Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Eure analytische Betrachtung ist ja sehr spannend.
Ich weiß nicht, ob ich alles verstanden habe, aber interessant ist es auf jeden Fall.

Bisher erhöhe ich bei der hP einfach für einen kleinen Moment meine Körperspannung und lasse die dabei im Pferd "gesammelte Energie" gleich wieder ein kleines Stück weit nach vorn raus. Ob das nun so "richtig" ist, weiß ich nicht, es scheint das Pferd aber mehr zu schließen und auf Neues vorzubereiten.
Genau wurde mir die halbe Parade aber eigentlich nie erklärt.
alimat01
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Beitrag von alimat01 »

Mei Leute, das ist echt spannend hier. Ein dickes Danke an all die, die hier so fließig erklären!!!
Ich bin da grade so am Überlegen, wie ich gestern eigentlich meine halben Paraden geritten bin.... Ich merke, genauso wie der Sitz hat sich auch das entwickelt. Nebulös finde ich es nur, wenn man es nur zu beschreiben versucht und noch nicht gespürt hat. Ich erinnere mich, als von Neindorff uns zwölfjährigen was vom Orchester der Hilfen erzählt hat. Schon klar....dachte wir uns da. Heute finde ich den Ausdruck so passend!

Und ja, es wird meist falsch gelehrt - gestern erst sagte mir jemand, dass halt der Sattel nach Vorne rutsche, wenn man man bei einer hP vorne mal ordentlich hinlangen müsste....puh....äh... :shock: :shock:

Zum Thema Kommunikation (hat Jen eigentlich ja schon gesagt)
Hormsän, Pferde brauchen eine deutliche Kommunikation. Aber es ist eine andere als die, wenn Du in Worte fassen magst, was hP ist. Pferde können sehr wohl mit Bildern!! Bzw. ich als Reiter. WEnn mir auf dem Lehrgang gesagt wird: Stell Dir vor, dass der in der Piaffe vorne größer wird, mehr aus dem Widerrist kommt - dann klappt das! Klar, weil ich etwas anders mache, auf was mein Pferd reagiert - aber ich mache es, weil ich ein Bild habe- nicht, weil ich es beschreiben könnte (da muss ich immer erst nochmal in mich gehen) In dem Moment taugt mir aber keine exakte genaue Erklärung. Da muss ich halt fühlen (versuchen wenigstens)
Motte
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Beitrag von Motte »

Die Beschreibung dessen, was eine hP ist, ist ja ein Momentaner Zustand, das Ergebnis sozusagen.
Und dafür kann es keine eindeutige "Gebrauchsanweisung" geben, weil es da einfach viel zu viele Nuancen gibt.
Die hP orientiert sich ja am gerittenen Ergebnis: erfolgt die Rückführung aus dem Zulegen in den Arbeitstrab beispielsweise flüssig, ohne Stocken und Taktverlust und Geziehe, war die hP gut ausgeführt. Erfolgt das Angaloppieren ohne Raushebeln, schön nach oben gesprungen in die Hand und ruhig, war die hP ebenfalls gut. Wie dann genau im Einzelnen die hP genau ausgeführt wird, ist situationsabhängig und natürlich auch abhängig vom Ausbildungsstand des Pferdes/Reiters.
Das ist wirklich etwas, was man als Gefühl abspeichern muss.
horsman
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Beitrag von horsman »

Max1404 hat geschrieben: 1) Da braucht es auch keine neuen Wortschöpfungen wie "halber Halt". Ich finde die englische Übersetzung der halben Parade, half halt, sehr begrenzt. :wink: Der französische Arret oder Demi Arret ist (so jedenfalls die Beschreibungen bei PK oder Racinet) erheblich begrenzter einsetzbar als die halben Paraden in der deutschen Lehre.


