Richtig, ich verstehe was du sagst. Dennoch ist es doch öfters mal so, dass man ein junges Pferd hat, was eigentlich im richtig Alter wäre, es einzureiten, und dennoch merkt man sehr schnell „das Pferd ist noch nicht so weit. Hier macht es vielleicht Sinn, das Pferd weniger zu arbeiten. Auf der anderen Seite gibt es auch Pferde, die genau das Gegenteil verlangen. Ich persönlich mache diese „x Monate“ daran fest, wie das Interieur und Exterieur des Pferdes ist. Denn wenn beide Eigenschaften des Tieres nicht mit dem Verwendungszweck den ich haben möchte, übereinstimmen, dann wird es einfach „länger“ dauern.saltandpepper hat geschrieben:Na ja, die konkrete Zeitangabe von 6 Monaten und dem damit zusammenhängenden Vorwurf, daß Reiter, die es anders handhaben, hätten kein Verständnis über den klassischen Weg, stammt nun nicht von denen, die dies für zu lang halten- bzw. um genauer zu sein - die eine solch pauschale, absolute Aussage zu einem festen Zeitraum für unsinnig befanden... Wenn man in den 6 Monaten nur 3 mal draufsaß, ist der Zeitraum ja eher kurz bemessen
Pladoyer für die Besinnung auf die klassischen Prinzipien
Moderatoren: Julia, ninischi, Janina
Natürlich AdrWgl, das hat ja auch niemand irgendwo hinterfragt- denjenigen, die auch in der Praxis reiten, oder gar ausbilden, ist das so klar, daß eine pauschale, absolute Aussage von "6 Monate" absolut unsinnig erscheint. Weshalb sie niemand so treffen würde. Wie ja auch diverse Male geschrieben wurde.AdrWgl hat geschrieben:Richtig, ich verstehe was du sagst. Dennoch ist es doch öfters mal so, dass man ein junges Pferd hat, was eigentlich im richtig Alter wäre, es einzureiten, und dennoch merkt man sehr schnell „das Pferd ist noch nicht so weit. Hier macht es vielleicht Sinn, das Pferd weniger zu arbeiten. Auf der anderen Seite gibt es auch Pferde, die genau das Gegenteil verlangen. Ich persönlich mache diese „x Monate“ daran fest, wie das Interieur und Exterieur des Pferdes ist. Denn wenn beide Eigenschaften des Tieres nicht mit dem Verwendungszweck den ich haben möchte, übereinstimmen, dann wird es einfach „länger“ dauern.saltandpepper hat geschrieben:Na ja, die konkrete Zeitangabe von 6 Monaten und dem damit zusammenhängenden Vorwurf, daß Reiter, die es anders handhaben, hätten kein Verständnis über den klassischen Weg, stammt nun nicht von denen, die dies für zu lang halten- bzw. um genauer zu sein - die eine solch pauschale, absolute Aussage zu einem festen Zeitraum für unsinnig befanden... Wenn man in den 6 Monaten nur 3 mal draufsaß, ist der Zeitraum ja eher kurz bemessen
Na ja, manche Wahrheiten sind so komplex, daß man sie halt nicht oft genug wiedergeben kann.saltandpepper hat geschrieben: Natürlich AdrWgl, das hat ja auch niemand irgendwo hinterfragt- denjenigen, die auch in der Praxis reiten, oder gar ausbilden, ist das so klar, daß eine pauschale, absolute Aussage von "6 Monate" absolut unsinnig erscheint. Weshalb sie niemand so treffen würde. Wie ja auch diverse Male geschrieben wurde.
