saltandpepper hat geschrieben:Gawan hat geschrieben:
...denn ich kann ein Pferd nicht höher ausbilden, als ich selbst reiten kann....
Nicht, wenn ich es nicht lerne...
man kann aber sehr wohl mit entsprechendner Anleitung/ Unterstützung, ZUSAMMEN mit seinem Pferd lernen- tagtägliches Reitlehrerbrot, das zu begleiten !
Einverstanden, mach ich ja mit meinem Pferdl auch. Und mein Pferdl ist (neben meinen Reitlehrern) ein sehr guter Lehrer, da es deutlich, aber ohne viel Aufregung, zeigt, wenn ich etwas falsch mache. Setzt aber eben die Erkenntnis voraus, dass ich etwas noch nicht kann, und es lernen muss, und diese Erkenntnis ist leider nicht bei allen Pferdebesitzern vorhanden.
Der Idealfall, vollständig geschultes Lehrpferd für den lernenden Reiter, ist in der heutigen Zeit Mangelwahre. ( war es btw. sicher früher auch schon, denn perfekt ausgebildete Pferde sind und waren immer Mangelwahre !)
Darum mein Zitat über unausgebildete Reiter auf unausgebildeten Pferden.
...
Reiten lernt man sein Leben lang und immer macht man Fehler und lernt (hoffentlich) daraus.
Wie mein alter Reitlehrer sagte: "Wer eines Tages ausgelernt haben möchte, wende sich etwas Anderem zu: dem Kegeln vielleicht oder dem Alphornblasen, nur nicht den Pferden."
Nein, ich bin nicht der Meinung daß "hohe Lektionen" eine unantastbare heilige Kuh sind. Aber es erfordert viel Reitertakt, Verantwortungsbewußtsein und Demut vor dem Partner Pferd, sich zu diesen auf den Weg zu machen.
Gute Lehrer braucht es !!!, Selbstdisziplin, Selbstreflektion und liebevolle Achtsamkeit gegenüber dem Pferd. Ja !
Aber wenn man das bereit ist aufzubringen, muß man kein " versierter Ausbilder " sein. Man hat aber die Chance so einer zu werden....

Der altmodische Begriff Demut ist hier das Stichwort. Manchmal braucht es erst eine Demütigung, nämlich den Fall vom hohen Ross, damit die Demut entsteht: Eine Neuzugängerin im Stall hatte sich ein Pferd gekauft, das gerade mal angeritten war und zudem sein bisheriges Leben auf einer topfebenen Weide verbrachte, daher noch Probleme mit dem eigenen Gleichgewicht hatte. Nachdem die Besitzerin sich gleich am Anfang bei einem Sturz verletzte und einige Monate an Stöcken unterwegs war, fragte sie andere Einsteller, wer ihr helfen könnte. Unter den verschiedenen Reitlehrern, die zu uns in den Stall kommen, fand sich einer, der sich nicht zu gut ist, "Null-Level-Support" zu betreiben (z.B. "wie zäume ich ein Pferd") und wenn nötig auch eine Unterrichtsstunde nur mit Übungen im Schritt zu geben. Ich habe es übernommen, mit ihr die Basis der Basis am Boden zu üben, etwa "wie führe ich mein Pferd, ohne dass es mich anrempelt". Unterdessen hat die Besitzerin es auch schon geschafft, das Pferd einige Runden an der Longe traben zu lassen und war ganz stolz darauf.
Auch das gehört dazu: Sich an dem zu freuen, was ich mit
meinem Können mit
diesem Pferd in
dieser Situation erreichen kann.
Nochmals zum Thema: Man kann den Satz "Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur" (nebenbei bemerkt ein Beispiel für eine Epanodos
https://de.wikipedia.org/wiki/Epanodos) natürlich so verstehen, dass die Dressur an sich dem Pferd hilft, man also nichts falsch machen kann, wenn man wild drauf los rumdressurt. Dann wäre die Dressur im Grunde weiterhin der Zweck und das Pferd das Mittel, nur mit dem Zusatz des guten Gewissens, weil die Dressur ja gut ist fürs Pferd. Wenn jemand eine solche Einstellung hat, ist er dann auch häufig beratungsresistent, weil er meint, er mache ja schon das Beste für sein Pferd, während er in Wirklichkeit nur seine eigenen Träume verfolgt.
Ich verstehe den Satz aber als Perspektivenwechsel, d.h. die Dressur (auch "niedere", nicht nur "hohe") als Mittel für das Pferd als Zweck, und dann kann ich nicht mehr einfach machen, wozu
ich Lust habe, sondern muss die Dressur dem Pferd anpassen, was bedeutet, dass ich darüber nachdenken muss, was für dieses konkrete Pferd, mit dem ich es zu tun habe, in diesem Moment am besten passt, und was nicht. (Ich wiederhole mich hier, aber das konkrete Handeln ist ein wichtiges Thema, denn wir Menschen verallgemeinern gern, und handeln dann nach Schema, anstatt uns mit dem zu befassen, was wir "im hier und jetzt" gerade vor der Nase haben.)
Noch zu den Piaffen im Internet: Mal abgesehen davon, dass auch im Dressursport kaum anständige Piaffen zu sehen sind (viele Sportdressurpferde zeigen "Bergziegen-Piaffen" auf der Vorhand), findet man auf Youtube ganz allgemein Filmchen, bei denen ich mich frage, wie jemand so was der Öffentlichkeit präsentieren kann, ohne dabei rot zu werden. Allerdings habe ich mal in einem BB-Kurs einen Isländer gesehen, der

"im Takt auf der Stelle diagonalisiert trat", was nicht gerade wie eine Piaffe von Soante aussah, der dann aber auf dem Zirkel mehrere wunderbar flüssige Übergänge zwischen Trab und Tölt zeigte, ebenso einen sauberen Galopp, von daher muss ich annehmen, dass zumindest bei diesem Pferd die Basis stimmte. Die "Piaffe" würde allerdings auf Youtube bei vielen Betrachtern Kopfschütteln auslösen, obwohl sie für dieses Pferd vermutlich das Maximum dessen ist, was es in der Hinsicht leisten kann.