Schenkelweichen vs Schulterherein oder beides?
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Ich kann bei Pferden, die sehr verspannt sind, schon auf der Weide hoch aufgerichtet und mit durchgedrücktem Rücken stehen, die zum Über-dem Zügel-gehen neigen und laufen, als wenn sie in einer Zwangsjacke stecken, auf SW, Viereck verkleinern und vergrößern u.ä. (langsam geritten) nicht verzichten. Spätestens nach zwei langen Seiten lassen sie den Hals fallen. Die dehnende Wirkung des SW finde ich sehr augenfällig.
Sehe ich auch so. Man kann vielleicht drauf verzichten, aber es gibt für mich dafür keinen Grund, eben vor allem für junge oder steife, alte Pferde, bei denen Lockerung mehr im Vordergrund steht als Versammlung. Ich habe den Eindruck, dass diese so oft geäußerte Behauptung "SW hätte keinen gymnastizierenden Effekt", weil "dabei das Hinterbein nicht unter den Schwerpunkt tritt" einfach oft völlig ungeprüft so übernommen und SW deshalb generell ablehnen wird ohne deren Nutzen zu prüfen.
Den Nutzen von SW sehe ich wie von saltandpepper beschrieben (Beweglichkeit des Beckens, Rotationsfähigkeit der WS, Dehnfähigkeit und Kraft von Bauch- Kruppen-, innerer Becken-, Schulter -und Brustmuskulatur, gezielte Koordination, Balancefindung). Es fördert nicht nur das Gefühl des Pferdes für seine Beine und sein Gleichgewicht, sondern ist auch ein sehr gutes Mittel, jungen Pferden das Verständnis für den verwahrenden/begrenzenden äußeren Schenkel einfach und sanft beizubringen. Dafür nehme ich es gerne her.
Auch manche Pferde mit Gangsalat sortieren nach schlichtem seitlichem Übertretenlassen der Hinterhand oft ihre Beine wieder neu.
Den Nutzen von SW sehe ich wie von saltandpepper beschrieben (Beweglichkeit des Beckens, Rotationsfähigkeit der WS, Dehnfähigkeit und Kraft von Bauch- Kruppen-, innerer Becken-, Schulter -und Brustmuskulatur, gezielte Koordination, Balancefindung). Es fördert nicht nur das Gefühl des Pferdes für seine Beine und sein Gleichgewicht, sondern ist auch ein sehr gutes Mittel, jungen Pferden das Verständnis für den verwahrenden/begrenzenden äußeren Schenkel einfach und sanft beizubringen. Dafür nehme ich es gerne her.
Auch manche Pferde mit Gangsalat sortieren nach schlichtem seitlichem Übertretenlassen der Hinterhand oft ihre Beine wieder neu.
Zuletzt geändert von padruga am So, 27. Okt 2013 21:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Ich zähle mich jetzt mal zu den Menschen, die diese Feststellung nicht einfach ungeprüft hinnehmen und vermisse das SW trotzdem in der Pferdeausbildung bisher überhaupt nicht. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass ich grundsätzlich an der Hand das Lösen, Wechsel zwishen V/A und Aufnehmen und SH und KH erarbeite. Erst wenn das Pferd sich selbst in der Handarbeit trägt und ich es mittels Hilfengebung vom Boden Lösen und ansatzweise geraderichten kann, setze ich mich drauf.padruga hat geschrieben:Sehe ich auch so. Man kann vielleicht drauf verzichten, aber es gibt für mich dafür keinen Grund, eben vor allem für junge oder steife, alte Pferde. Ich habe den Eindruck, dass viele Leute diese so oft geäußerte Behauptung "SW hätte keinen gymnastizierenden Effekt" einfach völlig ungeprüft so übernehmen, bzw. sich von einem einzigen Argument (z.B. dass dabei das Hinterbein nicht unter den Schwerpunkt tritt) überzeugen lassen und SW deshalb generell ablehnen ohne deren Nutzen zu prüfen.
Den Nutzen von SW sehe ich wie von saltandpepper beschrieben (Beweglichkeit des Beckens, Rotationsfähigkeit der WS, Dehnfähigkeit und Kraft von Bauch- Kruppen-, innerer Becken-, Schulter -und Brustmuskulatur, gezielte Koordination, Balancefindung).
