Moins,Max1404 hat geschrieben:
Das Pferd ist bergab, die Kruppe ist hoch, und der der Widerrist sackt nach unten, der Reiter scheint fast nach vorne-unten eine Kuhle zu sacken. Die HH nimmt keine Last auf. Das Pferd zeigt überhaupt keine Längsbiegung, sondern ist in jede Richtung völlig fest (kein Wunder, dass man das nicht sitzen kann). Besonders deutlich wird die mangelnde Geschmeidigkeit in den "Zick-Zacks" in Trab und Galopp beim Umstellen, das nicht flüssig gelingt. Es werden mehrere Tritte benötigt, bis die Richtungsänderung erfolgt ist, das Pferd läuft gerade und benötigt mehrere Tritte nach dem Umstellen, bis wieder eine Traversale sichtbar ist. Und das liegt nicht an der Perspektive! Im Galopp noch deutlicher zu sehen als im Trab. Das Reiter hat - wirklich überdeutlich zu sehen in dieser Lektion- keine Schulterkontrolle und auch keine Kontrolle über die Hinterbeine durch den Schenkel.
Die Pirouetten sind nur herumgeworfen und teilweise in Außenstellung.
yep, genau DAS sehe ich auf dem Video auch. Ansonsten unterschreibe ich bei Motte: So was ist prima und auch wichtig als Zeitdokument, live geritten möchte ich das allerdings nicht sehen.

Und einmal ganz generell: Doch, auch ich beobachte eine bisweilen (in meinen Augen) schon recht naive Verklärung der Klassiker im Vergleich zur Moderne. Und wenn ich dann weiß, dass z.B. ein de la Guérinière als Tipp für Pferde mit Zungenfehler parat hat, diesem etwas von der Zunge abzuschneiden, steht für mich klar fest: Nein, keinesfalls war früher alles besser im Vergleich zum heutigen Gereit. Das geht mir übrigens bei vielen dieser Heroen so: Auch bei einem Oliveira, der wirklich gute Schriften verfasst hat, dessen Gereit aber in meinen Augen viel zu oft den reinen Schenkelgänger zeigte. Und natürlich muss man das alles immer im historischen und kulturellen Kontext sehen, keine Frage. Aber: Das ist halt nichts, was ich persönlich adaptieren möchte und ganz grundsätzlich schadet es auch nicht, diesen Klassikgrößen mit einer gesunden Kritik zu begegnen. Oder auch anders: Wenn AvG jetzt ein Buch schreiben würde, würde sie ihre Methodik auch als besonders pferdefreundich propagieren (Stichwort Happy Athlete). Man stelle sich kurz mal vor: In der überübernächsten Generation würde dieses Buch dann zur Bibel der Reiterszene.