2) Ich verstehe weiterhin überhaupt nicht, warum Du das gleichzeitige Einwirken von Hand und Bein (und Gewicht) als nebulös empfindest, denn der Effet d'Ensemble wird von Baucher und seinem Schüler Kerbrech (und auch von Oliveira) sehr exakt beschrieben. Seine höchste Ausprägung findet er in der völligen Unbeweglichkeit des Pferdes, aber davor gibt es zahlreiche Abstufungen, um z. B. die Form des Pferdes zu verändern oder um das Pferd besser ins Gleichgewicht zu bringen. Wie die halben Paraden auch.
ad 1)
naja, Reiter der Völker, die bloss "demi arret" oder "half-halt" kennen, haben aber auch schon hin gekriegt, Pferde im Sinne der klassischen Dressur auszubilden. Mir pers. reicht dies auch. Da verzichte ich dann mal auf die dt. hP. :lol:

ad 2)
ei, ei, ei,
auch der Effet Ensembe (nach Baucher, Racinet, Oliveira) ist eine ziemlich einfache Kiste, wenn man das man ordentlich erklärt und gezeigt bekommt. Das must Du mir nicht erzählen, das nutze ich seit Jahren. Aber einen dt. Reiter habe ich das noch niemals nutzen sehen, und wenn ich ihm zeige was das ist, würde er es nicht begreifen, mich fragend anschauen, ggf. ausschimpfen (wenns ein FN-Reitehrer ist) und schon mal überhaupt gar nicht mit seiner hP in Verbindung bringen. Das was die dt. RL zur hP beschreibt wäre, wenn es darum ginge den EE auszüführen sehr nebulös.
Ja (!) - es gäbe sicher auch hier einen Anknüpfungspunkt, aber ich glaube das würde die dt. FN-Reiterseele noch nicht verkraften. Da fangen wir jetzt besser nicht mit an. :wink:

Und es ist auch nicht das was man beim "halb-halt" tut, ausser (zumindest wenn man ihn in Bewegung nutzt) das es das selbe Ergebnis, nämlich "Re-balance" zum Zweck hat. (Übrigens wäre der EE auch eine Lösung für den grossen Brauen da bei JB, der den WR nicht oben hat)
Zuletzt geändert von horsman am Mi, 30. Jan 2013 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
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alimat01
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Beitrag von alimat01 »

So wie ich das sehe, sind hier einige deutsche und deutschsprachige Reiterseelen dabei, die das sehr wohl verkraften!
Und die v.a. z.T. ganz schön viel verstehen.

Dieses "Die FN ist böse, uneinsichtig und zu blöd nur die Franzosen haben Recht und ich schlage die Brücke" hat jetzt dann jeder hier gehört.
Horsmän, es ist eine tollen Diskussion hier entstanden, aber ich persönlich finde die FN- Verteufelung manchmal echt ein wenig ermüdend.

Vielleicht hast Du noch nicht den richtigen FN`lern zugegeuckt? Oder dich nur mit den falschen unterhalten? Oder die hP bzw. "effet d`ensemble" nicht gesehen?
Ich geb ja zu, dass es viele unschöne Bilder gibt. Aber nicht nur. Und es gibt auch verantwortungsvolle RL, die sich was denken!
horsman
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Beitrag von horsman »

sab hat geschrieben: Und , wie hältst Du denn an wenn nicht in der von Dir so abschätzig beschriebenen Weise ?I

Sabine
Entweder mit EE (wie zB bei Oliveira abgebildet) oder indem ich eine mit dem Rücken synchronisierte verhaltene Handhilfe (Stichwort main fixe) gebe (wobei bei zunhemender Verfeinerung der Kommu. mit einem Pferd der Rücken zunehmend mehr spricht als die Hand). Wie auch sonst?

Und wo hab ich etwas abschätzig beschrieben?

Nur: ich brauche zum Anhalten keine vortreibende Beinhilfe! Wozu? Ich will ja anhalten. Ich könnte sicherlich das anhalten zuvor mit "half-halt" vorbereiten, damit das anhalten aus einer zuvor gut balancierten Haltung heraus gelingt. Ok, Dann tu ich erst das eine (half-halt ausführen) und dann das nächste (anhalten). Da muss ich kein "Konzert" von veranstalten.
Zuletzt geändert von horsman am Mi, 30. Jan 2013 13:07, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag von horsman »

