Hm, ich finde nicht unbedingt, dass bei so Explosionskisten wie Frax oder Celta das Leichttraben mit Vorwärts und leichter Hand dasselbe ist wie Entspannen im Schritt bei weniger explosiven Ausgaben. Frax-Kisten und Celta-Kisten sind enorme Adrenalin-Aufbauer. Also Pferde, die schnell ein hohes Maß an Adrenalin ausschütten (können). Das ist auch sicherlich sinnvoll, wenn man viel flüchten muss, hilft Adrenalin, blitzschnelle Reaktionen zu zeigen und sehr schnell Körperfunktionen wie Herz und Lunge auf massive Bewegungen vorzubereiten.
Ein Pferd wie Frax ENTSPANNT im Trab dann nicht geistig, sondern es baut aktiv Adrenalin ab und kann dann erst geistig loslassen. Der Zusammenhang zwischen Abbau von Adrenalin und körperlicher Bewegung ist inzwischen ja sogar wissenschaftlich beim Menschen nachgewiesen (und könnte z.B. auch einer der Indikatoren für Herzinfarkte etc. bei Managern und Bürohengsten sein, denn hier hat man mehrfach am Tag hohe Adrenalin-Ausstöße, die Möglichkeit zum Abbau durch Bewegung fehlt letztendlich aber völlig). Adrenalin und Cortisol dämpfen die Darmtätigkeit und setzen Energie für Bewegung frei, das Herzkreislaufsystem fährt hoch, die Pulsfrequenz steigt.
Edit: was ich damit u.a. sagen wollte - solche Pferde sind hormonell oft gar nicht (mehr) in der Lage, durch Schritt zu entspannen, weil dazu erstmal das Cortisol aus dem Blut muss.
Darum ENT-stressen solche Pferde sehr gut im Trab. Bei diesen Pferden ist der Schritt ja häufig der PRÜFstein der Losgelassenheit, und nicht der Weg zur Losgelassenheit. Anders dagegen war mein – oberfaules – Warmblut… Für den war aber jeder Trabschritt mehr einer zu viel für die liebe Hoheit. *g*Für ihn war es anstrengender, überhaupt sowas wie Spannung in seinem Körper aufzubauen, so dass er im Schritt wahrlich am besten erholen konnte - nämlich vor allem körperlich, ein Adrenalin-Abbau war da aber idR auch nicht notwendig. Tendenziell ist traben für Celta z.B. auf jeden Fall (und galoppieren noch viel mehr) irrigierweise beruhigend und Schritt in den ersten 45min der Arbeit eher als spannend im Sinne von Spannung aufbauend (das muss ja keine Negative sein!), während für meinen Warmblüter der Schritt eher beruhigend/dämpfend und der Trab eher vitalisierend ist.
Insofern finde ich, dass es zum einen sehr vom Pferd, vom Ausbildungsstand, von der Tagesform und letztendlich auch von der Begabung und Neigung des Reiters abhängt. Man kann schlecht sagen, es ist immer so oder immer anders – was ich allerdings NICHT glaube ist, dass eine Rückführung aus dem Trab IMMER dynamisierend ist. Man kann (wenn man es kann *g*) durch die Rückführung auch eine eher ruhige Piaffe bekommen, grade bei Pferden die eher „AM GAS“ sind. Für manche ist es leichter, sich sozusagen darauf einzulassen „weniger Boden zu machen“, also eher Energie-löschend im Sinne von Raumgrifflöschend zu arbeiten, während ein Anpiaffieren aus dem Schritt als Energie-addierend ohne die Möglichkeit diese zu Entfalten empfunden wird. Ein sehr schönes Beispiel dafür hatte mal Cornille auf der Homepage (das Video gibt es aber nicht mehr), da konnte man sehr schön sehen wie aus dem Trab einfach immer „noch ein bisschen weniger, noch ein bisschen weniger“ entstand, was deutlich stressloser vonstattenging als die Justierung aus dem Schritt, die schnell einfach viel zu viel explosionsartige Energie freigesetzt hat.
Man tut ganz gut, einfach der Affinität der Pferde Vorrang zu geben, ein Pferd das sich gerne bewegt lasse ich bewegen, ein Pferd das gerne ausruht lasse ich im Stehen oder im Schritt ausruhen.
Edit:
Das Eselprinzip kennt jeder, oder? Gazellen sterben in den Bergen, Esel in der Wüste. Beide leben unterschiedlichste Umfelder beherrschend aus. Eine Gazelle, die darüber nachdenkt ob sie jetzt vor dem Raubtierrudel davon läuft oder nicht und vor allem in welche Richtung, ist schneller aufgegessen als sie sich umdrehen kann. Erst laufen dann denken ist auf jeden Fall die beste Devise. Esel sind "stur" und bleiben insbesondere bei Gefahr oft erstmal stehen. Schon klar, in den Bergen wohl eher eine dumme Aktion, erstmal die Felsen angucken und DANN laufen. Wer einfach loshüpft stürzt ab...
Mein WB war eher Marke Esel (auch gerne: Löse Probleme durch Kraft oder durch Nachhaltigkeit

/ Geduld und Sturheit), Celta ist eher Marke Gazelle (benutze die Beine und denke hinterher darüber nach, warum).