*gnihihihihihihihi*
Eben darum finde ich es wichtig, dass die Reiter die 6 Monate brauchen, einmal sagen, WARUM sie ausgerechnet 6 Monate brauchen. Dass die anderen bereits erklärt haben, warum sie weniger Zeit benötigen, das ist richtig, da stimme ich dir voll und ganz zu! Ich persönlich finde das lange reiten am hingegebenen Zügel unabhängig ob es auch schneller gehen würde, bedenklich, da das junge Pferd am hingegebenen Zügel nur außen herum läuft in dem es sich eine Anlehnung an der Bande sucht. Was habe ich dadurch gewonnen, das frage ich mich bei dieser Diskussion…saltandpepper hat geschrieben:Natürlich AdrWgl, das hat ja auch niemand irgendwo hinterfragt- denjenigen, die auch in der Praxis reiten, oder gar ausbilden, ist das so klar, daß eine pauschale, absolute Aussage von "6 Monate" absolut unsinnig erscheint. Weshalb sie niemand so treffen würde. Wie ja auch diverse Male geschrieben wurde.AdrWgl hat geschrieben:Richtig, ich verstehe was du sagst. Dennoch ist es doch öfters mal so, dass man ein junges Pferd hat, was eigentlich im richtig Alter wäre, es einzureiten, und dennoch merkt man sehr schnell „das Pferd ist noch nicht so weit. Hier macht es vielleicht Sinn, das Pferd weniger zu arbeiten. Auf der anderen Seite gibt es auch Pferde, die genau das Gegenteil verlangen. Ich persönlich mache diese „x Monate“ daran fest, wie das Interieur und Exterieur des Pferdes ist. Denn wenn beide Eigenschaften des Tieres nicht mit dem Verwendungszweck den ich haben möchte, übereinstimmen, dann wird es einfach „länger“ dauern.saltandpepper hat geschrieben:Na ja, die konkrete Zeitangabe von 6 Monaten und dem damit zusammenhängenden Vorwurf, daß Reiter, die es anders handhaben, hätten kein Verständnis über den klassischen Weg, stammt nun nicht von denen, die dies für zu lang halten- bzw. um genauer zu sein - die eine solch pauschale, absolute Aussage zu einem festen Zeitraum für unsinnig befanden... Wenn man in den 6 Monaten nur 3 mal draufsaß, ist der Zeitraum ja eher kurz bemessen
So, bevor das hier wieder im Sumpf der Theorie absäuft, schmeiß ich mal schnell ein paar Praxisbeispiele rein, obwohl wir die auch schon hatten:
Eine Freundin von mir bei der Arbeit mit einem 4-jährigen, der erst ein paarmal unterm Reiter war (sie ging parallel auch mit ihm ins Gelände)
http://www.youtube.com/watch?v=UpHpvGnyR9o
(übrigens unter der Ägide des besagten Neindorff-RL)
Und ein anderer Reiter mit einem 3 oder 4-jährigen Hengst, bei dem ich nicht weiß, wie lange der schon unter dem Sattel ist:
http://www.youtube.com/watch?v=ZjK8HO8n_8M
Was meint ihr dazu?
Eine Freundin von mir bei der Arbeit mit einem 4-jährigen, der erst ein paarmal unterm Reiter war (sie ging parallel auch mit ihm ins Gelände)
http://www.youtube.com/watch?v=UpHpvGnyR9o
(übrigens unter der Ägide des besagten Neindorff-RL)
Und ein anderer Reiter mit einem 3 oder 4-jährigen Hengst, bei dem ich nicht weiß, wie lange der schon unter dem Sattel ist:
http://www.youtube.com/watch?v=ZjK8HO8n_8M
Was meint ihr dazu?
Und um es noch einmal klarzustellen, es ging nicht um irgendwelche Zeiträume, sondern um die Aussage von Paula:
Sie reite ihre jungen Pferde sechs Monate an der Zügelschnalle im schleppenden Trab in der Reitbahn, weil Waldemar Sehnig das so gelehrt habe.
Tatsache ist:
1. Seunig spricht von einem "natürlichem" Trab, den er so definiert, dass in ihm das Pferd weder eile noch klemme, sondern zwanglos und zufrieden gehen könne. Das Tempo hänge völlig vom Pferd ab.
2. Die Pferde sollen zwanglos im Gelände geritten werden und nicht in der Bahn.
3. Ihnen soll die Freude am Vorwärts vermittelt werden.
4. Der Zügel soll keineswegs an der Schnalle hingegeben werden, sondern feine Fühlung mit dem Pferdemaul halten.
Zu den sechs Monaten:
Ich hätte keinerlei Problem damit, ein Pferd nach Seunigs Vorstellung durch das Gelände zu reiten, damit es lernt, sich schön auszubancieren - bei Bedarf und wenn das Gelände genug sinnvolle Abwechslung bietet gerne auch ein halbes Jahr lang. Und wahrscheinlich steht sogar irgendwo bei Seunig, dass die bis zu diesem Zeitraum durchaus sinnvoll sein kann.
Aber die von Paula beschriebene Methode (in der Bahn, an der Schnalle, untertourig) entspricht in keinem Punkt Seunigs und das würde ich noch nichtmal sechs Tage betreiben.
Sie reite ihre jungen Pferde sechs Monate an der Zügelschnalle im schleppenden Trab in der Reitbahn, weil Waldemar Sehnig das so gelehrt habe.
