Pladoyer für die Besinnung auf die klassischen Prinzipien

Rund um die klassische Reitkunst

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grisu
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Beitrag von grisu »

Sascha hat geschrieben:Warum wird die korrekte Verschnallung der Nasenriemen vor der Prüfung nicht einfach kontrolliert? :?:
Weil ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Richter ihren Pferden daheim selbst das Maul zuknallen.
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

grisu hat geschrieben:
Sascha hat geschrieben:Warum wird die korrekte Verschnallung der Nasenriemen vor der Prüfung nicht einfach kontrolliert? :?:
Weil ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Richter ihren Pferden daheim selbst das Maul zuknallen.
Das glaube ich dir ungesehen, aber dennoch wäre es doch die einfachste Lösung. Einfach ein genormter Stock zwischen Nasenrücken und Reithalfter geschoben und kein Richter kann es mehr übersehen.

Aber allgemein fehlt da wohl momentan einfach das Bewusstsein dafür, dass Nasenriemen nicht so fest zugezogen gehören, denn es ist ja heute nicht mehr die Ausnahme sondern die Regel. Ich habe es vor 25 Jahren noch anders gelernt, in einer wirklich typisch deutschen Reithalle in Unterkaffdorf. Heute sehe ich das so nicht mehr. Ich sehe viel mehr irritierte Reiter, die sich wundern, dass man sogar ganz ohne Nasenriemen auskommen kann und damit oh wahnsinn sogar ins Gelände geht (und das auch noch ohne Martingal! . :shock: :lol: )
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
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loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Selbst bei den Westernreiter sieht man immer mehr Nasenriemen.

Nur auf'm Tunier da sind sie noch nicht erlaubt ....
grisu
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Beitrag von grisu »

Sascha hat geschrieben:
grisu hat geschrieben:
Sascha hat geschrieben:Warum wird die korrekte Verschnallung der Nasenriemen vor der Prüfung nicht einfach kontrolliert? :?:
Weil ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Richter ihren Pferden daheim selbst das Maul zuknallen.
Das glaube ich dir ungesehen, aber dennoch wäre es doch die einfachste Lösung. Einfach ein genormter Stock zwischen Nasenrücken und Reithalfter geschoben und kein Richter kann es mehr übersehen.

Aber allgemein fehlt da wohl momentan einfach das Bewusstsein dafür, dass Nasenriemen nicht so fest zugezogen gehören, denn es ist ja heute nicht mehr die Ausnahme sondern die Regel. Ich habe es vor 25 Jahren noch anders gelernt, in einer wirklich typisch deutschen Reithalle in Unterkaffdorf. Heute sehe ich das so nicht mehr. Ich sehe viel mehr irritierte Reiter, die sich wundern, dass man sogar ganz ohne Nasenriemen auskommen kann und damit oh wahnsinn sogar ins Gelände geht (und das auch noch ohne Martingal! . :shock: :lol: )
Ganz subjektiv finde ich, dass das Gegenteil der Fall ist. Das Bewusstsein das überhaupt ein Problem besteht, ist nach meinem Eindruck viel höher als früher. Aber das sind ganz subjektive Eindrücke.
Das mit der grundsätzlichen Überprüfung wäre auf jeden Fall ein großer Schritt in die richtige Richtung.
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

grisu hat geschrieben:Ganz subjektiv finde ich, dass das Gegenteil der Fall ist.
Das kann ich nun weder bestreiten noch bestätigen, dafür fehlen mir eindeutig Erfahrungen in Vereins- und Turnierställen.
Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass man mir das mit den zwei Fingern (ach nee, das war sogar eine Kinderfaust :D) als 6-jährige in einem dtsch Vereinsstall mal beigebracht hat. Ich war also eher überrascht als ich feststellte, dass hier die Nasenriemen häufig einfach fest zugezogen werden. Nun lebe ich aber auch in einer Ecke Deutschlands, in der sich neuere Entwicklungen immer erst 5-10 Jahre später zeigen und durchsetzen. :lol:
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dornröschen
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Beitrag von dornröschen »

