Gawan, ich stimme dir sämtlichst zu!! Zum einen zu deinen Überlegungen bezüglich der Wirkung eines Nasenriemens, zum anderen auch zu deinen Ausführungen zum Thema "Anlehnung".
Wenn es eine feine Anlehnung, die den Namen auch wirklich verdient, des öfteren gäbe, hätten wir hier gar keine hdS-Diskussion, sondern könnten gut gerittene Pferde mit der NvdS bewundern...
Gerade im Spitzendressursport sehe ich wie du auch ein ständiges Ziehen - trotz Kandare...
Und wenn man bedenkt, dass z.B. laut Stahlecker bei einem Zügelzug von 2,5 kg bei einem auf Kandare gezäumten Pferd je nach Kandarenwinkel bis zu 50 kg auf der Pferdezunge landen, ist es doppelt grausam, dann auch noch den Nasenriemen zuzuknallen.

(Ein Nasenriemen kann m.M. nach nur dann in irgendeiner Form den durch Zug am Zügel verursachten Druck "umlenken", wenn er in irgendeiner Form Kontakt zum Gebiss hat. Ein Nasenriemen, der wie bei der Kandare unterhalb der restlichen Zäumung verläuft, also komplett separat am Pferdekopf befestigt ist, wirkt nur, wenn das Pferd das Maul bewegt/öffnet, wodurch sich aber nicht der Druck im Maul verringert, sondern weiterer Druck an anderen Stellen entsteht.)
Um noch einmal auf Damon Hill zurückzukommen (einfach nur als Beispiel, ich könnte auch Valegro oder sonst ein Spitzendressurpferd nehmen):
Ich sehe ein immer wieder etwas eingerolltes Pferd - das hat mit Hengsthals ja oder nein wirklich überhaupt nichts zu tun

- sondern aus meiner Sicht viel wahrscheinlicher mit dem Einsatz von Schlaufzügeln beim Training zu Hause. Gerade in den schweren Lektionen (z.B. Piaffe, Pirouetten) fällt die eingerollte Haltung auf, die m.M. nach aus dem Einsatz von Schlaufzügeln resultieren könnte. Auch die starre Kopf-Hals-Position in sämtlichen Lektionen zeugt m.M. nach davon.
Für mich wird Damon Hill weder fein geritten (Zug am Kandarenzügel, ständiger und deutlicher Sporeneinsatz) noch wirken seine Bewegungen für mich "leicht", sondern vielmehr so, als würde er mit Kraft gegen Widerstände arbeiten. Seine Beine schwingen nicht locker vor, sondern werden aktiv übertrieben hochgezogen.
Ich habe eben 2 Piaffe-Bilder zum Vergleich rausgesucht, einmal PK und einmal HL, an denen wesentliche Unterschiede erkennbar sind (zumindest aus meiner Sicht der Dinge): PK zeigt mit seinem Pferd eine klassische Piaffe, die mir sehr gut gefällt (auch wenn das vordere Standbein etwas rückständig ist). HL zeigt eine imposante Piaffe, an der ich - bis auf das gerade Standbein - aber kaum weitere Merkmale für eine gute (=gymnastisch wertvolle) Piaffe erfüllt sehe.
Zum Thema starker Trab und Passage: Vielleicht reicht es schon aus, mit Schlaufzügeln regelmäßig hdS bzw. eingerollt zu reiten, um durch Muskelverkürzungen eine höhere vordere Beinaktion zu erreichen - aber in meinem Kopfkino spielen sich lauter manipulative Szenarien ab, insbesondere wenn beim starken Trab die Vor- und Hinterhand nicht mehr richtig zusammenpassen und die Passage nicht mehr flüssig im Sinne von weich gezeigt werden kann. Das ist für mich eine Marionettenpassage, bei der sich mir natürlich auch der Verdacht aufdrängt, dass sie dem Pferd mit unschönen Methoden beigebracht wurde.