Tatsache ist:
1. Seunig spricht von einem "natürlichem" Trab, den er so definiert, dass in ihm das Pferd weder eile noch klemme, sondern zwanglos und zufrieden gehen könne. Das Tempo hänge völlig vom Pferd ab.
2. Die Pferde sollen zwanglos im Gelände geritten werden und nicht in der Bahn.
3. Ihnen soll die Freude am Vorwärts vermittelt werden.
4. Der Zügel soll keineswegs an der Schnalle hingegeben werden, sondern feine Fühlung mit dem Pferdemaul halten.
Zu den sechs Monaten:
Ich hätte keinerlei Problem damit, ein Pferd nach Seunigs Vorstellung durch das Gelände zu reiten, damit es lernt, sich schön auszubancieren - bei Bedarf und wenn das Gelände genug sinnvolle Abwechslung bietet gerne auch ein halbes Jahr lang. Und wahrscheinlich steht sogar irgendwo bei Seunig, dass die bis zu diesem Zeitraum durchaus sinnvoll sein kann.
Aber die von Paula beschriebene Methode (in der Bahn, an der Schnalle, untertourig) entspricht in keinem Punkt Seunigs und das würde ich noch nichtmal sechs Tage betreiben.
Zur Nummer 1: VorbildlichRapunzel hat geschrieben:So, bevor das hier wieder im Sumpf der Theorie absäuft, schmeiß ich mal schnell ein paar Praxisbeispiele rein, obwohl wir die auch schon hatten:
Eine Freundin von mir bei der Arbeit mit einem 4-jährigen, der erst ein paarmal unterm Reiter war (sie ging parallel auch mit ihm ins Gelände)
http://www.youtube.com/watch?v=UpHpvGnyR9o
(übrigens unter der Ägide des besagten Neindorff-RL)
Und ein anderer Reiter mit einem 3 oder 4-jährigen Hengst, bei dem ich nicht weiß, wie lange der schon unter dem Sattel ist:
http://www.youtube.com/watch?v=ZjK8HO8n_8M
Was meint ihr dazu?

Zur Nummer 2: Der ist erst drei? Was haben die dem gefüttert?
Irgendjemand hat in dieser Diskussion (oder der "nebenan") das Problem der Pferde mit viel Gang und Raumgriff angeführt. Ich finde, der braucht deutlich mehr Platz. Hier sieht man deutlich, dass das Pferd vor allem im Galopp auf den Kopf kommt, weil der Reiter deutlich eingreifen muss, um nicht an der Bande zu zerschellen. Im Trab finde ich es tolerierbar, aber auch hier wären größere Linien viel angenehmer für Pferd und Reiter.
Den würde ich auf einem großen Springplatz reiten, kürzere Bügel, Entlastungssitz mit mehr Möglichkeit, dass er seinen Hals zum Ausbalancieren nutzen kann.
Zuletzt geändert von grisu am Mi, 29. Jan 2014 16:23, insgesamt 3-mal geändert.
Sorry, kurz noch was ganz anderes: Bei diesem Reiter hier kann man übrigens prima sehen, dass der zwischendurch mal die Hals-Kopf-Position des Pferdes verändert – z. B. einmal auf der Mittellinie, als der (übrigens genial schöne) Hengst ihm zu tief kommt und dann noch ein paar weitere Male. In sofern gefällt mir das Video schon mal, weil ich selbst nicht mehr nach einem Bildbeispiel für das suchen muss, was ich gestern geschrieben habe.

Das 1. Video finde ich unter der Prämisse Zwanglosigkeit echt schön. Das zweite ist unspektakuläre Jungpferdearbeit in einem etwas weiteren Ausbildungsstand des Pferdes, da hätte ich höchstens mal Kleinigkeiten zu bemängeln - aber nix, was mich nun massiv stören würde.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs
Nach der SdA unterwegs

Rapunzel:
So, bevor das hier wieder im Sumpf der Theorie absäuft, schmeiß ich mal schnell ein paar Praxisbeispiele rein, obwohl wir die auch schon hatten:
Eine Freundin von mir bei der Arbeit mit einem 4-jährigen, der erst ein paarmal unterm Reiter war (sie ging parallel auch mit ihm ins Gelände)
http://www.youtube.com/watch?v=UpHpvGnyR9o
(übrigens unter der Ägide des besagten Neindorff-RL)
Und ein anderer Reiter mit einem 3 oder 4-jährigen Hengst, bei dem ich nicht weiß, wie lange der schon unter dem Sattel ist:
http://www.youtube.com/watch?v=ZjK8HO8n_8M
Was meint ihr dazu?