Gawan hat geschrieben: Und was macht das arme Pferd den Rest des Tages, wenn es seinen Unterkiefer selber tragen muss?
Nun ja, da trägt es den UK selbst: es frisst, säuft, betriebt Fellpflege mit Kumpels, etc. wobei die Kaumuskeln angespannt werden um den UK zu schließen und beim Öffnen durch das Gewicht des UK gedehnt werden. Oder das Pferd döst und "lässt locker" dann steht es rum mit hängender Unterlippe und offener Maulspalte. Grob gesagt.
Beim Reiten verlange ich vom Pferd, UK und Maulspalte über einen längeren Zeitraum hinweg geschlossen zu halten. Das kann es natürlich leisten, denn die Kaumuskulatur ist, wie Du ganz richtig erkannt hast, gut ausgebildet. Ich biete dem Pferd lediglich die Möglichkeit den UK zu "entspannen". Es kann, muss aber nicht. Das hängt auch sehr vom Pferdetyp ab. Manche nehmen das gerne an und stören sich kein bisschen an dem Druck auf dem Nasenrücken. Andere vertragen überhaupt keinen Druck auf der Nase, dann sollte man eine andere Lösung finden. Genau aus diesem Grund gibt es so viele verschiedene Reithalfter. Man kann auch ganz ohne reiten, spricht ja nix dagegen.

Nur dieses Verteufeln der Nasenriemen, das hier im Forum oft zu lesen ist, stößt mir sauer auf. Soll doch jeder so machen, wie er will und wie es dem jeweiligen Pferd zum jeweiligen Zeitpunkt am besten passt.

Und, das mit dem Ablegen des UK ist nur ein ganz kleiner Aspekt, den man aber beachten kann, wenn man sich ein bisschen mit der funktionellen Anatomie des Pferdes befasst.


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cajujo
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Beitrag von cajujo »

da ist wirklich was dran, zumindest wurde uns das im Studium damals so gelehrt...
Der Unterkiefer des Pferdes ist sehr schwer und unterliegt den Gesetzen der Schwerkraft. Um das Maul geschlossen zu halten ist das Pferd also "gezwungen" den UK aktiv, d.h. mit Muskelkraft der Kaumuskulatur (M. masseter und M. temporalis) geschlossen zu halten (was nicht heißt, dass es die Zähne aufeinander beißt). Ein korrekt verschnallter Nasenriemen soll dem Pferd erlauben den UK "abzulegen", so dass es keine Muskelkraft aufwenden muss, um ihn zu halten. Deshalb ist es auch wichtig, dass der Nasenriemen werde zu fest noch zu locker verschnallt ist. Die berühmten zwei Finger gestatten dem Pferd den Kiefer leicht zu öffnen, so dass die Backenzähne nicht oder nur ganz leicht aufeinanderliegen, die Maulspalte bleibt dabei geschlossen. Ein viel zu lose verschnallter Nasenriemen hat diesbezüglich gar keine Wirkung. Bis der UK am Nasenriemen "ankommt" ist die Maulspalte schon geöffnet.
Dankeschön für die Erklärung. Nun weiss ich wenigstens wie es gemeint ist.
Allerdings kommt es mir etwas theoretisch vor. Und selbst wenn das Pferd dieses dankbar annähme, kann ich keine reittechnischen Vorteile sehen.
Wenn man davon ausgeht, dass das Pferd idealerweise eine nette Anlehnung einnimmt und im Unterkiefer nachgiebig ist und durch den Speichelfluss schluckt, kann es n.m.V. kaum den Kiefer passiv ablegen und gleichzeitig weich, entspannt und aufmerksam bei der Sache sein.

Danke auch für die anderen Einschätzungen und Erfahrungen.
charona
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Beitrag von charona »

dornröschen hat geschrieben: Nur dieses Verteufeln der Nasenriemen, das hier im Forum oft zu lesen ist, stößt mir sauer auf. Soll doch jeder so machen, wie er will und wie es dem jeweiligen Pferd zum jeweiligen Zeitpunkt am besten passt.
Dornröschen, ich glaube, da hast Du was missverstanden. Ich wage mal zu behaupten, dass keiner hier im Forum Nasenriemen grundsätzlich verteufelt. Sehr zu Recht wird allerdings der viel zu eng verschnallte Nasenriemen -wie heute vielerorts üblich - kritisiert.
charona
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Beitrag von charona »

um nochmal zurückzukommen auf das ursprüngliche Thema: ich hätte hier mal einen Ausschnitt aus einer Trainingseinheit mit einem recht jungen Pferd nach der Winterpause: http://www.youtube.com/watch?v=ChQq8yMd5Ng

wie bewertet ihr dieses Training/die Reiterei?
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Interessante Therorie...demnach bin ich doch erstaunt wie trainiert mein UK ist, schließlich kämpft er auch jeden Tag gegen die Schwerkraft, damit ich nicht mit offenen Mund rumlaufen muss - und das obwohl mir hin und wieder der Kiefer aufklappt ;-)

S&P, nein, absolut wahr. Ist mir schon mehrmals zu Ohren gekommen und die wenigsten haben sich die Richtlinien mal durchgelesen ;-)
Es grüßt Nadine

