esge hat geschrieben:Das ist eine Frage des angestrebten Zieles. Und in der deutschen Reitlehre ist der durchhängende Zügel einfach kein Ziel, sondern eben die stete, leicht federnde Anlehnung zur Reiterhand.
In Reitweisen, die die einhändige blanke Kandare anstreben ist das was anderes.
Ich für mich habe es so entschieden: Wenn jemand ein Pferd derartig am Sitz haben kann, dass er es am Sitz sowohl verkürzen als auch im Hals länger machen kann, kann er mit seinen Zügeln machen, was er will! Am Ohr verknoten, auf den Hals legen, Häkeldeckchen damit anfertigen, was auch immer.
so lange ich das nicht kann, verlasse ich persönlich mich lieber auf die oben genannte Anlehnung.
In diesem sinne halte ich Zügel übertreichen allerdings auch für eine eher strittige Übung in einer Turnierprüfung, es sei denn vielleicht in S. DA wäre es allerdings sehr spaßig!
Das sehe ich ähnlich. Das Problem ist einfach, dass in den meisten Fällen, wenn der Zügel durchhängt, das Pferd schlicht hinter dem Zügel und nicht mehr vor dem Bein ist. Das heißt aber nicht, dass es nicht möglich ist, ein Pferd am durchhängenden Zügel korrekt und sauber an den Hilfen zu haben - ich habe es nur fast noch nie gesehen.
Für mich als Otto-Durchschnittsreiter ist der durchhängende Zügel kein Ziel. Einfach deshalb, weil ich schon über 40 bin und nach meinem Lerntempo das korrekte und zielführende Reiten von höheren Lektionen in sauberer Anlehnung realistischerweise die restlichen 20 Jahre im Sattel sauber ausfüllen wird.
Zum Überstreichen habe ich allerdings eine andere Meinung als esge, es dient ja nicht nur zur Überprüfung des Pferdes, sondern letztlich der Überprüfung der Einwirkung des Reiters. Ich nutze es sehr häufig gerade in der Versammlung (vor allem im Galopp bei lebhaften Pferden), um sicherzugehen, dass ich nicht ins Ziehen komme.
Zudem hat das Überstreichen eine weitere positive Nebenwirkung - das Pferd kann sich das Gebiss wieder locker im Maul zurechtlegen (interessanter Hinweis von Karl-Friedrich von Holleuffer bei einem Seminar über Gebisseinwirkung).