Zum ersten Video, da fehlt mir das Vorwärt, das gefällt mir im Zweiten besser. Der Braune ist sicherer im Takt und steht schon recht gut an den Hilfen, schöner wäre es natürlich wenn die Nase öfter VDS wäre, aber das Pferd wirkt so, als ob es den Reiter versteht. Beim ersten Video läuft das Pferd auseinandergefallen und wird mehr sich selbst überlassen.[/quote]
So, bevor das hier wieder im Sumpf der Theorie absäuft, schmeiß ich mal schnell ein paar Praxisbeispiele rein, obwohl wir die auch schon hatten:
Eine Freundin von mir bei der Arbeit mit einem 4-jährigen, der erst ein paarmal unterm Reiter war (sie ging parallel auch mit ihm ins Gelände)
http://www.youtube.com/watch?v=UpHpvGnyR9o
(übrigens unter der Ägide des besagten Neindorff-RL)
Und ein anderer Reiter mit einem 3 oder 4-jährigen Hengst, bei dem ich nicht weiß, wie lange der schon unter dem Sattel ist:
http://www.youtube.com/watch?v=ZjK8HO8n_8M
Was meint ihr dazu?
Zum ersten Video, da fehlt mir das Vorwärt, das gefällt mir im Zweiten besser. Der Braune ist sicherer im Takt und steht schon recht gut an den Hilfen, schöner wäre es natürlich wenn die Nase öfter VDS wäre, aber das Pferd wirkt so, als ob es den Reiter versteht. Beim ersten Video läuft das Pferd auseinandergefallen und wird mehr sich selbst überlassen.[/quote]
Mir gefallen beide Vorgehensweisen, jeweils angemessen auf den Ausbildungsstand der jungen Pferde, gut. Vielleicht wäre es angebracht, beim ersten Jungpferd noch ein wenig vom Boden mit der Longierpeitsche mitzugehen, um die Vortreibenden Hilfen besser zu etablieren. Aber man hat nicht immer die richtigen Leute zur Hand.
Bislang hatten wir es von Jungpferden. Unbeschriebene Blätter, bei denen man bei 0 anfängt.
Ich möchte aber mal auf Korrekturpferde kommen. Schließlich interessiert einen immer das, womit man es selbst zu tun hat.
Beispiel 1: 13jähriger WB Wallach, schmal, schwacher Rücken, wenig Gang von Haus aus, eher ein Ausschussprodukt der deutschen Zucht, 10 Jahre trotz großer Bemühungen der BE, gescheiten Unterricht zu kriegen, grauenhaft geritten, so unbeweglich, dass er auf der Stallgasse nicht einmal herumtreten konnte, weil er physisch die Hinterbeine so nicht bewegen konnte. Halsbiegung rechts nicht möglich ohne Verdrehen des Genicks. Massiver Gurtzwang, Rückenschmerzen, Spat, sehr schreckhaft. Anlehnung in klassischer Form unbekannt, massiv entwickelter Unterhals, Oberlinie völlig verspannt. Bei 1,75 Stm Trittlänge im Trab ungefähr Welsh B (und keins von den wirklich guten...)
Beispiel 2: PRE, 8 Jahre, mentaler Stand eines 4jährigen, massiv auf den Schultern, völlig hinter der Senkrechten, hinterm Gebiss und hinterm Bein. Entweder zäh und "faul" oder wie ein Büffel auf der Hand davon rollend. Kaum in der Lage, geregelt zu galoppieren. Massive Blockaden im BWS und LWS-Bereich. Reiter fühlt sich rechts 5 cm tiefer gesetzt als links. Unerzogen, respektlos aber vom Grundcharakter sehr lieb. Longieren rechts herum und führen von rechts musste ihm erst noch erklärt werden, übertreten an der Hand anfangs unbekannt.
Beispiel 3: 4jähriger Halbblüter, schon als Jungpferd durch destruktives Verhalten auffällig, mit miesem Ruf 3jährig zum Einreiten geschickt worden, so auch behandelt , hatte grundsätzlich den Stinkefinger oben und war mit einem Nullblockaufnix-Jugendlichen vergleichbar. Hinter dem Zügel oder wild kopffschlagend gegen jede Kontaktaufnahme mit der Hand. Überhaupt nicht möglich, ihn in Spur zu reiten, fiel je nach Wunsch in den Zirkel hinein oder heraus, schwingt nicht, sondern prellt im Trab in einer Art Pseudoschwung hart durch die Gegend. Erstaunlich guter Galopp, wenn man wagemutig genug war, ihn zu galoppieren. Entspannt sich am besten im Galopp, kann aber auch interessante Dinge dabei veranstalten. Im Hals enorm biegsam, im Rumpf gar nicht. Jeder Ritt auf ihm ein Eiertanz.