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dornröschen
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Beitrag von dornröschen »

charona hat geschrieben:
dornröschen hat geschrieben: Nur dieses Verteufeln der Nasenriemen, das hier im Forum oft zu lesen ist, stößt mir sauer auf. Soll doch jeder so machen, wie er will und wie es dem jeweiligen Pferd zum jeweiligen Zeitpunkt am besten passt.
Dornröschen, ich glaube, da hast Du was missverstanden. Ich wage mal zu behaupten, dass keiner hier im Forum Nasenriemen grundsätzlich verteufelt.
Och, da wäre ich mir nicht so sicher :) Vielleicht war das "oft" etwas übertrieben, aber ich kann mich lebhaft an einige Diskussionen hier erinnern, wo einige wenige User sehr vehement gegen den Einsatz von Nasenriemen plädiert haben. Tenor war:" Wer einen NR benutzt, der hat etwas zu verbergen, nur ohne NR zeigt sich, ob das Reiten/die Ausbildung korrekt und reell ist/war."

Ich hab's halt nicht so mit Dogmen und Missionaren 8)
charona hat geschrieben:Sehr zu Recht wird allerdings der viel zu eng verschnallte Nasenriemen -wie heute vielerorts üblich - kritisiert


Da bin ich voll bei Dir. Dass ein zu eng verschnallter NR großer Mist ist und viel Schaden anrichten kann, ist ja wohl unbestritten.
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Beitrag von grisu »

Kosmonova hat geschrieben:Interessante Therorie...demnach bin ich doch erstaunt wie trainiert mein UK ist, schließlich kämpft er auch jeden Tag gegen die Schwerkraft, damit ich nicht mit offenen Mund rumlaufen muss - und das obwohl mir hin und wieder der Kiefer aufklappt ;-)
Sei mir nicht böse kosmonova, aber bei so Kommentaren verliert man so richtig die Lust, etwas zur Diskussion zu stellen. Zumal Dornröschen sich große Mühe gegeben hat, das ziemlich differenziert darzustellen. Sie hat ja scheinbar Vet. med. studiert und evtl. könnte man ja auf den Gedanken kommen, dass ihre Kenntnisse diskussionswürdig sind.

Wenigstens mal drüber nachdenken, und nicht gleich einen "lustigen" Kommentar zu schreiben, wäre schon freundlicher (und ein bisschen respektvoller?).

Vielleicht ist diese Theorie ja eine Antwort darauf, warum sich manche Pferde mit RH tatsächlich wohler fühlen? Ich kenne tatsächlich welche und mich würde schon interessieren, woran das genau liegen könnte.

Vielleicht auf den Gedanken kommen "Stimmt, wenn ich beim Sport etwas motorisch Anspruchsvolles mache, beiße ich oft die Zähne zusammen - woran liegt das?" Oder mal drüber nachdenken, dass Sport- und Reitlehrer empfehlen, die Zunge ganz leicht gegen das Gaumendach zu legen, um im ganzen Körper losgelassen zu sein. Vielleicht hilft das RH ja tatsächlich manchen Pferden eine solche entspannte Stellung zu halten? Oder darüber, dass Generationen von guten Reitern und Pferdekennern (korrekt verschnallte) Reithalfter benutzten.

Dann vielleicht mal wenigstens nicht davon ausgehen, dass jemand, der eine vielleicht nicht gleich von jedem zu erfassende Theorie vorträgt, gleich abgebügelt werden sollte?
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Es nervt genauso wenn man jedes Späßchen, dass einen gerade nicht in den Kram passt, erklären muss ;-)

Es klingt nunmal wie eine Steilvorlage und die nutze ich gern. MeineJüte!
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Beitrag von marquisa »

Kosmonova hat geschrieben:Interessante Therorie...demnach bin ich doch erstaunt wie trainiert mein UK ist, schließlich kämpft er auch jeden Tag gegen die Schwerkraft, damit ich nicht mit offenen Mund rumlaufen muss - und das obwohl mir hin und wieder der Kiefer aufklappt ;-)
Ähm,nö,das ist so nicht richtig.
Vielmehr wird der Unterkiefer in Entspannung in der sogenannten Ruheschwebelage gehalten,wobei die Zahnreihen nicht geschlossen sind,wohl aber die Lipppen.
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Beitrag von Kosmonova »

Und beim Pferd gibt es diese Ruhe-Haltung nicht?
Zuletzt geändert von Kosmonova am Fr, 07. Mär 2014 14:22, insgesamt 3-mal geändert.
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