alimat01 hat geschrieben: Vielleicht hast Du noch nicht den richtigen FN`lern zugegeuckt? Oder dich nur mit den falschen unterhalten? Oder die hP bzw. "effet d`ensemble" nicht gesehen?
Ich geb ja zu, dass es viele unschöne Bilder gibt. Aber nicht nur. Und es gibt auch verantwortungsvolle RL, die sich was denken!
Doch natürlich hab ich das.
Und ich hab auch nix gegen gute, gefühlvolle reitende dt. Reiter. Nicht mal auf einem Turnier :wink: . Was soll das?
Ich hab auch nix gg. die dt. hP. Ich wende sie ja an, wenn ich den "halb-halt" anwende. Aber einen Effet Ensemble wie Oliveira ihn zB ausführte kommt in der dt. Lehre nunmal nicht vor. Das ist auch kein Drama, ich kann ihn ja dennoch nutzen :wink:
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Janina
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Beitrag von Janina »

Habe jetzt gerade nicht die Zeit, einen entsprechend langen ( :P) Beitrag zu verfassen, bin aber grundsätzlich horsmäns Meinung.

PK meinte mal, dass die dt. halbe Parade toll ist... bei einem Pferd, das entsprechend weit und fein genug ausgebildet ist sie zu verstehen. Das ist es seiner Meinung nach erst, wenn es für die Piaffe bereit ist. ERST dann kann man nämlich die vorwärtstreibenden Schenkel- und die verhaltenden Zügelhilfen wirklich fein genug dosieren. Vorher muss man die einzelnen Bestandteile erklären, alles andere führt zu Missverständnissen in die eine oder andere Richtung.
Genau an diesem Punkt wird es mit der deutschen Lehre aber schwierig, weil sie die halbe Parade für viele verschiedenste Dinge (s.o.) nutzt, die aber lange vor der Piaffe kommen.
Und DAS steht auch nirgendwo anders. Dass es in der Praxis durchaus auch deutsche RL anders lehren, mag sein, wird aber wohl kaum die Regel darstellen (auch eigene Erfahrung).
Das Effet d´ensemble ist nun wieder überhaupt nicht komplex, sondern ganz klar und wirklich nur für diesen Zweck gedacht: Unbeweglichkeit "in Haltung" (HH geschlossen, UK nachgebend, Rücken/WR oben)
"When the horse is perfectly on our aids, then the horse is light, brilliant but never spectacular." (Miguel Távora)
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Beitrag von horsman »

jep Janina.
die dt. hP kommt dann dem immer weiter verfeinerten "halb-halt", den man dann im einem späteren, gut ausgebildeten Stadium innerhalb von einem oder zwei Tritten durchführt, gleich. Damit schließt sich ja mE auch der Kreis.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben:oder indem ich eine mit dem Rücken synchronisierte verhaltene Handhilfe (Stichwort main fixe) gebe .

Und Du nennst die halbe Parade nebulös! :D :D :D :P :P :P
Sorry Horsmän, das ist ein noch viel größeres Reiterkauderwelsch, als das was in der RL als HP bezeichnet wird. Mal davon abgesehen, dass in Deiner Art, diese zu reiten, offenbar fast nur die Hand vorkommt. Das nennt man in meiner kleinen Welt wiederum Handgereit. Interessant ist auch der Gedanke, ein Pferd könne mit den halben Paraden eigentlich nix anfangen, bevor es nicht piaffieren könne. Wie schließe ich denn vorher mein Pferd? Gar nicht?
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
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horsman
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Beitrag von horsman »

@cubano
zum kauderwelsch:

"main fix" ist nichts anderes als "festgestellte Hand". Das bedeutet, dass die Hand ggü. dem Reiterkörper wie festgestellt ist und sich nicht aus dem Ellenbogen vor oder zurück bewegt. Damit ist sie an den Reiterrücken synchronisiert, das heisst, wenn ich die Hand wirken lassen will, muss ich dazu meinen Rücken ggf. über den Schultergürtel (das Kreuz) benutzen. Man kennt das auch unter dem Stichwort "Hand zu Sitz Verbindung" im engl. sagen manche "hand-to-seat-connection" dazu (übrigens auch ein bekanntes Thema bei Schultheis). Das Konzept der festgestellten Hand führt i.d.R auch sehr schnell zu einer guten Maultätigkeit - ja es geht damit einher. Die Gründe sind hinlänglich bekannt und mehrfach hier diskutiert.