So, nun kriegt ihr diese Pferde auch nicht in Vollberitt, nicht mit einer Spendermentalität, die euch sagt, ihr könnt so lange brauchen wie ihr mögt, sondern sollt diese Pferde einmal die Woche bereiten und einmal die Woche mit den Besitzern ,Freizeitreiter, Unterricht auf eben diesen Pferden machen.
Wie bringt ihr die hehren Ziele der klassischen Reitkunst mit dieser Wirklichkeit überein.
Die genannten Beispiele sind übrigens nur eine Auswahl aus vielen, vielen anderen. Gehörten grad zu meinem Vormittagsprogramm...
Bislang hatten wir es von Jungpferden. Unbeschriebene Blätter, bei denen man bei 0 anfängt.
Ich möchte aber mal auf Korrekturpferde kommen. Schließlich interessiert einen immer das, womit man es selbst zu tun hat.
Beispiel 1: 13jähriger WB Wallach, schmal, schwacher Rücken, wenig Gang von Haus aus, eher ein Ausschussprodukt der deutschen Zucht, 10 Jahre trotz großer Bemühungen der BE, gescheiten Unterricht zu kriegen, grauenhaft geritten, so unbeweglich, dass er auf der Stallgasse nicht einmal herumtreten konnte, weil er physisch die Hinterbeine so nicht bewegen konnte. Halsbiegung rechts nicht möglich ohne Verdrehen des Genicks. Massiver Gurtzwang, Rückenschmerzen, Spat, sehr schreckhaft. Anlehnung in klassischer Form unbekannt, massiv entwickelter Unterhals, Oberlinie völlig verspannt. Bei 1,75 Stm Trittlänge im Trab ungefähr Welsh B (und keins von den wirklich guten...)
Beispiel 2: PRE, 8 Jahre, mentaler Stand eines 4jährigen, massiv auf den Schultern, völlig hinter der Senkrechten, hinterm Gebiss und hinterm Bein. Entweder zäh und "faul" oder wie ein Büffel auf der Hand davon rollend. Kaum in der Lage, geregelt zu galoppieren. Massive Blockaden im BWS und LWS-Bereich. Reiter fühlt sich rechts 5 cm tiefer gesetzt als links. Unerzogen, respektlos aber vom Grundcharakter sehr lieb. Longieren rechts herum und führen von rechts musste ihm erst noch erklärt werden, übertreten an der Hand anfangs unbekannt.
Beispiel 3: 4jähriger Halbblüter, schon als Jungpferd durch destruktives Verhalten auffällig, mit miesem Ruf 3jährig zum Einreiten geschickt worden, so auch behandelt , hatte grundsätzlich den Stinkefinger oben und war mit einem Nullblockaufnix-Jugendlichen vergleichbar. Hinter dem Zügel oder wild kopffschlagend gegen jede Kontaktaufnahme mit der Hand. Überhaupt nicht möglich, ihn in Spur zu reiten, fiel je nach Wunsch in den Zirkel hinein oder heraus, schwingt nicht, sondern prellt im Trab in einer Art Pseudoschwung hart durch die Gegend. Erstaunlich guter Galopp, wenn man wagemutig genug war, ihn zu galoppieren. Entspannt sich am besten im Galopp, kann aber auch interessante Dinge dabei veranstalten. Im Hals enorm biegsam, im Rumpf gar nicht. Jeder Ritt auf ihm ein Eiertanz.
So, nun kriegt ihr diese Pferde auch nicht in Vollberitt, nicht mit einer Spendermentalität, die euch sagt, ihr könnt so lange brauchen wie ihr mögt, sondern sollt diese Pferde einmal die Woche bereiten und einmal die Woche mit den Besitzern ,Freizeitreiter, Unterricht auf eben diesen Pferden machen.
Wie bringt ihr die hehren Ziele der klassischen Reitkunst mit dieser Wirklichkeit überein.
Die genannten Beispiele sind übrigens nur eine Auswahl aus vielen, vielen anderen. Gehörten grad zu meinem Vormittagsprogramm...
Loslassen hilft