pferd ins Schwanken gerät. Eine Beurteilung des Bewegungsablauf unter turniersportlichen Aspekten wird daher wohl immer schwierig bleiben.

Ich will es einmal anders sagen:
Ich würde dieses Pferd nicht kaufen.
Weder als Sportpferd.
Noch viel weniger für die Zucht.

Würde ich dieses Pferd verkaufen, dann nur als Wallach!
Damit dem aktuell geltendem Zuchtziel für PRE Folge geleistet werden kann.

Das einzige positive Bild hinterlässt für mich der Reiter, der es ausserordentlich geschickt versteht, ein derart schwieriges Pferd so gelassen durch die Prüfung zu manöverieren.
Bei einem weniger gelassenen Reiter dürfte das Ergebnis noch sehr viel katastrophaler ausfallen.
Durch seinen ruhigen und geschmeidigen Sitz vermittelt dieser Reiter dem Pferd die Sicherheit, die es braucht.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ich kann die Kritikpunkte so gar nicht teilen. Ich finde das Pferd läuft seiner Mechanik entsprechend gut ! Das sehr ausgeprägte Campaneo ist bei diesem Pferd auffallend und verfälscht den Eindruck. Wenn man die Aufnahmen von der Seite betrachtet, sieht man, daß das Pferd ganz reell hinten mittritt. Nein, mir gefällt das !
Der Reiter macht das großartig ! Dieses Pferd zu balancieren und zu takten ist eine echte Aufgabe !
Nachtrag : oh überschnitten Treuehusar - ja, genau so ehe ich das auch ! Kein Pferd, das ich haben müsste, aber in seinen Möglichkeiten optimal vorgestellt und gefördert !
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

s&P:
ist vielleicht anders rübergekommen, aber VORNE stört mich gar nichts, diese Schaufelei hat das Pferd halt, das "ignoriere" ich, aber hinten gefällt mir die Ungleichheit der Tritte u.a. nicht.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Welche Kritikpunkte, SP?
Dass das Pferd für einen Vierjährigen arg rangenommen wird?

Ich finde den Reiter auch sehr gut und die Entwicklung des Pferdes generell auch. Und interessant, dass ein Reiter dieses Kalibers sich so ein Pferd unter den Hintern schnallt und damit auch Jungpferdeprüfungen geht usw. Schade, dass auf dem neuesten Video kein Schritt zu sehen ist, mich würde interessieren, was er da erreichen kann.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Finchen hat geschrieben:s&P:
ist vielleicht anders rübergekommen, aber VORNE stört mich gar nichts, diese Schaufelei hat das Pferd halt, das "ignoriere" ich, aber hinten gefällt mir die Ungleichheit der Tritte u.a. nicht.
Finchen, das "Schaufeln" vorne kann man nicht ignorieren, denn es bedingt die Mechanik der Nachhand.
Wer hat immer die "ganzheitliche Betrachtung" so hochgehalten ?
Gast

Beitrag von Gast »

@ Rapunzel:

Dieser Reiter stellt das Pferd nicht freiwillig vor.
Das Pferd gehört ihm nämlich nicht, sondern seinem Trainer.
Es ist davon auszugehen, das der Reiter in einem Angestelltenverhaeltnis zu seinem Trainer steht.

Anders ausgedrückt:
Weigert sich der Reiter, dieses Pferd vorzustellen, wird er sich wohl einen neuen Job suchen dürfen.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Kleenes: Der hat eine spektakuläre Vorhandaktion, aber sehr ungleich, greift rechts viel weiter vor als links und die Hinterhand leistet nicht unbedingt das, was die Vorhand verspricht. Außerdem stimmt es mich bedenklich, wenn ich mir dieses Video hier ansehe: http://www.youtube.com/watch?v=ANPs8A_8wf4
Ich meinte z.B. das hier, Rapunzel.
Ob die Lektionen verfrüht sind ? Nun, darüber kann man sicher streiten. Ich persönlich reite Pferde gar nicht vor 4 bzw. 5 an. Daher : natürlich finde ich das zu früh.
Aber, wenn ich mir das Ausbildungsergebnis bis dahin betrachte, ist das alles ganz sauber und angemessen aufgebaut, sonst würde sich das Pferd so nicht zeigen.
Ich finde auch das, was bei uns so allenthalben von 3-Jährigen in Auktionen verlangt wird völlig unsäglich- und im Vergleich ist das hier Qualitätiv im Hinblick auf tatsächliche Förderung und Ausbildung um Welten besser !
In soweit finde ich den Ausbildungsweg, der hier gegangen wird - unbesehen des Alters- angemessen, ich persönlich wünschte mir, das Pferd wäre im ersten Clip 5 und im zweiten 7.
Ansonsten : GROSSARTIG !
Motte
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Beitrag von Motte »

Hm.

