Lustig, so "sieht" jeder etwas anderes
Ich sehe, dass das Pferd vorne die Beine drei Stunden lang stehen läßt und sich so über die VH wälzt. Das macht meiner Meinung nach mindestens einen Großteil der etwas ungewohnten Bewegungen der HH aus. Dazu kommt der tiefe/feste Brustwirbelsäulenbereich.
Einflüsse durch Tölt sehe ich als Isibesitzer hier gar nicht.
Was mir auffällt ist der Schweif an der Longe, der wird in beiden Fällen nicht wirklich locker getragen sondern steht eher verspannungsmäßig etwas höher.
Wäre es meiner, dann würde ich als erstes eine vernünftige Hufbearbeitung anstreben, die es ihm ermöglicht mit der Vorhand mal vom Platz zu kommen, damit sich die HH irgendwann normal bewegen kann. Als nächstes eine andere Osteo drüberschauen lassen und dann würde ich das Pferd geradeaus reiten. Zügig im Schritt und Trab geradeaus, bis er sich mit Reiter selber ausballancieren kann. Dabei würde ich reiterlich nur drauf achten ihm die Hand still anzubieten damit/bis er sich da irgendwann auch mal rantraut. Über Versammlung braucht man die nächste Zeit nicht mal im Ansatz nachzudenken. Auch Biegung erstmal nur auf sehr großen Linien. Der braucht einfach noch sehr viel vorwärts, um sich ausballancieren zu können. Erst wenn das im frisch-vorwärts-geradeaus da ist, kann man langsam dran gehen das Tempo wieder etwas zu drosseln und die Haxen etwas mehr in Last nehmen.
Das hat jetzt im übrigen gar nichts mit Reitweisenvorlieben zu tun. Meine Idee dazu hat mehr was damit zu tun, dass das ein Schubmonster von der Bahn ist, das bisher auf Topgeläuf ohne Reiter geradeaus gewetzt ist und genau dafür auch gezüchtet wurde. Es entspricht daher dem bisherigen Bewegungsmuster am ehesten sich erstmal im vorwärts zu orientieren und erst danach zu lernen auch mit etwas weniger Schub klar zu kommen. Das ist ein Trabfix von der Bahn, da muss man schonmal in etwas anderen Geschwindigkeiten denken als bei einem schweren Kaltblut.
Zum Reitvideo und der Frage im anderen Thread, ob man im RP arbeiten sollte: Siehe oben: noch ist das m.M. nur eingeschränkt möglich bzw. würde ich das reiten überwiegend nach draussen legen und den RP anders nutzen.
Was man hier übrigens deutlich erkennen kann ist, das was man meint, dass der Schritt eine der schwierigsten Gangarten ist: Die Einwirkung des Reiters im Schritt muss sehr bedacht erfolgen, da man sich sonst mehr kaputt macht als hinbekommt. So wie es jetzt ist, wirkt die Hand im Schritt rückwärts. Das summiert sich damit, dass das Pferd dem Zügel gegenüber eh etwas skeptisch eingestellt ist. So wird leider nichts besser, eher werden sich nicht so gute Muster, wie z.b. über den Unterhals stützen und verhalten laufen noch mehr festsetzen.
Ein Konterschulterherein sehe ich übrigens nicht. Auch nicht den Versuch. Ich sehe irgendwas Schenkelweichenartiges. Das wiederum finde ich aber ganz gut passend und da würde ich auch rangehen (obwohl ich SW nun wirklich nicht mein Freund ist, aber hier finde ich es sehr passend ) . Also: Schenkelweichen nochmal genau (im Unterricht) anschauen, wie es optimalerweise exakt sein sollte und das dann immer mal wieder für ein paar Schritte einbauen, um zu mobilisieren.
Was man im RP machen kann: Ich würde mir die RL schnappen und mir Handarbeit und sinnvolles Aufbaulongieren + Stangenarbeit erklären lassen. Außerdem würde ich Sitzstunden nehmen bzw. an der Anlehnung arbeiten.
Der Rest muss dann erstmal geradeaus im Gelände erfolgen.
So und weil das jetzt erstmal alles irgendwie ein wenig fies klingt:
Sich Unterricht für Sitz, Anlehnung und "Schrittreiten" zu organisieren ist etwas, was man sehr, sehr, sehr vielen Reitern nur empfehlen kann.
Dazu kommt: Das braucht man immer! Wirklich immer, wenn es ums reiten geht. Das ist also niemals verschenkte Zeit oder hält einen auf oder dauert zu lange. Im Gegenteil: Das ist sozusagen das Must-Have fürs reiten
Hier wird es nur nochmal sozusagen extra-wichtig, weil man aus einem Trabfix von der Bahn ein Reitpferd machen möchte. Da fängt man dann nunmal eher bei Minus 10 an, statt wie bei einer "normalen Warmblutremonte" bei Null.
Falls die Arbeitsbedingungen allerdings auf Dauer doch eher nerven, was ich sehr gut verstehen könnte, würde ich mich ehrlich gesagt auf Stallsuche begeben. Rund um Berlin gibt es dann doch den einen oder anderen Stall und auch wenn ich zugebe, dass man hier sehr stark schauen muss, gibt es durchaus einige, die mehr Möglichkeiten eröffnen. Hier einen Schmied zu finden ist da schon weit schwieriger. Das wird dann wohl Dein größtes Problem werden, falls Eisen benötigt werden ist man schon beinahe verloren *sic*
Zuletzt ganz allgemein und bei jedem Pferd im Aufbau: regelmäßig Sattelcheck und hin und wieder eine Osteo nacharbeiten lassen.
Ein verbessertes Bewegungsbild sollte sich hier aber auch ohne zu großen Aufwand herstellen lassen, wenn das Pferd grundsätzlich durch einen Reitpferde-TÜV kommen würde.