Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen
Moderatoren: Julia, ninischi, Janina
Ich darf gerade das unglaubliche Buch eines Geigenbaumeisters bearbeiten, bei dessen Ausführungen ich ganz oft verblüfft bin, wie sehr der Bau einer Geige offenbar der Ausbildung eines Pferdes ähnelt. Hier ein Auszug, der perfekt zum Ausdruck bringt, was ich meine.
"Wenn man auf einem klangstarken Instrument spielt, beginnt unwillkürlich ein charismatischer Kampf mit der Energie der Resonanzen, die einem alles schenken, was an Schönheit möglich ist, aber sie machen einem zugleich das Leben schwer. Das ist physikalisch nicht zu vermeiden. Denn sie stören – man spricht physikalisch von einer starken Admittanz – die gleichförmige Saitenschwingung. Das macht es schwer, den Schwingungsvorgang zu kontrollieren – und ist doch zugleich die Ursache aller Schönheit.
Ein gutes Instrument wahrt immer seine Stärke und sein Geheimnis; es stellt sich zur Verfügung, aber es unterwirft sich nicht. Ein schwaches Instrument ist pure Unterwürfigkeit; es ist leicht zu spielen; es leistet dem Bogen keinen Widerstand. Doch sein harmloser Ton hat etwas unsäglich Banales und Debiles. Es kann nichts schief gehen. Je schwächer die Resonanzen, desto ungestörter das Geschehen. Das Schwache muss unentwegt bedient und belebt werden.
Je stärker aber die Resonanzen, desto erhabener der Klang, der sich entfalten kann. Wenn man mit der Kraft und Stärke zu spielen weiß, entfacht sich ein klangliches Feuerwerk.
Ebenjenes Wechselspiel mit den Resonanzen des Instrumentes ist das eigentliche Erlebnis, das mutige Musiker so lieben, denn hier berühren sie das Eigenleben, die Lebendigkeit, die Kraft, den Widerstand, die Unbeugsamkeit, die Größe und Ansprache eines jeden Tones. Das Instrument unterwirft sich nicht.
Auf einem Instrument zu spielen, das man nicht zähmen muss, ist vergeudete Zeit. Es muss zwar nicht gebändigt werden, aber es belohnt einen auch nicht. Es hat kein Leben in sich." (Martin Schleske)
"Wenn man auf einem klangstarken Instrument spielt, beginnt unwillkürlich ein charismatischer Kampf mit der Energie der Resonanzen, die einem alles schenken, was an Schönheit möglich ist, aber sie machen einem zugleich das Leben schwer. Das ist physikalisch nicht zu vermeiden. Denn sie stören – man spricht physikalisch von einer starken Admittanz – die gleichförmige Saitenschwingung. Das macht es schwer, den Schwingungsvorgang zu kontrollieren – und ist doch zugleich die Ursache aller Schönheit.
Ein gutes Instrument wahrt immer seine Stärke und sein Geheimnis; es stellt sich zur Verfügung, aber es unterwirft sich nicht. Ein schwaches Instrument ist pure Unterwürfigkeit; es ist leicht zu spielen; es leistet dem Bogen keinen Widerstand. Doch sein harmloser Ton hat etwas unsäglich Banales und Debiles. Es kann nichts schief gehen. Je schwächer die Resonanzen, desto ungestörter das Geschehen. Das Schwache muss unentwegt bedient und belebt werden.
Je stärker aber die Resonanzen, desto erhabener der Klang, der sich entfalten kann. Wenn man mit der Kraft und Stärke zu spielen weiß, entfacht sich ein klangliches Feuerwerk.
Ebenjenes Wechselspiel mit den Resonanzen des Instrumentes ist das eigentliche Erlebnis, das mutige Musiker so lieben, denn hier berühren sie das Eigenleben, die Lebendigkeit, die Kraft, den Widerstand, die Unbeugsamkeit, die Größe und Ansprache eines jeden Tones. Das Instrument unterwirft sich nicht.
Auf einem Instrument zu spielen, das man nicht zähmen muss, ist vergeudete Zeit. Es muss zwar nicht gebändigt werden, aber es belohnt einen auch nicht. Es hat kein Leben in sich." (Martin Schleske)
Für mich hat Dressur(-reiten)und auch- und gerade!- freie Arbeit etwas von einem Frage-geleiteten Dialog. Die geschickte Fragestellung erhöht die Chance darauf, dass die Antwort kommt die man wünscht, aber sie ist keine Garantie dafür.
Und immer muss nach meinem Dafürhalten ein "nein!" möglich sein.