Zuerst mal: den Reiter finde ich klasse!

Zum Pferd:
Wie soll ich's sagen....
Es ist halt nicht jedes Pferd für's Turnier-Viereck gemacht.
DER hier, ist es - meiner Meinung nach - definitiv nicht.
Da wird immer unglaublich viel Aufwand betrieben werden müssen, um ein "annehmbares" Ergebnis zu erreichen.
Ist es das wert?
Ist da nicht die Gefahr viel zu groß, dass der relativ schnell "verschlissen" wird?
Nur meine Gedanken dazu....
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Na ja, er tritt aber tatsächlich ungleich, wobei das in dem ersten Video noch viel stärker ist (hinten).

Dass das Pferd aktuell nicht überfordert ist, sehe ich auch so, aber langfristig ist das sicher gerade bei der ausgeprägt schrägen Bewegungsmechanik des Tierchens nicht gesund.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Dafür sehe ich keinen Grund. Das Pferd wird optimal gefördert. Die Mechanik ist in sich stimmig. Der etwas untaktige Grundgang trägt dem Rechnung und wird nach und nach sehr gekonnt angepasst.

Der kleine Mann wäre ein früher absolut bewährtes Modell gewesen - auch und gerade im Hinblick auf die Mechanik, denn solche Pferde sind für den Reiter unglaublich bequem, sind im Rücken sehr belastbar und stark und können höchst ökonomisch lange Strecken traben und galoppieren- dafür sind die gezüchtet ( worden) . Ein echtes Campaneo zeichnet sich dadurch aus, daß die Drehbewegung ausschließlich in der Schwungbeinphase zum tragen kommt, diese Pferde drehen NICHT am Boden ( wie es bei fehlgestellten Pferden der Fall ist) .
Somit ist ein Pferd mit echtem Campaneo nicht mehr dem Verschleiß ausgesetzt, als jedes andere Pferd auch. Es sieht nur anders aus, wenn es läuft und es schwingt mehr seitlich- was ein höchst angenehmes Sitzgefühl bietet.
Daß im Hinblick auf die Schwungfähigkeit heute dieses Zuchtbild nicht mehr erwünscht ist, steht auf einem anderen Blatt.
Früher war so ein Pferd hochgeschätzt!
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Motte hat geschrieben: Da wird immer unglaublich viel Aufwand betrieben werden müssen, um ein "annehmbares" Ergebnis zu erreichen.
Ist es das wert?
Ist da nicht die Gefahr viel zu groß, dass der relativ schnell "verschlissen" wird?
Nur meine Gedanken dazu....
Mal kurz ab vom Turniergedanken. Solange die Lektionen das bringen, was ich sehe, wenn ich die Videos vergleiche, sehe ich die Gefahr von Verschleiss nicht - eher im Gegenteil. Wenn man das Dreijährigen-Video mit den letzten vergleicht, sieht man ja sehr deutlich, dass die Belastung von der VH weggeht, weil die HH mehr ans Tragen kommt. Das finde ich angesichts der aufwendigen Vorhand-Mechanik ausgesprochen gesundheitsförderlich.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich hab selbst ein Modell mit (wie ich bisher fand) ausgeprägtem Campaneo, der ist jetzt 21 und tipptopp auf den Beinen, aber gegen den da im Video läuft meiner gerade und gleichmäßig und schufelt tatsächlich nur in der Luft herum. Allein wie die Beinchen von Fiero den Boden berühren und wieder verlassen sieht schon sehr ungesund aus im Hinblick auf die Scher- und Fliehkräfte, die da auf vergleichsweise zarte Gelenke einwirken. Der dreht nämlich sehr wohl am Boden. Und von einem starken Rücken kann da wohl auch kaum die Rede sein. Ich finde auch, dass der Reiter ihn sehr gut fördert und im Prinzip gesunderhaltende Arbeit macht, nur halt zu viel und zu früh, was es dann wieder nicht so gesunderhaltend macht.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Nun, Rapunzel, da sehen wir offenbar unterschiedliche Dinge...
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