Eine Manipulatiosmöglichkeit, die hier bestimmt schon mal im Zusammenhang mit Totilas erwähnt wurde (kurzer Auszug):
Dressur pervers aus ST.GEORG Juli/2005
Marionetten-Passagen
„Bei uns macht das jedes kleine Dressurmädchen“ – die Arbeit mit Schuhen ist in den Niederlanden gang und gäbe. Dem Pferd werden beim Longieren oder Reiten Lederschlaufen um die Füße geschnallt, an denen auf Höhe des Ballens ein großer Ring befestigt ist. Von diesem Ring führt eine Lederschnur durch eine Schlaufe am Gurt zwischen den Vorderbeinen des Pferdes in die Hand des Longierenden. Winkelt das Pferd beim Traben den Oberarm an, wird an dem Band gezogen. Das Ergebnis dieser Trainingsmethode ist frappierend. Gerade noch trabt ein Pferd mit „normalem“ Trab um einen herum, Minuten später schwebt ein Dressurknaller mit der „allerbesten“ Kadenz auf dem Zirkel. Wie stark diese Schuhe den Bewegungsablauf verändern, kann man sich kaum vorstellen. Man muss es gesehen haben. Beim zweiten Blick fallen einige Details auf: Egal, welchen natürlichen Trabablauf die Pferde von Hause aus haben – flacher Schlittschuhläufer, oder rollende Knieaktion – sie „passagieren“ alle gleich: Der Oberarm ist extrem hochgezogen, teilweise sogar über die Waagerechte, die Spitzen der Hufe – auf die mit den Schuhen die meiste Kraft einwirkt zeigen auffällig stark zum Buggelenk. Bilder, wie man sie von einigen internationalen Spitzenpferden kennt. Auch von Hengsten, deren Nachkommen dann seltsamerweise deutlich weniger „Tritt und Schwups“ als ihre Erzeuger aufweisen.
http://www.st-georg.de/hintergrund/roll ... 0&class=57
Das ist nur eine Manipulationsmöglichkeit, aus der Gangpferde-Szene sind ja noch diverse weitere bekannt.
Es geht beim großen Dressursport in erster Linie ums Geld - um sehr viel Geld. Dass u.U. in die Trick-Kiste gegriffen wird, um aus dem Pferd das best-höchst-weitmöglichste herauszuholen, halte ich nicht für unwahrscheinlich.
Ich hatte das Video von IK mit Nector einfach deshalb hier kurz eingestellt, weil es in vielem einen krassen Gegensatz zu den heutzutage ganz vorne platzierten Spitzendressurpferden zeigt. Die Mängel sehe ich auch, aber ich sehe auch ganz viel Positives.
Insbesondere die Einstellung zum Pferd scheint mir eine komplett andere zu sein - und das ist für mich der gravierendste Unterschied.
Nector werden seitens der Reiterin deutlich mehr Freiräume gelassen (die er auch teilweise für sich ausnutzt), die Bewegungen sind fließend und natürlich, das Pferd präsentiert sich im Rahmen seiner Möglichkeiten (und nicht perfekt) und ich bin mir ziemlich sicher, dass bei seiner Ausbildung ein pferdefreundlicher Weg beschritten wurde.
Ein DH präsentiert sich ähnlich wie ein Totilas sehr imposant, nahezu fehlerfrei, mit gewaltigen exaltierten Bewegungen und metronomähnlicher Präzision - allerdings in weiten Teilen fernab von natürlichen Bewegungsabläufen. Selbst in den ganz großen Prüfungen, bei denen sämtliche Kameras auf das Pferd-Mensch-Paar gerichtet sind, wird das Pferd mit tw. deutlichem Zug am Kandarenzügel, hdS und ebenfalls deutlichem Sporeneinsatz präsentiert - da muss man sich doch fragen, wie das Training wohl zu Hause abläuft, wenn keiner zuschaut.
Das Schlittenbild verstehe ich übrigens auch nicht...
Edit: Ich habe die Bilder nach einer kurzen Diskussion zu Hause wg. copyright lieber rausgenommen.
Die gravierendsten Unterschiede sind aus meiner Sicht:
-die Höhe des Genicks (bei PK auf Schulterhöhe, bei HL auf Höhe der Hände(!),
-Nase deutlich vdS bei PK, Nase deutlich hdS bei HL,
-mehr Lastaufnahme hinten bei PK als bei HL (am Fesselgelenk des Standbeines ersichtlich) sowie
- ein aufgewölber Pferderücken bei PK, ein weggedrückter bei HL.
Piaffe PK:
http://www.forthehorse.com/images/2010/ ... 20karl.jpg
Piaffe HL:
http://www3.pictures.zimbio.com/gi/Damo ... FzW9ul.jpg