Es fördert nicht nur das Gefühl des Pferdes für seine Beine und sein Gleichgewicht, sondern ist auch ein sehr gutes Mittel, jungen Pferden das Verständnis für den verwahrenden/begrenzenden äußeren Schenkel einfach und sanft beizubringen. Paar Schritte seitwärts, außen abfangen und wieder geradeaus weiter. Es gibt sicherlich auch andere Wege, aber für mich hat sich der bewährt.
Phanja, wenn du es nicht nutzt, vermisst du es auch nicht
.
Aber das kannst du doch auch halten, wie immer du magst. Ich finde da auch nichts dabei. Das muß doch jeder selbst wissen.
Ich nehme SW halt gerne sowohl wegen der Schüler, als auch wegen der Pferde, auch wenn ich die Dinge, die du aufzählst, ebenfalls am Boden erarbeite / erarbeiten lasse.
Wenn du nichts vermisst, auch gut !



Aber das kannst du doch auch halten, wie immer du magst. Ich finde da auch nichts dabei. Das muß doch jeder selbst wissen.
Ich nehme SW halt gerne sowohl wegen der Schüler, als auch wegen der Pferde, auch wenn ich die Dinge, die du aufzählst, ebenfalls am Boden erarbeite / erarbeiten lasse.
Wenn du nichts vermisst, auch gut !


Danke Phanja, dass Du daran gedacht hast, Herrn Branderup zu fragen.Phanja hat geschrieben:Phanja bringt das "erwartete" Ergebnis mit.
Der "Hauptgrund", warum das Schenkelweichen in der akademischen Reitkunst nicht verwendet wird, ist, dass alles, was man dem Pferd beibringt, letztlich darauf ausgerichtet ist, unter den Schwerpunkt zu treten. Und das ist im Schenkelweichen nicht der Fall.
Er hat aber auch die Problematik bestätigt, dass im Schenkelweichen die Kraftübertragung auf die Beingelenke schräg erfolgt und das für ihn nicht wünschenswert ist.
Es ist für ihn einfach keine interessante Lektion, weil sie sehr vielen akademischen Aspekten widerspricht.

Noch eine Beobachtung zum Schenkelweichen:
die lockernde Auswirkung auf Becken und Rücken des Pferdes (gerade wenn es ausbildungstechnisch noch nicht reif ist für die Versammlung) möchte ich nicht missen.
Dazu zwei Beispiele aus der Praxis:
1. ein junges Pferd, bei dem sich das Kauen noch nicht in allen Situationen sicher abrufen lässt, schenkt einem das Kauen nach nur wenigen Schritten SW oder Übertreten. Für mich fühlt es sich an, als wenn die Mobilisierung des Beckens sich über den Rücken bis ins Maul fortsetzt.
2. eine 20jährige Stute (früher Springpferd Turnier bis L), die jegliches Seitwärts in dem Alter noch lernte und für die das die Überprüfungslektion schlechthin wurde: sowie sie in einer Reiteinheit im Schritt übertreten konnte verschwand der (langjährige) Zungenfehler, sie nahm das Gebiss an und dehnte sich. Außerdem kam der Rücken hoch und die Bauchmuskulatur fing an auch abzuspannen mit dem Ergebnis, dass ausdauerndes Galoppieren möglich wurde ohne Atemnot (sie hatte nur noch eingeschränktes Lungenvolumen).
Und hier noch eine Quelle, die ich ganz spannend fand (leider in Englisch).
http://www.dingosbreakfastclub.net/Ding ... ield1.html
die lockernde Auswirkung auf Becken und Rücken des Pferdes (gerade wenn es ausbildungstechnisch noch nicht reif ist für die Versammlung) möchte ich nicht missen.
Dazu zwei Beispiele aus der Praxis:
1. ein junges Pferd, bei dem sich das Kauen noch nicht in allen Situationen sicher abrufen lässt, schenkt einem das Kauen nach nur wenigen Schritten SW oder Übertreten. Für mich fühlt es sich an, als wenn die Mobilisierung des Beckens sich über den Rücken bis ins Maul fortsetzt.
