Ja, so ist es Jen !Jen hat geschrieben:Ich halte weder etwas davon sich für den korrekten Sitz "zu quälen" noch es einfach als "gegeben" hinzunehmen, dass man gewisse Dinge halt nicht kann (ausgenommen, es sind tatsächlich körperliche Beschwerden, welche den Menschen behindern). Ich wiederhole mich gerne nochmals, ein guter Sitz muss sich entwickeln. Was den Reiter daran hindert, ist nicht fehlende Kraft, Beweglichkeit oder Dehnbarkeit. Es braucht keine anstrengenden Übungen dazu, man muss sich nicht bis zum Schmerzpunkt quälen. Das ist völliger Unsinn.
Was den Reiter hindert sind Gewohnheit und Körpergefühl. Das Nervensystem, das Hirn, welches die Muskulatur steuert (Koordination!), hat gewisse (falsche, ungünstige) Bewegungsmuster mit dazugehörigem Gefühl abgespeichert. Diese zu ändern bedarf einer gewissen Zeit. Denn es muss sich auch das dazugehörige Körpergefühl neu abspeichern. Ich gebe hier das Beispiel eines Reiters, der sich zb. angewöhnt hat, etwas nach vorne zu kippen oder etwas nach hinten zu lehnen. Korrigiert man diesen Reiter in die Senkrechte, hat der Reiter oft das Gefühl, er lehne nun nach hinten bzw. nach vorne. Oder der RL der den Reiter schon zig mal daran erinnert hat, die Hand mehr zu tragen und 10 Sekunden kippt sie wieder nach unten. Warum? Weil sich sein Gleichgewichtsorgan und seine Muskelspannung an etwas anderes gewöhnt ist. Dies kann man nicht von heute auf morgen ändern. Und was nicht von der eigenen Wahrnehmung wahrgenommen wird, existiert für den Reiter nicht. Und dies im Gesamtkontext umzuprogrammieren, dass die alte ungünstige Gewohnheit nicht einfach durch eine neue aber immer einfach anders ungünstige Gewohnheit ersetzt wird, bedarf einer Anleitung eines entsprechend geschulten Lehrers. Und davon können auch körperlich behinderte Reiter enorm profitieren. Denn grundsätzlich haben auch diese das gleiche Problem mit der Bewegungsteuerung, wie jeder andere auch. Das ist tägliche konsequente (aber nicht harte und schweisstreibende) Arbeit.
Ein von mir oft gewählter Satz, bei einem Reiter, der nach vorn fällt- um nur ein Beispiel zu nennen : " Noch ein bisserl nach hinten... noch ein bisserl... wenn du das Gefühl hast, du liegt flach auf der Kruppe, ist es recht !"

Das gefühlte 100 mal / Stunde für 2 -3Wochen wiederholt und schon klappt´s