Das sollte doch mE eigentlich längst reiterlicher Konsens und Standard sein, dachte ich eigentlich, oder ziehst Du am Zügel?? Na also.

Das ganze ist auch nicht bloss auf die Hand fixiert, sondern genau im Gegenteil, die einzige Art zu reiten, wo die Hand kein Eigenleben führt und wo deshalb eine sinnvolle Kommunikaktion mit dem Pferdemaul und ein reiten übers Kreuz (= Reiterrücken) überhaupt erst möglich ist.
Zuletzt geändert von horsman am Mi, 30. Jan 2013 15:33, insgesamt 4-mal geändert.
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Janina, deswegen schätze ich Bürger so ! Der schreibt / beschreibt, nämlich sehr genau, wie die Schulung des Pferdes zur Befähigung der Umsetzbarkeit einer halben Parade vonstatten zu gehen hat : Trennung der Hilfen- niemals gleichzeitig Hand und Bein!!! Und schwupp, da haben wir es wieder !

Cubano, das stimmt doch so aber nicht : er schreibt es doch genau : "... mit dem Rücken synchronisiert "-
Das Schließen erfolgt aus dem Rücken = Sitz, das Vorwärts ist ja vorausgesetztermaßen im Pferd implimentiert, das Pferd ist desweiteren am Sitz- also Sitzhilfe ( ich halte das Pferd mit dem Becken/ Rücken) und dazu die "main Fixe" die durchhaltende Zügel Hilfe.
Das ist dann nebulös, wenn man das Pferd so am Sitz nicht kennt. Das ist genauso nebulös wie es das für Horsi ist, wenn er das Pferd am "Schenkel allemande" hat. :wink: :wink: :wink:
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

oh, überschnitten...
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

S&P: Es ging mir lediglich darum, dass Horsmän zu und zu gern moniert, dass die FORMULIERUNG in der deutschen RL ja ach so nebulös wäre. Begriffe wie "main fixe" und "mit dem Rücken synchronisierte Handhilfe" sind genauso mit Leben zu erfüllen wie jede Beschreibung der deutschen Reitlehre auch. Das hat nun echt nichts damit zu tun, dass ich nicht weiß, wie man ein Pferd am Sitz hat – und mit Verlaub finde ich das jetzt in der Diskussionskultur auch ein ganz klein wenig "daneben" :-))
Mal ganz davon abgesehen, wüsse ich nun wirklich gern mal, wo sich dieses Reiten der halben Parade von der Version a la alemagne unterscheidet. Das ist im Prinzip echte Augenwischerei. Amara hat es nämlich gestern schon genau auf den Punkt gebracht: „Wenn dann wird VOR der halben Parade das Tempo mit dem Bein aufgefrischt und idR nicht danach!! Das hat auch einen Grund, idR will ich dass das Pferd fleissiger und brillianter abfußt, mit mehr Schwung ohne das Tempo zu erhöhen und nicht dass es grad mit Absicht länger und schlaffer auf dem Boden steht“ Man solle doch nun bitte nicht so tun, als läge das Wesen der halben Parade darin, dem Pferd noch mal ordentlich eine ins Kreuz zu treten, während man vorn massiv auf der Bremse steht.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Paula

Beitrag von Paula »

langsam solltest du Honorar verlangen Horsemaen...fatzebook und co..Wenn ich waehrend der HP mehr will als die Haltung verbessern :.Sitz straffen , sich zentrieren und den aeussern Zuegel fuehlen lassen ...dann treibe ich kommt die Hilfe durch Spuer ich das dann kommt zeitverzoegert die Hand die den Schub nicht nach vorne sondern nach oben rauslaesst.Nie gleichzeitig . Das waere Gas geben waehrend ich auf der Btemse stehe.Das verschleisst nur.Treiben aufnehmen leichter werden....das beschreibt die halbe Parade dieser Satz stammt von E.v.N.Jede Hilfe kommt vom Reiterkreuz und geht zu diesem zurueck.Ohne Kreuz kann man weder korrekt treiben noch mit der Hand agieren in dem Fall aufnehmen.
Zuletzt geändert von Paula am Mi, 30. Jan 2013 16:04, insgesamt 1-mal geändert.
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