2. eine 20jährige Stute (früher Springpferd Turnier bis L), die jegliches Seitwärts in dem Alter noch lernte und für die das die Überprüfungslektion schlechthin wurde: sowie sie in einer Reiteinheit im Schritt übertreten konnte verschwand der (langjährige) Zungenfehler, sie nahm das Gebiss an und dehnte sich. Außerdem kam der Rücken hoch und die Bauchmuskulatur fing an auch abzuspannen mit dem Ergebnis, dass ausdauerndes Galoppieren möglich wurde ohne Atemnot (sie hatte nur noch eingeschränktes Lungenvolumen).
Und hier noch eine Quelle, die ich ganz spannend fand (leider in Englisch).
http://www.dingosbreakfastclub.net/Ding ... ield1.html
- Finchen
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@redpepper:
zum Kauen würde mich interessieren, ist das deiner Erfahrung nach wirklich immer das "gewünschte" Kauen? Was ich immer mal sehe bei grade den Anfängen von SW ist ein "Streßkauen" weil das Pferd sich anstrengen muss, sich mit was auseinandersetzt, was noch nicht so "von der Hand geht".
zum Kauen würde mich interessieren, ist das deiner Erfahrung nach wirklich immer das "gewünschte" Kauen? Was ich immer mal sehe bei grade den Anfängen von SW ist ein "Streßkauen" weil das Pferd sich anstrengen muss, sich mit was auseinandersetzt, was noch nicht so "von der Hand geht".
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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@Phanja
Vielen Dank für Deine Mühe. Dann habe ich ihn ja doch nicht so falsch verstanden.
@Red Pepper
Diese Beobachtung des Kauens habe ich in diesem Zusammenhang auch schon oft gemacht und @ finchen mit Streßkauen hat das was ich meine nicht im Geringsten etwas zu tun. Sondern es handelt sich dabei um lösendes Kauen.
Vielen Dank für Deine Mühe. Dann habe ich ihn ja doch nicht so falsch verstanden.
@Red Pepper
Diese Beobachtung des Kauens habe ich in diesem Zusammenhang auch schon oft gemacht und @ finchen mit Streßkauen hat das was ich meine nicht im Geringsten etwas zu tun. Sondern es handelt sich dabei um lösendes Kauen.
Solange ein Pferd lebt, bleibt es seinem Charakter treu. (unbekannt)
Nein, die Pferde werden insgesamt beweglicher, Stresskauen ist das nicht. Solange ein Pferd allerdings noch lernt, lege ich das Übertreten oft so an, dass es in ein Zügel-aus-der-Hand-Kauen münden kann. Z.B. Schritt 3. Hufschlag, übertreten lassen bis 1.Hufschlag und dort gleich ZadHK. Damit wird jegliche Spannung sofort wieder herausgelassen und die bekommen schnell die Idee der Dehnung, die Bande ist ein optisches Ziel und hilft dann den Schritt geradeaus zu steuern. Oder etwas schwieriger Anfang der langen Seite ein paar Schritte vom inneren Schenkel weichen lassen und dann geradeaus auf die sich ergebende Diagonale und dort ZadHK.Finchen hat geschrieben:@redpepper:
zum Kauen würde mich interessieren, ist das deiner Erfahrung nach wirklich immer das "gewünschte" Kauen? Was ich immer mal sehe bei grade den Anfängen von SW ist ein "Streßkauen" weil das Pferd sich anstrengen muss, sich mit was auseinandersetzt, was noch nicht so "von der Hand geht".
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Hm, so richtig erschließt sich mir der Zusammenhang nicht, was löst denn eurer Meinung nach das - "gute" - Kauen aus? Ob nun beim SW oder sonst?
Und nur damit wir vom Gleichen reden:
es löst tatsächlich kein Maul-auf-Maul-zu aus, sondern lediglich einen nachgebenden Unterkiefer, entspannt?
Ersteres würde ich nicht unbedingt als Streßkauen bezeichnen, denke da gibt es noch Diverses dazwischen, drum hinterfrage ich so genau, nicht dass wir doch mit unterschiedlichen Formulierungen das gleiche meinen.
Und nur damit wir vom Gleichen reden:
es löst tatsächlich kein Maul-auf-Maul-zu aus, sondern lediglich einen nachgebenden Unterkiefer, entspannt?
Ersteres würde ich nicht unbedingt als Streßkauen bezeichnen, denke da gibt es noch Diverses dazwischen, drum hinterfrage ich so genau, nicht dass wir doch mit unterschiedlichen Formulierungen das gleiche meinen.

"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye