sapere aude hat geschrieben:Auf den Laden gibt es kein Polster. Ein dauerhafter Druck hier führt zu Durchblutungstörungen, der bei der Zunge nicht auftritt.
Habe jetzt endlich mal wieder kurz Zeit gefunden, hier ins Forum zu schauen und möchte gleich wieder etwas schreiben
Das Zitat möchte ich so nicht stehen lassen: NATÜRLICH können beim Reiten mit Gebiss Durchblutungsstörungen der Zunge auftreten, deutlich zu sehen bei den Pferden, denen die Zunge wie ein blauer Waschlappen aus dem Maul hängt

Gerade wieder im Fernsehen zu bewundern gewesen - bei der zweitplatzierten des Weltcup-Finales 2013 am Ende ihrer Kür

(Ich schaue mir die Dressur im Fernsehen eigentlich nicht mehr an, aber hier im Forum war ein Link zu Dami`s Sieg - den habe ich angeklickt...)
Ich könnte jetzt wirklich noch GANZ viel über die Wirkungsweise von Gebissen schreiben, einfach weil ich mich viel damit beschäftigt habe, aber das würde den Rahmen hier sprengen.
Ein paar Zahlen und Fakten möchte ich jetzt aber dennoch hier mal nennen, die ich sehr interessant finde.
Der folgende Absatz ist nachzulesen bei Friederike Uhlig (
http://friederike-uhlig.de/bakarbeit_uhlig.pdf):
"STAHLECKER (2007) fand heraus, dass unserem Auge der Zügel schon gestreckt und in Anlehnung stehend erscheint, wenn dieser vom Reiter noch gar nicht aktiv in Spannung gehalten wird.
Stellt der Reiter aktiv eine feine Zügelanlehnung her, indem er diesen nur gerade straff hält, wird die Zunge schon mit mehr als 4 kg belastet.
Aus den Untersuchungen geht hervor, dass die in der Reitlehre geforderte feine, gleichmäßige Anlehnung praktisch nicht existiert.
Deutlich sollte man sich vor Augen halten, dass am Gebiss die doppelte Kraft beider Zügel wirkt und
aufgrund der speziellen Wirkungsweise jeder Trense noch mit einem Faktor zwischen 2–3,5 multipliziert werden muss (PREUSCHOFT 1993).
Die hier applizierte Zugkraft von 3,75 kg verursacht bei passender Trense allein im Halten Kräfte von ca.15 kg im Pferdemaul."
Ich habe natürlich auch mal gegoogelt, wie es bei gebisslosen Zäumungen bezüglich der Druckverteilung auf der Nase aussieht und habe dabei in der
Cavallo ein Experiment an der Longe mit Kappzäumen gefunden:
Kappzaum-Messung: Wie viel Kraft wirkt an der Longe auf die Nase?
Dabei hat mcih besonders Folgendes beeindruckt:
"
Die Messungen unter den Kappzäumen zeigen, dass diese Kraft nicht vollständig auf der Pferdenase ankommt. Die höchste Gesamtbelastung auf der kompletten Messfolie liegt beim deutschen Kappzaum bei 2,8 Kilo, was 45 Prozent des Maximalwerts an der Longe entspricht. Beim Wiener Kappzaum kommen mit 2,4 Kilo nur 35 Prozent des maximalen Longenzugs auf der Nase an. Lederkappzaum, Caveçon und Serreta übertragen mit 43, 46 und 42 Prozent ähnlich viel Kraft wie der Deutsche Kappzaum.
Der Zug von der Longe landet also nicht nur auf der Pferdenase. Einen Teil absorbieren sicher die Polster. Der Rest wirkt an anderen, nicht vermessenen Stellen des Kappzaums, etwa seitlich am Nasenteil oder an Backen- und Genickstück."
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FAZIT, das ich aus den Daten ziehe: Ein Trensengebiss im Maul verstärkt deutlich den Zügelzug - und zwar um das 2- bis 3,5 -fache...
Beim Kappzaum an der Longe hingegen kommt weniger als die Häfte des Longenzugs an der Pferdenase an.
Und: Es ist illusorisch zu glauben, man würde im Grammbereich mit den Zügeln agieren können - wenn bei einer Trense im Maul bereits das leichte (!) Aufnehmen der Zügel für einen Druck von ca. 4kg auf der Zunge sorgt...
Übrigens sind weder Friederike Uhlig noch Fritz Stahlecker gegen die Verwendung von Gebissen - es geht ihnen aber u.a. darum, dass man als Reiter(in) weiß, mit welchen Druckwerten tatsächlich an den Zügeln hantiert wird, um letztlich noch vorsichtiger und feiner damit umzugehen.
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Themawechsel:
BILDER - immer wieder wird nach Bildern gefragt...also hat meine Hafi-Freundin vor ein paar Tagen ein paar Aufnahmen gemacht

Zwei Bilder stelle ich jetzt mal hier ein, weitere sind auf meinem Blog zu sehen. Auf dem ersten Bild im Arbeitstrab sitze ich aus, auf dem zweiten trabe ich leicht, um in der Verstärkung den Rücken zu schonen. Ich mag an den Bildern insbesondere die Hals-Oberlinie (unsere Baustelle, an der wir immer arbeiten) sowie die aktive Hinterhand.
DEUTLICH möchte ich an dieser Stelle sagen, dass ich eine Freizeitreiterin bin - mir geht es nicht darum, eine S-Dressur o.ä. zu reiten und auch nicht um absolute Perfektion!
Bei meinem Araber handelt es sich, wie ich ja bereits erzählt habe, um ein Korrekturpferd, der u.a. mit einem konkaven Hals und einem gestörten Verhältnis zum Reiten zu mir kam. Spaß mit ihm zu haben und auf seine Psyche zu achten ist mein primäres Ziel - gerne mit Zirkuslektionen und Freiheitsdressur

Aber es ist auch meine Pflicht als Reiterin dafür zu sorgen, dass er auch eine gute, gesunde Muskulatur aufbaut - hier gibt es immer etwas zu verbessern
So, jetzt habe ich doch wieder viel mehr geschrieben als geplant, dieses Forum ist eine echte Zeitfressmaschine...