Eines, das gehört werden will und soll, und eines zu dessen Beseitigung, es einer klugen neuerlichen Frage bedarf , oder aber eines, welches Akzeptanz desselben nach sich zieht.
Nimmt man nun einen so großen Einfluss auf den Willen des Gefragten, dass aus diesem Grunde kein "Nein" mehr kommt, so ist das für mich eine Form der Entfremdung vom Selbst.
In dem Moment, in dem ich mich als Fragensteller eines immerwährenden "jas" sicher bin, ist kein Gegenüber mehr da

Und immer muss nach meinem Dafürhalten ein "nein!" möglich sein.
Eines, das gehört werden will und soll, und eines zu dessen Beseitigung, es einer klugen neuerlichen Frage bedarf , oder aber eines, welches Akzeptanz desselben nach sich zieht.
Nimmt man nun einen so großen Einfluss auf den Willen des Gefragten, dass aus diesem Grunde kein "Nein" mehr kommt, so ist das für mich eine Form der Entfremdung vom Selbst.
In dem Moment, in dem ich mich als Fragensteller eines immerwährenden "jas" sicher bin, ist kein Gegenüber mehr da

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Ganz banales Beispiel:
Das junge Pferd soll es lernen dem Schenkel zu weichen. Es reagiert jedoch mit Widerstand, das heißt es geht zuerst massiv dagegen, drückt dagegen. Lass ich es dann entscheiden und beende die Übung? Nein, ich bleibe sanft aber beharrlich dran bis es seinen Widerstand -wenigstens etwas, wenigstens für den Moment- aufgibt. Das heißt NICHT dass ich aufs Pferd einschlage bis es willenlos seine Hinterhand rumschmeißt. Es bedeutet dass ich sanft aber absolut konsequent dran bleibe bis das Pferd nachgibt, oder vielleicht auch nur daran denkt nachzugeben. Und so arbeite ich Tag für Tag freundlich weiter, bis der Widerstand irgendwann aufgelöst ist. Was ist daran schlecht oder falsch?
Das junge Pferd soll es lernen dem Schenkel zu weichen. Es reagiert jedoch mit Widerstand, das heißt es geht zuerst massiv dagegen, drückt dagegen. Lass ich es dann entscheiden und beende die Übung? Nein, ich bleibe sanft aber beharrlich dran bis es seinen Widerstand -wenigstens etwas, wenigstens für den Moment- aufgibt. Das heißt NICHT dass ich aufs Pferd einschlage bis es willenlos seine Hinterhand rumschmeißt. Es bedeutet dass ich sanft aber absolut konsequent dran bleibe bis das Pferd nachgibt, oder vielleicht auch nur daran denkt nachzugeben. Und so arbeite ich Tag für Tag freundlich weiter, bis der Widerstand irgendwann aufgelöst ist. Was ist daran schlecht oder falsch?
Es hat niemand was von Draufschlagen oder Brechen gesagt. Das tust ganz sicher weder du noch der Mann im Video. Es geht darum, dass man jeden Widerstand, wie du so schön sagst, auflöst, bis da ... na, eben: nichts mehr ist.
Und das sieht man eben an dem Video oben und auch an dem von dir damals eingestellten Longiervideo. Das Eigene des Pferdes hat sich aufgelöst.
Und das sieht man eben an dem Video oben und auch an dem von dir damals eingestellten Longiervideo. Das Eigene des Pferdes hat sich aufgelöst.
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Meine Idee- dass Dressur vor allem daraus besteht Widerstände aufzulösen- kommt nicht von ungefähr. Man findet diese Wortwahl in verschiedenster Literatur -alter und neuer Meister- immer wieder. Ich ging bisher davon aus dass wir hier alle das Ziel haben in maximaler Harmonie und möglichst präzise mit unseren Pferden zu kommunizieren, und das setzt halt voraus dass sie keinen Widerstand leisten, sich nicht widersetzen. WIE man dies erreicht ist doch noch mal eine andere Sache. Auch mit ausschließlich positiver Verstärkung und ganz ohne Druck kann ich ein Pferd motivieren meinen Weisungen absolut präzise und willig Folge zu leisten. Wer möchte das nicht? Geht es nicht darum zu einer Harmonie zu kommen bei der ein Gedanke zählt um das Pferd in Bewegung zu setzen? Das muss nichts mit Kadavergehorsam zu tun haben (kann aber!), im besten Fall ist es das Ergebnis einer durchdachten und sehr feinen Ausbildung des Pferdes.
"Ein ausgebildetes Pferd zu besitzen bedeutet nicht nur die Gangarten zu versammeln oder Tempoverstärkungen zu haben, sondern vor allem daß es ausbalanciert, fröhlich und ohne Widerstand ist."
