Juniperus hat geschrieben:Danke für die Erläuterungen, Ulrike.
Wie sieht es mit der Unterkieferpositionierung und -Lockerung und der korrekten Stellung allgemein aus? Für mein (akademisch geprägtes) Verständnis, ist das damit nicht möglich. Und mir persönlich ist das Risiko, ungewollt sehr scharf einzuwirken zu hoch, darüber hinaus entsprechen die Signale, die ich damit dem Pferd gebe nicht denen die ich beim Reiten später nutze.
Aber ich glaube, dass Thema Kopflonge wurde hier an anderer Stelle schon mal besprochen und die Fotos wirken ruhig und harmonisch - ich möchte mit meinen Fragen und Überlegungen keinesfalls verdeckt Tierquälerei oder so unterstellen.
Le-Bai, was spricht für Dich gegen den Kappzaum?
Marquisa, ein superschickes Pferdchen!! Bin sehr gespannt, wie er sich entwickelt!

Nach meinen Erfahrungen bietet sich der Kappzaum nur dann an, wenn das Pferd keine Widerstände gegen die Kreislinie aufbringt.
Und das ist meines Erachtens gerade bei Jungpferden unterschätzt.
Sobald das Pferd im Körper widerstände aufbaut (balance-probelme, händigkeit ect.) macht es vor allem im genick zu. Der Kappzaum wirkt - über den hebel des Oberkiefers (länge der Knochen bedenken) direkt über die knöchernen strukturen auf das genick. und das alles andere als sanft ...
die Kopftrense wirkt nicht aufrichtend - sie bringt Zug auf die Maulwinkel. Welches Pferd lässt sich mit punktuellem Zug auf die Maulwinkel aufrichten? Das wäre ungefähr so, wie sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen ...Die Zunge+ Laden werden bei der Kopflonge übrigens nicht von den Wirkungen des Gebisses stark beeinflusst, solange man als Longenführer eine vernünftige position zum Pferd hält. kommt man hinter das Pferd, wird der Druck auf zunge und laden am inneren Gebissring erhöht.
Das kann ich vom Kappzaum nicht behaupten. ein seitliches Abtrifften bewirkt gerade in den "verspannten" (nicht gelösten) aber muskulär noch nicht stabilisierten Bereichen des genicks mit fatalen kräften. Steht man hinter der Schulter des Pferdes,... dann sowieso...
vor allem in der seitlichen begrenzung hat die Kopflonge ihre stärken.
dazu kommt, dass ich praktisch abkauübungen in der bewegung machen kann. das pferd hat einen freien kiefer - den es frei verschieben kann. diese reize fehlen beim kappzaum. ich kann das pferd sehr gerade einstellen - oder sogar in außenstellung, wenn es noch nicht weit genug ist. die einwirkung auf den kappzaum ist selbst mit verschd. verschnallmethoden ausschlißeßlich nach innen gerichtet. es gibt keine differenzierte wirkung.
ich habe "kappzaum-longieren" bei einer recht versierten ausbilderin gelernt.
wer sich einmal einen Kappzaum satt um ein körperteile verschnallt hat, und daran laufen sollte, weiß, was das genick aushalten muss z.T.
diese erfahrungen wurden bei mir osetopathisch bestätigt. naturgemäß war zu diesem zeitpunkt nur schritt und trab ein thema.
es hat gereicht, die strukturen überzustrapazieren.
das war sicher eine besondere auffälligkeit bei diesem pferd ... aber sie war bei diesem und anderen existent.
alternativ dazu hat pferd nummer 2 den angelegten kappzaum mit heftigstem steigen und kopfschütteln quittiert. es konnte mit seinem genick und seinen körperlichen gegebenheiten mit einem kappzaum schlicht nicht umgehen. das blinde gebiss hat dann erste kau- und schluckreflexe angeregt (in zwangloser bewegung beliebiger form), darin haben wir uns gesteigert und schließlich mit der kopflonge gearbeitet.
ähnliche kandidaten (gern mit reichlich unterhals) werden heute noch am kappzaum "nach unten gezuppelt" ... und ich sehe diese dinge und probleme oft im kleinen, welche ich bei diesem pferd in extremform hatte. das war eine ausnahme, aber sie hat zum nachdenken angeregt.
zwischendurch habe ich immer wieder den kappzaum angelegt und geprüft, wie das stellen angenommen wird.
es war inaktzeptabel im vergleich zur differenzierten stellung MIT LÖSUNG an der Kopflonge.
da fehlt diesem werkzeug eine dimension, welche ich persönlich zu sehr schätze.
anders herum wird es pferde geben, die mit der kopflonge nicht zurecht kommen.
aber auch dann würde ich nur noch mit einem äußerem (reichlich vershcnalltem) ausbinder am Kappzaum arbeiten.
die meisten pauschal ablehnenden aussagen zur Kopflonge ergeben sich aus mangelnder praxis oder falschem verständnis oder "schlechten erfahrungen" (wobei die sich oft auf mangelnde praxis zurückführen lassen).
Für viele Pferde sind die physikalischen Abläufe einer kopflonge weder maulverschleißend, noch "genick-druck" ... wenn pferd und ausbilder damit umzugehen können. wer natürlich ohne erklärung der pferd verschnallt und auf den kreis schickt ...
wird sich mehr an den hochgezogenen maulwinkeln, als dem verkeilte genick des derart auf dem kreis "rudernden" pferdes stören ... da gebe ich uneingeschränkt recht ...