Der Vergleich hinkt, weil wir erstens Menschen und keine Pferde sind und die Pferde das wissen. Und weil wir zweitens als Mensch ja etwas vom Pferd wollen. Und zwar mehr, als z.B. das ranghöhrere vom rangniedrigeren Pferd will. Ich möchte, dass das Pferd motiviert ist, mit mir zu arbeiten. Die Pferd-Mensch Beziehung läuft unter ganz anderen Aspekten als die Pferd-Pferd Beziehung. Der Mensch hat ganz andere Anforderungen an das Pferd als die Pferde unter ihresgleichen. Wenn ich möchte, dass jemand für mich arbeitet, muss ich ihn dazu motivieren. Ob diese Motivation durch Druck erzeugt wird oder durch Belohnung steht auf einem anderen Blatt. Aber grundsätzlich ist es ein Unterschied, ob jemand "nur" mit mir in einer sozialen Gemeinschaft lebt, oder ob jemand mit mir arbeitet.Finchen hat geschrieben:Alles richtig, aber welches Pferd braucht zur Verständigung untereinander Halskraulen oder Keks für das andere Pferd?Phanja hat geschrieben:@Finchen
Aber da wir alle keine Pferde sind, ist jede Kommunikation auch eine Konditionierung.
Konditionierung bedeutet letztlich nur, dass die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Verhaltens auf einen bestimmten Reiz zu reagieren, erhöht wird. Sprich - wenn du das Pferd aufforderst, dir zu weichen, konditionierst du das Pferd auf die Art und Weise, wie du das Pferd aufforderst. Letztlich lernen die Pferde die Körpersprache des Menschen zu interpretieren - aber auch das ist Konditionierung.
Ich denke z.B. nicht, dass nur weil wir versuchen, uns pferdeähnlich zu verhalten und auf bestimmte Situationen in bestimmter Weise körpersprachlich reagieren, die Pferde das automatisch wie bei einem Pferd interpretieren können. Ich denke viel mehr, dass Pferde aufgrund dessen, dass sie viel über Körpersprache kommunizieren, sehr gut darin sind, abgewandelte Formen davon zu erlernen. Dennoch ist es ein Lernprozess bei dem auf einen bestimmten Reiz eine bestimmte Reaktion erfolgt.
Das soll nicht heißen, dass nicht auch Emotionen oder Bindung zwischen Mensch und Pferd ausgetauscht werden. Aber die Kommunikation an sich wird durch Lernen ermöglicht.
Das ist für mich der Punkt. Will ich die Kommunikation verbessern - was logisch auch immer mit Lernen zu tun hat, auch bei Pferden untereinander so wie bei jedem Artgenossen mit gleichartigen Artgenossen eben auch - kann ich Umwege gehen und es verkomplizieren, oder mich mit so wenig wie möglich Schnickschnack am Rande aufhalten.
Dass die Pferde prompt auf dich reagieren, liegt meiner Meinung nach aber nicht daran, dass du ein Pferd bistMICH persönlich berührt aber noch viel mehr, wenn ich mit einem wildfremden Pferd ganz frei spielen kann, sich sehr schnell quasi ein Band herstellen läßt, sich das Pferd frei in einer Halle oder auf einem Platz dirigieren läßt, auch in größerem Abstand. Und das geht halt immer und sofort, ohne dass erst ein bestimmtes Verhalten beigebracht werden muss.
Beispiel freies im Kreis um mich rum laufen, zwei Wege es zu erarbeiten:
- normales Longieren mit Körpersprache, bestimmten Gesten, Kommandos untermalen, so allmählich das Verständnis für das Pferd wecken, was es tun soll, auch ohne Longe, die Übersetzung klappt dann irgendwann
- ganz frei in eine gemeinsame Bewegung, Bindung herstellen, Körpersprache einsetzen, und ich kann i.d.R. jedes Pferd relativ gut "mitziehen" und animieren frei um mich herum zu laufen - nicht bei allen gleich gut beim ersten oder zweiten Mal, insgesamt nicht alle gleich gut, es braucht halt je nach "Vorschädigung" durch Fehlkommunikation durch die Menschen teils länger, teils unterschiedlich lange, bis ein Pferd sich einlassen mag, aber grundlegend kann ich jedes Pferd so ohne mehrtägiges Erlernen frei bewegen
Beides nutze ich, beides hat unterschiedliche Berechtigungen, aber das zweite ist das was ich als Freiarbeit liebe, und da unterscheide ich eben nach mit oder ohne Leckerlilob z.B..
Ich denke, man kann davon ausgehen, dass auch die Pferde uns Menschen beobachten und lesen. Das Pferd versteht dich, weil es gelernt hat, Menschen zu interpretieren. Und klar - je logischer man seine Anforderung dem Pferd formulieren kann, desto schneller wird es kapieren, was man möchte. Viele Dinge funktionieren daher gleich auf Anhieb. Trotzdem basiert diese Kommunikation genauso auf erlernten Dingen, wie das eine oder andere Kunststückchen.