(Nuno Oliveira)
Ich kann garantieren dass sich das eigene MEINES Pferdes ganz sicher nicht aufgelöst hat, ganz im Gegenteil. Die Kunst besteht darin die Ideen des Pferdes niemals zu unterbinden, sondern manchmal anzunehmen oder gar zu loben. Das was man in unserem Video sieht ist das Ergebnis dieser Vorgehensweise, in großen Teilen basierend auf der Freiwilligkeit meines Pferdes. Und eigene Ideen hat er reichlich, jeden Tag aufs neue. Oft sogar zu viele
Gruß
"Ein ausgebildetes Pferd zu besitzen bedeutet nicht nur die Gangarten zu versammeln oder Tempoverstärkungen zu haben, sondern vor allem daß es ausbalanciert, fröhlich und ohne Widerstand ist."
(Nuno Oliveira)
Ich kann garantieren dass sich das eigene MEINES Pferdes ganz sicher nicht aufgelöst hat, ganz im Gegenteil. Die Kunst besteht darin die Ideen des Pferdes niemals zu unterbinden, sondern manchmal anzunehmen oder gar zu loben. Das was man in unserem Video sieht ist das Ergebnis dieser Vorgehensweise, in großen Teilen basierend auf der Freiwilligkeit meines Pferdes. Und eigene Ideen hat er reichlich, jeden Tag aufs neue. Oft sogar zu viele

Gruß
Harmonie ist für mich nicht, dass auf meinen Wunsch hin keinen Widerstand kommt, sondern dass mein Pferd das Gleiche will wie ich.
Dass eben:
Nicht dagegen sein, heisst eben noch lange nicht, dass man (mit vollem Herzen) dafür ist.
Dass eben:
kein Widerstand ist nur ein sehr kleiner Teil davon, der im Video sehr klar und deutlich vorhanden ist - was aber eben im Video fehlt (oder zumindest überhaupt nicht rüber kommt) ist das Wollen des Pferdes.wenn das Pferd etwas aus eigenem Antrieb machen WILL, weil es ihm Spaß macht, sich zu präsentieren, und weil es Dinge verstanden hat.
Nicht dagegen sein, heisst eben noch lange nicht, dass man (mit vollem Herzen) dafür ist.
Ich glaube hier gibt es tatsächlich ein Missverständnis. Du hast ja ein Video eingestellt, in dem du mit deinem Pferd arbeitest - und da zeigt es genau das, was hier wohl den meisten bei der Quarterstute fehlt, nämlich fröhliche Mitarbeit.Rusty072009 hat geschrieben: ...
Ich kann garantieren dass sich das eigene MEINES Pferdes ganz sicher nicht aufgelöst hat, ganz im Gegenteil. Die Kunst besteht darin die Ideen des Pferdes niemals zu unterbinden, sondern manchmal anzunehmen oder gar zu loben. Das was man in unserem Video sieht ist das Ergebnis dieser Vorgehensweise, in großen Teilen basierend auf der Freiwilligkeit meines Pferdes. Und eigene Ideen hat er reichlich, jeden Tag aufs neue. Oft sogar zu viele![]()
Gruß
Allerdings glaube ich, dass dieser Ausdruck auch rassebedingt ist. Die Stute sieht nach einem typischen Reiningpferd, vielleicht sogar Cuttingpferd aus - und die haben diesen etwas verbissenen Arbeitspferdeausdruck, sind aber dann in der Rinderarbeit häufig alles andere als willenlose Befehlsempfänger!
Rusty, das ist ja auch kein persönlicher Vorwurf. Mir gefällt es einfach nicht, ich finde es aber deshalb nicht schlecht oder gar verwerflich. Der Mann in dem Video und auch du, ihr macht eine ganz feine, sorgfältige Arbeit, das weiß ich durchaus zu schätzen. Ich kann (um beim Klang zu bleiben) auch hören und anerkennen, wenn jemand ein klassisches Klavierstück sehr gut spielt, dennoch ist das (meist) nicht die Musik, bei der mir das Herz aufgeht.
Ich finde es jetzt nicht "schlimm" aber mein Eindruck ist z.B. dass das Pferd unter dem Reiter wesentlich entspannter schaut als bei der Bodenarbeit.
Die hier finde ich richtig genial Da haben zwei miteinander einen Heidenspaß!
https://www.youtube.com/watch?v=_XOgxx32y38
Die hier finde ich richtig genial Da haben zwei miteinander einen Heidenspaß!

https://www.youtube.com/watch?v=_XOgxx32y38
Liebe Grüße, Julia